Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 17
»Nein, Sire, und ich schäme mich wahrhaftig ganz, Eurer Majestät sagen zu müssen, daß ich, wenn ich ihr auch gehorchen wollte, es doch nicht könnte.«
»Sie haben Unrecht, Gräfin, diese Suppe ist in der That vortrefflich! Warum ist es das erste Mal, daß man mir eine solche vorsetzt?«
»Weil Sie einen neuen Koch haben, Sire, den der Gräfin von der Mark, deren Zimmer wir bewohnen.«
»Ich behalte ihn in meinem Dienste, und er soll zu meinem Hause gehören . . .Dieser Weber ist wahrhaftig ein wunderbarer Mensch, Madame.«
»Ja,« murmelte traurig die Königin, »welch ein Unglück, daß man ihn nicht zum Minister machen kann!«
Der König hörte nicht, oder er wollte nicht hören; nur, da er Andrée sehr bleich dastehen sah, während die Königin und Madame Elisabeth, obgleich sie ebenso wenig aßen, als Andrée, an der Tafel saßen, wandte er sich an die Gräfin von Charny und sprach:
»Madame, wenn Sie keinen Hunger haben, so werden Sie doch nicht sagen, Sie seien nicht müde; wenn Sie sich weigern, zu essen, so werden Sie sich doch nicht weigern, zu schlafen.«
Dann sagte er zur Königin:
»Madame, ich bitte Sie, entlassen Sie Frau von Charny: in Ermangelung der Speise der Schlaf.«
Und er drehte sich gegen seine Dienerschaft um und fragte:
»Ich hoffe, daß es mit dem Bette der Frau Gräfin von Charny nicht ist, wie mit ihrem Gedeck, und daß man nicht vergessen hat, ein Zimmer für sie bereit zu halten,«
»Oh! Sire,« versetzte Andrée, »wie sollte man sich bei einer solchen Unruhe mit mir beschäftigt haben? Ein Lehnstuhl wird genügen.«
»Nein, nein,« rief der König; »Sie haben schon in der vergangenen Nacht wenig oder gar nicht geschlafen; Sie müssen heute Nacht gut schlafen; die Königin bedarf nicht nur ihrer Kräfte, sondern auch der Kräfte ihrer Freunde.«
Mittlerweile kam der Bediente, der sich erkundigt hatte, zurück und meldete:
»Herr Weber, welcher die große Gunst kennt, mit der die Königin die Frau Gräfin beehrt, glaubte den Intentionen Ihrer Majestät zu entsprechen, indem er für die Frau Gräfin ein an das der Königin anstoßendes Zimmer vorbehalten ließ.«
Die Königin bebte, denn sie bedachte, daß es, wenn nur ein Zimmer für die Frau Gräfin vorhanden sei, folglich auch nur ein Zimmer für die Gräfin und den Grafen gebe.
Andrée sah den Schauer, der die Adern der Königin durchlief.
Keine der Empfindungen, welche eine von diesen Frauen berührte, entging der andern.
»Für heute Nacht, doch nur für heute Nacht werde ich das annehmen, Madame,« sagte Andrée. »Die Wohnung Ihrer Majestät ist zu sehr beschränkt, als daß ich könnte ein Zimmer aus Kosten ihrer Bequemlichkeit haben wollen; es wird sich wohl in den Mansarden des Schlosses ein Winkelchen für mich finden.«
Die Königin stammelte ein paar unverständliche Worte.
»Gräfin,« sagte der König, »Sie haben Recht; man wird Alles dies morgen suchen und Sie so gut als nur immer möglich unterbringen.«
Die Gräfin verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor dem König, der Königin und Madame Elisabeth und ging hinaus.
Der König schaute ihr einen Augenblick, seine Gabel in der Höhe seines Mundes haltend, nach.
»Es ist in der That ein reizendes Geschöpf, diese Frau,« sagte er, »und der Herr Graf von Charny ist glücklich, einen solchen Phönix am Hofe gefunden zu haben.«
Die Königin bog sich in ihrem Lehnstuhle zurück, um ihre Blässe zu verbergen, nicht vor dem König, der sie nicht gesehen hätte, sondern vor Madame Elisabeth, welche darüber erschrocken wäre.
Sie war einer Ohnmacht nahe.
VII
Die vier Kerzen
Sobald die Kinder gegessen hatten, bat Marie Antoinette den König um Erlaubniß, sich in ihr Zimmer zurückziehen zu dürfen.
»Sehr gern, Madame,« sagte der König, »denn Sie müssen müde sein; nur, da es unmöglich ist, daß Sie von jetzt bis Morgen keinen Hunger bekommen, lassen Sie sich etwas bereiten und in Ihr Zimmer stellen.«
Die Königin entfernte sich, ohne ihm zu antworten, mit ihren Kindern.
Der König blieb bei Tische, um sein Abendbrod vollends zu verzehren. Madame Elisabeth, deren Ergebenheit selbst das alltägliche Wesen von Ludwig XVI. bei gewissen Gelegenheiten nicht vermindern konnte, blieb beim König, um ihn mit den kleinen Aufmerksamkeiten zu umgeben, welche selbst den am besten abgerichteten Bedienten entgehen.
Die Königin, sobald sie in ihrem Zimmer war, athmete; keine von ihren Frauen war ihr gefolgt, da sie ihnen besohlen, Versailles nicht eher zu verlassen, als bis sie Nachricht erhalten hätten.
Sie beschäftigte sich damit, ein Canapé oder einen großen Lehnstuhl für sich zu suchen, da sie ihre zwei Kinder in ihrem Bette schlafen zu lassen gedachte.
Der kleine Dauphin schlummerte schon; kaum hatte das arme Kind seinen Hunger gestillt, als es vom Schlaf erfaßt worden war.
Madame Royale schlief nicht und hätte, wenn es nöthig gewesen wäre, die ganze Nacht nicht geschlafen: es war viel von der Königin in Madame Royale.
Nachdem man den kleinen Prinzen in einen Lehnstuhl gelegt hatte, forschten Madame Royale und die Königin auch nach den Mitteln, die sie nicht finden konnten.
Die Königin näherte sich zuerst einer Thüre: sie war im Begriff, sie zu öffnen, als sie jenseits dieser Thüre ein leichtes Geräusch hörte. Sie horchte und vernahm einen zweiten Seufzer; sie bückte sich bis zum Schlosse und erblickte durch das Schlüsselloch Andrée, welche aus einem niedrigen Stuhle kniete und betete.
Sie wich aus den Fußspitzen zurück und betrachtete immer die Thüre mit einem seltsamen Ausdruck von Schmerz.
Dieser Thüre gegenüber war eine andere. Die Königin öffnete sie und befand sich in einem sanft erwärmten und durch eine Nachtlampe beleuchteten Zimmer; beim Scheine dieser Lampe erblickte sie mit einem freudigen Beben zwei Betten frisch und weiß wie zwei Altäre.
Da schwoll ihr Herz ab, eine Thräne befeuchtete, ihr trockenes, glühendes Augenlid.
»Oh! Weber, Weber,« murmelte sie, »die Königin hat dem König gesagt, es sei ein Unglück, daß man aus Dir nicht einen Minister machen könne, doch die Mutter sagt Dir, Du verdienest etwas Besseres.«
Dann, da der kleine Dauphin schlief, wollte sie damit anfangen, daß sie Madame Royale zu Bette brächte. Doch mit der Ehrfurcht, welche sie immer gegen ihre Mutter gehabt hatte, bat Madame Royale die Königin um Erlaubniß, ihr helfen zu dürfen, damit sie selbst sich rascher zu Bette begeben könne.
Die Königin lächelte traurig; ihre Tochter dachte, sie könne schlafen nach einer solchen Nacht der Bangigkeiten, nach einem solchen Tage der Demüthigungen! Sie wollte sie in diesem süßen Glauben lassen.
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