Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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style="font-size:15px;">      »Wie soll man es aber machen, gnädiger Herr?« fragte Planchet ganz verlegen.

      »Höre, ich bezahle meine Armee bei der Rückkehr in die Heimath. Behalte meine Hälfte mit zwanzigtausend Livres, die Du während dieser Zeit umtreibst.«

      »Und meine Hälfte?«

      »Ich nehme sie mit.«

      »Euer Vertrauen ehrt mich, doch wenn Ihr nicht zurückkommt?«

      »Das ist möglich, obgleich nicht sehr wahrscheinlich! Doch für den Fall, daß ich nicht zurückkommen würde, Planchet, gib mir eine Feder, daß ich mein Testament mache.«

      D’Artagnan nahm eine Feder, Papier und schrieb auf ein einfaches Blatt:

      »Ich, d’Artagnan, besitze zwanzigtausend Livres, welche ich mir Sou für Sou in den dreißig Jahren erspart habe, die ich im Dienst Seiner Majestät des Königs von Frankreich bin. Ich vermache fünftausend Athos, fünftausend Porthos, fünftausend Aramis, damit sie dieselben, in meinem und in ihrem Namen, meinem kleinen Freund Raoul, Vicomte von Bragelonne vermachen. Ich vermache die letzten fünftausend Planchet, damit er mit weniger Bedauern die andern fünfzehntausend an meine Freunde ausbezahlt.

      »Zu welchem Ende ich Gegenwärtiges unterzeichnet habe.

»D’Artagnan.«

      Planchet schien sehr neugierig, zu erfahren, was d’Artagnan geschrieben hatte.

      »Hier, lies,« sagte der Musketier zu Planchet.

      Bei den letzten Zeilen traten Planchet die Thränen in die Augen.

      »Ihr glaubt, ich hätte das Geld nicht ohne dieses gegeben? dann will ich nichts von Euren fünftausend Livres.«

      Lächelnd erwiederte d’Artagnan:

      »Nimm es an, nimm es an: Du wirst auf diese Art nur fünfzehntausend statt zwanzig verlieren und nicht versucht sein, um nichts zu verlieren, der Unterschrift Deines Herrn und Freundes Schmach anzuthun.«

      Wie rannte er doch das Herz der Menschen und der Spezereihändler, dieser liebe Herr d’Artagnan!

      Diejenigen, welche den Don Quixote einen Narren nannten, weil er allein mit seinem Knappen Sancho auf Eroberung eines Reiches ausging, und diejenigen, welche Sancho einen Narren nannten, weil er mit seinem Herrn auf Eroberung eben dieses Reiches auszog, hätten gewiß kein anderes Urtheil über d’Artagnan und Planchet gefällt.

      Der Erstere galt jedoch für einen seinen Geist unter den feinsten Geistern des französischen Hofes, und der zweite hatte sich mit Recht den Ruf eines der stärksten Köpfe unter den Krämern und Spezereihändlern der Rue des Lombards, folglich von Paris, folglich von Frankreich erworben.

      Betrachtete man aber diese Männer nur aus dem Gesichtspunkte, den man für alle Menschen anwendet, und die Mittel, mit deren Hilfe sie einen König wieder auf seinen Thron zu setzen gedachten, nur in Vergleichung zu andern Mitteln, so würde sich das winzigste Gehirn des Landes, wo die winzigsten Gehirne sind, gegen die ungeheuerliche Anmaßung des Lieutenants und gegen die Albernheit seines Verbündeten empört haben.

      Zum Glück war d’Artagnan nicht der Mann, der auf die Alfanzereien, die man um ihn her trieb, oder auf die Commentare hörte, die man über ihn macht«. Er hatte den Wahlspruch angenommen: »Thue recht und laß’ sprechen.« Planchet hatte den angenommen: »Laß’ machen und sprich nichts.« Folge hiervon war, daß nach der Gewohnheit aller erhabenen Geister diese zwei Männer sich intra pectus schmeichelten, sie haben Recht gegen alle diejenigen, welche ihnen Unrecht gaben.

      Um einen Anfang zu machen, brach d’Artagnan beim schönsten Wetter der Welt auf, ohne Wolken am Himmel, ohne Wolken im Geist, freudig und stark, ruhig und entschieden, gestählt durch seine Entschlossenheit und folglich eine zehnfache Dosis von jenem mächtigen Fluidum mit sich tragend, das die Erschütterungen der Seele aus den Nerven hervorspringen machen und das der menschlichen Maschine eine Kraft und einen Einfluß verleiht, wovon sich zukünftige Jahrhunderte aller Wahrscheinlichkeit nach mehr arithmetisch Rechenschaft geben werden, als wir das heute thun können. Er folgte, wie in vergangenen Zeiten, der an Abenteuern fruchtbaren Straße, die, ihn einst nach Boulogne geführt hatte, und die er zum vierten Male machte. Er konnte beinahe unter Wegs die Spur seines Trittes auf dem Pflaster und die seiner Faust an den Thüren der Gasthöfe erkennen; stets thätig und gegenwärtig, weckte sein Gedächtnis jene Jugend wieder auf, welche dreißig Jahre später weder sein großes Herz, noch sein stählernes Faustgelenke Lügen gestraft hätten.

      Welch eine reiche Natur war die Natur dieses Mannes! er besaß alle Leidenschaften, alle Fehler, alle Schwächen, und der seinem Verstande inwohnende Widerspruchsgeist verwandelte alle diese Unvollkommenheiten in entsprechende gute Eigenschaften. In Folge seiner beständig umherschweifenden Einbildungskraft hatte d’Artagnan Angst vor einem Schatten, und weil er sich schämte, daß er Angst hatte, ging er auf diesen Schatten los und wurde über alle Maßen muthig, wenn wirklich eine Gefahr vorhanden war. Alles in ihm war voll Bewegung und deshalb Genuß. Er liebte ungemein die Gesellschaft Anderer, langweilte sich aber nie in der seinigen, und mehr als einmal, – hätte man ihn, wenn er allein war, studiren können, – würde man ihn haben über die Scherze, die er sich selbst erzählte, oder über die drolligen Phantasten lachen sehen, die, er sich gerade fünf Minuten vor dem Augenblick schuf, wo die Langweile kommen mußte.

      D’Artagnan war vielleicht diesmal nicht so heiter, als er es mit der Aussicht gewesen wäre, einige gute Freunde in Calais statt der zehn, schlimmen Bursche zu finden, die er dort treffen sollte; doch die Schwermuth beschlich ihn nicht mehr als einmal des Tages, und so erhielt er ungefähr fünf Besuche von dieser finsteren Gottheit, ehe er das Meer in Boulogne erblickte. Doch einmal hier, fühlte sich d’Artagnan der Thätigkeit nahe, und jedes andere Gefühl, als das des Selbstvertrauens verschwand, um nie mehr zurückzukehren. Von Boulogne folgte er der Küste bis Calais.

      Calais war der allgemeine Sammelplatz, und in Calais hatte er jedem von seinen Rekruten das Gasthaus zum Großen Monarchen bezeichnet, wo das Leben nicht theuer war, wo die Matrosen ihre Einkehr hatten, wo die Männer vom Schwert, mit lederner Scheide, wohlverstanden, Lager, Tisch, Speise und Trank, kurz alle Süßigkeiten des Daseins um dreißig Sous täglich erhielten.

      D’Artagnan nahm sich vor, sie bei ihrem Vagabundenleben zu überraschen, um nach dem ersten Anschein zu beurtheilen, ob er auf sie als auf gute Kumpane rechnen könnte.

      Er kam um halb fünf Uhr Abends in Calais an.

       VIII.

      D’Artagnan reist für das Haus Planchet und Compagnie

      Das Gasthaus zum Großen Monarchen lag in einer kleinen, mit dem Hafen parallel lausenden Straße, ohne auf den Hasen selbst zu gehen; einige Gäßchen durchschnitten, wie die Sprossen die zwei Parallelen der Leiter durchschneide«, die zwei großen geraden Linien des Hafens und der Straße. Durch die Gäßchen gelangte man unversehens aus dem Hasen in die Straße und von der Straße an den Hasen.

      D’Artagnan kam zum Hasen, schlug den Weg durch eines dieser Gäßchen ein und gelangte unversehens vor das Wirthshaus zum Großen Monarchen.

      Der Augenblick war gut gewählt und konnte d’Artagnan an sein erstes Auftreten im Gasthaus zum Freimüller in Meung erinnern. Matrosen, welche Würfel gespielt hatten, waren in Streit gerathen und bedrohten sich mit der größten Wuth. Der Wirth, die Wirthin und zwei Kellner beobachteten voll Angst den Kreis dieser schlimmen Spieler, aus deren Mitte der Krieg, mit Messern und Beilen, losbrechen zu wollen schien.

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