Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Pastor von Ashbourn - Александр Дюма страница 27
Der mit so vieler Ungeduld von ihr erwartete Tag war endlich gekommen: ein Grab war gegraben worden und erwartete sie.
Herr Smith und ich verrichteten ein Gebet über diesem bescheidenen Sarge, welcher, als das Gebet beendigt, auf den Stricken gleitend und die engen Wände der Gruft schlagend, hinunter sank. Bald meldeten die knarrend wieder heraufkommenden Stricke, daß der Sarg den Grund berührt hätte; ein letztes Gebet wurde durch diese Todtengruft der Leiche zugesendet, die bereits in dem Schatten der Ewigkeit schwebte; dann rollte unter dem Spaten des Todtengräbers die erste Schaufel voll Erde, die auf den Sarg mit jenem so dumpfen Klange fiel, daß der, der ihn ein Mal gehört hat, ihn niemals vergißt; dann kamen die anderen weniger geräuschvollen Schaufeln; dann endlich erhob das gefüllte Grab über dem Grase jenen grauen Hügel, der außerhalb der Erde an die Form des Sarges erinnert, den man in seinen Eingeweiden begraben hat.
Ich hatte Lust, auf diesem Grabe einige Worte des Abschiedes auszusprechen, aber in dem Augenblicke, wo ich den Mund öffnete, erstickte Schluchzen meine Stimme.
Dieses Schluchzen sagte mehr, als die beredteste Leichenrede gesagt hätte.
Wenn ich hätte sprechen können, so ist hier das, was ich ohngefähr gesagt hätte:
– Fromme Frau! edles Herz! glückselige Seele! der Tod, den Du ohne Ungeduld, wie ohne Schrecken erwartetest, hat Dich endlich heimgesucht, um Deine Schmerzen zu beruhigen, Deine Leiden und Deine Besorgnisse zu beendigen . . . In diesem Augenblicke, gute Mutter, hast Du Deine drei Kinder wiedergefunden; der Anblick ihrer Leichenkränze läßt Deine Thränen nicht mehr fließen, denn diese Kränze leuchten frisch, duftend, unsterblich auf ihrer Engelsstirn. Der, welcher weint, bin ich, der Dich überlebt hat. Der noch nicht weiß, was das Leben ihm für Wonnen und für Schmerzen vorbehält, und der ich mich, glückselige Frau, auf Deine Gebete verlasse, um von mir die Bangigkeiten abzuwenden, die Du erlitten hast, oder, wenn Du sie nicht abwenden kannst, mir wenigstens die Kraft zu verleihen, sie zu ertragen, wie Du sie selbst ertragen hast! . . .
Das ist es, was ich laut gesagt hätte; das ist es, was ich leise stammelte.
Schweigend, ohne ein einziges Wort auszusprechen, kehrte ich auf den Arm des würdigen Herrn Smith gestützt zurück.
An dem Thore des Friedhofes zerstreute sich das Gefolge; die Erben allein blieben in einer Gruppe, und erreichten das Haus wieder, indem sie den Schritt beschleunigten.
Wie ich gesagt, hatten sie Eile, das Dorf zu verlassen, indem Jeder das mitnahm, was ihm zukam.
Als ich gleichfalls ankam, konnte ich daher auch die letzten, mit Möbeln beladenen Karren um die Ecke der Straße fahren sehen.
– Werde ich mit Ihnen eintreten, oder Sie hier verlassen, mein Amtsbruder? fragte Herr Smith.
– Ich danke für Ihr Anerbieten, antwortete ich ihm, aber ich habe das Bedürfniß, allein zu sein . . .
–Dann umarmen Sie mich, sagte er, und erinnern Sie sich, daß Sie eine Meile weit von hier, in dem Dorfe Wirksworth, einen Freund haben.
Wir umarmten uns; hierauf entfernte er sich, nachdem er mir die Hand gedrückt.
Ich wartete auf der Schwelle, bis daß ich auch ihn hatte verschwinden sehen, und nun betrat ich das einsame, leere und auf seine vier Wände beschränkt? Haus.
– Nein, mein lieber Petrus, in meinem Leben hatte ich nicht, noch werde ich wahrscheinlicher Weise jemals ein solches Gefühl der Traurigkeit, der Verlassenheit, der Einsamkeit empfinden. Alle Thüren und alle Fenster standen offen; man fühlte, daß der Tod hier durchgekommen war, und daß sich vor diesem unumschränkten Gebieter, wie vor einer geheiligten Majestät, Thüren und Fenster geöffnet hatten.
Stumm, und selbst gleich einem Schatten, irrte ich überall herum.
Ein einziger Schemel, von zu geringem Werthe gehalten, um mitgenommen zu werden, war in einer Ecke geblieben, und lehnte sich wackelnd an die Wand. – Dieser Schemel und das Fernrohr meines Großvaters, des Bootsmannes, war der Anfang meines zukünftigen Mobiliars, und mit einer Guinee und einigen in meiner Tasche verlorenen Schillingen war das Alles, was ich auf der Welt besaß.
Ich verschloß die Thüren und die Fenster; ich trug meinen Schemel in das Zimmer der Wittwe, lehnte ihn an die Wand, an dieselbe Stelle, wo ihr Bett stand und setzte mich darauf, indem ich flüsterte:
– O! wie Du Recht hattest, junges Mädchen, als Du von Deinen sterbenden Lippen jene letzten Worte fallen ließest: » Der Mensch ist nur ein Fremdling auf Erden!«
Die Dunkelheit senkte sich vom Himmel herab; sie erfüllte das Innere des Hauses, und bald befand ich mich nicht allein in der Einsamkeit, sondern auch noch in der Finsterniß.
Es lag mir wenig daran! denn so dunkel und so einsam dieses Haus auch war, mein Herz war sicher, immer noch weit leerer und weit dunkler als dasselbe zu bleiben!. . .
Am folgenden Morgen klopfte man mit Tagesanbruche an die Hausthür.
Ich erhob mich von meinem Schemel, auf welchem ich am Ende gegen ein Uhr Morgens eingeschlafen war, und machte die Thür auf.
Der, welcher anklopfte, war der Schulmeister.
Ich gab ihm einen Wink einzutreten und blieb in dem Eßzimmer stehen, indem ich erwartete, daß er mir den Grund seines frühen Besuches erklärte.
Der wackere Mann schien sehr verlegen; er drehte seinen Hut in seinen Händen und stammelte unverständliche Worte.
Ich ermuthigte ihn, indem ich lächelte und mich entschuldigte, ihm keinen Stuhl anzubieten, weil die Erben als einziges Möbel nur den Schemel zurückgelassen hätten, auf dem ich die Nacht zugebracht.
– Und das ist gerade die Ursache meines Besuches, Herr Pastor, sagte er. Die Leute des Dorfes wissen, daß Madame Snart, die Sie als Mutter angenommen hatten, Sie als ihren Sohn betrachtete und Sie zu ihrem Erben machen wollte. . . Der Tod hat sie unvorbereitet überrascht, ohne daß die würdige Frau die Zeit gehabt hätte, weder eine Schenkung, noch ein Testament zu schreiben, so daß Sie jetzt hier ohne einen Vorhang, ohne einen Stuhl, ohne eine Matratze sind.
– In der That, mein Freund, sagte ich, wenn ich Ihnen meine Armuth auch verbergen wollte, so vermöchte ich es nicht.
– Nun denn! Herr Pastor, begann der Schulmeister wieder, indem er immer dreister wurde, hier ist mit Ihrer Erlaubniß das, was sie beschlossen haben . . .
– Wer das?
– Ihre Pfarrkinder . . . Gestern Abend haben sie sich also versammelt und beschlossen, daß jeder je nach seinen Mitteln Ihnen einen Theil seiner kleinen Haushaltung anbieten sollte: dieser die Bettstatt, jener den Pfühl, der Eine die Matratze, ein Anderer die Betttücher, ein Anderer die Vorhänge; der Tischler wird Ihnen einen Tisch liefern; der Drechsler wird Ihnen Stühle geben, und so fort, Herr Pastor.
– Wie! rief ich aus, diese wackeren Leute haben das beschlossen?
– Ja, Herr Pastor, immer vorbehältlich Ihrer Erlaubniß, und heute Morgen haben sie mich an Sie abgesandt, indem sie zu mir sagten: »Benachrichtige den Herrn Pastor von unserer Absicht, und mache ihm wohl bemerklich, daß das, was wir ihm anbieten, von keinem großen Werthe ist, wir wissen es, aber daß es mit gutem Herzen angeboten ist.«
– Vortreffliche Leute! rief ich aus; wo sind sie denn, damit ich ihnen danke?
– Ah!