Die Holländerin. Александр Дюма

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Die Holländerin - Александр Дюма

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wir sind da. Ich sprach so eben mit diesem Herrn über unsern Eduard. Herr Tristan, fuhr er fort, indem er auf unsern Freund deutete, ein junger Mann von großem Verdienst, der sich der Erziehung unsers Sohnes unterziehen will.

      Madame Van-Dick grüßte noch einmal den neuen Gast, der sich bei der Schmeichelei des Gatten mit großer Bescheidenheit verbeugte und respectvoll den Gruß der Gattin erwiderte.

      – Seit vier Tagen erwarten wir Sie schon, fuhr die Dame zu dem Holländer gewendet fort, wir hatten schon Angst um Sie.

      – Ach mein Gott, Madame! sprach Tristan, daran trage ich allein die Schuld, denn ich glaube, daß ich Herrn Van-Dick’s Ankunft verzögert habe. Ich allein bin anzuklagen und, einmal angeklagt, reklamiere ich Ihre Huld und Nachsicht, damit ich nicht mit einer traurigen Empfehlung in dieses Haus trete.

      – Sie sind begnadigt, mein Herr, sprach Madame Van-Dick mit einem Lächeln, welches Tristan dafür zu danken schien, daß er die Autorität der Frau errathen.

      – Um so mehr, meine Liebe, als der Herr sich mit Dir beschäftigte, fuhr der Kaufmann fort.

      – Mit mir?

      – Ganz gewiß, denn er bringt Dir ein Album voll Zeichnungen mit, die er auf unserer Reise angefertigt hat.

      – Mein Herr, ich bin Ihnen unendlich verbunden! Sie werden mir nach dem Frühstück alle die schönen Sachen zeigen, denn für ermüdete Reisende, wie Sie sind, darf das Frühstück nicht zu spät kommen und ich glaube, es ist bereits serviert.

      Madame Van-Dick forderte ihren Gemahl und Tristan auf, Platz zu nehmen, die, nach dem Garten hinausblickend, das Auftragen der Speisen nicht bemerkt hatten.

      Euphrasia – wir wollen sie so nennen, da wir ihren Namen wissen – Euphrasia zog die Glocke.

      Die dicke Magd erschien.

      – Man sage Herrn Wilhelm, sprach die Dame, daß wir bei Tische sitzen!

      – A propos, wie geht es dem guten Wilhelm?

      – Vollkommen wohl.

      Herr Wilhelm erschien.

      Tristan erhob sich halb von seinem Platze.

      – Mein bester Tristan, sprach Herr Van-Dick, ich stelle Ihnen hier Herrn Wilhelm vor, mein zweites Ich im Hause, Herrn Wilhelm, von dem ich Ihnen bereits erzählt habe.

      Tristan grüßte Herrn Wilhelm und setzte sich wieder.

      Dann stellte Herr Van-Dick Tristan Herrn Wilhelm vor.

      Die beiden Männer grüßten sich abermals.

      – Und jetzt, da alle sich kennen, frühstücken wir. Euphrasia, die während dieser Zeit ein gebratenes Huhn zerlegt, ließ nun die Assiette, worin sich die Stücke befanden, circulieren. Während alle aßen, prüfte unser Tenor Euphrasia.

      Diese war eine Frau, der, man wußte nicht was fehlte, um sie schön nennen zu können. Ihr Gesicht war ein wenig roth und ein wenig gewöhnlich, aber von einer gewissen bürgerlichen Regelmäßigkeit. Der Blick, für Augenblicke sanft, veränderte sich plötzlich bei der geringsten Aufregung und ward gebieterisch; man sah, daß das Sanfte erkünstelt war. Die Stirn Euphrasia’s war zwar hoch, aber schmal und glänzend, und aus dem ganzen Gesichte derselben leuchtete eine eben nicht anständige Freiheit, Unter ihrer gesunden Haut glaubte man den Lauf und das Leben des Blutes wahrnehmen zu können; ihre Arme waren voll, sogenannte schöne Arme, aber nicht zu verwechseln mit wohlgeformten. Die Hände waren dick und geschickt. Hals und Busen trug Madame Van-Dick fast immer über die Gebühr entblößt, ihre Kleidung war geschmacklos und doch schien sie überzeugt zu sein, daß nichts schöner sei, als sie. Eine angeborene, fast brutale Ueppigkeit, ohne Geist und Anstrich, sprach aus ihrer ganzen Person. Sie mochte ungefähr fünfunddreißig Jahre zählen und mußte für einen gewöhnlichen Mann, der sich täuscht und die Hitze des Blutes für Wärme des Herzens nimmt, immer noch eine wünschenswerthe Frau sein. Euphrasia schien sich selbst am meisten zu gefallen, denn sie sah beständig in den Spiegel, der ihr gegenüber an der Wand hing.

      Madame Van-Dick gab sich gern ein wichtiges Ansehen und machte alle Welt glauben, sie sei die Seele des Hauses. Wer sie nicht schön fand, wurde von ihr gehaßt und ihr Haß mußte um so gefährlicher werden, als sie darin ohne Verstand handelte. Bei dem kleinsten Complimente, das man ihr machte, bildete sie sich ein, man mache ihr den Hof, und sagte man ihr über ihre Schönheit, ihre Grazie und ihren Geist die größten Schmeicheleien, Schmeicheleien, die fast an Unverschämtheit grenzten, so erreichte man immer noch nicht die Meinung, die sie von sich selbst hegte. Fügt man diesen Eigenschaften noch eine schauerliche Unwissenheit hinzu, so hat man ein ziemlich treues Bild von Madame Van-Dick.

      Wie man sieht, war Euphrasia Van-Dick eine Person, an die ein Mann von etwas mehr als gewöhnlicher Bildung nicht denken konnte.

      Schon nach Verlauf von zwei Stunden hatte Tristan von allem, was wir hier angedeutet haben, den Beweis und ein leise ausgestoßenes »Hm!« zeigte an, daß seine Wahrnehmungen nicht zu Euphrasia’s Vortheil bei ihm ausgefallen waren.

      An der Seite dieser Dame saß Herr Wilhelm. Dieser junge Mann war eben so kräftig als seine Nachbarin, aber eine enge Halsbinde und ein enger Rock mit engen Aermeln hatten ihn dergestalt eingeschnürt, daß man einen steifern Menschen, wie er repräsentierte, nicht leicht sehen konnte. Herr Wilhelm hatte hellblondes Haar, kaum sichtbare Augenbrauen, hellblaue Augen, rothe Backen und rothe Hände. Eine bemerkenswerthe Dosis Geist schien er nicht zu besitzen, er war aber dabei, wie es in der Regel nicht der Fall zu sein pflegt, nicht anmaßend, und sprach kein Wort. Oft hatte er schon den Mund zum Reden geöffnet und Tristan schien, aus Artigkeit, mit großer Aufmerksamkeit auf das zu warten, was der Commis sagen wollte; aber stets ward Herr Wilhelm durch diese Aufmerksamkeit so verwirrt, daß er, um sich zu beschäftigen, ungeheuere Bissen in den halbgeöffneten Mund schob womöglich noch röther im Gesicht wurde und aussah, als ob er weinen wollte. Um ihn zu beruhigen, warf ihm Euphrasia durch den Spiegel einen Blick zu, der sagen sollte: »Sie sind schön und benehmen sich vortrefflich;« aber vergebens, Wilhelm blieb traurig und consterniert wie ein mageres Frauenzimmer, das mit entblößtem Halse dasitzt und um sich herum runde, volle Achseln gewahrt. Uebrigens schien Wilhelm eine gute Natur zu sein und ein zärtliches Herz voll Illusionen zu haben. Man merkte, daß diese Melancholie, die über eine ganze Person ausgegossen lag, von der großen Masse Blut herrührte, die er in den Wangen und in den Händen hatte, denn das Bestreben, diese gemeinen Körperreize durch einen eleganten Umschlag zu verdecken, war nicht zu verkennen. Um die Röthe seines Gesichtes matter zu machen, trug er eine weiße Halsbinde, die aber so fest angelegt war, daß ihm das Blut in die Wangen stieg, und um weniger plump und sanguinisch zu erscheinen, trug er schwarze Kleider, die aber so eng waren, daß er fast die Hände und Beine nicht bewegen konnte.

      Wilhelm hatte zwar eine traurigen Augenblicke, er genoß aber auch seine Stunden des Trostes. Madame Van-Dick liebte ihn und liebte ihn schon seit zwei Jahren. Sie waren eins für das andere geschaffen. Sie, als eine wohlgenährte Dame, war voll Bewunderung für diese kräftige, derbe Natur, und Wilhelm, als ein rother Koloß, liebte diese wohlgemästete Taube, die sich seiner Liebe anvertraute.

      Der Tag, an dem Tristan in dem Hause erschien, war übrigens einer der traurigsten in dem Leben Wilhelm’s, denn in dem Neuangekommenen erblickte er das Muster des Mannes, den er vorstellen wollte, aber nicht erreichen konnte. So oft Tristan mit der feinen weißen Hand seinen schwarzen Schnurrbart strich oder in seinem vollen schönen Haar wühlte, welches das bleiche, regelmäßige Gesicht umfloß, so oft fühlte sich der arme Wilhelm von Schmerz und Bewunderung durchdrungen. Die schön gefertigte Kleidung Tristans, die er förmlich studierte, erpreßte dem armen jungen Manne tiefe

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