Der Graf von Moret. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Moret - Александр Дюма страница 15
Ein beifälliges Gemurmel begleitete stellenweise seinen Vortrag, und brach bei einem besonders gefühlvollen und poetisch gedachten Verse in einen lauten Beifallsruf aus, zu welchem die Marquise das Zeichen gegeben hatte. Nur einige Männer, darunter der jüngere Montausier, welche dieser Gattung Poesie abhold waren, protestierten durch ihr Stillschweigen.
Als nun gar Corneille seinem Vortrage noch ein Sonett hinzugefügt hatte, welche Dichtungsart sich damals der höchsten Beliebtheit erfreute, obwohl der Spruch Boileau's, dass ein gutes Sonett eine ganze Dichtung auswiege, noch nicht existiere, hatte das Applaudiren kein Ende; selbst Fräulein von Scudéry näherte ihre Fingerspitzen einander.
Rotrou mit seinem loyalen Herzen erfreute sich besonders an dem Triumphe seines Freundes.
»In der Tat,« sagte die Prinzeß, »Herr Rotrou, Ihr habt Recht; Euer Freund ist ein junger Mann, der würdig ist, dass man ihn tatkräftig unterstütze.«
»Wenn das Eure Ansicht ist. Frau Prinzeß,« sagte Rotrou, die Stimme senkend, »dass ihn nur Frau von Condé hören konnte, wäre es da nicht möglich, ihm durch Seine Hoheit, den Herrn Prinzen, Euren Gemahl, irgend eine kleine Stelle zu verschaffen, denn er ist ohne Vermögen, und Ihr begreift gewiss, dass es schade wäre, wegen einiger Francs ein solches Genie untergehen zu lassen.«
»Da habt Ihr den Nagel auf den Kopf getroffen; der Herr Prinz! Das ist gerade der Mann, mit dem man von Dichtern und Gedichten reden kann! Eines Tages besuchte er mich, als ich gerade Herrn Chapelain zum Essen bei mir hatte; er rief mich abseits, um mir etwas zu sagen, dann fragte er mich: »Wer ist denn der kleine, schäbige Mann, der bei Euch speist, Madame?« – »Das ist Chapelain!« erwiderte ich und glaubte, damit genug gesagt zu haben. – »Chapelain, wer ist das?« – »Nun, der, welcher die »Jungfrau« gemacht hat.« – »So? Dann ist er also ein Bildhauer?« – »Nein!« – Ihr sehet aus diesem kleinen Beispiele genug, mein lieber Rotrou, aber ich will von Eurem Freunde mit Frau von Combales reden, welche ihrerseits den Herrn Kardinal aufmerksam machen wird. – Glaubt Ihr, dass Herr Corneille sich dazu versteht, an den Tragödien Seiner Eminenz mitzuarbeiten?«
»Er wird mit Allem einverstanden sein, vorausgesetzt, dass er in Paris bleiben kann. Bedenket nur, wenn er in einer Advocatenstube solche Verse gemacht hat, was er leisten wird, wenn es ihm einmal gegönnt ist, sich in einer Welt zu bewegen, deren Königin Ihr seid, Madame, während die Frau Marquise den ersten Minister vorstellt.«
»Gut! Lasset »Melita« zur Aufführung kommen und gefallen; für das Übrige wird gesorgt werden.«
Und sie reichte Rotrou ihre feine Hand, welcher sie in die seinige nahm und anblickte, als ob er ihre Schönheit betrachtete.
»Nun, woran denkt Ihr jetzt wieder?« fragte ihn die Prinzeß.
»Ich denke darüber nach, ob auf dieser Hand für Hie Lippen zweier Dichter Platz ist. Ich meine, sie ist zu klein dazu!«
»Zum Glücke,« lachte Frau von Condé, »hat mir Gott zwei Hände gegeben; die eine für Euch, und die andere für einen Andern, den Ihr zum Handkusse zulassen wollt.«
»Corneille, Corneille!« rief Rotrou, »komm schnell hierher, die Prinzeß erlaubt Dir für dein Sonett, dass Du ihre Hand küssest!«
Corneille blieb ganz verdutzt stehen; es wirbelte ihm vor den Augen. An einem und demselben Abende, am ersten Abende seines Eintrittes in die Welt, die Hand der Prinzeß küssen zu dürfen, und von der Marquise von Rambouillet applaudirt worden zu sein, das waren zwei Gunstbezeigungen des Schicksals, die sein höchster Ehrgeiz nicht einmal einzeln zu träumen gewagt hatte.
Auf wessen Seite war der Ruhm und die Ehre? Waren sie auf Seite der zwei jungen Männer, welche zu gleicher Zeit die Hände der Gemahlin des ersten Prinzen von Geblüt küssen durften, oder auf Seite der Prinzeß, deren Hände zu gleicher Zeit von zwei Jünglingen geküßt wurden, die sich in der Zukunft die Unsterblichkeit erringen sollten?
Die Nachwelt hat entschieden; die Ehre war auf Seite der Prinzeß.
Unterdessen war Meister Claude, den Stab in der Hand, wie der Polonius des »Hamlet« in den Saal gekommen, hatte der Marquise leise etwas zugeflüstert, und nachdem sie ihm ebenso leise geantwortet, und dem Anscheine nach verschiedene Befehle ertheilt hatte, erhob sie das Haupt und sagte lächelnd:
»Sehr edle und sehr, werte Herren; geschätzte und liebe Freundinnen! Wenn ich Euch zu nichts Anderem berufen hätte, als um die Verse des Herrn Corneille anzuhören, so würdet Ihr Euch wahrlich nicht zu beklagen haben; ich habe Euch aber in einer materiellen Absicht und zu einem minder ätherischen Zwecke geladen. Ich habe oft mit Euch über den Vorzug des italienischen Sorbet vor dem französischen gesprochen. Ich habe so lange gesucht, bis ich einen Eisbereiter entdeckte der eben von Neapel angekommen ist. Ich sage nicht: »Wer mich liebt, der folge mir!« sondern: »Wer das Gefrorene liebt, dem zeige ich den Weg!« – Herr Corneille, gebt mir Euren Arm!«
»Hier ist mein Arm, Herr Rotrou,« sagte die Prinzeß, welche beschlossen hatte, in Allem dem Beispiele der Marquise zu folgen.
Zitternd und linkisch, wie die Männer von Genie zu, sein pflegen, die eben aus der Provinz kommen, reichte Corneille seinen Arm der Marquise, während Rotrou in galanter Weise und mit der Manier eines vollendeten Cavaliers den seinigen der Prinzeß von Condé reichte; der Graf von Salles, der jüngere der Brüder Montausier, bot sich der schönen Julie zum Cavalier an, der Marquis von Montausier reichte seinen Arm dem Fräulein Paulet und Gambault bequemte sich zu Fräulein von Scudéry.
Frau von Combales, welche mit ihrem klösterlichen Anzuge, dessen Strenge bloß durch ein Bouquet von frischen Veilchen und Rosenknospen in etwas gemildert wurde, ihren Arm keinem Manne geben konnte, ging gleich nach der Prinzeß an der Seite der Frau von St. Etienne, der zweiten Tochter vom Hause, welche wie sie der Kirche angehörte, mit dem Unterschiede, dass Frau von St. Etienne jeden Tag einen Schritt vorwärts in ihrem geistlichen Berufe machte, Frau von Combales hingegen sich täglich um einen Schritt weiter daraus entfernte.
Bis jetzt war die Gesellschaft in den Salons der Marquise noch durch nichts überrascht worden, aber das allgemeine Erstaunen war groß, als die Marquise, welche in ihrer Eigenschaft als Führerin den Vortritt vor der Prinzeß genommen hatte, vor einer Wand stehen blieb, in welcher es, wie man wusste, weder eine Türe noch einen sonstigen Ausgang gab.
Die Marquise aber klopfte mit ihrem Fächer einige Male an die Mauer.
Sofort öffnete sich dieselbe wie durch Zauberei und man befand sich auf der Schwelle eines herrlichen Zimmers, das mit blauen, goldgestickten Samtmöbeln versehen war. Die Tapeten waren in ihrer Grundfarbe den Möbeln ähnlich, und hatten auch die gleichen Verzierungen. In der Mitte befand sich eine vierseitige Etagere, welche mit Blumen, Früchten, Kuchen und Eis beladen war, und an welcher zwei als Genien gekleidete Mädchen, die jüngsten Schwestern der schönen Julie, die Honneurs machten.
Der Schrei der Bewunderung, welchen die Gesellschaft ausstieß, war ein einstimmiger. Man wusste, dass sich hinter der Mauer der Garten des Hospitals der Dreihundert befinde, und sah nun plötzlich ein so wohl eingerichtetes, so herrlich tapeziertes und so schön gemaltes Zimmer, dass man glauben musste, es sei von Feenhänden erbaut und von einem Zauberer ausgeschmückt worden.
Während die Gesellschaft noch mit extatischen Ausrufungen über den Geschmack und Reichtum dieses Gemaches beschäftigt war, welches in der Folge unter dem Namen »blaues Zimmer« eine Berühmtheit