Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма страница 18
Frau von Feriol hatte ihre Besitzung von Pont-de-Veyle in Burgund, aber sie besuchte es selten. Sie gebrauchte die Nachbarschaft, wenn es eine Nachbarschaft gab, als Vorwand, um mich zu feiern und mich so zu empfangen. Erfreut, daß ich mich in einer solchen Umgebung befand, daß ich sprechen und geistreiche Leute sprechen hören und das Gehörte meinem Gedächtnisse einprägen konnte, ließ ich es geschehen. Da ich sehr unwissend, sehr neugierig und begierig war, Alles zu wissen und zu erlernen, konnte ich keine bessere Schule haben ich fühlte mich in der Sphäre, die ich geträumt hatte, die meinem Geschmacke entsprach, und es schien mir selbst während einiger Stunden, daß ich Herrn Du-Deffand liebte, um ihm dafür zu danken, daß er mich hierher geführt hatte.
An jenem Abende sah ich Voltaire zum ersten Male, der kam, um seinen Oedipus zu geben. Er hatte sein Jahr in der Bastille wegen seiner »j' ai vu« bereits überstanden, und war noch in Zorn und Wuth. Dieses Katzengesicht frappirte mich anfangs, Frau von Parabère gerieth darüber in Lachen bis zu Thränen, und als er ein Epigramm wagte, hob sie ihren kleinen Finger (den ich noch sehe) um ihm zu drohen.
Eine andere Person, berühmt in einem anderen Sinne, kam ebenfalls zu dem Souper: es war Frau von Tencin, die Schwester der Frau von Feriol, eine durch ihren Geist, durch ihre Intriguen und durch die Stellung berühmte Person, die sie zu Anfang dieses Jahrhunderts in der Welt einnahm. Um jene Zeit zählte sie vielleicht sechs und dreißig Jahre; sie war schön und frisch wie eine zwanzigjährige Frau; ihre Augen funkelten; ihren Mund umspielte ein zugleich sanftes und liebliches Lächeln; sie wollte gut sein, und gab sich viel Mühe es zu scheinen, ohne daß es ihr gelang. Man ließ sich nicht tauschen, sie wußte dies, und begriff es mehr als nöthig. Trotzdem ließ sie sich nicht entmuthigen, sie blieb stets im grellsten Widerspruche.
Mehr als einmal während jenes Abends zankte sie sich mit Voltaire herum, und nichts war sonderbarer als diese Streitereien; sie liebten sich nicht, sie fürchteten sich, oder vielmehr sie beobachteten sich, warfen sich scharfe Blicke zu und zügelten die Geschosse, damit sie später um so sicherer träfen – es war ein köstliches Schauspiel. Ich werde Ihnen auch von der Gräfin Alexandrine von Tencin erzählen, wie von den Andern; nur Geduld, es kommt ein Jeder zu seiner Zeit an die Reihe.
Ach, welche schönen Tage waren diese Tage der Jugend! Wie gern erinnere ich mich ihrer! Welche Freuden, welche Triumphe! Welche Liebschaften! Und welche Leute, welche Geister befanden sich in meiner Umgebung! Ach, wie beeilte man sich, zu leben! Jene Heuchelei, welche die letzten Jahre Ludwigs XIV. auferlegten, jene Maske, die man gewaltsam dem Gesichte aufdrang, lastete auf aller Welt. Man beeilte sich, sie abzulegen, und warf sie weit von sich. Nichts vermag einen Begriff von dem Zustande jener Gesellschaft zu geben, nichts, selbst das nicht, was wir an Ausschweifungen des Hofs und der Stadt unter dem seligen Könige gesehen haben.
Das Beispiel des Regenten drang in alle Klassen. Für eine junge Person wie ich, war dies eine gefährliche Schule. Die goldenen Grundsätze, die ich von meiner Tante und von meinen Nonnen empfangen, gingen natürlich darüber verloren. Da die Religion sie nicht unterstützen konnte, flogen sie schnell davon. Ich muß dies bekennen, denn außerdem könnte ich das Uebrige meines Lebens nicht erklären.
Ich bin nie richtig erkannt gewesen. Stets hat man meinen Schwachheiten Gründe untergeschoben, die sie nicht hatten. Es giebt keinen meiner Zeitgenossen, der mich nicht für leidenschaftlich oder kokett gehalten: ich war keins von beiden, ich langweilte mich. Ich habe geliebt, um mich zu zerstreuen, ich habe die Liebe Anderer angenommen, weil ich nichts zu thun hatte, ich habe meine Liebhaber gewechselt, weil ich mich mit ihnen langweilte, und weil ich hoffte, daß mich ein anderer weniger langweilen würde. Diese alte Feindin zu tödten, ist mir nicht gelungen, sie ist in meinem Alter noch Siegerin, nachdem sie die zertrümmert hat, die ich ihr entgegenstellte und die sie zu erdrücken versuchten. Sie wird mich zu Grabe bringen, ich weiche ihr jetzt. Sie verfolgt mich, sie begleitet mich, wohin ich gehe; sie sitzt bei Tische an meiner Seite, sie gießt selbst in mein Trinkglas den Ekel oder die Müdigkeit, um mich anzufüllen oder mich unter ihrer eisernen Ruthe zurückzuhalten. Sie ist stets zwischen mir und denen, die sich mir nahen; sie schläft auf meinem Bette während der kurzen Augenblicke meines Schlummers. Bis hierher sind ihr meine Erinnerungen entkommen, gebe der Himmel, daß sie ihr nie zum Opfer fallen.
Zehntes Kapitel
Am Morgen des Festes war ich kaum erwacht, als man mir Frau von Parabère ankündigte. Sie öffnete ohne Umstände meine Thür und überraschte mich in dem kleinen Zimmer, das ich bewohnte, und, weil ich mich dessen bereits schämte, schnell mit einem anständigen Hause vertauschen wollte. Der Tag, den ich bei Frau von Feriol zugebracht, hatte meinen Entschluß festgestellt, und ich dachte nicht mehr daran, Paris zu verlassen; ich fühlte, daß ich anderswo künftig nicht leben könne, und daß mein Platz in Paris sei.
Unsere Verwandte, eine gute und fromme Frau, die keinen Besuch empfing, floh in den tiefsten Theil ihres Gartens, als sie vernahm, daß die Maitresse des Regenten unter ihrem Dache sei. Mein Mann ließ sie hart an und nannte sie eine übertrieben sittsame Person; sie aber antwortete ihm, daß alles Weihwasser des Kirchspiels den Platz nicht rein waschen könne, den diese Unreine betreten habe.
Während dieser Zeit empfing ich die Marquise, die, ungeachtet der frühen Morgenstunde und einer ganzen im Palais-Royal bei einer jener Orgien verbrachten Nacht, welche die Herzogin von Berry hundert Jahre in fünfundzwanzig verleben ließen, völlig schön und frisch war.
Frau von Parabère war aus Stahl und Eisen gemacht.
Obgleich sie klein, zart und dem Anscheine nach delicat war, so besaß sie in Wirklichkeit die Gesundheit eines Musketärs. In ihren schönen schwarzen Augen lag noch mehr, als in ihren Versprechungen, die ohnehin schon sehr herausfordernd waren. Wegen ihres bräunlichen Teint und ihrer wie Ebenholz schwarzen Haare hatte der königliche Geliebte ihr den Beinamen »der kleine Rabe« gegeben. Sie lachte über diesen Spottnamen, den sie oft unter ihre Morgenbillets setzte.
– Ah, meine Schöne, sagte sie beim Eintreten, ohne auf meine Entschuldigungen zu hören, ich weiß Alles, was Sie mir über Ihr Zimmer und über Ihre Toilette sagen wollen; dies hat unter uns nichts zu bedeuten. Sie gefallen mir unendlich, ich bin seit gestern rein närrisch über Sie, und habe die ganze Nacht dem Regenten und der Herzogin von Berry von Ihnen erzählt. Es ist beschlossen, daß ich Sie zu ihnen führe.
– Aber Madame…
– Wollen Sie nicht?
– Nicht ich, wohl aber…
– Herr Du-Deffand! unterbrach sie mich. Kann Herr Du-Deffand etwas wollen? Ich habe ihn nur eine Viertelstunde lang gesprochen, aber es genügt mir, um zu wissen, was man von ihm erwarten kann. Denken Sie weiter nicht darüber nach, Ihre königlichen Hoheiten erwarten Sie, und ich werde Sie an einem der nächsten Tage vorstellen. Aber es handelt sich in diesem Augenblicke nicht darum allein – ich komme, um Sie zu entführen.
– Mich, Madame?
– Sie, ja! Und zwar ohne Ihren Mann. Sie werden mit mir zu Mittag essen.
– Das ist unmöglich!
– Unmöglich! Ah, dieses Wort aus der Provinz kennt man hier nicht! Wie kann eine so geistreiche Person als Sie sind es nur gebrauchen? Unmöglich! Kleiden Sie sich schnell an und