Der Graf von Moret. Александр Дюма
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Sie kleidete sich von nun an in die düstersten Farben und mit asketischer Einfachheit, und konnte sich nicht entschließen, diese Nonnentracht abzulegen, obwohl sie zu den Damen gehörte, welche die nächste Umgebung der Königin bildeten und ihr Kleid gewaltig gegen die Eleganz des Hofes abstach. Zu der Zeit, in der unsere Erzählung beginnt, fing die schöne Witwe wieder an, die Augen aufzuschlagen und zu lächeln; trotz ihres bekannten Gelübdes, trotz der Strenge in ihrem Benehmen fehlten ihr, seit der Kardinal Minister geworden war, die Bewerber keineswegs; der Graf von Betune hatte sich zuerst vorgestellt, ihm hatte sich der Graf von Saule, einer der reichsten Edelleute, angeschlossen, auch von dem Grafen von Soissons wurde gesprochen. – Alle aber wurden entschieden zurückgewiesen.
Dieses Festhalten am Witwenthum ließ in der Gesellschaft sehr boshafte Gerüchte über Onkel und Nichte entstehen! die Einen sagten, der Herr Kardinal wolle seine Nichte nicht verheiraten, weil er selbst in einem zärtlichen Verhältnisse zu ihr stehe, und Andere gingen so weit zu behaupten, dass, wenn auch Frau von Combales in der Gesellschaft nicht anders als in einem hochgeschlossenen Kleide erscheine, sie dagegen ihren Herrn Onkel in reizendsten Negligee, mit einem Bonquet am Busen, zu empfangen pflegte, welches Bouquet gewöhnlich eine Beute des Kardinals würde, der bekanntlich ein großer Blumenliebhaber sei. Andererseits sagte man, der Marschall von Brezé, ein anderer Onkel der Frau von Combal es, wütend darüber, dass diese, die das Glück oder das Unglück hatte, ihrem Oheim zu gefallen, seine Liebe nicht erwidere, verbreite alle diese Gerüchte, die sogar so weit gingen, die Frau von Combales zu beschuldigen, sie habe drei Söhne, an denen eine Schwester des Kardinals so freundlich sei, Mutterstelle zu vertreten, während ein vierter Sohn, dessen Pater ebenfalls den priesterlichen Purpur trage, anderwärts erzogen werde. Diese Gerüchte fanden namentlich bei Hofe Eingang, wo man dem Kardinal feindlich gesinnt war, und wo auch Frau von Combales durch ihre klösterliche Tracht Ärgernis erregte.
In den Soireen der Marquise von Rambouillet pflegte auch eine hagere Person von brünettem Teint zu erscheinen, welche ihrer Abstammung nach Sizilianerin war und ihren Namen Scuduri in Scudéry verwandelt hatte. Sie war in Begleitung ihres Bruders nach Paris gekommen, welcher Theaterstücke schrieb, die nicht aufgeführt wurden, während sie selbst Bücher schrieb, die man nicht druckte. – Der Bruder war damals 27, die Schwester 21 Jahre alt. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass erst in einer viel späteren Zeit Fräulein von Scudéry die Romane »Ibrahim«, »der große Cyrus«, »Clelie« und andere schrieb, welche in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts Furore machten, während Georg von Scudéry ein Dutzend Stücke verfasste, die jetzt bis auf ihre Titel vollkommen verschollen sind.
Wenn wir nun zu den Männern übergehen, so müssen wir vor Allem zweier eherner Säulen des Hotel Rambouillet erwähnen, der beiden Herren Montausier.
Diese beiden Brüder waren zu gleicher Zeit in die schöne Julie verliebt. Dem älteren von ihnen, dem Marquis, hatte Frau von Rambouillet aus der Hand zu prophezeien versucht; sie glaubte in den Linien derselben das Verhängnis zu lesen, dass diese Hand einst ein Weib tödten würde, und aus Besorgnis, dass die zu Tödtende ihre Tochter sein könne, hatte sie dem Manne, der eines Tages von seinen Wünschen in Bezug auf Julie mit ihr sprechen wollte, das Wort kurz abgeschnitten und ihm jede Aussicht benommen. Er hatte daraus um die Gunst gebeten, wenn er die Dame seines Herzens nicht besitzen könne, sie wenigstens so häufig als möglich sehen zu dürfen. Diese Gunst wurde ihm bewilligt.
Er hatte, in das Hotel eingeführt, daselbst seinen jüngeren Bruder, den Grafen von Salles, vorgestellt, denselben, der später, als er durch den Tod des älteren Montausier selbst Marquis geworden war, dem Dichter Moliere zum Vorbild für seinen berühmten »Misanthropen« gedient hat. Wir brauchen wohl nicht erst zu sagen, dass er, als er seinen Bruder zurückgewiesen sah, selbst anfing, auf das Herz Julies Sturm zu laufen, welche ihn gleichwohl vierzehn Jahre schmachten ließ, da sie erst in einem Alter von neununddreißig Jahren sich entschloss, ihn zu heiraten.
Der Gras von Salles schrieb sehr correct Prosa, machte sogar Verse, konnte sich jedoch auf diesem Felde nicht mit jenen Männern messen, welche im Salon der Marquise glänzten, und von denen in erster Reihe Chapelain, Racan und der Bischof von Grasses sich bemerkbar machten, und unter denen wir Voiture zuerst genannt hätten, wenn er nicht schon in den ersten Capiteln unserer Erzählung handelnd ausgetreten wäre.
Johann Chapelain war in das Hotel Rambouillet vor einem Jahre, zur Zeit der Belagerung von La Rochelle, eingeführt worden. Frau von Rambouillet sagte, dass sie nie an ihm etwas Neues gesehen habe. In der Tat trug er unveränderlich einen taubengrauen Rock mit grüner Einfassung, lächerlich plumpe Schuhe und noch lächerlichere Strümpfe; seine Perücke, so wie sein Hut datierten aus fabelhaften Zeiten, und dennoch besaß er eine noch viel ältere Kopfbedeckung, welche er aufsetzte, wenn er nach Hause kam, um die andere zu schonen. Er hatte zu jener Zeit bereits die Übersetzung Gusman's von Olforache, die Erzählung von der Löwin und die Ode an den Kardinal Richelieu geschrieben, auch die ersten Gesänge seiner »Pucelle« vollendet. Trotz seines Geizes war Chapelain ein rechtschaffener Mann, und Bois-Robert erzählt von ihm, dass er, als er eines Tages eine Zahlung von Seite des Kardinals erhielt, einen Sou zurückschickte, den er zu viel erhalten hatte.
Zu den Sternen dieses glänzenden Kreises gehörte Johann Agier von Gombault. Obwohl er zu jener Zeit bereits achtundfünfzig Jahre zählte, war er ebenso kokett und sorgfältig in seinem Anzuge, als Chapelain sich nachlässig darin zeigte. Tatsache ist, dass er sich einbildete, von einer Königin geliebt worden zu sein.
Diese Königin war Maria von Medicis.
Jung, und ohne Vermögen nach Paris gekommen, da er der Sohn aus einer vierten Ehe war, machte er die Bekanntschaft des Marquis von Uxelles, welcher ihn Heinrich IV. empfahl, für den er Verse machte und der ihn dafür mit einer Pension bedachte. Während einer Cour beim Könige hatte Maria von Medicis ihn bemerkt; er war mit Herrn von Uxelles erschienen, den die Königin – seiner roten Haare wegen – stets ihren Rotkopf nannte. »Geht,« sagte sie zu ihrer Kammerfrau Katharine, »und erkundigt Euch bei meinem Rotkopf, wer der Cavalier ist, den er mit sich herumführt.« Katharine wandte sich jedoch an einen andern Rothaarigen und kam mit der Antwort zurück, dass er es nicht wisse. – »Ihr seid närrisch,« sagte die Königin ungeduldig, »Ihr werdet einen Anderen für meinen Rotkopf genommen haben.« Jedoch hielt sie so sehr darauf, zu wissen, wer »dieser Cavalier« sei, dass sie darüber mit Herrn von Uxelles selbst sprach, und als sie wusste, woran sie sich zu halten hatte, einen Gehalt von zwölfhundert Talern für Gombault auf die Civilliste des Königs setzte.
Dem königlichen Hause angehörend, hatte Gombault Eintritt bei der Königin. An diesen Umstand knüpften sich allerhand Gerüchte von galanten Abenteuern zwischen dem Dichter und der Königin.
Übrigens hatte Gombault die Anmaßung, nur für Damen vom Hofe zu schwärmen, und als die Marquise von Rambouillet, welche diese seine Schwäche kannte, ihm eines Tages vorwarf, er habe Verse auf eine Bäuerin gemacht, und dieselbe sogar Phyllis genannt, erwiderte er:
»O, Frau Marquise, das war die Tochter eines Pächters mit zehntausend Taler Mitgift.«
Er hatte eine Tragödie geschrieben, welcher die Sage von den Danaiden zum Vorwurf diente, und die schrecklich ausgepfiffen wurde. Als Madame Corruel die Vorstellung verließ, sagte sie zu ihm:
»Gebet mir die Hälfte meines Eintrittsgeldes zurück.«
»Und