Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 32

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

Скачать книгу

sich der Thüre, streckte die Hand noch dem Klopfer aus und hob diesen auf; aber, den Kopf schüttelnd, ließ er ihn sachte und ohne daß ein Geräusch unter seiner Hand erwachte, wieder fallen.

      Offenbar hatte ein neuer Gedanke, eine beinahe verlorene Hoffnung zurückführend, einen Schimmer in seinen Geist geworfen.

      »Im Ganzen,« murmelte er, »das ist möglich!«

      Und er schritt wieder gegen die Rue Platrière hinauf und auf der Stelle auch in diese hinein.

      Im Vorübergehen warf er einen Blick und einen Seufzer nach dem Brunnen, in welchen er, sechszehn Jahre früher, mehr als ein Mal das schwarze, harte Brod getaucht hatte, das er der Großmuth von Therese und der Gastfreundschaft von Rousseau verdankte.

      Rousseau war todt, Therese war todt: er war groß geworden, zu Ansehen, zu Ruf, zu Vermögen gelangt. Ach! war er glücklicher, weniger bewegt, weniger voller Bangigkeiten in Betreff der Gegenwart und der Zukunft, als zur Zeit, wo er, entzündet von einer tollen Leidenschaft, sein Brod in diesen Brunnen getaucht hatte?

      Er ging weiter.

      Endlich, blieb er, ohne Zögern, vor einer Gangthüre flehen, deren oberer Theil vergittert war.

      Er schien an seinem Ziele angekommen zu sein.

      Einen Augenblick jedoch lehnte er sich an die Wand, mochte ihn nun die Summe der Erinnerungen, welche diese kleine Thüre in ihm zurückrief, fast erdrücken, mochte er, bei dieser Thüre angekommen, hier eine Täuschung zu finden befürchten.

      Endlich strich er mir der Hand über diese Thüre, und mit einer unaussprechlich freudigen Empfindung fühlte er an der Mündung eines kleinen runden Loches das Schnürchen hervorstehen, mit dessen Hülse man am Tage die Thüre öffnete.

      Gilbert erinnerte sich, daß man zuweilen dieses Schnürchen bei Nacht einzuziehen vergaß, und daß er eines Abends, wo er, nachdem er sich verspätet, hastig nach der Mansarde zurückkehrte, die er bei Rousseau bewohnte, dieses Vergessen benützt hatte, um hineinzugelangen und sein Bett zu erreichen.

      Wie einst, schien das Haus von Leuten bewohnt zu sein, welche arm genug waren, um die Diebe nicht zu fürchten: dieselbe Sorglosigkeit hatte dasselbe Vergessen herbeigeführt.

      Gilbert zog die Schnur an. Die Thüre öffnete sich, und er befand sich in dem finstern, feuchten Gange, in dessen Hintergrunde, wie eine aus ihrem Schwanze sitzende Schlange, die klitschige, klebrige Treppe sich erhob.

      Gilbert schloß die Thüre sorgfältig wieder, und tappend erreichte er die ersten Stufen der Treppe.

      Als er zehn Stufen hinausgestiegen war, blieb er stehen.

      Ein schwacher, durch ein schmutziges Fensterwerk dringender Schein deutete an, daß die Wand an dieser Stelle durchbrochen und daß die, doch sehr finstere, Nacht weniger finster außen, als innen war.

      Durch die Scheiben, so sehr sie getrübt, sah man die Sterne an einer Stelle des Himmels glänzen.

      Gilbert suchte den kleinen Riegel, der das Fenster schloß, und stieg aus demselben Wege, dem er schon zweimal gefolgt war, in den Garten hinab.

      Trotz des Verlaufes von fünfzehn Jahren, war der Garten dem Gedächtniß von Gilbert so gegenwärtig, daß er Alles wiedererkannte, Gänge, Bäume, Rabatten, Alles, bis aus die mit einer Rebe geschmückte Ecke, wo der Gärtner seine Leiter aufstellte.

      Er wußte nicht, ob zu dieser Stunde der Nacht die Thüren geschlossen waren; er wußte nicht, ob Herr von Charny sich bei seiner Frau befand, oder in Ermangelung von Herrn von Charny ein Diener oder eine Kammerfrau.

      Zu Allem entschlossen, um Sebastian wiederzufinden, war es doch in seinem Geiste festgestellt, er werde Andrée nur in der äußersten Noth compromittiren und zuerst Alles thun, was er könne, um sie allein zu sehen.

      Sein erster Versuch galt der Thüre der Freitreppe: er drückte am Knopfe der Thüre, und diese gab nach.

      Er muthmaßte demnach, da die Thüre nicht geschlossen sei, so müsse Andrée nicht allein sein.

      Ist ihr Inneres nicht im höchsten Maße von anderen gewichtigen Dingen erfüllt und in Anspruch genommen, so versäumt es eine Frau, welche allein einen Pavillon bewohnt, nicht, die Thüre zu schließen.

      Gilbert zog sie sachte und geräuschlos zu, – glücklich jedoch, daß er wußte, es bleibe ihm dieser Eingang als letztes Mittel.

      Er stieg die Stufen der Freitreppe hinab und drückte sein Auge an jenen Sommerladen, der fünfzehn Jahre vorher, plötzlich unter der Hand von Andrée sich öffnend, ihn vor die Stirne gestoßen, – in der Nacht, wo er, wir den hunderttausend Thalern von Balsamo in der Hand, der Hoffärtigen sie zu heirathen angeboten hatte.

      Dieser Laden war der des Salon.

      Der Salon war erleuchtet.

      Da aber Vorhänge an den Scheiben herabfielen, so war es nicht möglich, etwas im Innern zu erschauen.

      Plötzlich schien es ihm, als sähe er auf der Erde und aus den Bäumen einen von einem offenen Fenster herkommenden schwachen Schein zittern.

      Das offene Fenster war das des Schlafzimmers; dieses Fenster erkannte er auch, denn durch dasselbe hatte er das Kind geraubt, welches er heute suchte.

      Er trat zurück, um aus dem durch das Fenster ausgeworfenen Lichtstrahl zu gehen und, in der Dunkelheit verborgen, sehen zu können, ohne gesehen zu werden.

      Auf einer Linie angelangt, die ihm den Blick in das Innere des Zimmers zu tauchen erlaubte, sah er zuerst die Thüre des Salon offen; dann entdeckte sein Auge in dem Kreise, den es durchlief, das Bett.

      Aus dem Bette war eine erstarrte, zerzauste, sterbende Frau; rauhe Kehltöne, wie die des Röchelns einer mit dem Tode Ringenden, kamen aus ihrem Munde hervor, von Zeit zu Zeit unterbrochen durch Schreie und durch Schluchzen.

      Gilbert näherte sich langsam, die erleuchtete Linie umgehend, in welche einzutreten er aus Furcht, gesehen zu werden, zögerte.

      Endlich lehnte er seinen bleichen Kopf an die Ecke des Fensters.

      Es unterlag für Gilbert keinem Zweifel mehr; diese Frau war Andrée, und Andrée war allein.

      Aber wie war Andrée allein? Warum weinte Andrée? Das konnte Gilbert nur erfahren, wenn er sie befragte.

      Da stieg er geräuschlos durch das Fenster und befand sich hinter ihr in dem Augenblick, wo die magnetische Anziehungskraft, für welche Andrée so zugänglich, diese nöthigte, sich umzuwenden.

      Die zwei Feinde waren also abermals beisammen.

       XIV

      Was aus Sebastian geworden war

      Das erste Gefühl von Andrée, als sie Gilbert erblickte, war nicht nur ein tiefer Schrecken, sondern auch ein unüberwindlicher Widerwille.

      Was aus Sebastian geworden war.

      Für sie war der amerikanische Gilbert, der Gilbert von Washington und Lafayette, aristokratisirt durch die Wissenschaft, durch das Studium und das Genie, immer der elende kleine Gilbert, der in den Gebüschen von Trianon verlorene Gnom.

      Im

Скачать книгу