Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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ich verstehe Sie.«

      Dann seine Hand nach den Pistolen ausstreckend, fügte Maximilian bei:

      »Eine für Sie, eine für mich, ich danke.«

      Morrel hielt seine Hand zurück.

      »Und Deine Mutter . . . Deine Schwester . . . wer wird sie ernähren?«

      Ein Schauer durchlief den ganzen Leib des jungen Mannes.

      »Mein Vater,« sprach er, »bedenken Sie, daß Sie mich leben heißen?«

      »Ja, ich sage es Dir, denn es ist Deine Pflicht; Du hast einen starken, ruhigen Geist, Maximilian . . . Maximilian, Du bist kein gewöhnlicher Mensch; ich befehle Dir nichts, ich schreibe Dir nichts vor, ich sage Dir nur: Untersuche die Lage der Dinge, als ob Du ein Fremder wärest, und urteile dann selbst.«

      Der junge Mann dachte einen Augenblick nach, dann trat ein Ausdruck erhobener Resignation auf seinem Antlitz hervor; nur guckte er mit einer langsamen, traurigen Bewegung die Epaulette und die Contreépaulette, die Zeichen seines Grades.

      »Wohl,« sprach er, Morrel die Hand reichend, »sterben Sie im Frieden, ich werde leben, mein Vater.«

      Morrel machte eine Bewegung, um sich seinem Sohne zu Füßen zu werfen. Maximilian zog ihn an sich, und diese zwei edle Herzen schlugen einen Augenblick fest an einander gepreßt.

      »Du weißt, daß es nicht meine Schuld ist?« sagte Morrel.

      Maximilian lächelte.

      »Ich weiß, mein Vater, daß Sie der ehrlichste Mann sind, den ich kennen gelernt habe.«

      »Wohl, Allen ist abgemacht, kehre nun zu Deiner Mutter und zu Deiner Schwester zurück.«

      »Mein Vater,« sprach der junge Mann, das Knie beugend, »segnen Sie mich.«

      Morrel nahm den Kopf seines Sohnes zwischen seine zwei Hände und drückte wiederholt seine Lippen darauf.

      »Ja, ja,« rief er, »ich segne Dich in meinem Namen und im Namen von drei Generationen vorwurfsfreier Menschen. Höre, was sie Dir durch meine Stimme sagen: Das Gebäude, welchen das Unglück zerstört hat, kann die Vorsehung wieder aufbauen. Wenn sie mich einen solchen Tod sterben sehen, werden die Unerbittlichsten Mitleid mit mir haben; Dir wird man vielleicht die Zeit gönnen, welche man mir verweigert hat; dann strebe vor Allem danach, daß das Wort ehrlos nicht ausgesprochen werde; schreite zum Werke, arbeite, junger Mann, kämpfe heiß und mutig; lebt, Du. Deine Mutter und Deine Schwester, vom Notwendigsten, damit Tag für Tag das Gut derjenigen, welchen ich schuldig bin, wachse und unter Deinen Händen Früchte trage. Bedenke, daß es ein schöner Tag, ein großer Tag, ein feierlicher Tag sein wird, der der Wiedereinsetzung. Der Tag, wo Du in diesem Zimmer sagen wirst: »»Mein Vater ist gestorben, weil er nicht tun konnte, was ich heute thue, doch er ist ruhig und getrost gestorben, weil er wußte, ich würde es tun.««

      »Oh! Mein Vater, mein Vater, wenn Sie dennoch leben könnten!«

      »Wenn ich lebe, ist Allen verloren, wenn ich lebe, verwandelt sich die Teilnahme in Zweifel, das Mitleid in Erbitterung; wenn ich lebe, bin ich nur ein Mensch, der sein Wort gebrochen hat, der seiner Verbindlichkeit nicht nachgekommen ist; ich bin nichts Anderes, als ein Bankerottirer. Sterbe ich dagegen, bedenke wohl, Maximilian, so ist mein Leichnam der eines unglücklichen, aber ehrlichen Mannes. Bleibe ich am Leben, so werden meine besten Freunde mein Haus meiden. Bin ich tot, so folgt mir ganz Marseille weinend bis zu meiner letzten Ruhestätte. Lebe ich, so mußt Du Dich meines Namens schämen; sterbe ich, so erhebe stolz das Haupt und sprich:

      »»Ich bin der Sohn des Mannes, welcher sich getötet hat, weil er zum ersten Mal im Leben sein Wort nicht halten konnte.«

      Der junge Mann stieß einen Seufzer aus, doch er schien sich zu fügen. Zum zweiten Male trat die Überzeugung nicht in sein Herz, aber in seinen Geist.

      »Und nun laß mich allein,« sprach Morrel, »und suche die Frauen zu entfernen.«

      »Wollen Sie nicht meine Schwester noch einmal sehen?« fragte Maximilian.

      Eine letzte, schwache Hoffnung lag für den jungen Mann in dieser Zusammenkunft verborgen, und deshalb schlug er sie vor. Herr Morrel schüttelte den Kopf und erwiderte:

      »Ich habe sie diesen Morgen gesehen und ihr Lebewohl gesagt.«

      »Haben Sie mir keinen besondern Auftrag zu erteilen, mein Vater?« fragte Maximilian mit bebender Stimme.

      »Allerdings, mein Sohn, einen heiligen Auftrag.«

      »Sprechen Sie, mein Vater.«

      »Das Haus Thomson und French ist das einzige, das aus Menschlichkeit, vielleicht aus Selbstsucht, – es kommt mir nicht zu, in den Herzen der Menschen zu lesen, – Mitleid mit mir gehabt hat. Sein Mandatar, derjenige, welcher in zehn Minuten erscheinen wird, um den Betrag einer Tratte von zweimal hundert sieben und achtzigtausend fünfhundert Franken in Empfang zu nehmen, hat mir drei Monate, nicht bewilligt, sondern angeboten, dieses Haus werde zuerst befriedigt, mein Sohn, dieser Mann sei Dir heilig.«

      »Ja, mein Vater.«

      »Und nun noch einmal Lebewohl, mein Sohn; gehe, gehe, ich muß allein sein. Du findest mein Testament in dem Schreibpult in meinem Schlafzimmer.«

      Der junge Mann blieb stehen, denn er hatte zwar eine Kraft des Willens, aber keine der Ausführung.

      »Höre, Maximilian,« sprach sein Vater, »denke Dir, ich sei Soldat wie Du, ich habe den Befehl erhalten, eine Schreckschanze zu nehmen, und Du wissest, ich müsse bei dem Erstürmen derselben getötet werden, würdest Du mir nicht sagen: »»Gehen Sie, mein Vater, denn Sie entehren sich, wenn Sie bleiben, und besser der Tod, als die Schande!««

      »Ja, ja,« sprach der junge Mann, Morrel krampfhaft in seine Arme schließend; »ja, gehen Sie.«

      Und er stürzte aus dem Cabinet

      Als sein Sohn sich entfernt hatte, blieb Morrel ein paar Sekunden die Augen starr auf die Thüre geheftet, dann griff er nach einer Klingelschnur und läutete. Alsbald erschien Cocles. Es war nicht mehr derselbe Mensch, diese drei Tage der Überzeugung hatten ihn gelähmt. Der Gedanke: das Haus Morrel ist im Begriff, seine Zahlungen einzustellen, beugte ihn mehr nieder, als es zwanzig auf seinem Haupte angehäufte Jahre getan hätten.

      »Mein guter Cocles,« sagte Morrel mit einem Tone, dessen Ausdruck sich nicht beschreiben läßt, »Du wirst im Vorzimmer bleiben. Wenn der Herr, der bereits vor drei Monaten hier gewesen ist, der Mandatar von Thomson und French kommt, meldest Du ihn.« Cocles antwortete nicht; er machte ein Zeichen mit dem Kopfe, setzte sich in das Vorzimmer und wartete. Morrel fiel in seinen Lehnstuhl zurück; seine Augen wandten sich nach der Pendeluhr; es blieben ihm nur noch sieben Minuten; der Zeiger rückte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vor; es dünkte ihm, er sehe denselben fortschreiten. Was nun in dem Geiste dieses Mannes vorging, der, noch jung, sich in Folge eines vielleicht falschen, aber wenigstens auf scheinbaren Gründen beruhenden Schlusses, von Allem, was auf der Welt liebte, trennen und das Leben verlassen wollte, vermag keine Feder zu schildern; man hätte, um einen Begriff zu bekommen, seine mit Schweiß bedeckte und dennoch ruhige Stirne, seine von Tränen befruchteten und dennoch zum Himmel aufgeschlagenen Augen sehen müssen.

      Der Zeiger rückte immer vor, die Pistolen waren geladen: er streckte die Hand aus, ergriff eine und murmelte den Namen seiner Tochter; dann legte er die tödliche Waffe wieder nieder, nahm eine Feder und schrieb ein paar

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