Der Graf von Moret. Александр Дюма
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Diese Erscheinung kam Heinrich IV. so strahlend vor, dass seine üble Laune augenblicklich Schmetterlingsflügel bekam und davonflatterte. Er erhob sich aus dem Armsessel, in welchem er schmollte, und folgte der Erscheinung, in eine Wolke gehüllt, wie Aeneas der Venus folgte.
Diesen Tag wohnte er zum ersten Male dem Ballett bei.
Es erschien in dem Ballett ein Augenblick, in welchem die Damen als Nymphen auftraten; und so leicht auch in unseren Tagen das Costüm der Nymphen ist, war es doch im siebzehnten Jahrhundert noch leichter. In diesem Kostüme erhoben alle die Nymphen zugleich ihre Jagdspeere, als hätten sie dieselben auf irgend Jemand schleudern wollen. Indem die Prinzeß von Montmorency ihren Speer erhob, wendete sie sich gegen den König, als wollte sie denselben durchbohren; er hatte keine Gefahr geahnt und war daher ohne Harnisch gekommen; er fühlte daher die Waffe der schönen Charlotte tief in sein Herz dringen, mit solcher Anmut machte sie die Bewegung.
Frau von Rambouillet und Fräulein Paulet gehörten ebenfalls zu dem Ballett und von diesem Tage an schlossen sie Freundschaft mit der Prinzeß von Montmorency, obgleich sie fünf oder sechs Jahre älter waren, wie dieselbe.
Seit diesem Tage vergaß der gute König Heinrich, Jacqueline von Beuil; er war, wie man weiß, sehr vergesslich und dachte nur noch daran, sich den Besitz der schönen Montmorency zu sichern. Dazu war nur erforderlich, für die reizende Charlotte einen gefälligen Ehemann zu finden, der gegen eine Mitgift von vier- oder fünfmal hunderttausend Francs die Augen um so mehr schlösse, je mehr der König sie öffnen würde.
Eben so war es auch bei der Gräfin von Moret gewesen, die Heinrich IV. mit Herrn von Cesy verheiratete, welcher an seinem Hochzeitsabend zu einer Gesandtschaft abreiste.
Der König glaubte seinen Mann zur Hand zu haben.
Ar richtete seine Augen auf das Kind des Ehebruches und des Meuchelmordes. Von der Hand des Königs mit der Tochter eines Connetable vermählt, verschwand der Flecken seiner Geburt.
Es wurden alle Bedingungen mit ihm verabredet, Er versprach Alles, was man von ihm verlangte. Der Connetable gab seiner Tochter hunderttausend Taler der König eine halbe Million, und Heinrich II. von Condé, welcher den Tag zuvor zehntausend Livres Einkünfte hatte, besaß am Tage nach seiner Hochzeit fünfzigtausend.
Freilich sollte er am Abend abreisen! er tat es indes; nicht.
Er hielt jedoch den Punkt des Abkommens, welcher verlangte, dass er in seiner ersten Hochzeitsnacht in einem Zimmer bleiben sollte, das von dem seiner Frau getrennt war; und der arme fünfzigjährige Verliebte erlangte es von der jungen Frau, dass sie sich zum Beweise, sie sei allein, auf ihrem Balkon zeigte, mit aufgelösten Haaren zwischen zwei brennenden Fackeln stehend.
Als der König sie erblickte, wäre er beinahe vor Freude gestorben.
W würde zu weit führen, Heinrich IV. in all den Torheiten zu folgen, welche ihn diese letzte Liebe begehen ließ, in deren Mitte das Messer Ravaillac's ihn in eben dem Augenblick traf, in welchem er bei der holden Paulet den Trost suchen wollte, den die Schöne ihm gewährte und der ihn gleichwohl nicht tröstete.
Nach dem Tode des Königs kehrte Condé nach Frankreich mit seiner Frau zurück, welche noch immer Prinzeß von Montmorency war, und Prinzeß Condé erst wahrend der drei Jahre wurde, welche ihr Gemahl in der Bastille zubrachte. Es ist wahrscheinlich, dass bei den bekannten Neigungen des Prinzen von Condé für die Schüler von Bourges ohne diese drei Jahre der Gefangenschaft sowohl der große Condé, wie die Prinzeß von Longueville, niemals das Licht der Welt erblickt haben würden.
Der Prinz war hauptsächlich seines Geizes wegen viel geschmäht. Er ritt durch die Straßen der Stadt auf einer elenden Mähre und begleitet von einem einzigen Diener. Le Martellier, einer der berühmtesten Advokaten jener Zeit, hatte Tage, an welchen er umsonst konsultierte; der Prinz, welcher häufig Prozesse zu führen hatte, besuchte ihn stets an diesen Tagen. Immer schlicht gekleidet, hatte er diesen Abend eine sorgfältigere Toilette als gewöhnlich gemacht: vielleicht wusste er, er werde bei der Prinzessin Marie den Herzog von Montmorency finden, welcher ihm versprochen hatte, ihn als einen vollkommen Unbekannten zu behandeln, wofern er ihn jemals in einem Anzuge treffen würde, der eines Prinzen von Geblüt unwürdig sei.
Heinrich II., Herzog von Montmorency, war das gerade Gegenteil von Heinrich II., Prinzen von Condé, er war eben so elegant, wie Condé nachlässig, eben so freigebig, wie dieser geizig und habsüchtig. Eines Tages hörte er von einem Edelmanne sagen, dass dessen Glück gemacht sein würde, wenn er 20.000 Taler auf die Dauer von zwei Jahren entlehnen könnte.
»Sucht nicht lange,« sagte er ihm, »die zwanzigtausend Taler sind gefunden.«
Und er gab ihm einen Bon auf diese Summe und schickte ihn damit zu seinem Intendanten.
Zwei Jahn später brachte der Edelmann dem Herzog von Montmorency das geliehene Geld zurück; dieser nahm es jedoch nicht an und machte es dem ehrlichen Zahler zum Geschenke.
Er war in die Königin sehr verliebt gewesen, zugleich mit dem Herzog von Bellegarde, mit dem er sich darüber beinahe duelliert hätte. Die Königin, welche mit Beiden kokettierte, wusste nicht, welchen von ihnen sie erhören sollte, als Buckingham an den Hof kam und sie mit einander versöhnte, obgleich der Herzog von Montmorency damals erst dreißig Jahre alt war, der Herzog von Bellegarde aber sechzig. Es scheint, als ob der alte Herr damals eben so viel Lärm gemacht hätte, wie der junge Prinz; wenigstens ließ dies ein Spottlied schließen, welches damals allgemein gesungen wurde.
Wenn, die Könige vermählt sind, zeigen sie sich nicht hellsehender, als die übrigen Ehemänner; Ludwig XIII. verbannte daher auch den Herzog von Montmorency nach Chantilly. Durch den Einfluss Maria's von Medicis wieder zu Gnaden angenommen, kehrte er zurück, um einen Monat am Hofe zuzubringen und begab sich dann nach seinem Gouvernement des Languedoc. Hier erfuhr er die Nachricht, dass sein Vetter, Franz von Montmorency, Graf von Bouteville, sich duelliert hätte und dafür auf dem Gréveplatze hingerichtet worden sei.
Durch seine Gemahlin, Maria Felicia Orsini, Tochter jenes Virginio Orsini, welcher Maria von Medicis nach Frankreich begleitet hatte, war er der Neffe der Königin-Mutter; daher rührte die Protektion, durch die sie ihn ehrte.
Eifersüchtig wie eine Italienerin, hatte Maria Orsini anfangs ihren Gemahl sehr gequält, der bei den Damen so beliebt war, dass jede Frau, die nur irgend etwas Galanterie im Kopfe hatte, durchaus seine Huldigungen empfangen wollte.
Endlich schlossen der Herzog und seine Frau einen Vertrag; diese gestattete ihm dadurch so viele Galanterien, als ihm gefallen würden, jedoch unter der Bedingung, dass er sie ihr erzählte. Eine ihrer Freundinnen sagte ihr eines Tages, sie begriffe nicht, wie sie ihrem Manne eine solche Freiheit gewähren könnte, noch weniger aber, dass sie die Erzählung: von ihm verlangte.
»Nun,« sagte sie, »ich behalte mir diese Mitteilungen immer vor, bis wir einen Streit haben, und das Recht ist dann stets auf meiner Seite.«
Der Herzog war der Liebling der Frauen; es ist dies, namentlich bei den Frauen jener Zeit, nicht zu wundern. Er war dreiunddreißig Jahre alt, schön, von reicher und angesehener Familie, Statthalter einer Provinz, Admiral von Frankreich, Herzog und Pair, Ritter vom heiligen Geiste, und zählte unter seinen Vorfahren vier Connetables und sechs Marschälle. Sein gewöhnliches Gefolge bestand aus etwa hundert Edelleuten und dreißig