Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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sondern nach Sekunden. Er faßte abermals die Waffe, den Mund halbgeöffnet und die Augen starr auf den Zeiger geheftet; und er bebte bei dem Geräusch, das er selbst, den Hahnen spannend, machte. Der Schweiß lief ihm immer kälter über die Stirne, immer tödlicher schnürte ihm die Angst das Herz zusammen; er hörte, wie die Thüre der Treppe auf ihren Angeln knarrte und sich so dann die seines Cabinetes öffnete: die Pendeluhr war auf dem Punkte, die elfte Stunde zu schlagen.

      Morrel wandte sich nicht um, er erwartete von Cocles die Worte: »Der Mandatar des Hauses Thomson und French!« und näherte die Waffe seinem Munde. Plötzlich hörte er einen Schrei . . . es war die Stimme seiner Tochter.

      Er kehrte sich um und erblickte Julie; die Pistole entschlüpfte seinen Händen.

      »Mein Vater!« rief das Mädchen athemlos und beinahe sterbend vor Freude, »gerettet! Sie sind gerettet!«

      Und sie warf sich, mit der Hand eine rote seidene Börse empor haltend, in seine Arme.

      »Gerettet mein Kind,« sprach Morrel, »was willst Du damit sagen?«

      »Ja gerettet! sehen Sie, sehen Sie!«

      Morrel ergriff die Börse und bebte, denn es sagte ihm eine dunkle Erinnerung, daß dieser Gegenstand einst ihm gehört hatte. Auf der einen Seite fand er die Tratte von zweimal hundert und sieben und achtzigtausend fünfhundert Franken; die Tratte war quittiert. Auf der andern gewahrte er einen Diamant von der Größe einer Haselnuß, mit den auf ein Stück Pergament geschriebenen drei Worten: »Mitgift von Julie.«

      Morrel fuhr mit der Hand über seine Stirne: er glaubte zu träumen. In diesem Augenblick schlug die Pendeluhr die elfte Stunde. Der Klang vibrierte für ihn, als ob jeder Schlag des stählernen Hammers an seinem eigenen Herzen wiedertönte.

      »Sprich, mein Kind,« sagte Morrel, »erkläre Dich.Wo hast Du diese Börse gefunden?«

      »In einem Hause der Allée de Meillan, Numero 15. auf der Ecke des Kamins eines armseligen Zimmers im fünften Stocke.«

      »Diese Börse gehört aber nicht Dir!« rief Morrel.

      Julie reichte dem Vater den Brief, welchen sie am Morgen empfangen hatte.

      »Und Du bist allein in jenem Hause gewesen?«sagte er, nachdem er gelesen hatte.

      Emmanuel begleitete mich, mein Vater; er sollte an der Ecke der Rue du Musée auf mich warten, war aber seltsamer Weise bei meiner Rückkehr nicht dort.«

      »Herr Morrel! . . . rief man auf der Treppe, »Herr Morrel!«

      »Das ist seine Stimme,« sprach Julie.

      Zu gleicher Zeit trat Emmanuel, das Gesicht vor Freude und Aufregung ganz verstört, ein.

      »Der Pharaon!« rief er; »der Pharaon

      »Nun, was, der Pharaon? Sind Sie verrückt, Emmanuel? Sie wissen, daß er zu Grunde gegangen ist.«

      »Der Pharaon! Herr, man signalisiert den Pharaon! der Pharaon läuft in den Hafen ein!«

      Morrel fiel in seinen Stuhl zurück die Kräfte verließen ihn; sein Verstand weigerte sich, diese Folge unglaublicher, unerhörter, fabelhafter Ereignisse zuordnen. Aber Maximilian trat ebenfalls ein und rief:

      »Mein Vater, was sagten Sie denn, der Pharaon sei zu Grunde gegangen? die Wache hat ihn signalisiert und er läuft, wie ich höre, in den Hafen ein.«

      »Meine Freunde,« sprach Morrel, »wenn dies der Fall wäre, so müßte man an ein Wunder des Himmels glauben! Unmöglich! Unmöglich!«

      Was aber wirklich war und nicht minder unglaublich erschien, das war die Börse, die er in der Hand hielt, das war der quittierte Wechsel, das war der prachtvolle Diamant.

      »Ah! mein Herr,« sprach Cocles, »was soll das bedeuten, der P h a r a o n

      »Auf, meine Kinder,« sagte Morrel sich erhebend, wir wollen sehen, und Gott sei uns barmherzig, wenn es eine falsche Nachricht ist.«

      Sie gingen hinab; mitten auf der Treppe wartete Madame Morrel: die arme Frau hatte es nicht gewagt, hinaufzugehen. In einem Augenblick befanden sie sich auf der Caunebière. Es war eine Menge von Menschen versammelt. Alles Volk gab Raum vor Morrel.

      »Der Pharaon! der Pharaon!« riefen alle diese Stimmen.

      Wunderbar. unerhört! ein Schiff, an dessen Vorderteil in weißen Buchstaben die Worte: »Der Pharaon Morrel und Sohn von Marseille,« geschrieben waren, und das ganz die Gestalt des Pharaon hatte und wie dieser mit Indigo und Cochenille beladen war, ging in der Tat vor dem Saint-Jean Thurme vor Anker und geite seine Segel auf. Auf dem Verdecke gab der Kapiteln Gaumard seine Befehle, und Meister Penelon machte Herrn Morrel Zeichen. Es ließ sich nicht mehr zweifeln, das Zeugniß der Sinne war da, und zehntausend Menschen unterstützten diesen Beweis. Als Morrel und sein Sohn auf dem Hafendamm unter dem Beifallsgeschrei der ganzen diesem Schauspiel beiwohnenden Stadt sich umarmten, murmelte ein Mann, dessen Kopf halb von einem schwarzen Barte bedeckt war, indem er hinter einem Schilderhäuschen verborgen voll Rührung diese Szene betrachtete, die Worte:

      »Sei glücklich, edles Herz; sei gesegnet für alles Gute, was Du getan hast, und noch tun wirst, und meine Dankbarkeit bleibe im Dunkeln, wie Deine Wohlthat.«

      Und mit einem Lächeln, in welchem sich Freude und Glück ausprägen, verließ er den Ort, an dem er sich verborgen gehalten hatte, stieg, ohne daß Jemand auf ihn merkte, so sehr war Jedermann mit dem Ereignis des Tages beschäftigt, eine von den kleinen Treppen hinab, welche zum Landen benützt werden, und rief dreimal:

      Jacopo! Jacopo! Jacopo!

      Eine Schaluppe kam auf ihn zu, nahm ihn an Bord und führte ihn zu einer reich ausgerüsteten Yacht, auf deren Verdeck er mit der Leichtigkeit eines Seemannes sprang; von hier aus betrachtete er noch einmal Morrel, welcher vor Freude weinend herzliche Händedrücke an alle Welt austeilte und mit einem irrenden Blicke dem unsichtbaren Wohlthäter dankte, den er im Himmel zu suchen schien.

      »Und nun,« sprach der Unbekannte, »fahret wohl, Güte, Menschlichkeit, Dankbarkeit . . . fahret wohl alle Gefühle, die das Herz ausdehnen! . . . Ich habe die Stelle der Vorsehung eingenommen, um die Guten zu belohnen . . . jetzt trete mir der rächende Gott seinen Platz ab, um die Bösen zu bestrafen!«

      Nach diesen Worten machte er ein Signal, und die Yacht, als hätte sie nur auf dieses Signal gewartet, ging sogleich in See.

       Achtes Kapitel.

      Simbad der Seefahrer

      Am Anfang des Jahres 1838 befanden sich in Florenz zwei junge Leute, welche der elegantesten Gesellschaft von Paris angehörten: der eine war der Vicomte Albert von Morcerf, der andere der Baron Franz d’Epinay. Es war unter ihnen verabredet worden, den Carneval desselben Jahres in Rom zuzubringen, wo Franz, der seit beinahe vier Jahren in Italien lebte, Albert als Cicerone dienen sollte. Da es nun aber keine geringfügige Angelegenheit ist, den Carneval in Rom zuzubringen, besonders wenn man nicht auf der Piazza del popolo oder auf dem Forum romanum schlafen will, so schrieben sie an Meister Pastrini, den Eigenthümer des Hotel de Londres auf dem spanischen Platze, und baten ihn, eine bequeme Wohnung für sie aufzubewahren. Meister Pastrini antwortete, er hätte nur noch zu ihrer Verfügung zwei Zimmer und ein Cabinet al secondo piano gelegen, und er böte ihnen diese Wohnung um den mäßigen Preise von

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