Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма

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Der Pastor von Ashbourn - Александр Дюма

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Schatten der Eichen wiederkauen, die sich drängenden Hammel, mit gesenktem Kopfe, unter der Huth des Hirten und der Hunde, wenn das Gewitter sich am Himmel zusammenzieht, und die an dem Felsen hängende und den bitteren Geisklee abrupfende Ziege schildert, und ich rief aus:

      O fortunatos nimium, sua si bona norint Agricolas!

      Aber ich dachte fast sogleich, daß die Anführung ungerecht wäre, und daß meine Landleute, – die des Dorfes Ashbourn, – ihr Glück kennten, und da sie vor Denen, von welchen Virgil spricht, das Glück voraus hatten, Christen zu sein, sie dem Himmel dafür dankten.

      Aber was machte auch alle diese Männer so glücklich? Das waren die Frauen, welche sie auf der Schwelle der Thür erwarteten, das waren die Kinder, die ihnen entgegen liefen, das war das aus der Ferne ausgewechselte Lächeln, das war der in der Nähe gegebene Kuß.

      Jeder dieser Männer hatte seinen Schutzengel, welcher das Haus lebendig in seiner Abwesenheit, liebend bei seiner Rückkehr machte.

      Welchen Unterschied giebt es zwischen einem leeren Hause und einem vollen Grabe?

      Das Grab ist unter der Erde gegraben, das Haus ist auf ihr erbaut. Das Haus ist das Gefängniß der Zeit, das Grab das der Ewigkeit.

      O! wie würde mein Haus, das mir ein Grab schien, schön für mich sein, – wenn ich bei der Rückkehr von meinen kirchlichen Gängen aus der Ferne auf seiner Schwelle, mit ausgestreckten Armen und auf mich geheftetem Auge – eine weiße Gestalt sähe, von der ich allmälich und in dem Maße, als ich mich näherte, unter ihrem großen Strohhute das frische Gesicht, die blauen Augen und die blonden Haare unterscheiden würde!

      Und während ich mir das sagte, hatte ich das Dorf Ashbourn verlassen, und näherte mich mit großen Schritten dem Dorfe Wirksworth, freilich wurde in dem Maße, als ich mich dem kleinen grünen, weißen und rothen, wie einen Vorposten an der Straße aufgestellten Hause näherte, mein Schritt langsamer; ich fing an, es durch die einbrechende Dämmerung mit unbewaffnetem Auge fast eben so gut zu unterscheiden, als ich es von dem Fenster meines Zimmers aus mit dem Fernrohre meines Großvaters unterschied. Aber trotz der Rückkehr der Dunkelheit, trotz der Abwesenheit der Sonne, trotz der eingetretenen Kühle, war das Fenster immer noch geschlossen.

      Unglücklicher Weise aßen hundert Schritte weit von mir zwei oder drei Familien von Dorfbewohnern in der Kühle unter einem Baume zu Nacht, während fünf bis sechs Kinder auf dem Wege in der Runde tanzten.

      Bereits mehrere Male hatten sie nach meiner Seite geblickt. – Wieder umzukehren hieß das Ansehen zu haben sie zu fliehen, ich ging bis zu ihnen mit der Absicht, sie gleichgültiger Weise über verschiedene Oertlichkeiten des Dorfes, und unter andern über das kleine Haus zu befragen, das nur noch drei bis vier Hundert Schritte weit von mir entfernt war.

      Bei meinem Herannahen standen sie auf. Ich grüßte sie. Zwei unter ihnen hatten mich predigen hören und erkannten mich wieder, sie luden mich sogleich ein, mich zu ihnen zu setzen und ihr Mahl zu theilen, aber ich dankte ihnen. Die Kinder hatten ihren Tanz eingestellt und umringten mich, die Eltern baten mich, sie zu segnen.

      – Ich bin zu jung, um zu segnen, antwortete ich, aber gleichviel, ich segne sie, Euch, Eure Früchte, Eure Ernten und Eure Häuser von Herzen.

      Sie fragten mich nun, ob es wahr wäre, daß ich übermorgen in Wetten an der Stelle des kranken Pastors predigen sollte. Ich antwortete ihnen mit ja, da Herr Smith mich eingeladen, diese kleine Reise zu machen und mir die Gastfreundschaft in seinem Hause angeboten hätte.

      Nun rühmten mir die Landleute die Biederkeit, die Rechtschaffenheit, die Weisheit des würdigen Herrn Smith. Seine Frau galt für die beste Haushälterin der Umgegend, und obgleich die Pfarre eben nicht mehr als sechzig Pfund Sterling eintrüge, so war die würdige Frau doch dazu gelangt, das am besten eingerichtete Haus des Dorfes zu haben. Es war bei ihr wie auf dem Schlosse des Grafen von Alton, das man auf dem Hügel erblickte, und zuverlässig hatte Herr Stiff, der Verwalter des Grafen, der im Begriffe stand, sich mit einer reichen Erbin von Chesterfield zu verheirathen, keine weißere und feinere Wäsche, kein schwereres und glänzenderes Silberzeug, kein dickeres und besser verzinntes kupfernes Küchengeschirr, als es die Wäsche, das Silberzeug und das kupferne Küchengeschirr der Madame Smith war.

      Was die Tochter des Pastors anbetrifft, so gab es nichts Anderes über sie zu sagen, als daß sie ein Engel an Sittsamkeit, Religion und Wohlthätigkeit wäre.

      Alles das hatte mich sehr weit von dem kleinen grünen, rothen und weißen Hause geführt. Wie darauf zurückkommen, nachdem man über das Schloß des Grafen von Alton, über die Wohnung, welche der Verwalter, Herr Stiff, für seine Frau einrichtete, über die Wäsche, das Silberzeug, das kupferne Küchengeschirr der guten Madame Smith, und über die Sittsamkeit, die Religion und die Wohlthätigkeit der Mademoiselle Smith gesprochen hatte?

      Das war besonders für mich schwer, mein lieber Petrus, der ich, ich gestehe es Ihnen, kein Mann der Uebergange bin.

      Außerdem war ich fast übler Laune, daß man mir so einstimmig das Haus des Herrn Smith, der Madame Smith und der Mademoiselle Smith rühmte, und daß man mir kein Wort über das kleine grüne, rothe und weiße Haus sagte, das drei Hundert Schritte weit von uns entfernt war, und von diesem reizenden Wesen mit blonden Haaren, blauen Augen und rosigen Wangen, neben welchem Mademoiselle Smith zuverlässig nur ein gewöhnliches Frauenzimmer sein mußte.

      Diese üble Laune machte, daß ich Abschied von den Landleuten nahm und ganz verdrießlich nach Ashbourn zurückkehrte.

      Ach! von Weitem sah ich das dunkle Pfarrhaus in der Nacht: Niemand erwartete mich auf der einsamen Schwelle. Ich hatte den Schlüssel in meiner Tasche, ich machte die Thür auf und ging tappend in der Dunkelheit, indem ich das Feuerzeug und die Schwefelhölzer suchte.

      – Ach! armer Williams Bemrode! murmelte ich mit einem Seufzer, als der nach Schwefel riechende Schein längs der Wände des leeren Eßzimmers zitterte.

      Die Reste des Mittagsessens befanden sich in dem Speiseschranke, aber ich hatte nicht den Muth, mich an den Tisch zu setzen; meine Lampe in der einen, und ein Stück Brod in der andern Hand, ging ich in das kleine Zimmer hinauf.

      Ich machte mein Fenster auf, stellte einen Stuhl daran, und setzte mich.

      Dieses Mal eilten meine Blicke über das Dorf weg und gingen geraden Weges nach den Lichtern, welche an dem Horizonte leuchteten. Unter allen diesen Lichtern suchte ich eines, welches in der Richtung des grünen, rothen und weißen Hauses war.

      Ein ganz großer dunkler Raum erstreckte sich in. der Richtung, wo es gelegen war.

      In diesem ganzen Raume fühlte man, daß die Nacht friedlich herrschte.

      Ich konnte mich indessen nicht entschließen, dieses Fenster zu verlassen. Ich zerbrach mein Brod in kleine Stücken, und aß es betrübter Weise, ohne die Augen einen Augenblick lang von dem Punkte abzuwenden, auf den sie geheftet waren. Endlich schlug es Mitternacht, und, da ich keine Hoffnung mehr hatte, das kleine Fenster sich erleuchten zu sehen, so ging ich, nachdem ich einen nach dm andern die wie ein Nachtvogel mit Flügeln von Erz von dem Thurme davon fliegenden Schläge gezählt hatte, hinab und legte mich zu Bett.

      Meine Nacht war noch viel aufgeregter, als der Tag gewesen war; das Fieber verzehrte mich: mit jenem Mangel an Zusammenhang der Träume sah ich weiß und verschleiert die drei Töchter der Wittwe mit ihren verwelkten Kränzen auf ihren Köpfen vor mir vorüberkommen; sie gingen durch die Gartenthür hinaus und entfernten sich auf der Straße von Wirksworth. Nun öffnete sich das Fenster; meine Unbekannte, mit einem goldenen Heiligenscheine, mit langen weißen Flügeln, neigte sich zu den drei Gestorbenen; sie entblätterte über ihren Häuptern den

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