Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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Unempfindlichkeit, welche ihr gleicht.

      Dadurch, daß er sich in Beziehung auf seine Feinde immer wieder sagte, die Ruhe wäre im Tode, und derjenige, welcher grausam bestrafen wolle, bedürfe anderer Mittel, als des Todes, verfiel er in die Starrheit der Selbstmordgedanken. Wehe dem, welcher auf dem Abhange des Unglücks bei diesen unseligen Gedanken stille steht! Es ist eines von den toten Meeren, welche sich ausbreiten wie der Azur der reinen Wellen, in denen aber der Schwimmer seine Füße immer mehr in einem harzigen Gefäße festkleben fühlt, das ihn allmälig hinabzieht und verschlingt. Einmal auf diese Weise gefaßt, ist, wenn die göttliche Hilfe sich seiner nicht erbarmt, Alles vorbei, und jeder Versuch, den er unternimmt, reißt ihn nur noch mehr in die Arme des Todes.

      Dieser Zustand des moralischen Todeskampfes ist indessen minder furchtbar, als das Leiden, das ihm vorhergegangen ist, und als die Strafe, die ihm vielleicht folgen wird. Es ist eine Art von schwindelartigem Troste, der uns den gähnenden Schlund, in der Tiefe dieses Schlundes aber das Nichts zeigt. Bis dahin gelangt, fand Edmond eine Tröstung in diesem Gedanken. Alle seine Schmerzen, alle seine Leiden, das Gefolge von Gespenstern, welche sie nach sich zogen, schienen aus der Ecke des Gefängnisses zu entfliehen, wohin der Engel des Todes seinen schweigsamen Fuß zu setzen vermochte. Dantes betrachtete mit Ruhe sein vergangenes Leben, mit Schrecken sein zukünftiges Leben, und wählte diesen mittleren Punkt, der ihm eine Zufluchtsstätte zu sein schien.

      Zuweilen sagte er dann zu sich selbst: auf meinen entfernten Reisen, als ich noch ein Mensch war, und dieser Mensch frei und mächtig anderen Menschen Befehle zuschleuderte, welche ausgeführt wurden, sah ich den Himmel sich öffnen, das Meer leben und murren, den Sturm in einem Winkel des Himmels entstehen und wie ein riesiger Adler die zwei Horizonte mit seinen zwei Flügeln schlagen; dann fühlte ich, daß mein Schiff nur eine ohnmächtige Zufluchtsstätte war, denn mein Schiff, leicht wie eine Feder in der Hand eines Riesen, zitterte und bebte selbst. Bald stürzten bei dem Geräusche eines brausenden Windstoßes Wasserberge über mein Haupt, das furchtbare Tosen der Wellen, der Anblick der schneidenden Felsen verkündigten mir den Tod, und der Tod erschreckte mich, und ich strengte alle meine Kräfte an, um ihm zu entgehen, und ich raffte die ganze Stärke des Menschen und den ganzen Verstand des Seemannes zusammen, um mit Gott zu kämpfen!« . . . Es geschah dies, weil ich damals glücklich war, weil zum Leben zurückkehren zum Glücke zurückkehren hieß, weil ich diesen Tod nicht gerufen, nicht gewählt hatte, weil mir der Schlaf hart schien auf diesem Bette von Meergras und Kieselsteinen, weil ich darüber entrüstet war, ich, der ich mich für ein Geschöpf nach dem Bilde Gottes hielt, daß ich nach meinem Tode den Gölanden und Geiern zum Futter dienen sollte. Aber heute ist es etwas Anderes; ich habe Alles verloren, was mich das Leben lieben lassen konnte. Heute lächelt mir der Tod zu, wie eine Amme dem Kinde, das sie wiegt. Heute sterbe ich nach meinem Wohlgefallen, und ich entschlummere müde und gelähmt, wie ich nach einem von jenen Abenden der Verzweiflung und Wut entschlummerte, während deren ich dreitausend Gänge in meinem.Zimmer, das heißt dreißigtausend Schritte, das heißt beinahe Zehn Stunden Wegs gezählt hatte.«

      Sobald dieser Gedanke in dem Geiste des jungen Mannes gekeimt hatte, wurde er sanfter, freundlicher, er fügte sich besser in sein hartes Bett und in sein schwarzes Brot, aß weniger, schlief nicht mehr, und fand diesen Reit des Daseins, den er, wann er wollte, von sich zu werfen sicher war, wie man ein abgetragenes Kleid von, sich wirft, beinahe erträglich.

      Es gab zwei Mittel. zu sterben: das eine war einfach; er durfte nur sein Sacktuch an eine Fensterstange binden und sich hängen; das andere bestand darin. Daß er sich stellte, als äße er und sich Hungers sterben ließ. Das erste widerstrebte Dantes. Er war im Abscheu von den Seeräubern aufgezogen worden, vor diesen Menschen, welche man an den Raaen aufhängt; das Hängen war für ihn eine Art von entehrender Strafe, die er nicht an sich selbst vollziehen wollte. Er wählte also das zweite Mittel und begann die Ausführung noch an demselben Tage.

      Es waren beinahe vier Jahre in den von uns erzählten Alternativen hingegangen. Am Ende des zweiten hatte Dantes die Tage zu zählen aufgehört und war wieder in die Unwissenheit der Zeit verfallen, der ihn einst der Inspector entzog.

      Dantes hatte gesagt: Ich will sterben, und hatte sich sodann seine Todesart gewählt; er hatte sie wohl in das Auge gefaßt, und aus Furcht, er könnte von seinem Entschlusse abgehen, sich selbst einen Eid geleistet, so zu sterben. »Wenn man mir mein Frühstück und mein Abendbrot bringt, so werfe ich die Speisen zum Fenster hinaus, und man wird glauben, ich habe sie verzehrt.«

      Er that, wie er zu tun sich gelobt hatte. Zweimal des Tages warf er durch die kleine vergitterte Öffnung die ihn nur den Himmel erschauen ließ, die Streifen, Anfangs heiter, dann mit Überlegung, und endlich mit Bedauern. Er mußte sich des Schwures erinnern, den er sich geleistet hatte, um die Kraft zu besitzen, seinen furchtbaren Plan zu verfolgen. Die Lebensmittel, welche ihn einst angewidert hatten, ließ ihm der Hunger mit den spitzigen Zähnen appetitlich für das Auge und ausgesucht für den Geruch erscheinen. Zuweilen hielt er eine Stunde lang die Platte, auf der sie lagen, in der Hand, das Auge starr auf ein Stück faules Fleisch, auf den übelriechenden Fisch und auf das schwarze schimmelige Brot gerichtet. Es waren dies die letzten Instinkte des Lebens, welche noch in ihm kämpften und zuweilen seinen Entschluß niederwarfen. Dann erschien ihm sein Kette nicht mehr so düster und sein Zustand minder verzweiflungsvoll. Er war noch jung, er mußte erst fünf oder sechs und zwanzig Jahre alt sein, es blieben ihm noch fünfzig Jahre zu leben übrig, das heißt, zwei Mal so viel, als er bereits gelebt hatte. Welche Ereignisse konnten während diesen unermeßlichen Zeitraumes die Thüren sprengen, die Mauern des Castells If umstürzen und ihn der Freiheit wiedergeben. Dann näherte er seine Zähne dem Mahle, das er, ein freiwilliger Tantalus, selbst von seinem Munde entfernte. Doch er erinnerte sich seines Schwures wieder, und diese edelmütige Natur hatte zu sehr bange, sich selbst zu verachten, als daß sie ihren Schwur verletzt hätte. Er verbrauchte also streng und unbarmherzig das wenige Leben, das ihm noch übrig blieb, und es erschien ein Tag, wo er nicht mehr die Kraft hatte, aufzustehen, um das Abendbrot, das man ihm brachte, durch das Luftloch zu werfen.

      Am andern Tag sah er nicht mehr, hörte er kaum.

      Der.Kerkermeister glaubte an eine ernste Krankheit, Edmond hoffte auf einen nahen Tod.

      So verlief der Tag, Edmond fühlte, daß eine unbestimmte Erstarrung, der es nicht an einem gewissen Wohlbehagen mangelte, sich seiner bemächtigte. Die Nervenzuckungen seines Magens hatten sich gemildert. Wenn er die Augen schloß, sah er eine Menge von glänzenden Punkten, den Irrlichtern ähnlich, welche in der Nacht über den sumpfigen Boden hinlaufen. Es war die Dämmerung des unbekannten Landes, das man den Tod nennt.

      Plötzlich vernahm er Abends um neun Uhr ein dumpfes Geräusche an der Wand, an der er lag.

      E. hatten so viele abscheuliche Tiere in diesem Gefängnisse Lärmen gemacht, daß Edmond allmälig seinen Schlaf daran gewöhntet sich nicht mehr durch solche Kleinigkeiten stören zu lassen. Aber mögen nun seine Sinne durch die Enthaltsamkeit exaltiert gewesen sein, war der Lärm wirklich stärker als gewöhnlich, erhielt in diesem letzten Augenblick Alles ein besonderes Gewicht – Edmond erhob sich, um besser zu hören.

      Es war ein Kratzen, das eine ungeheure Kralle, oder einen mächtigen Zahn, oder den Druck irgend eines Werkzeuges auf die Steine anzuzeigen schien.

      Obgleich geschwächt, wurde das Gehirn des jungen Mannes durch den beständig dem Geiste der Gefangenen gegenwärtigen Gedanken, durch den Gedanken an die Freiheit berührt. Dieses Geräusch kam so gerade in dem Augenblick, wo alles Geräusch bei ihm aufhören sollte, da es ihm schien, als wollte sich Gott endlich barmherzig gegen seine Leiden zeigen und ihm dieses Geräusch zuschicken, um ihm zu verkündigen, er solle am Rande des Grabes, an welchem bereits sein Fuß wankte, stille stehen. Wer konnte wissen, ob nicht einer von feinen Freunden, eines von den geliebten Wesen, an die er so oft gedacht hatte. daß sein Geist beinahe völlig dadurch abgenutzt worden war, sich in diesem Augenblicke mit ihm beschäftigte und die Entfernung. die sie von einander trennte, nahe zu rücken suchte?

      Aber

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