Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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Königin hatte deutsch gesprochen, und der König, der das Deutsche verstand, aber nicht sprach, hatte englisch geantwortet.

      Das Volk hatte auch gehört, aber nicht verstanden. Diese fremde Sprache, gegen welche es einen instinctartigen Haß hegte, machte, daß es um den Wagen her ein Gemurre vernehmen ließ, welches in ein Brüllen überzugehen drohte, als sich das Carré vor dem Wagen der Königin öffnete und hinter demselben schloß.

      Bailly, eine von den Popularitäten jener Zeit, Bailly, den wir schon bei der ersten Fahrt des Königs haben erscheinen sehen, – damals, wo die Bajonnete der Flinten und die Mündungen der Kanonen unter Blumensträußen verschwanden, die bei der zweiten Fahrt vergessen wurden, – Bailly erwartete den König und die Königin am Fuße eines für den Empfang improvisirten Thrones: ein schlecht befestigter, schlecht zusammengefügter, unter dem Samme, der ihn bedeckte, krachender Thron, ein wahrer Gelegenheitsthron!

      Der Maire von Paris sagte ungefähr zum König bei dieser zweiten Erscheinung, was er bei der ersten gesagt hatte.

      Der König antwortete;

      »Ich komme immer mit Vergnügen und Vertrauen in die Mitte der Einwohner meiner guten Stadt Paris.«

      Der König hatte leise, mit einer durch den Hunger und die Müdigkeit erloschenen Stimme, gesprochen.

      Bailly wiederholte den Satz ganz laut, damit ihn Jeder hörte.

      Nur vergaß er, geschah es absichtlich oder unwillkürlich, die zwei Worte: und Vertrauen.

      Die Königin bemerkte es.

      Ihre Bitterkeit war glücklich, eine Stelle zu finden, um durchzubrechen.

      »Verzeihen Sie, Herr Maire,« sagte sie laut genug, daß diejenigen, welche sie umgaben, keines von ihren Worten verloren, »Sie hörten schlecht, oder sie haben ein kurzes Gedächtniß.«

      »Wie beliebt, Madame?« stammelte Ballly, indem er gegen die Königin das Astronomenauge wandte, das, so gut am Himmel und so schlecht auf der Erde sah.

      Jede Revolution hat bei uns ihren Astronomen und gräbt auf dem Wege dieses Astronomen verrätherischer Weise die Grube, in die er fallen soll.6

      Die Königin erwiederte:

      »Mein Herr, der König hat gesagt, er komme immer mit Vergnügen und Vertrauen in die Mitte der Einwohner seiner guten Stadt Parts; da man aber bezweifeln kann, ob er mit Vergnügen hierher kommt, so soll man wenigstens erfahren, daß er mit Vertrauen kommt.«

      Dann stieg sie die drei Stufen des Thrones hinauf und setzte sich neben den König, um die Reden der Wähler zu hören.

      Weber, vor dessen Pferde sich die Menge, vermöge seiner Uniform eines Officiers vom Generalstab öffnete, eilte in den Palast der Tuilerien.

      Seit langer Zeit war dieses königliche Logis der Tuilerien, wie man es früher nannte, – ein Logis erbaut von Catharina von Medicis, einen Augenblick von ihr bewohnt, dann aufgegeben und mit dem Louvre vertauscht von Karl IX., von Heinrich III., von Heinrich IV»von Ludwig XIII., später mit Versailles vertauscht von Ludwig XIV, von Ludwig XV. und von Ludwig XVI, – nur ein Aushilfsgebäude der königlichen Paläste, wo Leute von Hofe wohnten, in das aber der König und die Königin vielleicht nie einen Fuß gesetzt hatten.

      Weber untersuchte die Appartements, und da er die Gewohnheiten des Königs und der Königin kannte, so wählte er dasjenige, welches die Gräfin von der Mark bewohnte, um, das der Herren Marschälle von Noailles und von Mouchy.

      Die Besitznahme des Appartement, welches die Gräfin von der Mark sogleich verließ, hatte ihre gute Seite: es war ganz bereit, um die Königin mit ihren Meubles, mit ihrer Wäsche, ihren Vorhängen und ihren Teppichen, welche Weber kaufte, zu empfangen.

      Gegen zehn Uhr hörte man das Geräusch des Wagens Ihrer Majestäten, welche zurückkehrten.

      Alles war bereit, und seinen erhabenen Gebietern entgegenlaufend, rief Weber:

      »Bedient den König!«

      Der König, die Königin, Madame Royale, der Dauphin, Madame Elisabeth und Andrée traten ein.

      Herr von Provence war in das Palais Luxembourg zurückgekehrt.

      Der König schaute unruhig umher, als er aber in den Salon eintrat, sah er durch eine halbgeöffnete Thüre, welche auf eine Gallerie ging, das Abendbrod am Ende dieser Gallerie aufgetragen.

      Zu gleicher Zeit wurde die Thüre vollends geöffnet, und ein Huissier erschien und meldete:

      »Der König ist bedient.«

      »Oh! welch ein Mann von Mitteln ist dieser Weber!« sprach der König mit einem Ausruf der Freude. »Madame, Sie werden ihm in meinem Auftrage sagen, ich sei sehr zufrieden mit ihm.«

      »Sire, ich werde nicht unterlassen, es ihm zu sagen,« antwortete die Königin.

      Und mit einem Seufzer, welcher den freudigen Ausruf des Königs erwiederte, trat sie in den Speisesaal ein.

      Die Gedecke des Königs, der Königin, von Madame Royale, vom Dauphin und von Madame Elisabeth waren gelegt.

      Es war aber kein Gedeck für Andrée vorhanden.

      Von seinem Hunger gedrängt, hatte der König diese Unterlassung nicht bemerkt, in der übrigen’s nichts Verletzendes lag, da sie dem Gesetze der strengsten Etiquette entsprach.

      Doch die Königin, der nichts entging, bemerkte mit dem ersten Blick.

      »Der König wird erlauben, daß die Gräfin von Charny mit uns zu Nacht speist,« sagte die Königin.

      »Wie?« rief der König, »wir speisen heute in Familie, und die Gräfin von Charny gehört zur Familie.«

      »Sire,« erwiederte die Gräfin, »ist es ein Befehl, den mir der König gibt?«

      Der König schaute die Gräfin mit Erstaunen an und antwortete:

      »Nein, Madame, es ist eine Bitte, die der König an Sie richtet.«

      »Dann,« sprach die Gräfin, »bitte ich den König, mich zu entschuldigen; ich habe keinen Hunger,«

      »Wie! Sie haben keinen Hunger?« rief der König, der nicht begriff, daß man um zehn Uhr Abends, nach einem so anstrengenden Tag, und wenn man seit zehn Uhr Morgens nicht mehr gegessen, keinen Hunger haben konnte.

      »Nein, Sire,« sagte Andrée.

      »Ich auch nicht,« sprach die Königin.

      »Ich auch nicht.« versetzte Madame Elisabeth.

      »Oh! Sie haben Unrecht, Madame,« sagte der Königs »vom guten Zustand des Magens hängt der gute Zustand des übrigen Körpers und sogar des Geistes ab; es gibt hierüber eine Fabel von Titus Livius, nachgeahmt von Shakspeare und von la Fontaine, über welche nachzudenken ich Sie auffordere.«

      »Wir kennen sie, Sire,« erwiederte die Königin.

      »Es ist eine Fabel, welche an einem Revolutionstage vom alten Menenius dem römischen Volke gesagt wurde. An diesem Tage war das römische Volk in einer Empörung begriffen, wie

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<p>6</p>

 Anspielung aus Arogo. D. Uebers.