Der Graf von Moret. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Moret - Александр Дюма страница 10
Eines Tages, oder vielmehr eines Abends, ging er aus, um sich das Feuerwerk anzusehen, welches man bei Gelegenheit der St. Johannisfeier abbrannte, aber da er in dem Augenblicke, als man die erste Rakete in die Luft warf, hinter einem andern Zuschauer stand, der ihn um Kopflänge überragte und ihm die gute Aussicht benahm, hatte er die Idee, auf den Montmartre-Hügel zu gehen, um durch Niemanden geniert zu werden. Als er ganz atemlos auf der Höhe desselben ankam und sich das glänzende Schauspiel nun gemächlich besehen wollte, war das Feuerwerk bereits bis auf den letzten Funken abgebrannt, so dass Meister Claude au diesem Abende statt schlecht zu sehen, gar nichts gesehen hatte.
In Ermanglung des Feuerwerks besah er sich mit großem Interesse und in allen Details, die Schatzkammer von St. Denis.
Als er nach Hause kam, sagt er zur Marquise:
»Ach, gnädige Frau, was haben doch diese feisten Domherren für köstliche Sachen.«
Und er fing an, die edelsteinbesetzten Kreuze, die gestickten Gewänder, die goldenen Reliquienkästchen zu beschreiben, die er gesehen hatte.
»Das Wichtigste, Madame, hätte ich bald vergessen.«
»Was nennst Du das Wichtigste, Meister Claudes«
»Nun, Frau Marquise, was Anderes, als den Arm unseres Nachbars?«
»Von welchem Nachbar sprichst Du?« sagte die Marquise von Rambouillet, die sich vergebens fragte, welcher ihrer Nachbarn wohl so unklug gewesen sein mochte, seinen Arm in die Schatzkammer von St. Denis zu deponiren.
»Nun, bei Gott, ich meine den Arm des heiligen Thomas, der doch gewiss unser Nachbar ist, da unser Hotel an seine Kirche stößt.
Es gab da im Hotel Rambouillet noch ein paar andere Diener, die der ganzen Sammlung keine Schande machten, einen Sekretär Namens Adriani und einen gewissen Dubois. Der Erste hatte einen Band Gedichte geschrieben und sie Herrn von Schomberg gewidmet. Der Andere bildete sich plötzlich ein, sein Beruf treibe ihn zum geistlichen Stande und wurde Kapuziner. Aber dieser innere Beruf scheint nicht lange angehalten zu haben, denn noch vor Beendigung des Noviziates verließ er das Kloster, und da er sich schämte, bei der Frau Marquise wieder um seinen im Stiche gelassenen Posten zu bitten, so verdingte er sich als Portier bei den Schauspielern im Hotel Burgund, um, wie er sagte, doch dann und wann die Ehre haben zu können, die Frau Marquise von Rombouillet zu sehen, wenn die Laune sie anwandelte, ins Theater zu gehen.
In der Tat wurden der Marquis und die Marquise von ihrer Dienerschaft angebetet. Eines Abends speiste der Advocat Patru (derselbe, welcher den Gebrauch der Dankreden in der Akademie eingeführt hatte), im Hotel Nemours mit dem Abbé von St. Spire. Zufällig sprach der Eine von ihnen den Namen der Marquise von Rambouillet aus. Der Oberkellner, welcher durch das Zimmer ging, nachdem er einigen ihm untergeordneten Gehilfen Befehle in Bezug aus den Wein gegeben hatte, der den Gästen vorgesetzt werden sollte, blieb, als er diesen Namen hörte, stehen. Als die Gäste weiter von der Marquise sprachen, verabschiedete er die Diener.
»Was zum Teufel macht Ihr da, Audry?« fragte Patru.
»O, meine Herren,« sagte Audry, »ich war zwölf Jahre im Dienste der Frau von Montausier, der Tochter der Marquise, und da ich soeben erfahre, dass Ihr zu den Freunden der Frau Marquise zählet, soll Euch Niemand außer mir bedienen.«
Und seine Würde hintansetzend, nahm er die Serviette aus den Händen der Diener und wartete beim Souper selbst auf.
Und nun, da wir mit der Herrschaft und der Dienerschaft des Hotels Rambouillet Bekanntschaft gemacht haben, wollen wir unseren Lesern noch einige Persönlichkeiten vorführen, welche wir unter den berühmten Männern und Frauen auswählen, die diese Werkstätte des Geistes des sechzehnten Jahrhunderts häufig besuchten.
V.
Die Besucher des Hotel Rambouillet
Wenn wir, dem Gebrauche des siebzehnten Jahrhunderts gemäß, uns den Regeln der Etiquette fügen, und bei unseren Skizzen den aristokratischen Persönlichkeiten vor den literarischen den Vorrang zugestehen, so muss unsere erste Zeichnung der Frau Prinzeß gelten, welche eine der häufigsten Besucherinnen des Hotels Rambouillet war.
Die Frau Prinzeß war Niemand anderes als jene schöne Charlotte von Montmorency, Enkelin des Connetable Anne von Montmorency, welcher durch Robert Stuart in der Schlacht von St. Denis getödtet wurde, und Tochter Heinrichs von Montmorency. dessen einziges Verdienst, obwohl er ebenfalls Connetable von Frankreich war, darin bestand, der beste Reiter des Königreiches zu sein. Er pflegte zwischen die Steigbügel und seine Stiefelsohlen eine Silbermünze zu stecken und ritt ein wildes Pferd in allen Gangarten durch eine volle Viertelstunde, ohne dass die Münze herabgefallen oder auch nur von ihrem Platze verschoben worden wäre.
Es war bei einem Ballette, welches die Königin-Mutter im Monate Februar 1609 aufführen ließ, dass Fräulein von Montmorency ihre Schönheit zum ersten Male ms Treffen führte; sie war damals vierzehn Jahre alt. stellte eine Nymphe Dianas vor, und zielte mit ihrem Wurfspieße so absichtlich nach König Heinrich IV.. dass dieser, der für derlei Wunden sehr empfänglich war, sich auf der Stelle in sie verliebte, und um ihretwillen seine letzten Torheiten beging, inmitten derer ihn das meuchlerische Messer Ravaillac's traf.
Wir werden später erzählen, wie es kam, dass sie den Prinzen, diesen zweifelhaften Erben der Condé's, heiratete, welcher der Familie Bourbon wenig Ehre machte; wie sie von ihm entführt wurde und wie trotz ihrer Schönheit Jahre dazu gehörten, ehe diese Heirat zu Stande kam, so dass sie acht Jahre mit dem Prinzen vermählt war, ehe sie vor der Welt seine Gattin wurde. Zur Zeit, von der wir erzählen, war sie eine schöne Frau von 39 Jahren, seit zwanzig Jahren mit der Marquise von Rambouillet eng verbunden, deren Salon sie sehr häufig besuchte, und in demselben ihren Rang als Prinzeß vergaß, um sich einzig und allein daran zu erinnern, dass sie eine Frau von Geist sei.
Neben ihr glänzte als ihre Rivalin an Schönheit, wenn nicht an Rang und Vermögen. Fräulein Angelica Paulet, welche von der Männerwelt angebetet wurde, und trotz ihrer roten Haare, welche ihr den Beinamen der »Löwin« verschafften, und damals noch nicht so sehr in der Mode waren, wie heutzutage, viele Herzen verwundet hatte; die Gesellschaft gab ihr dm Beinamen »Parthenia«. Bei ihrer Schönheit besaß sie auch alle jene Talente, welche damals hoch geschätzt wurden; sie tanzte bezaubernd, spielte reizend die Laute, und sang so schön, dass man erzählte, man habe in der Nähe eines Gebüsches, wo sie häufig ihre Stimme ertönen ließ, eines Tages die Leichen zweier Nachtigallen gefunden, die aus Eifersucht gestorben waren.
Ihre Freundschaft für die Marquise datierte von dem Tage jenes Ballets, in welchem die Frau Prinzeß eine so große Rolle spielte. Sie hatte damals den Part des Arion übernommen und erschien auf einem Delphin reitend. Der König, sofort bemerkend, dass sie nach Charlotte von Montmorency die Schönste im Kreise sei, tröstete sich bei ihr über die Niederlage, die er bei der Prinzessin erlitten hatte, und er befand sich auf dem Wege zu ihr, als er in der Rue de la Ferronnerie ermordet wurde.
Die Marquise von Rambouillet fühlte eine so große Zuneigung zu dieser Dame, dass, als dieselbe zum ersten Male nach Rambouillet kam, sie den Gast durch eine Schaar der hübschesten Mädchen des Ortes empfangen ließ, die weiß gekleidet und mit Blumen bekränzt waren, und deren hübschestes ihr die Schlüssel des Schlosses auf einer silbernen Platte überreichte. Als sie über die Brücke fuhr, wurden Böller gelöst wie bei dem Empfange einer Königin.
Neben diesen Damen machte sich durch eine Strenge in der Haltung, welche zu dem