Der Graf von Moret. Александр Дюма

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Der Graf von Moret - Александр Дюма

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starb; seine Gouvernante besuchte nämlich einen Pestkranken und beging die Unbesonnenheit, bei ihrer Rückkehr aus dem Hospital das arme Kind zu küssen. Dieses und sie selbst starben zwei Tage darauf an der Pest.

      Eine eigentliche Specialität erhielt das Hotel Rambouillet einerseits durch die Leidenschaft, welche die schöne Julie jedem Manne einflößte, der sich ihr näherte, und andererseits durch die sprichwörtliche Ergebenheit, welche die Diener des Hauses an ihre Herrschaft fesselte. Da war zuerst Chavaroche. der Hofmeister des Marquis Pisani; er war einst der Gegner Voiture's in einem der vier Duelle, welche wir von ihm erwähnten, der sich mit ihm bei Fackellicht schlug und ihm einen Stich in den Schenkel versetzte; – Chavaroche war einer von den Sterbenden der schönen Julie, war es stets gewesen und sollte es stets bleiben. Als dieselbe sich später in einem Alter von 39 Jahren entschloss, die Liebesseufzer des Herrn von Montausier zu erhören, und dessen Gattin wurde, hatte sie eine äußerst schwere Entbindung zu bestehen. Man beauftragte Chavaroche – denn seine Ergebenheit für Julie war bekannt – den Gürtel der heiligen Margarethe zu holen, welchen man für eine die Entbindungen erleichternde Reliquie hielt, und der in der Abtei St. Germain aufbewahrt wurde.

      Chavaroche lief in die Abtei, aber da es erst drei Uhr Morgens war, befanden sich die Mönche noch alle in ihren Betten. und er war trotz der Ungeduld, die ihn vermehrte, gezwungen, eine halbe Stunde zu warten.

      »O,« rief er, »bei meiner Treu, das sind mir saubere Mönche, welche schlafen, während Frau von Montansier nicht entbinden kann!«

      Und seit jener Zeit war er auf die Mönche der Abtei St. Germain äußerst schlecht zu sprechen.

      Nach Chavaroche, und wenn man auf der Leiter der Bedienten fernerhin um eine Stufe tiefer stieg, begegnete man Ludwig von Neuf-Germain, einem Manne mit einem äußerst langen Stoßdegen und einem äußerst großen Vollbarte, einem Manne, der nebenbei eine Schwäche für den Reim hatte, und sogar schon als Nebenbuhler Voiture's aufgetreten war. Dieser Mann hatte eine Geliebte in der Rue Gravillier, der letzten Gasse in Paris, wo ein Mensch von Geschmack ein Liebesverhältnis suchen konnte. Irgend einem Spitzbuben, der auf sein älteres Recht der Dame pochte, war es durchaus nicht angenehm, dass Neuf-Germain sich dort blicken ließ: sie zankten sich in dem Gässchen, der Spitzbube packte Neuf-Germain bei seinem Vollbart und hielt ihn so fest, dass der ganze schöne Bart ihm in der Hand blieb. Neuf-Germain, welcher stets seinen langen Degen an der Seite trug und dem Marquis von Pisani die Anfangsgründe im Fechten beigebracht hatte, hieb seinen Gegner so über die Hand, dass dieser endlich seine Beute fahren lassen musste, so dass der ganze Bartbüschel in der Straße liegen blieb. Der verwundete Spitzbube suchte das Weite und wurde von der Hälfte der Zuschauer mit Hohn und Spott verfolgt, während die andere Hälfte zurückblieb und sich in Lobeserhebungen gegen Neuf-Germain erging, welcher noch immer in der Luft umher hieb. Nachdem auch Neuf-Germain den Schauplatz verlassen hatte, gewahrte ein Schuhflicker, welcher wusste, dass der Sieger in das Hotel Rambouillet gehörte, dessen Ruf bis in die untersten Schichten des Volkes gedrungen war, jenes ehrwürdige Bartbüschel, das, dem Kinne seines Eigentümers entrissen, aus dem Schlachtfelde zurückblieb. Er hob es sorgfältig bis auf das letzte Haar auf, wickelte es sauber in ein weißes Papier und machte sich damit auf den Weg nach dem Hotel Rambouillet.

      Mau war daselbst eben beim Speisen, als an das Thor gepocht wurde, und man dem Marquis zu sagen kam, dass ihn ein Schuhflicker aus der Rue Gravillier zu sprechen wünsche.

      Die Nachricht war so unerwartet, dass in dem Marquis die Neugierde erwachte, sofort zu wissen, was dieser Schuhflicker von ihm wolle.

      »Man lasse ihn eintreten!« befahl er.

      Der Befehl ward vollzogen; der Schuhflicker tritt ein, macht seinen Kratzfuß und nähert sich dem Marquis.

      »Herr Marquis,« sagte er, »ich habe die Ehre, Euch den Bart des Herrn Neuf-Germain zurückzubringen, den derselbe vor meiner Tür zu verlieren das Unglück hatte.«

      Ohne sonderlich zu wissen, was das Alles heißen sollte, zog Herr von Rambouillet einen neuen Taler mit dem Bildnisse Ludwigs XIII. aus der Tasche und gab ihn dem Schuhflicker, welcher sich zurückzog, äußerst glückselig, nicht weniger über den erhaltenen Taler, als darüber, dass er den Marquis mit seiner Familie bei Tische gesehen hatte, wie sie aßen und tranken, gerade so wie andere Menschenkinder.

      Noch war Herr von Rambouillet in Betrachtung dieses rätselhaften Bartfragmentes versunken, als Neuf-Germain mit,seinem gerupften Kinne eintrat, sein Abenteuer erzählte und ganz erstaunt darüber war, dass, so sehr er sich auch beeilt hatte, ins Hotel zurückzukommen, sein Bart dennoch früher daselbst angelangt war.

      Ein Stockwerk tiefer traf man auf den Stallmeister Silesie, einen Narren anderer Art, denn, wie es scheint, hatte Jedermann im Hotel Rambouillet seine eigene Narrheit. Frau von Rambouillet pflegte Neuf-Germain ihren internen und Silesie ihren externen Narren zu nennen, weil Letzterer mit seiner Frau und seinen Kindern außerhalb des Hotels wohnte, wenn auch nur wenige Schritte von demselben entfernt.

      Eines Morgens kamen alle Leute, welche mit Silesie dasselbe Haus bewohnten, um sich bei dem Marquis über seinen Stallmeister zu beklagen. Man könne, sagten sie, seit dem Beginn der warmen Jahreszeit keine Nacht mit Silesie unter einem Dache schlafen.

      Herr von Rambouillet ließ ihn sogleich rufen.

      »Was für einen Hexensabbat führst Du denn eigentlich auf,« fragte er ihn, »dass alle Deine Nachbarn sich beklagen, sie könnten Deinetwegen kein Auge schließen.«

      »Halten zu Gnaden, Herr Marquis,« sagte Silesie, »ich schlage meine Flöhe todt.«

      »Und wie kommt es, dass Du dabei einen so großen, Lärm machst?«

      »Weil ich sie mit dem Hammer todtschlage.«

      »Mit dem Hammer? Erkläre Dich deutlicher, wenn's beliebt.«

      »Der Herr Marquis müssen schon die Beobachtung gemacht haben, dass kein Tier ein so zähes Leben hat, als der Floh.«

      »Das ist freilich wahr.«

      »Nun wohl, ich nehme die meinigen, und aus Furcht, dass sie sich in mein Zimmer flüchten, trage ich sie auf die Stiege und zerschmettere sie daselbst unter den Schlägen meines Hammers.«

      Und was ihm auch der Marquis sagen mochte, Silesie fuhr fort, seine Flöhe auf die von ihm erfundene Manier zu tödten, bis er eines Nachts, wo er vermutlich etwas verschlafen war, die oberste Stufe verfehlte und über die ganze Treppe hinabstürzte.

      Als die herbeigeeilten Nachbarn ihn aufhoben, sahen sie, dass er das Genick gebrochen hatte.

      Nach Silesie ist Meister Claude, der Silberbeschließer, zu erwähnen, ein Fanatiker für Exekutionen und Hinrichtungen aller Art, welcher, so viele Vorstellungen man ihm auch über die Grausamkeit solch blutiger Schauspiele machte, doch bei keinem derselben fehlte.

      Da vergingen einmal drei oder vier solche Gelegenheiten, ohne dass Meister Claude sie benützt hätte; er rührte sich nicht aus dem Hause.

      Dieser Umstand fiel der geistreichen Marquise auf; sie ließ ihn kommen und befragte ihn um die Ursache seiner Gleichgültigkeit.

      »Ach, Frau Marquise,« sagte Claude, melancholisch den Kopf hängen lassend, »das Rädern macht mir nicht das geringste Vergnügen mehr.«

      »Und warum denn?« fragte ihn die Gebieterin.

      »Denkt Euch, Frau Marquise,

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