Die Holländerin. Александр Дюма

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Die Holländerin - Александр Дюма

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wiedergeliebt, Herr Tristan?

      – Ich glaube, ja.

      – Und jetzt?

      – Jetzt ist sie todt.

      – Armer junger Mann!

      Eine gehorsame Thräne glänzte in den Augen Euphrasia’s.

      – War es vielleicht ein junges Mädchen, das Sie entführt haben? fragte Madame Van-Dick weiter, die hoffte etwas von dem Roman aus Tristans Leben kennen zu lernen.

      – Nein, Madame, es war meine Frau.

      – Ihre Frau?

      – Ja.

      – Sie liebten Ihre Frau! So giebt es in der Welt doch verheirathete Männer, welche ihre Frauen lieben.

      – Sie sollten doch weniger als irgend Jemand daran zweifeln, denn Ihr Mann betet sie an.

      Madame Van-Dick senkte den Kopf.

      – Bevor Sie Ihre Frau heiratheten, Herr Tristan machten Sie ihr den Hof, nicht wahr?

      – Gewiß.

      – Abends gingen Sie in dunkeln, einsamen Alleen mit ihr spazieren?

      – Ja.

      – Sie drückte Ihnen die Hand und Nachts träumte einer von dem andern?

      – Ganz recht.

      – Leider!

      Ein Seufzer ertönte.

      – Haben Sie dieses Glück, Madame, das Sie mir so genau beschreiben, nicht auch empfunden?

      – Nein, dieses Glück ist ein Traum, der bis jetzt noch nicht in Erfüllung gegangen.

      »Ein Satz, dachte Tristan, der für Herrn Wilhelm nicht sehr schmeichelhaft ist.«

      – Aber für dieses Glück, das Sie bedauern nicht genossen zu haben, fügte er laut hinzu, genossen Sie das häusliche Glück, Familienfreuden und die Annehmlichkeiten des Reichthums. Und wenn Ihre Vergangenheit – in Ihrem Alter, Madame, hat man übrigens noch keine Vergangenheit – wenn Ihre Vergangenheit ohne Leidenschaft war, das heißt, ohne Sturm, ist ihre Zukunft ohne Unruhe. In Ihrem Leben, dessen Tage ruhig dahinflossen, bildet sich am Morgen stets derselbe reine, klare Horizont, der am Abend verschwand. Da Sie nur von Liebe geträumt, haben Sie nie Enttäuschung, Sehnsucht und Verlangen kennen gelernt. Hätte ich, Madame, der ich in demselben Alter stehe, wie Sie, zwischen Ihrem Glücke und dem meinigen zu wählen, ich gäbe dem Ihrigen den Vorzug, denn Sie glauben noch, ich aber glaube nicht mehr.

      – Und doch wäre ich glücklich gewesen, rief Euphrasia in erkünstelter Exaltation, hätte ich anstatt eines so materiellen Ehemannes einen liebenden Gatten gefunden, wie Sie sind! Sie scheinen mir einer von den Männern zu sein, die aus tiefem Herzen lieben.

      – Holla! dachte Tristan, als er die Blicke bemerkte, mit welchen Euphrasia diese Worte begleitete. Madame Van-Dick hat Lust, den Herrn Wilhelm zu hintergehen.

      – Es ist wahr, Madame, fuhr er laut fort, ich liebte aus tiefem Herzen; aber eine solche Liebe, wie ich sie empfand, verbrennt das Herz und läßt nur einen Haufen Asche zurück, unter dem auch nicht ein Fünkchen Feuer mehr glimmt.

      Tristan hielt diesen albernen Satz, den er mit einer wahren Zerknirschung gesprochen hatte, für geeignet, Euphrasia in Bezug auf sich vollkommen aufzuklären, im Fall sie sich geneigt fühlen sollte, ihn mit jener Leidenschaft zu beehren, welche sie bedauerte, nicht empfunden zu haben.

      Euphrasia fuhr fort, sich mit ihrer Stickerei zu beschäftigen, ihre Blicke aber, anstatt wie früher nach Wilhelms Bureau hinüberzuschweifen, richteten sich verstohlen auf Tristan, der mit einer Feder auf einem Stück Papier zeichnete, das vor ihm liegen geblieben war.

      – Was machen Sie da, Herr Tristan? fragte Euphrasia.

      – Ich zeichne die Parthie des Gartens, in welcher sich jenes alte Haus erhebt, das viel Charakter hat.

      – Ich muß Sie um etwas bitten, Herr Tristan.

      – Reden Sie, Madame.

      – Ich möchte, daß Sie mir mein Portrait machten.

      – Mit Vergnügen, Madame, und selbst mit großer Dankbarkeit, denn ein Maler ist stolz und glücklich, ein schönes Gesicht geschaffen zu haben.

      – Sie sind sehr gütig. So willigen Sie also ein?

      – Jetzt fordere ich es sogar.

      – Sie sind sehr liebenswürdig. Bei diesen Worten reichte Euphrasia dem Tenor ihre große Hand, welche dieser an seine Lippen drückte.

      – Die Sache ist also abgemacht. Von heute an bin ich zu Ihrem Dienste bereit.

      – Morgen also?

      – Wie es Ihnen beliebt.

      – Ich bitte jedoch, die Sache geheim zu halten.

      – Vor Herrn Van-Dick?

      – Vor aller Welt.

      – Es soll niemand etwas davon erfahren.

      – Es wird ein Miniaturgemälde, nicht wahr?

      – Ja, Madame, eines von jenen Gemälden, antwortete Tristan betonend, welche aus einer Hand in die andere gehen, ohne daß man es bemerkt, und das ganze Leben hindurch auf dem Herzen ruhen können, ohne daß man sie dort vermuthet.

      – Ach ja, ein solches Portrait wünsche ich mir.

      Euphrasia warf einen Blick durch das Fenster nach Wilhelm hinüber, der sagen sollte: »Ich beschäftige mich mit Ihnen.«

      Tristan erhob sich.

      – Wie, Sie stehen auf? rief Madame Van-Dick in einem Tone, mit dem sie eben so gut hätte sagen können: »Wie, Ihre Mutter ist gestorben?«

      – Ja, Madame.

      – Wollen Sie ausgehen?

      – Nein; ich will zu Ihrem Herrn Sohne gehen, um ihm heute den ersten Unterricht zu ertheilen.

      – Um zu dem Sohne zu gehen, verlassen Sie die Mutter?

      – Ich muß, Madame.

      – So gehen Sie denn; sobald aber der Unterricht beendet ist, kehren Sie zurück, um ein wenig mit mir zu plaudern.

      – Wenn Sie erlauben —

      – Ich befehle es!

      Madame Van-Dick reichte Tristan abermals ihre Hand. Der junge Mann schritt der Thür zu, und als er sie im Rücken hatte, stieß er einen Seufzer aus, der über seine Freude, endlich frei zu sein, keinen Zweifel übrig ließ.

      Euphrasia nahm ihren Platz am Fenster wieder ein und fuhr zu arbeiten fort. Wilhelms Gesicht strahlte vor Freude, als er bemerkte, daß sie sich mit ihm allein beschäftigte, denn ein Blick und ein Lächeln folgte dem andern.

      Tristan

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