Der Graf von Moret. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Graf von Moret - Александр Дюма страница 21
»Hier ist meine Hand.«
Mit beiden Händen erfasste der Graf das Händchen, das ihm gereicht wurde, und machte eine Bewegung, um es an seine Lippen zu drücken, aber diese Bewegung wurde durch ein einziges Wort vereitelt, dessen bittende Betonung nur als ein Schmerzensruf verletzter Schamhaftigkeit gedeutet werden konnte.
»Monseigneur!«
»Verzeihung, mein Fräulein!« sagte der Graf, und der Ausdruck, mit dem er diese Worte sprach, war so achtungsvoll, als ob er sie an die Königin selbst gerichtet hätte.
Ein Stillschweigen folgte; der Graf behielt die Hand der Dame in der seinigen, und diese versuchte es nicht mehr, sie zurückzuziehen, aber sie ruhte unbeweglich in der sie umschließenden Hand, und es war, als ob ein fester Wille alles Leben aus ihr entfernt hätte.
Es war, wenn man sich dieses Ausdruckes bedienen darf, eine stumme Hand.
Aber die Ausdruckslosigkeit dieser Hand hinderte den Grafen nicht, zu bemerken, dass sie klein, zart, aristokratisch gebaut und vor Allem von jungfräulicher Frische sei.
Nicht an seine Lippen hatte er jetzt das Verlangen sie zu pressen, sondern gegen sein Herz.
Seit er diese Hand berührt hatte, war er unbeweglich geblieben, als ob er den Zweck seines Hierseins völlig vergessen hätte.
»Kommt Ihr, Monseigneur?« fragte die sanfte Stimme.
»Wohin wollet Ihr, dass ich gehe?« sagte der Graf, ohne sonderlich zu wissen, was er sprach.
»Dorthin, wo die Königin Euch erwartet; zu Ihrer Majestät!«
»Es ist wahr,« erwiderte er seufzend, »ich hatte es vergessen; gehen wir!«
Und ein moderner Theseus tappte er durch ein weniger kompliziertes. aber viel finstereres Labyrinth als das von Creta, und nicht durch den Faden Ariadne's, sondern von Ariadne selbst geführt.
Nachdem einige Schritte gemacht worden waren, wandte sich Ariadne nach rechts.
»Wir sind gleich zur Stelle!« sagte sie.
»Leider!« flüsterte der Graf.
Man langte in der Tat vor einer Glastür an, welche in das Vorzimmer der Königin führte; aber da die Majestät in Folge ihrer Unpässlichkeit sich bereits zur Ruhe begeben hatte, waren in diesen! Vorzimmer alle Lichter bis auf eine Ampel ausgelöscht, welche von der Decke herabhing und durch ihre matt geschliffene Schale nur ein sehr schwaches Dämmerlicht verbreitete.
Bei diesem geringen Scheine versuchte es der Graf, seine Führerin zu betrachten, aber er konnte nichts als die Umrisse ihrer Gestalt gewahren.
Das junge Mädchen blieb stehen.
»Monseigneur,« sagte sie, »da Ihr hier genug seht, um allein geben zu können, so folgt mir.«
Und trotz einer leichten Anstrengung, die der Graf machte, um ihre Hand festzuhalten, befreite sie dieselbe, schritt voran, öffnete die Tür und trat in das Vorzimmer der Königin.
Der Graf von Moret folgte ihr.
Schweigend und auf den Fußspitzen durchschritten Beide das Vorzimmer, um die dem Korridor gegenüberliegende Tür zu erreichen, welche in die Gemächer Anna's von Österreich führte.
Plötzlich blieben sie stehen, denn sie vernahmen ein Geräusch, welches mit jeder Sekunde näher kam.
Dieses Geräusch rührte von mehreren Personen her, welche die große Treppe hinan stiegen.
»Mein Gott,« flüsterte das Mädchen bestürzt, »sollte es der König sein, der, vom Ballet kommend, sich nach dem Befinden Ihrer Majestät erkundigen, oder vielmehr sich überzeugen will, ob sie wirklich krank ist?«
»Man kommt in der Tat von dieser Seite!« sagte der Graf.
»Wartet,« sagte die junge Dame, »ich will nachsehen.«
Sie ging aus die Tür zu, welche auf die Haupttreppe führte, öffnete sie ein wenig und kehrte schnell zum Grafen zurück.
»Er ist es wirklich,« sagte sie; »schnell, schnell in dieses Kabinett!«
Und eine Tapetentür öffnend, stieß sie den Grafen durch dieselbe, und trat nach ihm in das Kabinett.
Es war hohe Zeit gewesen. Kaum hatte sich die Tür des Kabinetts geschlossen, als sich die andere schon öffnete, und unter Vorantritt zweier Pagen, welche Fackeln trugen, und in Begleitung seiner Lieblinge, Baradas und St. Simon, denen der erste Kammerdiener, Beringhen, folgte, trat der König Ludwig XIII. in das Vorzimmer, und verfügte sich, nachdem er seinem Gefolge ein Zeichen gegeben hatte, zu warten, in die Gemächer der Königin.
IX.
Ludwig XIII
Wir glauben, dass die Zeit gekommen ist, unsern Lesern den König Ludwig XIII. vorzustellen, und sie werden uns verzeihen, wenn wir dieser eigentümlichen Persönlichkeit ein ganzes Capitel widmen.
Ludwig XIII., geboren am 27. September 1601, also zu der Zeit, von der wir erzählen, in einem Alter von 27 Jahren und drei Monaten, war eine lange, trübselige Figur von braunem Teint, mit einem großen schwarzen Schnurrbart. Kein Zug, weder seiner Physiognomie noch seines Charakters, erinnerte an Heinrich IV., ja nicht einmal an den Franzosen. Da war keine Spur von Fröhlichkeit, von Jugend. Die Spanier erzählen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, dass er der Sohn Virginio Orsini's, Herzogs von Bracciano, eines Cousins Marias von Medicis. sei. In der Tat hatte Maria von Medicis, als sie, bereits 27 Jahre zählend, nach Frankreich abreiste, von ihrem Oheim, dem Kardinal Ferdinand, welcher, um den Thron von Toscana zu besteigen, seinen Bruder Franz und seine Schwägerin Bianca Capello vergiftet hatte, ein Schreiben folgenden Inhaltes erhalten:
»Meine teure Nichte! Ihr seid im Begriffe, einen König zu heiraten, der seine erste Frau verstieß, weil sie ihm keine Kinder gebar. Ihr habt eine Reise vor Euch, die einen Monat währen wird; in Eurer Begleitung befinden sich drei hübsche Jungen; der Eine ist Virginio Orsini, der bereits Euer Cicisbeo ist. ferner Paolo Orsini, endlich Concino Concini. Sucht es so einzurichten, dass Ihr gesichert seid, von Eurem Gatten nicht verstoßen zu werden.«
Maria von Medicis hatte, wie die Spanier versicherten, den Rat ihres Oheims Punkt für Punkt befolgt. Sie hatte zehn Tage gebraucht, um von Genua nach Marseille zu gelangen, und obwohl Heinrich IV. nicht gerade sehr ungeduldig war, seine »dicke Banquiersfrau«, wie er sie nannte, zu sehen, fand er doch die Überfahrt etwas lang; der Dichter Malherbe aber hatte bald den Grund dieser Langsamkeit entdeckt; er schrieb sie der Liebe zu, welche Neptun für die königliche Braut fühlte, die er nicht sobald aus seinen Armen lassen wollte. Möglicher Weise war diese Entschuldigung nicht sehr logisch, aber Königin Margot hatte ihrem Gatten das Grübeln über ähnliche Entschuldigungen abgewöhnt.
Nach neun Monaten konnte der Großherzog Ferdinand sich beruhigen; er vernahm die Nachricht von der Geburt des Dauphins, dem man sofort den Beinamen »der Gerechte« beilegte, weil er unter dem Himmelszeichen der Wage zur Welt gekommen war.
Seit seiner Kindheit trug er den bei den Orsinis erblichen Trübsinn zur Schau, aber auch alle seine Anlagen verrieten seine italienische Abstammung; er war ein leidenschaftlicher Musiker,