Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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Gilbert, – sei bedroht, und schickten sich an, einen Wall mit Ihrem Leibe für sie zu bilden . . . Ist es so? Habe ich irgend eine Einzelheit von geringerer Bedeutung vergessen, wie eine magnetische Sitzung in Gegenwart des Königs, die Wiedererlangung einer gewissen Cassette aus gewissen Händen, welche sich derselben durch den Dienst eines gewissen Pasdeloup bemächtigt hatten? Sprechen Sie, sagen Sie, und wenn ich mich eines Irrthums oder eines Vergessens schuldig gemacht habe, so bin ich bereit, öffentliche Abbitte zu thun.«

      Gilbert war ganz erstaunt geblieben vor diesem seltsamen Mann, der seine Wirkungsmittel so gut zu bereiten wußte, daß derjenige, auf welchen er operirte, versucht war, zu glauben, er habe, wie Gott, die Gabe, zugleich die Gesammtheit der Welt und ihre Einzelheiten zu umfassen und im Herzen der Menschen zu lesen.

      »Ja, es ist so,« sprach er, »und Sie sind immer der Magier, der Zauberer Cagliostro!«

      Cagliostro lächelte mit Befriedigung; er war offenbar stolz darauf, daß er aus Gilbert den Eindruck hervorgebracht hatte, den Gilbert unwillkürlich aus seinem Gesichte erscheinen ließ.

      Gilbert fuhr fort: »Und nun, da ich Sie gewiß eben so sehr liebe, als Sie mich lieben, mein theurer Meister, und da mein Wunsch, zu erfahren, wie es Ihnen seit unserer Trennung ergangen, wenigstens eben so groß ist, als der, welcher Sie veranlaßt hat, sich zu erkundigen, was aus mir geworden, so wollen Sie mir, wenn keine Indiscretion in meiner Frage liegt, sagen, an welchem Orte der Welt Sie Ihr Genie ausgebreitet und Ihre Macht geübt haben.«

      Cagliostro erwiederte lächelnd:

      »Oh! ich, ich habe es gemacht wie Sie, ich habe Könige gesehen, viele sogar, doch in einer andern Absicht. Sie nähern sich ihnen, um sie zu unterstützen; ich nähere mich ihnen, um sie zu stürzen; Sie versuchen es, einen König constitutionell zu machen, und es gelingt Ihnen nicht; ich mache aus Kaisern, Königen, Prinzen Philosophen, und es gelingt mir.«

      »Ah! wahrhaftig?« unterbrach ihn Gilbert mit einer Miene des Zweifels.

      »Vollkommen! Allerdings waren sie bewundernswürdig vorbereitet durch Voltaire, d’Alembert und Diderot, diese erhabenen Verächter der Götter, und auch durch das Beispiel des lieben Königs Friedrich, den zu verlieren wir das Unglück gehabt haben. Doch Sie wissen, – diejenigen ausgenommen, welche nicht sterben, wie ich und der Graf von Saint Germain, – sind wir Alle sterblich. Es ist gewiß, die Königin ist schön, mein lieber Gilbert, und sie rekrutirt Soldaten, welche gegen sich selbst kämpfen, Könige, welche zum Umsturz der Throne stärker antreiben, als die Bonifaz XIII. die Clemens VIII. und die Borgia je zum Umsturz des Altars angetrieben haben. So haben wir vor Allem den Kaiser Joseph, den Bruder unserer vielgeliebten Königin, welcher drei Viertel der Klöster aufhebt, sich der geistlichen Güter bemächtigt, alle Mönche bis auf die Carmeliter aus ihren Zellen jagt und seiner Schwester Marie Antoinette Kupferstiche schickt, auf denen Nonnen, die, vom Schleier befreit, neue Moden probieren, und Mönche, die, nachdem sie ihre Kutte abgeworfen, sich frisieren lassen, dargestellt sind. Wir haben den König von Dänemark; dieser fing damit an, daß er der Henker seines Arztes Struensee wurde, und, ein frühreifer Philosoph, sagte er mit siebzehn Jahren: »»Herr von Voltaire hat mich zum Menschen gemacht und denken gelehrt.«« Wir haben die Kaiserin Catherine, welche, während sie Polen zerstückelt, so große Schritte in der Philosophie macht, daß ihr Voltaire schrieb: »»Diderot, d’Alembert und ich, wir errichten Altäre.«« Wir haben die Königin von Schweden, wir haben endlich viele Fürsten vom Reiche und von ganz Deutschland.«

      »Es bleibt uns nur noch der Papst zu bekehren, mein lieber Meister, und da ich glaube, daß Ihnen nichts unmöglich ist, so hoffe ich, daß Ihnen dies auch gelingt.«

      »Ah! was das betrifft, das wird schwierig sein! Ich komme aus seinen Klauen; vor sechs Monaten war ich im Castell St. Angelo, wie Sie vor drei Monaten in der Bastille waren,«

      »Bah! und die Trasteteviner haben auch das Castell St. Angelo niedergerissen, wie das Volk des Faubourg Saint-Antoine die Bastille niedergerissen hat?«

      »Nein, mein lieber Doctor, das römische Volk ist noch nicht so weit . . . Oh! Seien Sie unbekümmert, das wird eines Tags kommen; das Papstthum wird seinen 5. und 6. Oktober haben, und in dieser Hinsicht werden sich Versailles und der Vatican die Hände reichen.«

      »Aber ich glaubte, wenn man einmal in das Castell St. Angelo eingeschlossen, komme man nicht mehr heraus.«

      »Bah! und Benvenuto Cellini?«

      »Sie haben sich also, wie er, ein paar Flügel gemacht und sind, ein neuer Ikarus, über die Tiber geflogen?«

      »Das wäre sehr schwierig gewesen. in Betracht, daß ich, aus größerer evangelischer Vorsicht, in einen sehr tiefen und sehr schwarzen Kerker einquartiert wurde.«

      »Kurz, Sie sind herausgekommen?«

      »Sie sehen es, da ich hier bin.«

      »Sie haben durch Gold Ihren Kerkermeister bestochen.«

      »Ich hatte das Unglück, in die Hände eines unbestechlichen Kerkermeisters zu fallen.«

      »Unbestechlich? Teufel!«

      »Ja, aber zum Glück war er nicht unsterblich: der Zufall, Einer, der mehr gläubig wäre, als ich, würde sagen, die Vorsehung, machte, daß er am andern Tage, bei seiner dritten Weigerung, mir die Thüren des Gefängnisses zu öffnen, starb.«

      »Er starb plötzlich?«

      »Ja.«

      »Ah!«

      »Man mußte ihn ersetzen, man ersetzte ihn.«

      »Und der Neue war nicht unbestechlich?«

      »Dieser sagte zu mir an dem Tage, an welchem er in Function trat, als er mir das Abendbrod brachte: »»Essen Sie gut, sammeln Sie Kräfte, denn wir werden heute Nacht einen langen Weg zu machen haben.«« Bei Gott! der brave Mann log nicht. In derselben Nacht ritten wir jeder drei Pferde zu Tode und legten hundert Meilen zurück.«5

      »Und was sagte der Gouverneur, als er Ihre Flucht gewahr wurde?«

      »Er sagte nichts. Er befahl, dem Leichnam des andern Kerkermeisters, den man noch nicht beerdigt halte, die Kleider, die ich zurückgelassen, anzuziehen; er schoß ihm mitten in’s Gesicht, ließ die Pistole neben ihn fallen, erklärte, ich habe mir, er wisse nicht wie, ein Gewehr verschafft und mich damit erschossen, ließ meinen Tod constatiren und den Kerkermeister unter meinem Namen begraben; so daß ich ganz einfach gestorben bin, mein lieber Gilbert; ich möchte immerhin sagen, ich lebe, man würde mir durch meinen Todesschein antworten und mir beweisen, ich sei gestorben; doch man wird nicht nöthig haben, mir dies zu beweisen, es stand mir für den Augenblick an, aus dieser Welt zu verschwinden; ich bin also, wie der Abbé Delille sagt, bis an das finstere Ufer niedergetaucht und unter einem andern Namen wieder erschienen.«

      »Und wie heißen Sie, damit ich keine Unvorsichtigkeit begehe?«

      »Ich heiße Baron Zannone und bin genuesischer Banquier; ich discontire die Obligationen der Prinzen; —ein gutes Papier, nicht wahr? in der Art der Verschreibung des Herrn Cardinal von Rohan? – zum Glück sehe ich bei meinen Darlehen nicht auf das Interesse . . . Ah! brauchen Sie Geld, mein lieber Gilbert? Sie wissen, daß mein Herz und meine Börse heute, wie immer, zu Ihren Diensten sind.«

      »Ich danke.«

      »Oh! Sie glauben vielleicht, Sie belästigen mich, weil Sie mich heute in der armseligen Tracht eines Arbeiters gesehen haben? Ei! bekümmern Sie sich nicht hierum;

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<p>5</p>

 Sechs römische Meilen sind ungefähr gleich einer deutschen.