Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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style="font-size:15px;">      Edmond hörte jedoch immer noch dieses Geräusch. Es dauerte ungefähr drei Stunden; dann vernahm Edmond eine Art von Rollen, und das Geräusch hörte auf.

      Einige Stunden später hörte er es wieder näher und stärker.

      Bereits nahm Edmond Anteil an dieser Arbeit, welche ihm Gesellschaft leistete; plötzlich trat der Gefangenenwärter ein.

      Seit den acht Tagen, da er zu sterben sich entschlossen hatte, seit den vier Tagen, in denen er diesen Entschluß ausführte, hatte Edmond mit diesem Menschen kein Wort gesprochen. Er antwortete ihm nicht, wenn er ihn anredete und fragte, von welcher Krankheit er befallen zu sein glaubte, und wandte sich nach der Mauer um, wenn er zu aufmerksam betrachtet wurde. Aber heute konnte der Gefangenenwärter das dumpfe Geräusch vernehmen, sich darüber beunruhigen, demselben ein Ende machen und auf diese Art irgend eine Hoffnung zerstören, die schon im Gedanken die letzten Augenblicke von Dantes bezauberte.

      Der Gefangenenwärter brachte sein Frühstück.

      Dantes erhob sich in seinem Bette und begann, seine Stimme anschwellend, über alle möglichen Gegenstände zu sprechen, über die schlechte Beschaffenheit der Speisen, die man ihm brachte, über die Kälte, an der man in seinem.Kerker litt; er murrte und brummte und ermüdete die Geduld des Gefangenenwärters, der gerade an diesem Tage sich für den Gefangenen Fleischbrühe und weißes Brot erbeten hatte, und ihm diese Fleischbrühe und dieses Brot überbrachte.

      Zum Glück glaubte er, Dantes delirire; er stellte die Speisen auf den schlechten, hinkenden Tisch, auf welchem sie gewöhnlich standen, und entfernte sich.

      Nun wieder frei, fing Edmond abermals an, freudig zu horchen.

      Das Geräusch wurde so deutlich, daß es der junge Mann jetzt ohne die geringste Anstrengung hören konnte.

      »Es unterliegt keinem Zweifel mehr,« sagte er zu sich selbst: »da dieses Geräusch, obgleich es bereits Tag ist, fortdauert, so muß es ein unglücklicher Gefangener wie ich sein, der an feiner Befreiung arbeitet. Oh! wenn ich bei ihm wäre, wie wollte ich ihn unterstützen!«

      Dann überzog plötzlich eine düstere Wolke, die Morgenröthe von Hoffnung in diesem Gehirne, das an das Unglück gewöhnt war und sich nur schwer in menschliche Freuden schicken konnte. Es entstand in ihm der Gedanke, dieses Geräusch werde durch einige Arbeiter verursacht, welche der Gouverneur zur Ausbesserung in einem benachbarten Zimmer verwende.

      Er konnte sich leicht hiervon überzeugen; aber wie sollte er eine Frage wagen? Es war allerdings ganz einfach, die Erscheinung des Kerkermeisters abzuwarten, ihn das Geräusch hören zu lassen und seine Miene zu beobachten, wenn er es hörte. Aber hieß eine solche Befriedigung nicht die kostbarsten Interessen für einen kurzen Genuß verraten? Leider war der Kopf von Edmond eine leere Glocke, durch das Gesumme eines Gedankens betäubt; er war so schwach, daß sein Geist wie ein Dunst umherschwamm und sich nicht um einen Gedanken her verdichten konnte. Edmond fand nur ein Mittel seiner Überlegung Genauigkeit und seinem Urteil Klarheit zu geben: er wandte seine Augen nach der noch rauchenden Fleischbrühe, welche der Gefangenenwärter auf den Tisch gestellt hatte, stand auf, ging wankend bis zu derselben, nahm die Tasse, setzte sie an den Mund und schlürfte den Trank, den sie enthielt, mit einem unbeschreiblichen Gefühle des Wohlbehagens.

      Dann hatte er den Mut. hierbei zu bleiben: er erinnerte sich, gehört zu haben, daß unglückliche Schiffbrüchige. welche man vor Hunger entkräftet gefunden hatte, daran gestorben waren, daß sie heißgierig eine zu substantielle Speise verschlangen. Edmond setzte das Brot auf den Tisch, das er bereits im Bereich seines Mundes hielt, und legte sich wieder nieder. Bald fühlte er, daß der Tag in sein Gehirn zurückkehrte. Alle seine schwankenden, beinahe unergreifbaren Ideen nahmen wieder ihren Platz auf dem wunderbaren Schachbrette ein, wo ein Feld mehr vielleicht genügt, um die Erhabenheit des Menschen über dem Tiere festzustellen. Er konnte denken und seine Gedanken mit der Vernunft befestigen.

      Dann sagte er zu sich selbst:

      »Man muß die Probe machen, aber ohne Jemand zu gefährden. Ist derjenige, dessen Geräusch ich vernehme, ein gewöhnlicher Arbeiter, so brauche ich nur an die Mauer zu schlagen, und er wird sogleich sein Geschäft einstellen und zu erraten suchen, wer der Schlagende ist und in welcher Absicht er schlägt. Da aber seine Arbeit nicht nur erlaubt, sondern sogar befohlen ist, so wird er sie alsbald wieder fortsetzen, ist er im Gegenteil ein Gefangener, so wird ihn der Lärmen, den ich mache, im Gegenteil erschrecken. Er wird befürchten, entdeckt zu werden, seine Arbeit aufgeben und erst am Abend, wenn er Jedermann eingeschlafen glaubt, von Neuem beginnen.«

      Sogleich erhob sich Edmond zum zweiten Male. Dies Mal wankten seine Beine nicht mehr, und seine Augen waren nicht mehr geblendet. Er ging in eine Ecke seines Gefängnisses, machte einen durch die Feuchtigkeit unterhöhlten Stein los und schlug gerade an der Stelle, wo das Geräusch am Deutlichsten war, an die Mauer.

      Er klopfte drei Mal.

      Schon bei dem ersten Schlage hörte des Geräusch wie durch einen Zauber auf.

      Edmond horchte mit seiner ganzen Seele. Eine Stunde verging, zwei Stunden vergingen, kein neues Geräusch ließ sich vernehmen. Edmond hatte auf der andern Seite der Wand ein vollkommenes Stillschweigen bewirkt.

      Voll Hoffnung aß Edmond einige Bissen von seinem Brot, trank ein paar Schlucke Wasser, und bei der mächtigen Körperbeschaffenheit, mit der ihn die Natur begabt hatte, befand er sich beinahe wieder wie zuvor.

      Der Tag verging, die Stille dauerte fort. Die Nacht kaum ohne daß das Geräusch wieder begonnen hatte.

      »Es ist ein Gefangener,« sagte Edmond mit unbeschreiblicher Freude zu sich selbst.

      Von dieser Zeit an entzündete sich sein Kopf, und das Leben kehrte mit voller Thätigkeit zurück.

      Die Nacht ging vorüber, ohne daß sich der geringste Lärmen vernehmen ließ.

      Edmond schloß die Augen in dieser Nacht nicht.

      Der Tag erschien. Der Gefangenenwärter kam und brachte die gewöhnlichen Mundvorräthe. Edmond hatte die vorhergehenden bereits verschlungen; er verschlang auch die neuen, horchte unabläßig auf das Geräusch das nicht wieder kam, zitterte, es könnte für immer aufgehört haben, machte fünf bis sechs Meilen in seinem Kerker, rüttelte zwei Stunden lang an den eisernen Stangen seines Luftloches, gab seinen Gliedern durch eine Übung, welcher er längst entwöhnt war, die Elasticität und Stärke wieder, und schickte sich am Leib an Leib mit seinem Schicksale zu kämpfen, wie es seine Arme ausstreckend und seinen Körper mit Öl bestreichend der Ringer that, der die Arena betreten will. In den Zwischenräumen dieser fieberhaften Thätigkeit horchte er, ob das Geräusch nicht wiederkehrte, und er ärgerte sich über die Klugheit des Gefangenen, der nicht vermutete, daß er in seinem Befreiungswerke von einem anderen Gefangenen gestört worden war, welcher wenigstens eben so große Eile hatte, frei zu werden, als er selbst.

      Es vergingen drei Tage, zwei und siebzig tödliche Stunden, Minute für Minute abgezählt.

      Endlich eines Abends, als der Gefangenenwärter seinen letzten Besuch gemacht hatte, als Dantes zum hundertsten Male sein Ohr an die Wand hielt, schien es ihm, als ob eine unmerkliche Erschütterung dumpf in seinem Kopfe, den er mit den schweigenden Steinen in Verbindung gesetzt hatte, wiederklänge.

      Dantes wich zurück, um sein erschüttertes Gehirn zu beschwichtigen. Er machte einige Schritte im Zimmer und hielt dann sein Ohr an denselben Ort.

      Es unterlag keinem Zweifel mehr, es ging etwas auf der anderen Seite vor. Der Gefangene hatte die Gefahr seines Manoeuvre erkannt und ohne Zweifel ein anderes erwählt und, um seine Arbeit sicherer fortzusetzen,

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