Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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den Pavillon in Bereitschaft zu setzen, der, wie man sich erinnert, aus einem Vorzimmer, einem kleinen Speisezimmer, einem Salon und einem Schlafzimmer bestand.

      Früher hatte Andrée, um Nicole neben sich unterzubringen, aus dem Salon ein zweites Schlafzimmer gemacht: doch seitdem diese Nothwendigkeit verschwunden, war jedes Zimmer seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben worden, und die Kammerfrau, welche den untern Theil ganz ihrer Gebieterin überließ, die übrigens selten und immer allein hierher kam, hatte sich zu einer kleinen, im Dache angebrachten Mansarde bequemt.

      Andrée hatte sich also bei der Königin, daß sie das Zimmer in der Nähe des ihrigen nicht behalte, damit entschuldigt, daß die Königin, welche so enge wohne, mehr einer ihrer Kammerfrauen, als einer Person bedürfe, welche nicht speciell ihrem Dienste zugetheilt sei.

      Die Königin hatte nicht daraus gedrungen, Andrée bei sich zu behalten, oder sie hatte wenigstens nur so weit die Schicklichkeit es erheischte, daraus gedrungen, und als Nachmittags gegen vier Uhr die Kammerfrau erschien und Andrée meldete, der Pavillon sei bereit, hatte sie ihr befohlen, auf der Stelle nach Versailles abzugehen und ihre Effecten, welche sie in der Hast der Abreise in der Wohnung, die sie im Schlosse inne gehabt, zurückgelassen, zusammenzupacken und ihr am andern Tage diese Effecten nach der Rue Coq-Héron zu bringen.

      Um fünf Uhr halte die Gräfin von Charny dem zu Folge die Tuilerien verlassen, wobei sie als einen genügenden Abschied die paar Worte betrachtete, die sie am Morgen der Königin gesagt, da sie ihr die Verfügung über das Zimmer, welches sie eine Nacht inne gehabt, zurückgab.

      Als sie aus dem Gemache der Königin, oder vielmehr aus dem an das Gemach der Königin anstoßenden Zimmer wegging, hatte sie den grünen Salon, wo Sebastian wartete, durchschritten, war sie, verfolgt von ihm, durch die Corridors geflohen, bis zu dem Augenblick, wo ihr Sebastian in den Fiacre nachgestürzt war, der, zum Voraus von der Kammerfrau bestellt, sie vor dem Thore der Tuilerien, im Prinzenhofe erwartete.

      Alles trug so dazu bei, für Andrée aus diesem Abend einen glücklichen Abend zu machen, den nichts stören sollte. Statt in ihrer Wohnung in Versailles oder in ihrem Zimmer in den Tuilerien, wo sie dieses so wunderbar wiedergefundene Kind nicht hätte empfangen können, wo sie wenigstens sich nicht dem ganzen Ergusse ihrer mütterlichen Liebe hätte hingeben können, befand sie sich in einem ihr gehörigen Hause, in einem abgesonderten Pavillon, ohne Bedienten, ohne Kammerfrau, ohne einen fragenden Blick!

      Sie gab auch mit einem Ausdruck tief gefühlter Freude die von uns oben erwähnte Adresse, welche den Stoff zu dieser ganzen Abschweifung geliefert hat.

      Es schlug sechs Uhr, als sich der Thorweg auf den Ruf des Kutschers öffnete und der Fiacre vor der Thüre des Pavillon anhielt.

      Andrée wartete nicht einmal, bis der Kutscher von seinem Bocke stieg; sie öffnete den Schlag und sprang, Sebastian nach sich ziehend, aus die erste Stufe der Freitreppe.

      Dann gab sie geschwinde dem Kutscher ein Geldstück vom doppelten Werthe dessen, was sie ihm schuldig war, und eilte, immer den Knaben an der Hand haltend, in das Innere des Pavillon, nachdem sie sorgfältig die Thüre des Vorzimmers geschlossen hatte.

      Im Salon angelangt, blieb sie stehen.

      Der Salon war nur durch das im Herde brennende Feuer und durch zwei aus dem Kamin angezündete Kerzen beleuchtet.

      Andrée zog ihren Sohn auf eine Art von Causeuse fort, wo sich das doppelte Licht concentrirte.

      Dann rief sie mit einem Freudenausbruch, in welchem noch ein letzter Zweifel zitterte:

      »Oh! mein Kind, mein Kind, Du bist es also wirklich?«

      »Meine Mutter!« erwiederte Sebastian mit einem Ergusse des Gemüths, der sich wie ein mildernder Thau aus dem springenden Herzen und den fieberhaften Adern von Andrée verbreitete.

      »Und hier, hier,« rief Andrée umherschauend, da sie sich in demselben Salon befand, wo sie Sebastian geboren, mit Angst und Schrecken dieses Zimmer betrachtend, wo er ihr geraubt worden war.

      »Hier,« wiederholte Sebastian, »was will dies besagen, meine Mutter?«

      »Dies will besagen, mein Kind, daß Du vor bald fünfzehn Jahren hier in diesem Zimmer, wo wir sind, geboren worden bist, und daß ich die Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes preise, der Dich nach Verlauf von fünfzehn Jahren so wunderbar zurückgeführt hat.«

      »Oh! ja, wunderbar,« sprach Sebastian; »denn hätte ich nicht für das Leben meines Vaters gefürchtet, so wäre ich nicht allein und bei Nacht nach Paris abgegangen; wäre ich nicht allein und bei Nacht nach Paris abgegangen, so würde ich nicht verlegen gewesen sein, zu erfahren, welchen von den zwei Wegen ich wählen mußte; ich hätte nicht aus der Landstraße gewartet; ich hätte nicht Herrn Isidor von Charny, als er vorüberritt, gefragt; er hätte mich nicht erkannt, mir nicht angeboten, mit ihm nach Paris zu kommen, er hätte mich nicht in den Palast der Tuilerien geführt, und ich hätte Sie auch nicht in dem Augenblick gesehen, wo Sie durch den grünen Salon schritten; ich hätte Sie nicht erkannt; ich wäre Ihnen nicht nachgelaufen; ich hätte Sie nicht eingeholt: ich hätte Sie endlich nicht meine Mutter genannt! ein Wort, das sehr süß und sehr zärtlich auszusprechen ist!«

      Bei den Worten von Sebastian:

      »Hätte ich nicht für das Leben meines Vaters gefürchtet,« empfand Andrée eine scharfe Herzbeklemmung, sie schloß die Augen und warf den Kopf zurück.

      Bei den Worten: »Hätte mich Herr Isidor von Charny nicht erkannt, hätte er mir nicht angeboten, mit nach Paris zu kommen, hätte er mich nicht in den Palast der Tuilerien geführt,« öffneten sich ihre Augen wieder, ihr Herz that sich auf, ihr Blick dankte dem Himmel; denn in der That, es war ein Wunder, das Sebastian, geführt vom Bruder ihres Gatten, zurückbrachte.

      Bei den Worten endlich: »Ich hätte Sie nicht Mutter genannt! ein Wort, das sehr süß und sehr zärtlich auszusprechen ist,« drückte sie, zum Gefühle ihres Glückes zurückgerufen, Sebastian abermals an ihre Brust.

      »Ja, ja, Du hast Recht, mein Kind,« rief sie; »sehr süß! es gibt nur eines, das vielleicht süßer und zärtlicher ist, es ist das, welches ich Dir sage, indem ich Dich an mein Herz drücke: mein Sohn! mein Sohn!«

      Dann trat ein Augenblick des Stillschweigens ein, und man hörte nur das sanfte Beben der über die Stirne des Kindes hinschweifenden mütterlichen Lippen.

      »Aber,« rief plötzlich Andrée, »es ist unmöglich, daß Alles so geheimnisvoll in mir und um mich her bleibt; Du hast mir wohl erklärt, wie Du da warst, aber Du hast mir nicht erklärt, wie Du mich erkanntest, warum Du mir nachliefst, warum Du mich Deine Mutter nanntest.«

      »Kann ich es Ihnen sagen?« erwiederte Sebastian, Andrée mit einem unaussprechlichen Ausdruck von Liebe anschauend, »ich weiß es selbst nicht, Sie sprechen von Geheimnissen: Alles ist geheimnißvoll in mir wie in Ihnen.«

      »Aber es hat Dir doch Jemand in dem Augenblick wo ich vorüberging, gesagt: »»Kind, da ist Deine Mutter!««

      »Ja  . . .mein Herz.«

      »Dein Herz? . . .«

      »Hören Sie, meine Mutter, ich will Ihnen etwas erzählen, was an’s Wunderbare grenzt.«

      Andrée rückte noch näher zu dem Kinde, während, sie einen Blick zum Himmel sandte, als wolle sie ihm dafür danken, daß er, als er ihr ihren Sohn zurückgab, ihn so zurückgab.

      »Es sind zehn Jahre, daß ich Sie kenne, meine Mutter.«

      Andrée

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