Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 15

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

Скачать книгу

style="font-size:15px;">      »Nun, da dies ein seltsames Schauspiel ist, so finden Sie sich aus der Grève an dem Tage ein, wo man den Marquis von Favras henken wird.«

      Hiernach geleitete er Gilbert zur Hausthüre zurück und sprach:

      »Hören Sie, wenn Sie zu mir kommen wollen, ohne zu klingeln, ohne gesehen zu werden und ohne einen andern Menschen als mich zu sehen, so drücken Sie an diesen Knopf von rechts nach links und von unten nach oben, so  . . . Gott befohlen, entschuldigen Sie mich, man muß diejenigen, welche nicht lange zu leben haben, nicht lange warten lassen.«

      Und er entfernte sich und ließ Gilbert verblüfft durch diese Dreistigkeit, welche sein Erstaunen erregen, aber seine Ungläubigkeit nicht besiegen konnte.

       VI

      Die Tuilerien

      Mittlerweile setzten der König, die Königin und die königliche Familie ihre Fahrt nach Paris fort.

      Diese Fahrt ging aber so langsam, verzögert durch die Gardes du corps, welche zu Fuß marschirten, durch die gepanzerten Poissarden, welche auf ihren Pferden ritten, durch diese Männer und Weiber der Halle, welche aus den mit Bändern geschmückten Kanonen saßen, durch diese hundert Wagen der Abgeordneten, durch diese zwei bis drei hundert Wagen voll Korn und Mehl, die sie in Versailles genommen und mit herbstlich gelbem Blätterwerk bedeckt hatten, daß erst um sechs Uhr der königliche Wagen, der so viel Schmerzen, so viel Haß, so viel Leidenschaften und so viel Unschuld enthielt, bei der Barrière ankam.

      Unter Weges hatte der junge Prinz Hunger bekommen und zu essen verlangt.

      Die Königin hatte dann umhergeschaut; nichts konnte leichter sein, als sich ein wenig Brod für den Dauphin zu verschaffen, da jeder Mann vom Volke einen Laib an der Spitze seines Bajonnets trug.

      Sie suchte Gilbert mit den Augen.

      Gilbert war, wie man weiß, Cagliostro gefolgt.

      Wäre Gilbert da gewesen, so würde die Königin nicht gezögert haben, von ihm ein Stück Brod zu verlangen.

      Aber die Königin wollte nicht eine solche Bitte an einen von den Männern vom Volke richten, vor denen sie einen Abscheu hatte.

      So drückte sie den Dauphin an ihre Brust und sagte weinend zu ihm:

      »Mein Kind, wir haben kein Brod; warte bis heute Abend, heute Abend werden wir vielleicht bekommen.«

      Der Dauphin streckte sein Händchen gegen die Männer aus, welche Brode an der Spitze ihrer Bajonnete trugen, und erwiederte:

      »Die Leute dort haben.«

      »Ja, mein Kind, doch dieses Brod gehört ihnen und nicht uns, und sie haben es in Versailles geholt, weil sie, wie sie sagen, seit drei Tagen in Paris keines mehr hatten.«

      »Seit drei Tagen!« versetzte das Kind; »sie haben also seit drei Tagen nicht gegessen, Mama?«

      Gewöhnlich forderte die Etiquette, daß der Dauphin seine Mutter Madame nannte, doch der Knabe hatte Hunger wie ein einfaches Armenkind, und da er Hunger hatte, so nannte er seine Mutter Mama.

      »Nein, mein Sohn,« antwortete die Königin.

      »Dann müssen sie sehr Hunger haben!« sagte das Kind mit einem Seufzer.

      Und es hörte auf, sich zu beklagen, und suchte zu schlafen.

      Das arme königliche Kind, das mehr als einmal, ehe er starb, vergebens, wie es so eben gethan, Brod verlangen sollte!

      An der Barrière hielt man abermals an, diesmal nicht um auszuruhen, sondern um die Ankunft zu feiern.

      Diese Ankunft sollte durch Gesänge und Tänze gefeiert werden.

      Ein seltsamer Halt, beinahe so bedrohlich in seiner Freude, als es die andern in ihrem Schrecken gewesen waren.

      Die Poissarden stiegen in der That von ihren Pferden, das heißt, von den Pferden der Gardes du corps ab und banden an die Sattelbogen die Säbel und Carabiner. Die Damen und die Starken der Holle stiegen von ihren Kanonen ab, die nun in ihrer entsetzlichen Nacktheit erschienen.

      Dann bildete man einen Reigen, der den Wagen des Königs umschloß und ihn von der Nationalgarde und den Deputirten trennte – ein furchtbares Emblem dessen, was später geschehen sollte!

      Dieser Reigen, den sie in guter Absicht und um der königlichen Familie ihre Freude zu bezeigen, bildeten, sang, schrie, brüllte; die Weiber umarmten die Männer, die Männer ließen die Frauen springen, wie bei jenen cynischen Kirchmessen von Teniers.

      Dies geschah beinahe bei Einbruch der Nacht, an einem düsteren, regnerischen Tage, so daß der Reigen, nur durch die Lunten der Kanonen und einige Stöcke Feuerwerk beleuchtet, in seinen Nuancen von Licht und Schatten phantastische, beinahe höllische Tinten annahm.

      Nach einer halben Stunde des Schreiens, Singens, Tobens, Tanzens im Kothe, ließ das Gefolge ein ungeheures Hurrah erschallen: Alles, was eine geladene Flinte hatte, Männer, Weiber und Kinder, schoß in die Luft, ohne sich um die Kugeln zu bekümmern, welche nach einem Augenblick wie schwere Schlossen platschend in die Wasserlachen fielen.

      Der Dauphin und seine Schwester weinte».

      Sie hatten so sehr Angst, daß sie ihren Hunger darüber vergaßen.

      Man folgte der Linie der Quais und kam zu dem Platze des Stadthauses.

      Hier hatte das Militär ein Carre gebildet, um keinen andern Wagen, als den des Königs, keine andere Person, als die, weiche zur königlichen Familie oder zur Nationalversammlung gehörten, zum Stadthause zuzulassen.

      Die Königin erblickte nun Weber, ihren vertrauten Kammerdiener, ihren Milchbruder, der ihr von Wien gefolgt war; er strengte sich gewaltig an, um das Verbot zu übertreten und in das Stadthaus einzudringen.

      Sie rief ihn.

      Weber eilte herbei.

      Als er in Versailles sah, daß sich die Nationalgarde die Ehre des Tages erfreute, hatte sich Weber, um sich einiges Ansehen zu geben, mit dessen Hilfe er der Königin nützlich sein könnte, als Nationalgardist gekleidet und seiner Uniform die Decoration eines Officiers vom Generalstab beigefügt.

      Der Stallmeister der Königin hatte ihm ein Pferd geliehen.

      Um keinen Verdacht zu erregen, hatte er sich den ganzen Weg entlang bei Seite gehalten, wohlverstanden mit der Absicht, sich der Königin zu nähern, sollte sie seiner bedürfen.

      Von der Königin erkannt und gerufen, eilte er also herbei.

      »Warum versuchst Du es, das Verbot zu übertreten?« fragte ihn die Königin, welche die Gewohnheit, ihn zu duzen, beibehalten hatte.

      »Um Eurer Majestät nützlich zu sein.«

      »Du wirst mir im Stadthause sehr unnütz sein, während Du mir anderswo nützlich sein kannst.«

      »Wo dies, Majestät?«

      »In den Tuilerien, mein lieber Weber, in den Tuilerien, wo uns Niemand erwartet, und wo wir, wenn Du uns nicht vorangehst, weder ein Bett, noch ein Zimmer, noch ein Stück Brod finden werden.«

Скачать книгу