Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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gemalt, über das zugleich in großen Tropfen der Schweiß und die Thränen rollten.

      »Oh!« rief Gilbert, »wenn ihm ein Unglück begegnet, erinnere Dich, daß dieses Unglück aus Dein Haupt zurückfallen wird.«

      »Ah!« machte Andrée ausathmend, ohne auf das zu hören, was Gilbert sagte, »ah! Gott des Himmels! sei gepriesen! die Brust des Pferdes hat ihn gestoßen und auf die Seite, aus dem Bereiche des Rades geworfen . . .er ist gefallen, er liegt bewußtlos auf dem Boden ausgestreckt; doch er ist nicht todt  . . .oh! Nein  . . .nein  . . .er ist nicht todt!  . . .ohnmächtig  . . .nur ohnmächtig! Zu Hilfe! zu Hilfe! es ist mein Kind! es ist mein Kind!«

      Und mit einem herzzerreißenden Schrei fiel Andrée selbst beinahe ohnmächtig aus ihren Lehnstuhl zurück.

      Wie glühend auch Gilbert mehr zu erfahren wünschte, er bewilligte doch der keuchenden Andrée diese Ruhe eines Augenblicks, der sie so sehr bedurfte.

      Er befürchtete, wenn er sie weiter antriebe, könnte eine Fiber in ihrem Herzen zerreißen oder eine Ader in ihrem Gehirn springen.

      Sobald er sie aber ohne Gefahr fragen zu können glaubte, sagte er:

      »Nun?«

      »Warten Sie, warten Sie,« erwiederte Andrée. »Es hat sich ein großer Kreis um ihn gebildet. Oh! ich bitte, laßt mich durch! laßt mich sehen: es ist mein Sohn! es ist mein Sebastian! Ach! mein Gott! ist denn Keiner von Euch Allen ein Wundarzt?«

      »Oh! ich laufe zu ihm!« rief Gilbert.

      »Warten Sie,« sagte Andrée, indem sie ihn am Arme zurückhielt, »die Menge tritt aus die Seite. Ohne Zweifel ist es derjenige, weichen man ruft; ohne Zweifel ist es derjenige, welchen man erwartet  . . .Kommen Sie, kommen Sie, mein Herr: Sie sehen wohl, daß er nicht todt ist, Sie sehen wohl, daß man ihn retten kann.«

      Und mit einem Tone, der einem Angstschrei glich, rief sie:

      »Oh!«

      »Mein Gott! was ist es?« fragte Gilbert.

      »Dieser Mann soll mein Kind nicht berühren, das ist kein Mensch, das ist ein Zwerg, das ist ein Gnom, das ist ein Vampyr  . . .Oh! wie häßlich! wie häßlich!«

      »Madame, Madame,« murmelte Gilbert ganz schauernd, »in des Himmels Namen! verlieren Sie Sebastian nicht aus dem Gesichte!«

      »Oh!« erwiederte Andrée, das Auge starr, die Lippen bebend, den Finger ausgestreckt, »seien Sie unbesorgt . . .ich folge ihm  . . . ich folge ihm  . . .«

      »Was macht dieser Mensch?«

      »Er trägt ihn fort  . . .Er geht die Rue de la Sourdière hinauf; er tritt links in der Sackgasse Sainte-Hyacinthe ein; er nähert sich einer niedrigen, offen gebliebenen Thüre; er stößt sie vollends auf, er bückt sich, er steigt eine Treppe hinab. Er legt ihn auf einen Tisch, auf dem sich eine Feder, Tinte, handschriftliche und bedruckte Papiere finden; er zieht ihm seinen Rock aus; er schlägt seine Aermel zurück; er umschließt ihm den Arm mit Binden, die ihm eine Frau, so schmutzig und häßlich als er, bringt; er öffnet ein Behältniß; er nimmt eine Lancette heraus; er ist im Begriff, ihm zur Ader zu lassen  . . .Oh! ich will das nicht sehen  . . .ich will das Blut meines Sohnes nicht sehen!«

      »Nun, so steigen Sie wieder hinauf und zählen Sie die Stufen der Treppe,« sagte Gilbert.

      »Ich habe sie gezählt: es sind elf.«

      »Untersuchen Sie sorgfältig die Thüre und sagen Sie mir, ob Sie etwas Merkwürdiges daran sehen.«

      »Ja  . . .eine kleine viereckige Oeffnung, an welcher zwei Gitterstangen im Kreuze angebracht sind.«

      »Es ist gut, mehr brauche ich nicht.«

      »Laufen Sie, laufen Sie, und Sie werden ihn da finden, wo ich gesagt habe.«

      »Wollen Sie sogleich aufwachen und sich erinnern? Wollen Sie erst morgen früh aufwachen und Alles vergessen haben?«

      »Wecken Sie mich sogleich auf und lassen Sie mir die Erinnerung.«

      Gilbert strich, ihrer Biegung folgend, mit seinen beiden Daumen über die Augenbrauen von Andrée, blies ihr auf die Stirne und sprach nur die Worte:

      »Wachen Sie auf.«

      Sogleich belebten sich die Augen der jungen Frau; ihre Glieder wurden geschmeidig; sie schaute Gilbert beinahe ohne Schrecken an und sagte, wach die Ermahnungen ihres Schlafes fortsetzend:

      »Oh! laufen Sie! laufen Sie! und entziehen Sie ihn den Händen dieses Menschen, der mir bange macht!«

       XV

      Der Mann der Place Louis XV

      Gilbert brauchte nicht zu seinen Nachforschungen angefeuert zu werden. Er eilte aus dem Zimmer, und da es zu lang gewesen wäre, den Weg, auf dem er gekommen, wieder einzuschlagen, so lief er gerade zu der Thüre nach der Rue Coq-Héron, öffnete sie ohne Hilfe eines Dieters, zog sie hinter sich zu und befand sich auf dem Pflaster des Königs.

      Er halte den von Andrée bezeichneten Weg vollkommen im Kopfe behalten und folgte mit der größten Hast der Spur von Sebastian.

      Wie der Knabe, schritt er über den Platz des Palais Royal und längs der Rue Saint-Honoré hin, welche nun ganz verödet, denn es war beinahe ein Uhr Morgens. An der Ecke der Rue de la Sourdière angelangt, wandte er sich rechts und dann links, und er befand sich in der Sackgasse Sainte-Hyacinthe.

      Hier begann von seiner Seite eine gründlichere Inspection der Oertlichkeit.

      In der dritten Thüre links erkannte er an der kreuzförmig durch Gitterstangen geschlossenen Oeffnung die von Andrée beschriebene Thüre.

      Die Bezeichnung war so bestimmt, daß man sich nicht täuschen konnte. Er klopfte an.

      Niemand antwortete. Er klopfte zum zweiten Male. Da glaubte er furchtsame, argwöhnische Tritte an der Treppe hinschleichen und sich nähern zu hören.

      Er klopfte zum dritten Male.

      »Wer klopft?« fragte eine Weiberstimme.

      »Oeffnen Sie,« antwortete Gilbert, »und seien Sie ohne Furcht; ich bin der Vater des verwundeten Knaben, den Sie ausgenommen haben.«

      »Oeffne, Albertine,« sprach eine andere Stimme, »es ist der Doctor Gilbert.«

      »Mein Vater! mein Vater!« rief eine dritte Stimme, in der Gilbert die von Sebastian erkannte.

      Gilbert athmete.

      Die Thüre wurde geöffnet. Einen Dank stammelnd, eilte Gilbert die Stufen hinab.

      Als er unten an die letzte gekommen war, befand er sich in einer Art von Keller, der von einer Lampe erleuchtet wurde, welche auf dem von Andrée erschauten, mit Handschriften und bedruckten Papieren beladenen Tische stand.

      Im Schatten und auf einem ärmlichen Bette liegend, erblickte Gilbert seinen Sohn, der die Arme nach ihm ausstreckte und ihn zu sich rief. So mächtig die Selbstbeherrschung von Gilbert war, die väterliche Liebe trug den Sieg über das philosophische Decorium davon, und er stürzte aus den Knaben zu und drückte ihn an

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