Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма страница 47
Bei Tagesanbruch setzte er den Stein wieder in sein Loch, stieß sein Bett an die Wand und legte sich nieder.
Sein Frühstück bestand aus einem Stücke Brot.
Der Gefangenenwärter trat ein, und legte das Stück Brot auf den Tisch.
»Wie, Sie bringen mir keinen andern Teller?« fragte Dantes.
»Nein,« sagte der Schließer. »bei Ihnen wird Alles zerbrochen. Sie haben den Krug zertrümmert, und sind Schuld, daß ich Ihren Teller in Stücke trat. Wenn alle Gefangenen so viel Schaden anrichten würden, so könnte es die Regierung nicht mehr bezahlen. Man läßt Ihnen Ihre Casserole, man gießt die Suppe hinein; auf diese Art werden Sie das Geschirr vielleicht nicht mehr zerbrechen.«
Dantes schlug die Augen zum Himmel auf und faltete feine Hände auf dem Bette.
Dieses Stück Eisen, welches ihm nun blieb, erzeugte in seinem Herzen einen Aufschwung von Dankbarkeit, wie ihn in seinem früheren Leben die größten Güter, welche ihm zugeflossen waren, nie veranlaßt hatten. Nur war es ihm nicht entgangen, daß, seitdem er zu arbeiten begonnen, der andere Gefangene nicht mehr arbeitete.
Gleichviel, das war kein Grund, zurückzuweichen. Kam sein Nachbar nicht zu ihm, so würde er zu seinem Nachbar gehen.
Er arbeitete den ganzen Tag ohne Unterlaß. Am Abend hatte er mit Hilfe seines neuen Werkzeuges mehr als zehn Hände voll Trümmer von Bruchsteinen, Gyps und Cement aus der Mauer gezogen.
Als die Stunde des Besuches kam. richtete er, so gut er konnte, den gebogenen Stiel der Casserole wieder auf und stellte das Gefäß an seinen gewöhnlichen Platz. Der Schließer schüttete die vorgeschriebene Ration Suppe und Fleisch, oder vielmehr Suppe und Fisch hinein; denn dieser Tag war ein Fasttag, und man ließ die Gefangenen dreimal in der Woche fasten. Dies war auch ein Mittel, die Zeit zu berechnen, wenn Dantes nicht längst diese Berechnung aufgegeben hätte.
Sobald die Suppe eingegossen war, entfernte sich der Schließer.
Diesmal wollte sich Dantes vergewissern, ob sein Nachbar wirklich seine Arbeit eingestellt hätte.
Er horchte.
Alles blieb still, wie während der drei Tage, wo die Arbeiten unterbrochen worden waren.
Dantes seufzte. Sein Nachbar mißtraute ihm offenbar.
Er ließ sich jedoch nicht entmutigen und setzte seine Arbeit die ganze Nacht fort; doch nach zwei bis drei Stunden stieß er auf ein Hinderniß.
Das Eisen faßte nicht mehr, sondern glitt auf einer Oberfläche hin.
Dantes berührte das Hemmnis mit seinen Händen und bemerkte, daß es ein Balken war.
Dieser Balken durchzog oder versperrte vielmehr gänzlich das Loch, welches Dantes angefangen hatte.
Nun mußte man darüber oder darunter graben.
Der unglückliche junge Mann hatte nicht an dieses Hinderniß gedacht.
»Oh! mein Gott, mein Gott! ich habe Dich doch so sehr gebeten, daß ich hoffte, Du würdest mich erhören! Mein Gott! nachdem Du mir die Freiheit des Lebens, nachdem Du mir die Ruhe des Todes genommen, mein Gott! der Du mich zum Dasein zurückgerufen hast, mein Gott! habe Mitleid mit mir und laß mich nicht in Verzweiflung sterben!«
»Wer spricht zugleich von Gott und von Verzweiflung,« ließ sich eine Stimme vernehmen, welche unter der Erde hervorzukommen schien und wie ein Gräberton zu dem jungen Mann gelangte.
Edmond fühlte, wie sich die Haare auf seinem Haupte sträubten; und wich auf den Knien zurück.
»Ah!« murmelte er, »ich höre einen Menschen sprechen.«
Seit vier oder fünf Jahren hatte Edmond nur die Stimme seines Kerkermeisters gehört, und für den Gefangenen ist der Kerkermeister kein Mensch. Es ist eine lebende Thüre seiner eichenen Thüre, ein Riegel von Fleisch seinen eisernen Riegeln beigefügt.
»Im Namen des Himmels!« rief Dantes, »Sie, der Sie gesprochen haben, sprechen Sie weiter, obgleich Ihre Stimme mich erschreckt hat. Wer sind Sie?«
»Wer sind Sie selbst?« fragte die Stimme.
»Ein unglücklicher Gefangener,« versetzte Dantes, der, ohne Schwierigkeiten zu machen, antwortete.
»Aus welchem Lande?«
»Franzose.«
»Ihr Name?«
»Edmond Dantes.«
»Ihr Stand?«
»Seemann.«
»Wie lange sind Sie hier?«
»Seit dem 28. Februar 1815.«
»Ihr Verbrechen?«
»Ich bin unschuldig.«
»Wessen klagt man Sie an?«
»Für die Rückkehr des Kaisers konspiriert zu haben.«
»Wie! für die Rückkehr des Kaiser! Der Kaiser ist also nicht mehr auf dem Throne?«
»Er hat in Fontainebleau im Jahre 1814 entsagt und ist auf die Insel Elba verbannt worden. Aber wie lange sind Sie denn hier, daß Sie alles Dies nicht wissen?«
»Seit 1811.«
Dantes bebte; dieser Mann war vier Jahre länger im Gefängnis. als er.«
»Es ist gut, graben Sie nicht mehr, versetzte die Stimme schnell sprechend; »sagen Sie mir nur, auf welcher Höhe sich die Aushöhlung befindet, die Sie gemacht haben?«
»Dem Boden gleich.«
»Wie ist sie verborgen?«
»Hinter meinem Bette.«
»Hat man Ihr Bett von der Stelle gerückt, seitdem Sie im Gefängnis sind?«
»Nie?«
»Wohin geht Ihr Zimmer?«
»Nach einem Gange.«
»Und der Gang?«
»Mündet nach dem Hofe aus.«
»Ach!« murmelte die Stimme.
»Oh! mein Gott, was gibt es denn?« rief Dantes.
»Ich habe mich getäuscht, die Unvolkommenheit meiner Zeichnungen hat mich betrogen, der Mangel eines Compasses hat mich zu Grunde gerichtet; eine Linie des Irrtums auf meinem Plane kommt fünfzehn Fuß in der Wirklichkeit gleich, und ich hielt die Mauer, welche Sie durchhöhlen, für die der Citadelle.«
»Aber dann wären Sie an das Meer gekommen?«
»Das wollte ich gerade.«
»Und wenn Sie Ihren Zweck