Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 21
Er hatte sich entmuthigt an die Ecke der zwei Straßen niedergesetzt, theils, um auszuruhen, theils, um zu überlegen, als er in der Ferne, von der Seite von Villers-Coterets herkommend, den Galopp von ein paar Pferden zu hören glaubte.
Er stand aus und horchte.
Es war keine Täuschung, das Geräusch der aus der Landstraße schallenden Hufeisen wurde immer deutlicher.
Sebastian sollte also die Auskunft erhalten, auf die er wartete.
Er schickte sich an, die Reiter beim Vorüberkommen anzuhalten und sich von ihnen diese Auskunft zu erbitten.
Bald sah er ihren Schatten in der Nacht hervortreten, während unter den Füßen ihrer Rosse zahlreiche Funken stoben.
Da erhob er sich vollends, ging über den Graben und wartete.
Die Cavalcade bestand aus zwei Männern, von denen der eine drei bis vier Schritte vor dem andern galoppirte.
Sebastian dachte mit Recht, der Erste von den beiden Männern sei ein Herr, der Zweite ein Diener.
Er machte also zwei Schritte, um sich an den Ersten zu wenden.
Dieser, welcher einen Menschen gleichsam aus dem Graben springen sah, glaubte, es sei ein Hinterhalt, und griff nach seinen Holftern.
Sebastian bemerkte die Bewegung und sagte:
»Mein Herr, ich bin kein Räuber; ich bin ein Kind, das die letzten Ereignisse in Versailles nach Paris ziehen, das dort seinen Vater suchen will; ich weiß nicht, welchen von diesen zwei Wegen ich einschlagen soll; bezeichnen Sie mir denjenigen, welcher nach Paris führt, und Sie werden mir einen großen Dienst geleistet haben.«
Die ausgewählten Worte von Sebastian, der jugendliche Klang seiner Stimme, welche dem Reiter nicht unbekannt dünkte, machten, daß er, so große Eile er auch zu haben schien, sein Pferd anhielt.
»Mein Kind,« fragte er, »wer sind Sie, und warum wagen Sie sich zu einer solchen Stunde auf die Landstraße?«
»Ich frage Sie nicht nach Ihrem Namen, ich frage Sie nach der Straße, an deren Ende ich erfahren werde, ob mein Vater todt ist oder lebt.«
Es lag in dieser beinahe noch kindischen Stimme ein Ausdruck von Festigkeit, der dem Reiter auffiel.
»Mein Freund,« sagte er, »die Straße nach Parts ist diejenige, welcher wir folgen; ich kenne sie selbst schlecht, da ich nur zweimal in Paris gewesen bin, aber ich bin darum nicht minder sicher, daß die Straße, der wir folgen, die gute ist.«
Sebastian dankte und machte einen Schritt rückwärts. Die Pferde waren des Schnaufens bedürftig. Derjenige, welcher der Herr zu sein schien, ritt weiter, aber weniger rasch.
Der Lackei folgte ihm.
»Hat der Herr Vicomte diesen Knaben erkannt?« fragte er.
»Nein, doch mir scheint . . .«
»Wie, der Herr Vicomte hat den jungen Sebastian Gilbert, der beim Abbé Fortier in Pension ist, nicht erkannt?«
»Sebastian Gilbert?«
»Ja, der, welcher von Zeit zu Zelt in den Pachthof von Mademoiselle Catherine mit dem großen Pitou kam.«
»In der That, Du hast Recht,« rief der Herr.
Dann hielt er sein Pferd an, wandte sich um und fragte:
»Sind Sie es denn, Sebastian?«
»Ja, Herr Isidor,« antwortete der Knabe, der den Reiter vollkommen erkannt hatte.
»So kommen Sie doch, mein junger Freund,« rief der Reiter, »und erzählen Sie mir, wie es zugeht, daß ich Sie so allein zu dieser Stunde aus der Straße finde.«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, Herr Isidor, ich gehe nach Paris, um mich zu versichern, ob mein Vater getödtet worden ist oder noch lebt.«
»Ach! armes Kind,« sprach Isidor mit einem Gefühle tiefer Traurigkeit, »ich gehe aus einer ähnlichen Ursache nach Paris, nur zweifle ich nicht mehr.«
»Ja, ich weiß . . .Ihr Bruder?«
»Einer meiner Brüder . ., mein Bruder George ist gestern in Versailles getödtet worden.«
»Ah! Herr von Charny!«
Sebastian machte eine Bewegung vorwärts und streckte die Hände gegen Isidor aus.
Isidor nahm sie und drückte sie.
»Nun, mein liebes Kind,« sagte Isidor, »da unser Schicksal ein ähnliches ist, so dürfen wir uns nicht mehr trennen; Sie müssen wie ich Eile haben, nach Paris zu kommen.«
»Oh! ja, mein Herr!«
»Sie, können nicht zu Fuße gehen.«
»Ich würde wohl zu Fuße gehen, doch das wäre langwierig; ich gedenke auch morgen meinen Platz in dem ersten dem besten Wagen zu bezahlen, den ich treffe und der denselben Weg macht wie ich, und mit ihm so weit, als ich kann, gegen Paris zu fahren.«
»Und wenn Sie keinen treffen?«
»Dann gehe ich zu Fuße.«
»Thun Sie etwas Besseres, mein liebes Kind, setzen Sie sich bei meinem Bedienten hinten auf.«
Sebastian zog seine Hände aus denen von Isidor zurück und sagte:
»Ich danke, Herr Vicomte.«
Diese Worte wurden aus eine so ausdrucksvolle Weise betont, daß Isidor begriff, er habe das Kind dadurch verletzt, daß er ihm angeboten, sich hinter seinem Lackei auszusetzen.
»Oder vielmehr,« sprach er, »ich bedenke, nehmen Sie sein Pferd; er wird uns in Paris wieder einholen. Wenn er sich in den Tuilerien erkundigt, wird er immer sicher erfahren, wo ich bin.«
»Ich danke abermals,« sagte Sebastian mit einer noch sanfteren Stimme, denn er hatte die Zartheit dieses Vorschlags begriffen; »ich danke, ich will Sie seiner Dienste nicht berauben.«
Man brauchte sich nur noch zu verständigen, die Friedenspräliminarien waren gestellt.
»Nun wohl, thun Sie etwas, was noch besser, als alles dies, Sebastian, steigen Sie bei mir hinten auf. Der Tag bricht an; um zehn Uhr diesen Morgen werden wir in Dammartin, das heißt aus dem halben Wege sein. Wir lassen dort unsere Pferde, welche uns nicht weiter bringen sollen, unter der Obhut von Baptist, und wir nehmen eine Postchaise, die uns nach Paris bringen wird. Dies gedachte ich zu thun, und es ändert sich also durch Sie nichts in meinen Anordnungen.«
»Ist das wirklich wahr, Herr Isidor?«
»Bei meinem Ehrenwort!«
»Dann . . .machte der junge Mensch zögernd, aber zugleich sterbend vor Begierde, den Vorschlag anzunehmen.
»Steige ab, Baptist, und hilf Herrn Sebastian aufsteigen.«
»Ich danke, das ist unnöthig, Herr Isidor,« versetzte Sebastian; und behende wie ein Schüler, sprang er aus das Kreuz des Pferdes von Charny.