Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма страница 14
– Lebt sie noch?
– Sie lebt, sie ist fast eben so jung, als ich. Ich versichere Sie, man hält sie für meine Schwester, wenn wir mit einander ausgehen. Sie hat die Ehre, eine nahe Verwandte des Herrn Grafen von Feriol zu sein, des Gesandten Seiner Majestät in Constantinopel.
– Und Ihr Vater, mein Herr?
– Ach! Mein Vater?
Seine Stirn verfinsterte sich, er senkte die Blicke und stockte einige Augenblicke.
– Mein Vater! Ich will ihn nicht anklagen, aber er hat meine arme Mutter grausam hintergangen. Er hat ihre Jugend und ihr Vertrauen gemißbraucht, und dann hat er sie und mich verlassen. Das ist abscheulich, mein Fräulein! Ich möchte ihn verwünschen, aber ich kann es nicht, die Natur spricht, und mein Herz ist zerrissen. Ich hoffe noch immer, daß mein Vater später…
– Zu Ihrer Mutter zurückkehren wird, nicht wahr?
– Ja, er wird zurückkehren, er wird sein Unrecht einsehen und uns die Hand reichen. Auf ihn baue ich die Pläne meines Glücks,
– Ist er denn vermögend?
– Er war es und wird es noch sein. Seine Geburt, seine Fähigkeiten… um mit einem Worte Alles zu sagen, er ist der Herzog von Maine.
– Der Herzog von Maine! wiederholte ich erstaunt.
– Er selbst! Jetzt begreifen Sie wohl meine Hoffnungen, entschuldigen vielleicht meine Kühnheit, und…
– Aber mein Herr, sagte ich rasch, Sie sind der Enkel Ludwigs XIV.
– Ja, mein Fräulein! antwortete Larnage, indem er stolz das Haupt emporhob. Und ich werde mich dieser Ehre würdig zeigen.
Ich fühlte, daß sich meiner eine Art Bestürzung bei dieser Eröffnung bemächtigte. Meine Familie hatte eine übertriebene Bewunderung des seligen Königs in mir genährt, meine Nonnen hatten sie bis zur Anbetung ausgebildet – es war kein Wunder, wenn mir Larnage wie der Sohn Jupiters erschien. Mir kam es wie ein Traum vor, wie eine jener Opernherrlichkeiten, wenn man die Halbgötter aus den Wolken herabsteigen sieht. Ich fand in ihm eine andere Persönlichkeit, als ich, Marie von Chamrond, war. Es schien mir, als ob er mir eine große Ehre erzeigte, und ich stand auf dem Punkte, mich vor ihm zu verbeugen. Aber der arme Bastard, der an eine untergeordnete Stellung und an Demüthigungen gewöhnt war, errieth diesen Eindruck nicht, er deutete vielmehr mein Schweigen zu seinem Nachtheile, und indem er sich rasch von mir abwandte, sagte er:
– Ach, mein Fräulein, ich fühle es wohl, ich bin verloren! Sie werden ferner nicht geneigt sein, mich zu hören oder zu sehen.
Ich war in dem Sinne, den er nicht voraussah, schon sehr weit vorgeschritten. Ich fand die Stellung einer Schwiegertochter Ludwigs XIV. für ein Mädchen ohne Mitgift sehr annehmbar, vorzüglich wenn der Ehemann einem Larnage gleicht. Indem ich den Mund öffnete, um ihm einige Worte der Hoffnung zu sagen, rief uns Frau von Luynes zurück. Demnach, mußte ich mich mit einem Blicke begnügen; er aber flüsterte mir in das Ohr:
– Mein Fräulein, erlauben Sie, daß ich Sie morgen sehe?
Der gute Bursch wußte nicht, was er sagte. Sahen wir uns nicht täglich, und stets allein? Die Verliebten haben immer unvernünftig geredet, und ich bin der Ansicht, daß sie in diesem Jahrhunderte der Vernünftelei noch unvernünftiger reden. Da sie gezwungen sind zu vernünfteln, so müssen sie langweilige Personen werden, und die jungen Frauen von heute machen sich sehr verdient, wenn sie sie anhören. Ich möchte dazu nicht verdammt sein.,
Mag dem sein wie ihm wolle, ich komme auf meine erste Liebe zurück, auf die Liebe, die man nicht vergißt, selbst wenn man sich nicht mehr darüber grämt. Ich war wie betäubt, ich sprach und hörte nicht mehr, ich konnte nur denken. Der Herzog und die Herzogin von Luynes scherzten darüber. Man fragte mich, ob ich in den Sternen schwärmte. Ich antwortete eine Dummheit, von der ich nichts mehr weiß. Nachts fehlte mir der Schlaf, ich stand mit dem Morgenrothe auf, um durch den Park zu irren. Mir lagen zwei Dämonen in den Ohren: der Ehrgeiz und die Liebe. Ich hörte Beide, und war durchaus nicht abgeneigt, beiden Glauben zu schenken. Mein guter oder böser Stern sandte mir den Herrn von Luynes, der kam, um mit mir zu plaudern. Er war erstaunt, mich so früh schon im Freien zu sehen. Ich brannte vor Begierde, mancherlei zu erfahren, und da ich geschickter war als mein Onkel, so hoffte ich, ihn zum Reden zu bringen, ohne daß er mich erriethe. Nun begann ich ihn auszufragen.
Ich hatte ein sehr einfaches Mittel, um zu dem Hauptpunkte zu gelangen. Man beschäftigte sich viel mit den Kindern, welche die Gräfin von Verrue, seine Schwester, von dem Herzoge von Savoyen gehabt hatte, und stritt sich über ihren Stand. Herr von Luynes, der im Punkte der Ehre sehr streng war, hatte der Gräfin lange gezürnt; aber er verzieh ihr, und wollte nun die Pflichten eines Bruders gegen sie erfüllen, indem er ganz genau zu wissen verlangte, welche Stellung man ihr und seinen Neffen anweisen werde.
So lenkte ich nun das Gespräch auf diesen Gegenstand, der ihm am Herzen lag. Er ließ sich eifrig darauf ein, und wir kamen rasch auf das Geschick der Bastarde zu sprechen. Die Ansicht meines Onkels war folgende:
– Der selige König hat seine Bastarde behandelt, wie man sie nie behandelt. Der Herzog von Savoyen kündigt die Absicht an, ihm nachzuahmen, das ist allerdings gut, aber man findet es nirgends so. In England, in Deutschland, in Spanien, mit einem Worte überall, sind die Bastarde des Königs und der Prinzen nichts, sie gelangen nie zu großer Bedeutung.
– Aber, mein Herr, unterbrach ich ihn, denn alles dies genügte meiner Neugierde nicht, mein Herr, wie ist es mit den Bastarden der Bastarde?
– Meiner Treu! rief er verwirrt. Wer zum Teufel hat je daran gedacht! Die Bastarde der Bastarde – das bedeutet sehr wenig.
– Aber wie wäre es, mein Herr, wenn der Herzog von Maine und der Graf von Toulouse Bastarde hätten – wären sie nichts?
– Zunächst ist der Herzog von Maine und der Graf von Toulouse dessen nicht fähig, sie sind vollkommene Edelleute, und noch keiner hat sie dessen bisher angeklagt; aber wenn auch ein jeder von ihnen eben so viel hatte als der selige König, so würde dies in der persönlichen Lage nichts ändern. Die Bastarde der Bastarde! Es giebt genug solcher Väter, nur zu viel für die Sorge, die sie uns bereiten, zu viel für die ewigen Streitigkeiten, die sie unter uns erregen. Der verstorbene König hat ein großes Unrecht begangen, indem er uns Verlegenheiten dieser Art vermachte. Der Regent hat durch die Vernichtung seines Testamentes noch nicht genug gethan; die Stücke, die uns bleiben, sind für die Monarchie Plagen.
– Aber die Kinder des Herzogs von Maine sind die Enkel Ludwigs XIV.
– Ohne Zweifel, wenn sie nämlich in legitimer Ehe geboren sind; außerdem zählen sie nicht, und werden niemals zählen.
Der Ehrgeiz war durch diese Gewißheit schon getödtet, es blieb nur noch die Liebe. Sie war noch nicht geboren, und der Tod ihres Bruders mußte sie jedenfalls im Wachsen hindern. Als ich Herrn von Luynes verließ, war ich mehr als jemals mit meinen Gedanken beschäftigt, und unentschlossener als ich es bisher gewesen. Aber ich hatte auch eine Illusion weniger: das Phantom des großen Königs war unter den Worten meines Onkels zusammengesunken.
Larnage kam, um mir Unterricht zu ertheilen, er war bleich und zitterte. Anfangs zeigte er sich verwirrt, nach und nach aber ward er lebhafter, und gewann endlich seine Beredsamkeit wieder. Indem er mich einen Auszug aus der Geschichte machen ließ, erzählte er auf eine so glänzende Weise das Leben Julius Cäsar's, seine Erfolge und seine Siege, daß man sah, er hoffte, wie er, die Welt zu erobern, sie