Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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Worte, mein lieber Gilbert! hat das Palladium Troja gerettet? Retten wir das Königthum? Glauben Sie, es sei etwas Leichtes, das Königthum mit einem solchen König zu retten?«

      »Er ist aber doch der Abkömmling eines großen Geschlechts.«

      »Ja, eines Geschlechts von Adlern, das mit Papageien endigt.

      Damit Utopisten, wie Sie, das Königthum retten könnten, mein lieber Gilbert, müßte sich vor Allem das Königthum einiger Maßen anstrengen, um sich selbst zu retten. Sprechen Sie auf Ihr Gewissen, Sie haben Ludwig XVI. gesehen, Sie sehen ihn oft, Sie sind nicht der Mann, der sieht, ohne zu studiren. Sagen sie offenherzig: kann das Königthum leben, vertreten von einem solchen König? Ist das der Begriff, den Sie sich von einem Scepterträger machen? Glauben Sie, Karl der Große, der heilige Ludwig, Philipp August, Franz I, Heinrich IV. und Ludwig XlV. haben dieses weiche Fleisch, diese hängenden Lippen, diese Mattigkeit in den Augen, diesen Zweifel im Gang gehabt? Nein, das waren Männer, es war Saft, Blut, Leben unter ihrem Königsmantel; sie hatten noch nicht aus der Art geschlagen durch die Uebertragung eines einzigen Princips; diese Kurzsichtigen haben die einfachste medicinischen Notion vernachlässigt. Um die animalischen und sogar vegetabilischen Geschlechter in einer langen Jugend und in einer beständigen Kraft zu erhalten, hat die Natur selbst das Kreuzen der Racen und das Vermischen der Familien bezeichnet. Wie das Pfropfreis in der vegetabilischen Welt das erhaltende Princip der Schönheit und der Größe der Geschlechter ist, so ist beim Menschen die Heirath unter zu nahen Verwandten eine Ursache der Verschlimmerung der Individuen; die Natur leidet, zehrt ab und artet aus, wenn mehrere Generationen sich mit demselben Blute wiedererzeugen; die Natur wird im Gegentheil belebt, wiedergeboren und wiedergestärkt, wie ein fremdes und neues Befruchtungsprincip der Empfängniß zugeleitet wird. Sehen Sie die Helden an, welche die großen Racen gründen, und sehen Sie die Schwächlinge, mit denen sie endigen; sehen Sie Heinrich III., den Letzten der Valois; sehen Sie Gaston, den Letzten der Medicis; sehen Sie den Cardinal von York, den Letzten der Stuarts; sehen Sie Karl VI., den Letzten der Habsburg! Nun denn, diese erste Ursache der Entartung der Geschlechter, die Heirath in den Familien, welche sich in allen Häusern, von denen wir gesprochen, fühlbar macht, macht sich noch viel mehr im Hause Bourbon, als in irgend einem andern, fühlbar. Steigt man von Ludwig XV. zu Heinrich IV. und zu Maria von Medicis auf, so finden sich Heinrich IV. fünfmal als Ahnherr von Ludwig XV. und Maria von Medicis fünfmal als seine Ahnfrau. Steigt man zu Philipp III. von Spanien und zu Margarethe von Oesterreich auf, so ist Philipp III. dreimal sein Ahnherr und Margarethe von Oesterreich dreimal seine Ahnfrau. Ich zählte, ich, der ich nichts Anderes zu thun habe, als zu zählen: unter zwei und dreißig Ahnherren und Ahnfrauen von Ludwig XV. findet man sechs Personen aus dem Hause Bourbon, fünf Personen aus dem Hause Medicis, elf aus dem Hause Habsburg Oesterreich, drei aus dem Hause Savoyen, drei aus dem Hause der Stuarts und eine dänische Prinzessin. Unterwerfen Sie den besten Hund und das beste Blutpferd diesem Tiegel, und in der vierten Generation werden Sie einen Pudel und eine Mähre haben. Wie des Teufels sollen denn wir widerstehen, wir, die wir Menschen sind? Was sagen Sie zu meiner Berechnung, Doctor, Sie, der Sie Mathematiker sind.«

      »Lieber Zauberer,« erwiederte Gilbert, während er aufstand und seinen Hut nahm, »ich sage, daß mich Ihre Berechnung erschreckt und um so mehr nachdenken macht, als ich beim König bin.«

      Gilbert machte ein paar Schritte gegen die Thüre.

      Cagliostro hielt ihn zurück.

      »Hören Sie, Gilbert,« sagte er. »Sie wissen, ob ich Sie liebe, Sie wissen, ob ich, um Ihnen einen Schmerz zu ersparen, fähig bin, mich selbst tausend Schmerzen auszusetzen  . . . Nun denn! glauben Sie mir  . . . hören Sie einen Rath . . .«

      »Welchen?«

      »Der König flüchte sich, der König verlasse Frankreich, so lange es noch Zeit ist! In drei Monaten, in einem Jahr, in sechs Wochen vielleicht wird es zu spät sein.«

      »Graf, würden Sie einem Soldaten rathen, seinen Posten zu verlassen, weil Gefahr dabei wäre, auf demselben zu bleiben?«

      »Wenn dieser Soldat dergestalt umzingelt, eingeschlossen, entwaffnet wäre, daß er sich nicht vertheidigen könnte, wenn besonders sein gefährdetes Leben das Leben von einer halben Million Menschen gefährdete  . . . ja, dann würde ich ihn fliehen heißen,  . . .Und Sie selbst, Sie selbst, Gilbert, werden es einst dem König rathen  . . . Der König wird Ihnen dann Gehör schenken wollen, doch es wird zu spät sein  . . . Warten Sie also nicht bis morgen; sagen Sie es ihm heute; warten Sie nicht bis heute Abend, sagen Sie es ihm in dieser Stunde.«

      »Graf, Sie wissen, daß ich zu der satalistischen Schule gehöre. Es mag geschehen, was will! so lange ich irgend eine Macht über den König habe, wird der König in Frankreich bleiben, und ich werde beim König bleiben. Gott besohlen, Graf, wir werden uns im Kampfe wiedersehen.«

      »Ah!« murmelte Cagliostro, »der Mensch, so verständig und klug er sein mag, kann nie seinem schlimmen Geschicke entgehen. Ich suchte Sie auf, um Ihnen zu sagen, was ich Ihnen gesagt habe; Sie haben es gehört. Wie die Weissagung von Cassandra, ist die meinige unnütz . . . Leben Sie wohl.«

      »Offenherzig gesprochen, Graf,« sagte Gilbert, der aus der Schwelle des Salon stehen blieb und Cagliostro fest anschaute, »haben Sie hier, wie in Amerika, die Prätension, mich glauben zu machen, Sie lesen die Zukunft der Menschen aus ihrem Gesichte?«

      »Gilbert, so sicher, als Du am Himmel den Weg liesest, welchen die Sterne beschreiben, während der große Hause glaubt, sie seien unbeweglich oder sie irren aufs Gerathewohl umher.«

      »Hören Sie  . . . man klopft an die Thüre.«

      »Es ist wahr.«

      »Sagen Sie mir das Schicksal desjenigen, welcher an die Thüre klopft, wer es auch sein mag; sagen Sie mir, welchen Todes er sterben muß, und wann er sterben wird.«

      »Gut,« erwiederte Cagliostro, »öffnen wir selbst.«

      Gilbert ging an das Ende des Corridors, von dem wir gesprochen, mit einem Herzklopfen, das er nicht bewältigen konnte, obgleich er sich sagte, es sei albern von ihm, diesen Charlatanismus im Ernste zu nehmen.

      Die Thüre wurde geöffnet.

      Ein Mann von ausgezeichneter Tournure, hoch gewachsen, in dessen Gesicht sich das kräftige Gepräge eines starken Willens erkennen ließ, erschien auf der Schwelle und warf aus Gilbert einen raschen Blick, der nicht von Unruhe frei war.

      »Guten Morgen, Marquis,« rief Cagliostro.

      »Guten Morgen, Baron,« erwiederte dieser.

      Dann, da Cagliostro bemerkte, daß sich der Blick des Eintretenden wieder auf Gilbert richtete, sagte er:

      »Marquis, der Herr Doctor Gilbert, einer meiner Freunde . . . Mein lieber Gilbert, der Herr Marquis von Favras, einer meiner Kunden,«

      Die zwei Männer begrüßten sich.

      Dann wandte sich Cagliostro an den Fremden und sprach: »Marquis, wollen Sie in den Salon gehen und mich dort einen Augenblick erwarten.«

      Der Marquis grüßte zum zweiten Mal, als er an Cagliostro und Gilbert vorüberging, und verschwand.

      »Nun?« fragte Gilbert.

      »Sie wollen wissen, welchen Todes der Marquis sterben wird?«

      »Haben Sie sich nicht anheischig gemacht, es mir zu sagen?«

      Cagliostro lächelte aus eine seltsame Art; dann, nachdem er sich vorgeneigt hatte, um zu sehen, ob man nicht horche, sagte er:

      »Haben

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