Die Holländerin. Александр Дюма

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Die Holländerin - Александр Дюма

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den Schein zu meiden, als ob er mit Fleiß die Eigenschaften des jungen Handlungsbeflissenen rühmte, gab er dem Gespräche eine andere Wendung.

      – Hätten Sie wohl die Güte, Madame, und sagten mir, in welchem Sinne ich die Briefe an die Herren Schmidt, Antonini und William zu schreiben habe?

      Euphrasia erwachte aus einer leichten Träumerei, in welche sie die Complimente Tristans über Wilhelm versenkt hatten, und indem sie einen dankenden Blick auf unsern Helden warf, sprach sie:

      – Ach, Verzeihung, ich bin so zerstreut, daß ich diese Briefe vergessen hatte.

      Sie fand auf und ging in das Zimmer ihres Mannes, um einige Papiere zu holen.

      – Es ist unbezweifelt, sprach Tristan bei sich selbst, sie liebt ihren Wilhelm leidenschaftlich.

      Da es ihm sehr gleichgültig sein konnte, ob sie den wohlgenährten Kaufmannsdiener liebte oder nicht, betrachtete er, um die Pause bis zu Euphrasia’s Rückkehr auszufüllen, die Stickerei, mit der sie beschäftigt war.

      – Hier sind die Briefe, sprach Madame eintretend, die zu beantworten sind. Mein Mann ist bereit, die verlangten Lieferungen zu machen, er erwartet nur einen Avis-Brief, um sie zu expedieren.

      – Ist außerdem noch etwas zu bemerken?

      – Nichts. Tristan ergriff Papier, Feder und Dinte, setzte sich an den Tisch und schickte sich an, zu schreiben.

      In diesem Augenblicke warf Madame Van-Dick Wilhelm, der in seinem Bureau neben dem Fenster saß, einen langen, zärtlichen Blick zu. Beide konnten miteinander correspondieren, wenn auch nicht durch Worte, doch durch Winke.

      Tristan that, als ob er nichts merkte, und vollendete ruhig seine Arbeit. Nach kurzer Zeit war er damit fertig, dann las er den Inhalt der Briefe Madame Van-Dick französisch vor.

      – Vortrefflich, sprach sie, Sie befreien meinen Mann von einer großen Last, wenn Sie ihm öfter den Dienst leisten, den Sie ihm heute geleistet haben.

      Und diese Frau, anmaßend bis zur Lächerlichkeit, begleitete diese so einfache Phrase mit einem Blicke, den die Augen in der Regel für die Ergießungen des Herzens auf bewahren.

      Tristan, der sich nach und nach den Gewohnheiten dieser Dame fügte, fiel dieser Redeton weiter nicht auf, er dankte ganz einfach, ohne ihm eine Bedeutung unterzulegen.

      – Kann ich Ihnen noch in etwas nützlich sein? fragte er.

      – Nein; alles, was Sie für heute thun konnten, haben Sie gethan. Wollen Sie mich schon verlassen?

      Diesen Satz sprach Euphrasia in einem Tone, in welchem eine andere gesagt haben würde: »Ich fühle, daß ich sterben muß!«

      – O nein, Madame; ich würde mich sogar sehr glücklich preisen, wenn ich Ihnen ferner noch Gesellschaft leisten darf.

      – Sehr verbunden!

      Ein Lächeln der Dankbarkeit umschwebte die Lippen der Madame Van-Dick.

      – Erzählen Sie mir doch, Herr Tristan, fuhr sie fort, wie Sie die Bekanntschaft meines Mannes gemacht haben.

      Tristan erzählte.

      – Es giebt doch sonderbare Zufälle, sprach sie dann nach der Erzählung.

      – In der That, entgegnete Tristan, einen Seufzer ausstoßend, wie hätte ich denken können, daß ich nach Holland kommen und der Gast eines so freundlichen, wohlwollenden Hauses werden würde!

      Um Euphrasia zu schmeicheln, stieß Tristan einen zweiten Seufzer aus.

      – Herr Van-Dick hat mir gesagt, daß Sie ihm gleich gefallen hätten.

      – Und ich, Madame, muß gestehen, daß mich eine unerklärliche Sympathie an ihn fesselt.

      – Er ist auch ein vortrefflicher Mann, nicht wahr?

      – Ja, Madame, eine auserlesene Natur!

      – Herr Tristan, ich fühle mich so zu Ihnen hingezogen, als ob Sie bereits einer meiner ältesten Freunde wären; darum kann ich Ihnen gestehen, daß, obgleich Herr Van-Dick ein höchst achtbarer Mann ist, ich doch nicht immer glücklich mit ihm gewesen bin.

      – Ist es möglich, Madame! rief unser Tenor mit einer Miene, die Ueberraschung, Erstaunen und Mitleiden zugleich ausdrückte.

      – Was ich sagte, Herr Tristan, ist die reine, traurige Wahrheit. Herr Van-Dick ist ein Mann des Handels, ein Mann, der wohl eine Frau von vierzig Jahren glücklich machen konnte, aber nicht ein junges Mädchen von sechzehn Jahren, wie ich war, als ich ihn heirathete.

      – Wie, Madame, rief Tristan, Sie sind schon sechsundzwanzig Jahre alt? Sie scheinen kaum zweiundzwanzig zu zählen! Als ich den großen Knaben sah, der dort im Garten spielt, wollte ich nicht glauben, daß er Ihr Sohn sei; ich hätte wetten mögen, daß er Ihr Bruder wäre.

      – O Sie Schmeichler, sprach sie erröthend, der Franzose ist in Ihnen nicht zu verkennen!

      – Ich ein Schmeichler, Madame? O Sie scheinen mich nicht zu kennen!

      – Ich weiß genau, wie alt ich bin, weiß auch, daß ich nicht nur sechsundzwanzig Jahre alt scheine, sondern dreißig Jahre.

      – Sie scherzen, Madame!

      – O nein! Ich habe sehr viel gelitten! Alle die Seufzer, die Madame Van-Dick bis jetzt ausgestoßen hatte, waren nichts gegen den, den sie bei diesen Worten ausstieß.

      »Wenn das so fort geht, dachte Tristan, wird mein Aufenthalt in diesem Hause nicht immer der angenehmste sein.«

      – Sie haben gelitten? Welcher Dämon, eifersüchtig auf Ihre Schönheit,ist im Stande gewesen, den Blumen Ihrer Bahn und den Tagen Ihres Lebens Duft und Glanz zu rauben?

      Tristan biß die Lippen zusammen, ein gewöhnliches Mittel, sich des Lachens zu erwehren.

      – Sie zweifeln, weil Sie meiner äußern Ruhe glauben, ohne in das Innere zu blicken.

      – Verzeihen Sie mir diese Reflexion, Madame; aber worin hätten Sie unglücklich gewesen sein können? Ihr Gemahl liebt Sie, Ihr Sohn betet Sie an; Sie sind jung, reich, schön, die Männer müssen Sie bewundern, oder sie haben keine Augen, und die Frauen müssen Sie beneiden, oder sie haben keine Eigenliebe mehr. Was wünschen Sie noch mehr?

      – Rechnen Sie für nichts, mein Herr, wenn man die Träume seines Lebens nach und nach hat verschwinden gesehen? Ach, ihr Mädchenträume, wo seid ihr hin?

      Nachdem Euphrasia wehmüthig gen Himmel geblickt, ließ sie das Haupt melancholisch auf den vollen Busen herabsinken, was in der ganzen Welt ein Zeichen tiefer Trauer ist.

      – Welch’ ein lächerliches, unangenehmes Weib! dachte Tristan. Hätte mir ihr Mann dies Alles vorhergesagt, ich weiß nicht, ob ich ihm gefolgt wäre. Armer Wilhelm!

      – Haben Sie je geliebt, Herr Tristan? fragte Euphrasia nach einer Pause.

      – O ja, Madame.

      – Oft?

      – Nur einmal.

      Madame

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