Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
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Ich ließ die Feder meiner Hand entfallen; ich stieß einen Seufzer aus, und indem ich fühlte, daß das Blut mir in die Brust und in das Gesicht stieg, ging ich das Fenster aufzumachen, um freier zu athmen.
Am folgenden Tage würde mein Geist ruhig sein und Nichts sich dem widersetzen, daß ich mich an meine Abhandlung der vergleichenden Philosophie machte.
XIII.
Was ich. Dank dem Fernrohre meines Großvaters, des Bootsmannes, durch das Fenster sah
Es war zuverlässig um Luft zu schöpfen, daß ich mich an das Fenster stellte. Der Himmel war so bedeckt, die Luft so nebelig, daß man kaum auf fünfhundert Schritte weit vor sich sah. Aber, als ob die Atmosphäre nur meine Anwesenheit erwartet hätte, um sich aufzuklären, in dem Augenblicke , wo ich die Augen auf das Feld warf, drang ein schwacher Sonnenstrahl durch zwei Wolken, und indem er sich in den Nebel mischte, anfing ihn mit einem gelblichen Scheine zu färben, welcher bald verschwindend, bald weit feuriger wieder erscheinend am Ende den ganzen Horizont erfüllte, und indem er sich zerriß, ließ der Himmel eine Ecke seines Blaues sehen.
Von nun an war die Aussicht vorhanden, daß der Tag wieder schön würde.
Bei Weitem mehr zur Träumerei als zur Arbeit gestimmt, heftete ich meine Augen auf diese blaue Ecke des Firmaments, indem ich mir mit jenem Aberglauben sagte, der in dem Herzen jedes Menschen liegt und der in diesem wichtigen, fast entscheidenden Augenblicke meines Lebens vielleicht noch mehr in meinem Herzen lag, als in dem der andern:
»Wenn dieses Blau, das die Hoffnung ist, sich über den ganzen Himmel verbreitet; wenn diese Sonne, welche das Glück ist, die Wolken und den Nebel verjagt, so wird es ein Zeichen sein, daß Gott mich beschützt und mir glückliche Tage vorbehält. Wenn es aber im Gegentheile diese Ecke des Firmaments ist, welche verschwindet; wenn die Sonne unter dem feuchten Schleier der irdischen Dünste »erlöscht, so ist das ein Zeichen, daß mein Leben traurig, einsam und unfruchtbar sein wird.«
Sie werden begreifen, mein lieber Petrus, welche Abgeschmacktheit von meiner Seite darin lag, die Bestimmung meines Lebens an die Launen eines gewitterhaften Junitages zu knüpfen; aber habe ich nöthig, Ihnen, dem ausgezeichneten Philosophen, zu sagen, daß der Mensch, ohne die Ursache dieser Erschlaffung seines Mutlos zu wissen, seine Tage der Niedergeschlagenheit hat, während welcher er sich von dem Gipfel seiner Kraft und seines Verstandes bis zu der Leichtgläubigkeit des Kindes oder bis zur Schwäche des Greises herabläßt?
Ich befand mich an einem dieser Tage da; mein Herz hatte viele verschiedene Eindrücke empfunden, meine Seele hatte zu viele außerordentliche Gemüthserschütterungen erlitten, – um sich wieder in ihren natürlichen Zustand zu versetzen, bedurften alle beide jener Schlafsucht, welche für den Geist das ist, was die Dämmerung für den Tag ist, ein Uebergang zwischen der Nacht und dem Lichte, zwischen der Ermüdung und der Ruhe.
Meine Augen hefteten sich daher eben so begierig auf den Himmel, als wenn ich an ihm entweder den Stern des Heils hätte erscheinen sehen sollen, der die auserwählten Hirten nach der Krippe führte, oder jene drei schrecklichen Worte, welche einen Augenblick lang vor den Augen Balthasars den Abgrund erleuchteten, in den er zu fallen im Begriff stand.
Während länger als einer halben Stunde war es mir unmöglich zu errathen, wem, dem guten oder dem bösen Genius, die mit einander kämpften, der Sieg bleiben würde, aber endlich trug ihn Oromaze davon. Ein leichter Wind, der ihm zu Hilfe kam, fing an, die Wolken durch den Raum wallen zu lassen, indem er sie in flockige Wogen theilte, dann zerriß sich der Mantel des Himmels Stück für Stück; die Strahlen, welche sich in dem Maße erweiterten als sie auf die Erde herabfielen, spalteten die Reste des Nebels mit ihren goldenen Klingen; ganze Theile des Himmels entblößten sich lachelnd durch den Azur; breite Spalten erlaubten dem Gesichte, sich über gewisse Theile der Ebene zu erstrecken; die Teiche funkelten; die am Horizonte sich schlängelnde Hügelkette zeigte den Schattenriß ihres Gipfels über breiten Streifen von Dünsten, welche sie von ihrem Fuße zu trennen schienen; ein Strom von Licht überschwemmte gleich einem Wasserfalle ein kleines, an dem Fuße des entferntesten dieser Hügel gelegenes Dorf in dem Grade, daß, obgleich eine Meile weit entfernt, man geglaubt hätte, es berühren zu können, wenn man die Hand ausstreckte. Endlich verschwanden allmälig alle diese Spiele der Sonne, alle diese Launen der Atmosphäre. Die Erde nahm ihr wahres Ansehen wieder an, der Himmel verjagte in die Tiefen des Westens Alles bis auf seine letzte Wolke, und triumphirend und strahlend blieb die Sonne allein Herrin des Raumes, alleinige Herrscherin des klaren und unendlichen Reiches.
Indem ich immerhin den Triumph des königlichen Gestirns theilte, ein Triumph, dem ich einen so glücklichen Einfluß auf meine Bestimmung bewilligte, suchte ich mit den Augen dieses kleine, so eben durch den Strahl der Sonne, der es erleuchtet hatte, so glänzende und so nahe Dorf das sich jetzt, in die gewöhnlichen Verhältnisse zurückgekehrt, an dem Horizonte verlor. Ich hatte einige Mühe, es wiederzufinden; aber am Ende erblickte ich in der bläulichen Ferne Etwas wie ein Rest von Häusern, daß eine in seinen einzelnen Umständen durchaus nicht zu bestimmende und in seinem Ganzen beinahe unsichtbare Masse bildete.
Nun befiel mich die Lust, noch einmal dieses aus der Nacht hervorgegangene, um sogleich wieder in sie zurückzukehren, kleine Dorf wiederzusehen.
Ich ergriff das Fernrohr meines Großvaters, des Bootsmannes, und stellte es nach meinem Auge. Ich lehnte es an die Ecke des Fensters. Ich suchte die Richtung des Dorfes, und ich betrachtete.
Anfangs sah ich, wie es sich immer ereignet, wenn man mit einem Fernrohr nicht vertraut ist, so gut es auch sein möge, etwas weniger gut als mit meinen Augen. Allmälig schienen sich indessen die Gläser aufzuklären, die Entfernung näherte sich, und ich unterschied vollkommen den Punkt, auf welchen der Zufall das Fernrohr gerichtet hatte.
Es war ein einsam liegendes kleines Haus, von Backsteinen erbaut, ehedem mit einem weißen Anstriche bedeckt, der, da er an verschiedenen Stellen abgesprungen war, durch diese Sprünge sein ursprüngliches Gerippe sehen ließ; diese durch die Zweige eines riesenhaften Epheus, der dieses Haus fast gänzlich überzog, unter sich verbundenen Farbentöne bildeten daraus für das Auge des Dichters oder den Pinsel des Malers ein reizendes und pittoreskes Gebäude, welches die Landschaft schmückte, während diese es gleichfalls hervorhob. An der einen seiner Ecken erhoben sich gleich einem dicken Glockenthurme drei so genau unter sich verbundene Pappeln, daß ihre Stämme allein die Trilogie andeuteten, während die vereinigten und dichten Zweige von derselben Farbe nur eine einzige Laubpyramide bildeten; an der anderen Ecke gruppirte sich ein dichtes Hollundergebüsch, das der Mai hatte blühen sehen und das sich an eine Gruppe rosiger und weißer Acacien anschloß, deren wohlriechende Blüthen man herabhängen und im Winde schaukeln sah.
Endlich öffnete sich über diesen Acacien in einem grünen Rahmen von Laub das Fenster eines kleinen Zimmers, in welches das Auge drang, aber ohne anfangs etwas Anderes in seinem Halbschatten unterscheiden zu können, als Vorhänge von weißem Mousselin, die ein Bett einhüllten.
Ich weiß nicht, warum das auf dieses Fenster gerichtete Fernrohr meines Großvaters, des Bootsmannes, sich nicht abwandte, um auf einem anderen Theile der Landschaft