Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 33
In dem inneren Sinne, mit dem Gilbert von der Natur begabt worden war, in der unerschütterlichen Gerechtigkeit, die er von der Erziehung empfangen, hatte er sich selbst gerichtet; er hatte eingesehen, daß alles Unglück von Andrée von ihm kam, und daß er seiner Schuld gegen sie nur entledigt wäre, wenn er ihr eine Summe von Glückseligkeit gleich der Summe von Unglück, die er ihr zugezogen, gegeben hätte.
Worin und wie konnte aber Gilbert aus eine wohlthätige Art Einfluß auf die Zukunft von Andrée üben?
Dies vermochte er nicht zu begreifen.
Als er daher diese Frau, die er so vielfacher Verzweiflung preisgegeben gesehen, in einer neuen Verzweiflung wiederfand, bewegte sich Alles, was er an mttleidigen Fibern in seinem Herzen hatte, für dieses große Mißgeschick.
Statt sogleich die magnetische Macht anzuwenden, die er schon einmal an ihr versucht hatte, wollte er auch sanft mit ihr sprechen, – entschlossen, wenn er Andrée widerspänstig fände wie immer, zu diesem Correctivmittel, das ihm nicht entgehen konnte, zurückzukehren.
Hieraus ging hervor, daß Andrée, gleich Anfangs vom magnetischen Fluidum umhüllt, fühlte, wie allmälig durch den Willen und, wir möchten beinahe sagen, mit der Erlaubniß von Gilbert dieses Fluidum sich zerstreute, einem Nebel ähnlich, der verdunstet und den Augen in entfernte Horizonte zu schauen gestattet.
Sie nahm zuerst das Wort und sprach:
»Was wollen Sie von mir, mein Herr? was machen Sie hier? auf welchem Wege sind Sie hierher gekommen?«
»Auf welchem Wege, Madame?« erwiederte Gilbert. »Auf demselben auf dem ich früher kam. Seien Sie also unbesorgt, Niemand hat mich gesehen, Niemand vermuthet meine Gegenwart hier . . .Warum ich gekommen bin? Ich bin gekommen, weil ich von Ihnen einen Schatz zurückzufordern habe, der, gleichgültig für Sie, für mich kostbar ist, – meinen Sohn . . .Was ich von Ihnen will? Sie sollen mir sagen, wo mein Sohn ist, den Sie mit sich fortgezogen, in Ihrem Wagen weggeführt und hierher gebracht haben.«
»Was aus ihm geworden ist?« versetzte Andrée, »weiß ich es? . . . Er ist von mir geflohen . . .Sie haben ihn so gut daran gewöhnt, seine Mutter zu hassen!«
»Seine Mutter, Madame! Sind Sie wirklich seine Mutter?«
»Oh!« rief Andrée, »er sieht meinen Schmerz, er hat mein Geschrei gehört, er hat meine Verzweiflung erschaut, und er fragt mich, ob ich seine Mutier sei!«
»Sie wissen also nicht, wo er ist?«
»Ich sage Ihnen ja, daß er geflohen ist, daß er in diesem Zimmer war, daß ich hierher zurückgekehrt bin, im Glauben, ihn wiederzufinden, daß ich aber nur das Fenster offen und das Zimmer leer gefunden habe.«
»Mein Gott!« rief Gilbert, »wohin wird er gegangen sein? . . . Der Unglückliche kennt Paris nicht, und es ist Mitternacht vorüber!«
»Oh!« rief Andrée, indem sie einen Schritt gegen Gilbert machte, »glauben Sie, es sei Ihm ein Unglück zugestoßen?«
»Das werden wir erfahren,« erwiederte Gilbert; »das werden Sie mir sagen.«
Und er streckte die Hand gegen Andrée aus.
»Mein Herr! mein Herr!« rief diese, indem sie zurückwich, um sich dem magnetischen Einfluß zu entziehen.
»Madame,« sprach Gilbert, »befürchten Sie nichts: es ist eine Mutter, die ich über das, was aus ihrem Sohne geworden ist, befragen will, . . .Sie sind mir heilig.«
Andrée stieß einen Seufzer aus und fiel, den Namen Sebastian murmelnd, in einen Lehnstuhl.
»Schlafen Sie,« sagte Gilbert, »doch, obgleich eingeschlafen, sehen Sie durch das Herz.«
»Ich schlafe,« erwiederte Andrée.
»Muß ich die ganze Kraft meines Willens anwenden,« fragte Gilbert, »oder sind Sie geneigt, freiwillig zu antworten?«
»Werden Sie abermals meinem Kinde sagen, ich sei nicht seine Mutter?«
»Je nachdem . . .Lieben Sie es?«
»Oh! er fragt, ob ich es liebe, dieses Kind meines Herzens! . . . Oh! ja, ja, ich liebe es glühend.«
»Dann sind Sie seine Mutter, wie ich sein Vater bin, Madame, da Sie den Knaben lieben, wie ich ihn liebe.«
»Ah!« machte Andrée athmend.
»Sie werden also freiwillig antworten?« fragte Gilbert.
»Werden Sie mir erlauben, ihn wiederzusehen, wenn Sie ihn gefunden haben?«
»Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie seien seine Mutter, wie ich sein Vater bin? . . .Sie lieben Ihr Kind, Madame, Sie werden Ihr Kind wiedersehen.«
»Ich danke,« sprach Andrée mit einem unbeschreiblichen Ausdruck von Freude, indem sie ihre Hände an einander schlug . . .»Nun fragen Sie, ich sehe . . .nur . . .«
»Was?«
»Folgen Sie ihm von seinem Abgang an, damit ich sicherer bin, daß ich seine Spur nicht verliere.«
»Es sei. Wo hat er Sie gesehen?«
»Im grünen Salon.«
»Wo ist er Ihnen gefolgt?«
»Durch die Korridors.«
»Wo hat er Sie eingeholt?«
»In dem Augenblick, als ich in den Wogen stieg,«
»Wohin haben Sie ihn geführt?«
»In den Salon . . .den Salon nebenan.«
»Wohin hat er sich gesetzt?«
»Zu mir, aus das Canapé.«
»Ist er lange dort geblieben?«
»Ungefähr eine halbe Stunde.«
»Warum hat er Sie verlassen?«
»Weil das Geräusch eines Wagens hörbar wurde.«
»Wer war in diesem Wagen?«
Andrée zögerte.
»Wer war in diesem Wagen?« wiederholte Gilbert mit festerem Tone und einem noch stärkeren Willen.
»Der Graf von Charny.«
»Wo haben Sie den Knaben verborgen?«
»Ich habe ihn in dieses Zimmer geschoben.«
»Was hat er Ihnen gesagt, als er dort eintrat?«
»Ich sei nicht seine Mutter.«
»Warum hat er Ihnen dies gesagt?« Andrée schwieg.
»Warum hat er Ihnen dies gesagt? Sprechen Sie, ich will es.«
»Weil ich ihm gesagt habe