Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

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Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма

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Meinungs-Veränderung, die ich stets beklagt habe, und die ich mein ganzes Leben lang beklagen werde, denn, auch zugestanden, daß ich im Irrthume wäre, ist es nicht ein großes Glück, Eichenblätter für Gold zu nehmen?

      Man überwachte mich in meiner kleinen Zelle, in der ich keine andere Gesellschaft als die Engel-Mariens hatte, die mir nicht zürnte, sondern mich beklagte.

      Sie war eine zärtliche, duldsame Schwester; sie erblickte in der Religion einen Trost, eine Zuflucht; sie sah darin das einzige Glück, das sie in ihrem Kloster geträumt hatte; sie sah darin die Zukunft des Lebens, und dachte nicht an das ewige Braten auf dem Roste, das die Ungläubigen bedrohete. Diese eine Seele war nicht im Stande, auch nur einen flüchtigen Blick auf die Hölle zu werfen. Sie liebte Gott zu sehr, als daß sie ihn für unversöhnlich halten konnte.

      Die andern Schwestern sprachen zu mir von dem Teufel, von seinen Hörnern und von seiner Gabel; sie bekreuzigten sich mit zitternder Hand, als sie mir die Strafen, die meiner warteten, angekündigt hatten.

      Engel-Marie sagte mit ihrer sanften Stimme:

      – Denken Sie daran, meine liebe Kleine, daß der gute Gott Sie nicht lieben wird, daß Sie ihn nicht sehen werden, und daß es Ihnen verboten sein wird, ihn zu lieben!

      Für sie war dies eine wahre Pein.

      So blieb ich acht Tage bei Wasser und Brot eingeschlossen, und nichts erschütterte meinen hartnäckigen Widerstand. Unser Director, ein sehr beschränkter Mann, glaubte mir Briefe schreiben zu müssen, um mich zu überzeugen. Er verbrauchte dazu viel Papier und viel unnützes und dummes Geschwätz; dies war nicht die wahre Religion. Ich dagegen empfand in dem Streiten über jede Kleinigkeit ein großes Vergnügen. Die Beaumont hatte weniger Muth, sie fügte sich. Das gute Mädchen war eine Gutschmeckerin, das trockene Brot überzeugte sie.

      Ich besitze zwar noch Briefe vom Vater Menillon, aber ich lese sie nicht mehr, sie erscheinen mir zu fade und albern. Die Briefe, die mir meine Tante geschrieben, rührten mich. Sie sprachen zu meinem Herzen wie Angel-Marie, und mein Herz fühlte sich versucht, darauf zu hören. Er aber bekämpfte mit aller Kraft meinen Geist, und dieser war so hartnäckig, so eitel, daß er glaubte, sich tapfer halten zu müssen.

      Ich war eine Philosophin eigener Art, von der man ihm gesagt, daß ich die Leute jener Zeit durchschaue, und daß ich es ihnen in der Dummheit zuvorthun wolle.

      Meine Tante fand die Sache so ernst, daß sie eigens die Reise nach Paris machte, um diese Grundsätze und Bestrebungen in mir auszurotten. Ich hörte sie achtungsvoll und zärtlich an, aber ich gab ihr fest und entschieden zur Antwort:

      – Ich kann nichts dabei thun, es hängt nicht von mir ab, zu glauben oder zu zweifeln. Verzeihen Sie mir, meine gute Tante; lieben Sie mich, trotz allem – ich kann nicht anders!

      Das theure Wesen weinte heiße Thränen, es bekreuzte sich und wiederholte mir, daß ich verloren sei und daß ich selbst meine Seele der Hölle verschriebe.

      – Leider, fügte sie hinzu, werde ich bald sterben, und ich muß Sie auf immer verlassen. Wir werden uns unter jenen ewigen Schatten nicht wiedersehen, wo man so wohl und so glücklich zusammen ist, wo man an Gott mit einer unauslöschlichen Liebe hängt. Ach, mein Kind, mit welchem Schmerze verlasse ich diese Welt!

      Fräulein von Chamrond täuschte sich in mir und darin, daß sie mich bei meiner Schwachheit antasten konnte. Sie hielt mich dem Urtheilen zugänglicher als der Liebe, und dem war nicht so. Mein Geist war fest entschlossen, nicht nachzugeben, aber mein Herz war leichter zu verleiten, und von dem Augenblicke, wo er Widerstand leistete, war die Eroberung unmöglich.

      Sie verstand dies nicht, und sie suchte sich eine Hilfe, die nach ihrer Meinung Alles besiegen mußte.

      Eines Tages kam sie in das Sprechzimmer, und mit ihr erschien ein sehr angenehmer, geschmeidiger und einschmeichelnder Prälat, ein Mann von großem Verdienste und unbestreitbaren Kenntnissen, dessen Rednertalent sich bei dem kürzlich erfolgten Tode des Königs auf eine glänzende Weise offenbart hatte – es war Massillon.

      Meine Familie hatte ihn auf seiner Pfarre in Clermont gekannt, und meine Tante war dergestalt für ihn eingenommen, daß sie ihn für das Werk meiner Bekehrung interessirte und ihn in das Kloster brachte, um meine Seele wiederzufischen, wie die Beaumont, die eine Heuchlerin geworden war, sagte.

      Ich war verblendet von diesem Besuche.

      Massillon war der religiöse Held des Tages. In den Klöstern und bei den Frommen sprach man nur von ihm. Seine glänzende Leichenrede auf Ludwig XIV- begründete seinen Ruf, und mehr noch eine Thatsache, die man sich überall erzählte, obgleich sie nicht wahr war; ich werde sie dessenungeachtet mittheilen, weil sie eins der schönsten und ergreifendsten Bilder ist, die ich kenne, zugleich aber auch ein vortrefflicher Gegenstand des Nachdenkens für die christliche und ungläubige Philosophie.

      Man behauptet nämlich, daß Massillon an das Sterbebett Ludwigs XIV. gerufen sei, als Frau von Maintenon es bereits verlassen und seine gewöhnlichen Geistlichen nach den Obliegenheiten ihres Amtes und der hergebrachten Etikette ihm die Sacramente ertheilt hatten.

      Beiläufig bemerke ich, daß der schöne Kadinal von Rohan, Bischof von Straßburg, der sehr bekannte, wenn auch nicht anerkannte Sohn Seiner Majestät Ludwig XIV. und der Frau von Soubise, seiner ewigen Maitresse, damals Grohalmosenier von Frankreich war.

      Der Kardinal leistete also seinem Vater Beistand; er dachte dabei weniger an den Verlust seines Königs und an die Streitigkeiten desselben mit dem Erzbischof von Paris, die er sich bemühete beizulegen; der Sterbende war vielmehr sein Pfarrkind, er hatte das Recht, ihn bis an das Ende zu begleiten, und wagte, was die Kabale durchaus nicht wollte.

      Kurz, Massillon ward, wie man sagte, von dem Königs selbst herbeigerufen. Er gab ihm seinen letzten Rath, ermuthigte ihn mit seiner kräftigen Stimme zu dem letzten und schrecklichen Gange bis zu dem Augenblicke, wo der erste Arzt, nachdem er noch einmal den Puls seines Kranken untersucht, die Grabesworte sprach:

      – Der König ist todt!

      Die ganze Umgebung sank unwillkührlich auf die Knie nieder.

      Massillon allein stand auf der Estrade, er breitete die Hand aus über das erhabene Haupt, das seit so langer Zeit die Welt regiert und Alles seinen Launen gebeugt hatte, und indem er die Blicke zu dem Himmel erhob, sagte er:

      – Gott allein ist groß, meine Herren!

      Ich habe nie ein herrlicheres und erhabeneres Citat gehört, als dieses, und nun in einer solchen Situation!

      »Se non e vero i ben trovato,« sagen die Italiener.

      Mit denselben Worten begann Massillon seine so berühmte Rede, aber so bemerkenswerth sie hier auch immer sein mögen, es läßt sich mit dem nicht vergleichen, daß man sie liest.

      Die Gelegenheit macht Alles.

      Sechstes Kapitel

      Mit der Zuversicht eines Mannes, der seiner selbst gewiß ist, hörte Massillon meine Raisonnemems an, ohne mich zu unterbrechen. Er legte mir einige Fragen vor, auf die ich als gelehrter Doctor antwortete, wobei mich fast die Lust anwandelte – Gott verzeihe es mir! – den Bischof witzigen zu wollen, und als eine wahrhaft Tolle schmeichelte ich mir, daß mir dies gelingen würde.

      Ruhig lächelnd legte er mir durch eine Handbewegung Schweigen auf, dann sagte er:

      – Genug, mein Fräulein, genug für heute! Ich weiß nun, was Sie denken, und in unserer ersten Unterhaltung werde

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