Der Graf von Moret. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Moret - Александр Дюма страница 41
Gehen wir daher zu England über.
Obgleich reicher wie Spanien, ist England doch nicht weniger krank wie dieses. Der König liegt zugleich im Streite mit seinem Lande und mit seiner Gemahlin; er ist halb entzweit mit seinem Parlamente, das er auflösen will, und ganz entzweit mit seiner Frau, die er uns zurückzuschicken beabsichtigt.
Carl I. hatte Henriette von Frankreich geheiratet, das einzige der legitimen Kinder Heinrichs IV., welches zuverlässig von ihm war. Madame Henriette war eine kleine Brünette, lebhaft, geistreich, mehr angenehm als verführerisch, mehr hübsch als schön! zänkisch und starrköpfig, sinnlich und galant; sie hatte eine sehr bewegte Jugend gehabt.
Als Bérulle sie mit siebzehn Jahren nach England führte, riet er ihr, sich die büßende Magdalena zum Muster zu nehmen. Aus Frankreich kommend, fand sie England traurig und wild; an unser lärmendes und lustiges Volk gewöhnt, erschienen die Engländer ihr finster und kalt; ihr Mann gefiel ihr sehr wenig; sie betrachtete als eine Buße ihre Heirat mit einem mürrischen und heftigen Könige, der ein starres, hochmütiges und kaltes Gesicht hatte; Carl I., der durch seine Mutter Däne war, hatte in den Adern etwas von dem Eis des Poles; bei diesem ehrenhaften Manne versuchte sie ihre Herrschaft durch kleine Zwistigkeiten, und da sie sah, dass der König ihr immer zuerst wieder kam. versuchte sie größere.
Ihre Verheiratung war eine katholische Invasion. Bérulle, der sie ihrem Gemahl zuführte und ihr dm guten Rat erteilte, bei ihrer Reue die der büßenden Magdalena zum Muster zu nehmen, wusste durchaus nichts von dem Hasse der englischen Nation gegen den Papismus, und war erfüllt von den Hoffnungen, welche bei ihm ein französischer Bischof erweckt hatte, den der schwache Jacob in London das Hochamt halten ließ, wo er an einem Tage achtzehn hundert Katholiken firmierte. Er glaubte daher, dass man Alles fordern könnte, und verlangte, dass die Kinder, selbst wenn sie katholisch wären, auf dem Throne folgten, dass sie bis zum Alter von dreizehn Jahren in den Händen ihrer Mutter blieben, dass die junge Königin einen Bischof erhielte, dass dieser Bischof und sein Clerus sich in ihren Gewändern in den Straßen Londons zeigen durften, und aus der Bewilligung aller dieser Forderungen entsprang das Resultat, dass die Königin den Boden verkannte, auf welchem sie sich bewegte und dass Carl I. in ihr statt einer liebenden, anmutigen und unterwürfigen Gemahlin eine trockene und traurige Katholikin fand, die das eheliche Lager in einen theologischen Lehrstuhl verwandelte und die Begierden des Königs den Fasten unterwarf, nicht nur denen der Kirche, sondern auch denen, der Controverse.
Das war noch nicht Alles. An einem schönen Morgen durchzog sie London seiner ganze Länge nach,, um mit ihrem Bischof, ihren Almosenieren, ihren Frauen, an dem Fuße des Galgens von Tyburn niederzuknien, wo zwanzig Jahre zuvor, nach der Pulververschwörung, der Pater Garnet und dessen Jesuiten gehängt worden waren; und vor den Augen des empörten London verrichtete sie hier ihre Gebete für die Seelenruhe dieser erhabenen Mörder, welche mit Hilfe von sechsunddreißig Fässern Pulver mit einem einzigen Schlage den König, die Minister und das Parlament in die Luft sprengen wollten.
Der König konnte nicht an diese Beleidigung glauben, die der öffentlichen Moral und der Staatsreligion zugefügt morden war; er geriet in einen jener heftigen Zornanfälle, die Alles vergessen lassen oder die vielmehr an Alles erinnern, Er schrieb:
»Man jage wie wilde Tiere diese Priester fort und diese Weiber, die am Galgen für die Mörder beten.«
Die Königin schrie und weinte, ihre Bischöfe und ihre Almoseniere excommunicirten und verfluchten, die Frauen klagten wie die Töchter Sions, die man in die Sclaverei schleppte, wahrend sie im Grunde ihres Herzens vor Verlangen starben, nach Frankreich zurückzukehren.
Die Königin eilte an das Fenster, um ihnen ein Lebewohl zuzuwinken. Carl I., der in diesem Augenblicke in ihr Zimmer trat, bat sie, nicht dies Ärgernis zu geben, und die Königin schrie nur noch lauter. Der König fasste sie um den Leib, um sie von dem Fenster zu entfernen; sie klammerte sich an die Gitterstab; Carl riß sie mit Gewalt davon los; die Königin wurde ohnmächtig, indem sie ihre blutenden Hände zum Himmel erhob, um die Rache Gottes auf ihren Gemahl herabzuflehen. Gott antwortete darauf an dem Tage, an welchem Carl durch ein anderes Fenster, das von White-Hall, auf das Schafott schritt.
Aus diesem Zwiste zwischen Mann und Frau entstand unsere Veruneinigung mit England; Carl I. wurde von allen Königinnen der Christenheit wie ein britischer Blaubart in den Bann getan, und Urban VIII. sagte auf die zweifelhafte Angabe einer schmerzlichen Hautverletzung hin zu dem spanischen Gesandten:
»Ihr Gebieter ist verpflichtet, für eine trauernde Fürstin das Schwert zu ziehen, oder er ist weder Katholik noch Ritter.«
Die junge Königin von Spanien, die Schwester Henriettens, schrieb ihrerseits an den Kardinal Richelieu, um dessen Galanterie zur Hilfe einer unterdrückten Königin anzurufen; die Infantin von Brüssel und die Königin-Mutter schrieben an den König und Bérulle wirkte auf das Alles ein; man hatte keine Mühe, Ludwig XIII,, der schwach war, wie alle kleinen Geister, zu überreden, dass die Vertreibung dieser Franzosen eine Beschimpfung seiner Krone sei: Richelieu allein blieb fest. Daher der Beistand, welchen England La Rochelle leistete, die Ermordung Buckingham's, die Herzenstrauer Annas von Österreich und jenes allgemeine Bündnis der Königinnen und der Prinzessinnen gegen Richelieu.
Kehren wir jetzt nach Italien zurück, wo wir die Erklärung aller der Briefe, welche wir den Grafen von Moret der Königin-Mutter und Gaston von Orleans überbringen sahen, finden werden, und eben so auch die Erklärung der politischen Lage von Montferrat und von Piemont und zwar durch die Auseinandersetzung der einander widersprechenden Interessen des Herzogs von Mantua und des Herzogs von Savoyen.
Der Herzog von Savoyen, Carl Emanuel, um so ehrgeiziger, je kleiner sein Gebiet war, hatte dieses gewalttätig durch das Marquisat Saluzzo vergrößert. Er ging nach Frankreich, um die Rechtmäßigkeit seiner Eroberung zu verteidigen; da er aber in dieser Beziehung nichts von Heinrich IV. erlangen konnte, nahm er Teil an der Verschwörung Biron's, welche nicht nur ein Hochverrat an dem Könige war, sondern auch ein Hochverrat an dem Vaterlande, da es sich darum handelte, Frankreich zu zerstückeln.
Alle Provinzen des Südens sollten Philipp III. gehören.
Biron erhielt Burgund, die Franche-Comté und eine spanische Infantin zur Gemahlin.
Der Herzog von Savoyen empfing das Gebiet von Lyon, die Provence und die Dauphinée.
Die Verschwörung wurde entdeckt; Biron's Kopf fiel.
Heinrich IV. würde den Herzog von Savoyen in dessen Staaten in Ruhe gelassen haben, wäre dieser nicht durch Österreich zum Kriege getrieben worden. Es galt, Heinrich zu zwingen, wegen Geldmangel Maria von Medicis zu heiraten.
Heinrich entschloss sich dazu, empfing die Mitgift, schlug den Herzog von Savoyen auf's Haupt, zwang ihn zu Friedensunterhandlungen und ließ ihm zwar das Marquisat Saluzzo, nahm ihm aber ganz Bresse, Busay, Valromay, das Land Gex, die beiden Ufer der Rhone, von Genf bis Saint-Genix und endlich das Schloss Dauphin, welches auf dem Gipfel des Tales von Vraita liegt.
Außer Chateau-Dauphin hatte Carl Emanuel in Piemont nichts verloren; statt auf beiden Seiten der Alpen Besitzungen zu haben, bewahrte er nur noch die östliche Seite, aber er blieb Herr der Pässe, welche von Frankreich nach Italien führten.
Bei dieser Gelegenheit taufte der geistreiche Bearner den Herzog Carl Emanuel mit dem Titel: »Fürst der Murmeltiere,« weil diese ihm blieben.
Von