Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
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Was soll ich Ihnen noch mehr sagen? Die drei Tage Verflossen. Es war mir langweilig, Mädchen zu sein, es war mir langweilig, ewig den Namen meines Vaters zu tragen. Diese Langweile war meine tödlichste Feindin, und ich glaubte, daß ich mich mit einem Ehemanne weniger langweilen würde. So gab ich denn meine Zustimmung, und erlaubte dem Abbé von Sainte-Croix, Herrn Du-Deffand in der Eigenschaft als Bewerber um meine Hand mir vorzustellen.
Ich erzählte meiner Tante diese Geschichte. Man schrieb an meinen Vater, an meine Vormünder, und nach kaum einem Monate war Alles fertig, Alles entschieden.
Diejenigen, die mich kennen, wissen recht gut, daß ich nie von meinem Manne spreche, und daß ich ihn betreffende Unterhaltungen nie geduldet habe; es wird ihnen nicht ungewöhnlich erscheinen, wenn ich mich bei den Einzelheiten meiner Verheirathung aufhalte. Gewisse Handlungen, gewisse Gedanken müssen sich vor den Augen Aller verbergen. Was auch immerhin ein Ehemann Unrechtes gethan hat, wozu wäre es gut, es zu veröffentlichen? Und mag er sich immerhin gut betragen haben, es geht Niemanden an. Die Geheimnisse des Innern müssen nach meiner Ansicht, fromm bewahrt werden. Man darf sich daher nicht wundern, wenn in diesen Memoiren von Herrn Du-Deffand selten die Rede ist. Ich kündige es Ihnen, mein lieber Leser, im Voraus an, daß wir uns nur wenig mit ihm beschäftigen werden, zumal da er so schnell aus meinem Leben entschwunden ist, in dem er einen höchst unbedeutenden Platz einnahm.
Meine Heirath fand am 2. August 1718 auf Chamrond statt, im dritten Jahre der Regentschaft, also in der günstigsten Zeit, um die Welt, wie sie damals war, zu sehen und zu beurtheilen. Es war ausgemacht, daß wir sofort nach Paris abreisen sollten, und dieser Plan ward auch ausgeführt, als die Hochzeitsfestlichkeiten zu Ende waren. Ein großer Seufzer der Erleichterung entquoll meiner Brust, als ich Burgund verließ. Ich glaubte den Himmel auf dieser glücklichen Reise geöffnet zu sehen. Dieser Himmel sollte sich aber nur zu bald wieder schließen. Ich hatte nicht Zeit, ihn zu betreten.
Neuntes Kapitel
Herr Du-Deffand wollte während der Reise den Liebhaber spielen, und Gott weiß, wie er sich dabei benommen hat. Ungeduldig über hundert ungeschickte Streiche, die er am Tage begangen hatte, fragte ich ihn eines Abends in einem ziemlich hochmüthigen Tone, wie er seine Demonstrationen und seine Schwüre nenne, und was uns Beiden damit genützt sei?
– Es geschieht aus Liebe, und die Liebe führt uns zum Glücke, wenn Sie wollen.
– Ah, also aus Liebe! Ich bin sehr erfreut, dies zu vernehmen. Es ist unnütz, mir Vorsicht anzuempfehlen, denn ich bin zu gut darin bewandert, um mich täuschen zu lassen.
Uebrigens wußte ich wohl, daß die Liebe Larnage's dieser nicht ähnlich war, und daß Herr Du-Deffand auf seine, nur ihm eigene Weise liebte. Die Frauen haben in ihrem Herzen stets einen geheimen Winkel, in dem sie das vergraben, was sie nur sich selbst gestehen, und noch kein Philosoph hat die Nase in diesen Winkel gesteckt, so ehr sie sich dessen auch rühmen. Wessen rühmen sich die Philosophen nicht!
Wir kamen in Paris an. Wir wohnten so lange bei einem Verwandten meines Mannes, bis über unsere Lage entschieden sein würde. Wir wußten noch nicht genau, wo wir uns fest niederlassen sollten. Ich hatte große Vorliebe für Paris; aber wir mußten wissen, ob wir hier standesgemaß leben konnten. Unser erster Besuch war der bei der Herzogin von Luynes, und die erste Person, die uns begegnete, als wir den Fuß in das Hotel setzten, war Larnage, der, ein Portefeuille in der Hand, ausgehen wollte. Er grüßte achtungsvoll, aber er ward bleich wie ein Leinentuch. Ich ward noch bleicher und bewegter als er. Herr Du-Deffand fragte mich nach dem Grunde meiner Verwirrung. Ich antwortete ihm, daß mir die Hitze lästig sei, und beeilte mich, zu meiner Tante hinaufzugehen. Sie empfing mich sehr zuvorkommend, erfreute Herrn Du-Deffand durch tausend Artigkeiten und behielt uns, trotz meiner Weigerung, zum Souper.
Eben dies hatte ich gefürchtet. Ich sollte mit jenem Unglücklichen zusammentreffen, dem ich bei meiner Verheiratung einen sehr aufrichtigen Brief geschrieben, und ihm untersagt hatte, mir zu antworten. Er hatte sich streng darnach gerichtet, ich wußte nicht, womit ich mich rechtfertigen sollte. Der arme Junge war gehorsam gewesen und hatte dabei viel gelitten, mir war dies nicht unbekannt geblieben. An jenem Tage erschien er wie ein Gekreuzigter bei Tische, er wagte kaum, die Augen aufzuschlagen. Herr und Frau von Luynes, die keine Ahnung von unserm Verhältnisse hatten, scherzten über seine Schülerin und über die Zurückhaltung, die er gegen sie beobachtete. Er setzte sich durch eine thörichte Antwort in Verlegenheit, die man nicht begriff – ich aber begriff sie nur zu gut.
Mir war, als ob dieses Souper nie zu Ende kommen würde. Bei dieser Gelegenheit aber hatte ich ein unvermuthetes Zusammentreffen, das einen großen Einfluß auf mein Leben ausübte: das nämlich mit Herrn von Feriol, dem alten Gesandten des Königs in Konstantinopel, und mit seiner Schwägerin, Fräulein Guerin von Tencin, Schwester des Cardinals und der berühmten Stiftsdame, die wir noch oft wiederfinden werden. Frau von Feriol gewann mich sogleich lieb, sie lud mich zum Besuche ein, und ließ mich nicht eher, bis ich ihr versprochen hatte, zu kommen.
Frau von Feriol hatte einen General-Einnehmer der Finanzen zum Manne, der später Rath und Parlamentspräsident zu Metz ward. Seine Frau kümmerte sich wenig um ihn, sie unterhielt ganz öffentlich ein Verhältniß mit dem Marschall von Uxelles, der sie liebte, so lange sie jung war, und sie später ihre Reize beweinen ließ. In jener Zeit blieb sie sich noch immer gleich; ich fand sie alt, weil ich erst zwanzig Jahre zählte, aber sie war wirklich schön, und konnte einem Podagristen sehr wohl gefallen. Sie lud mich auf den folgenden Tag zu einer Art von Fest ein, welche Einladung anzunehmen ich nicht unterließ, da es für mich gegeben wurde.
Frau von Feriol hatte einen wunderlichen, phantastischen, capriciösen Charakter. Sie konnte sich darüber nicht zufrieden geben, daß sie alter wurde, und Alles, was sie umgab, bereitete ihr deshalb Kummer. Jedes harte Wort, jeder launige Augenblick des Marschalls fiel auf Unglückliche zurück, die sie mit ihren Thränen bestrafte.
Sie hatte zwei Söhne: Pont-de-Veyle und d'Argental, zwei Gefährten meines ganzen Lebens, die am Morgen desselben erschienen und sich nur im Tode erst von mir trennen wollten – der Tod scheint uns alle drei vergessen zu haben. Pont-de-Veyle steht mit mir in gleichem Alter, d'Argental ist um drei Jahre jünger, und wir leben noch. Mein Gott, das ist erschrecklich!
Das Haus der Feriols war um jene Zeit das angenehmste von Paris. Die Feriols besaßen Geist, und empfingen große und gute Gesellschaft. Wir gingen zum Mittagsessen dorthin, und waren Gäste für den ganzen Tag. Unter anderen Gästen fanden wir auch den Lord Bolingbroke vor, den in Ungnade gefallenen Minister von England, und die Marquise von Villette, mit der, er bereits seit einem Jahre lebte, und in die er sichtlich verliebt war.
Wir fanden dort auch Fräulein von Delaunay, die vertraute Kammerfrau der Frau Herzogin von Maine, mit der ich sofort ein Freundschaftsbündniß schloß. Außerdem fanden wir auch die Frau Marquise von Parabère, die damals in der höchsten Gunst bei dem Herrn Regenten stand; sie kam mir eifrig entgegen, und ich stieß sie nicht zurück. Frau von Parabère war die Verführung in Person; sie war eine von jenen Zauberinnen, Venen man nicht widerstehen kann, so gern man es auch möchte, und die sich wider Willen jedes Herzens bemächtigen.
Endlich fanden wir auch noch ein außergewöhnliches und anbetungswürdiges Geschöpf, eine Türkin, die Herr von Feriol mit nach Frankreich gebracht hatte. Sie gefiel, mir bei dem ersten Begegnen, und ward später meine Freundin. Man nannte sie Fräulein Aissé. Der Gesandte hatte sie als ein ganz kleines Mädchen gekauft, um sie erziehen zu lassen; er hatte ihr die Ehre zugedacht, seine Maitresse zu werden, sobald sie das Alter dazu erlangt hätte. Für das Land, dem er sie entnommen, war dies ganz einfach. Aissé entschlüpfte ihm mit vielem Glücke und großer Geschicklichkeit. Sie blieb nur seine Tochter, und was die Welt auch für Thorheiten reden mochte – Herr von Feriol küßte ihr nicht einmal die Fingerspitzen.
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