Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Mohicaner von Paris - Александр Дюма страница 25
War es erlaubt, zu denken, eine andere Frau als eine Schwester habe das Recht, in dieses Zimmer einzutreten? Nein.
Das Zimmer war keusch; die Stirne des jungen Mannes klar.
Nie war eine unreine Frau in diesem Zimmer gewesen.
Nie hatte der Schatten eines schlimmen Gedankens die Oberfläche dieser Stirne gerunzelt.
Es fand sich eine Erklärung.
Ja, dieser junge Mann wohnte hier; doch seine Schwester trug Sorge für sein Zimmer, wusch es blänkte es, schmückte es mit seinen Blumen.
Wie konnte man also traurig sein in diesem heitern Winkel?
Von dem Violoncellisten eingeladen, sich zu setzen, wollten die jungen Leute dies nicht thun, bevor sie ihm den Zweck ihres Besuches erklärt hätten.
»Mein Herr,« sprach Salvator. »erlauben Sie mir, eine Frage an Sie zu richten, ehe ich mich bei Ihnen niederlasse. Liegt es in der Macht eines Menschen. das Unglück zu erleichtern, das Sie zu erdulden scheinen?«
Der Violoncellist schaute den, welcher diese philosophische Frage an ihn richtete, mit derselben Ruhe an, von der er einen Beweis gegeben, als er Morgens um drei Uhr, ohne nur zu fragen: »Wer ist da?« seine Thüre geöffnet hatte.
»Nein, mein Herr« erwiderte er einfach.
»Dann entfernen wir uns,« versetzte Salvator. »Lassen Sie uns Ihnen indessen immerhin in Form einer Entschuldigung sagen, warum wir uns Sie zu stören erlaubt haben. Dieser Herr (Salvator deutete mit dem Finger auf Jean Robert), dieser Herr ist im Begriff, ein Buch über die Leiden des Menschen zu machen; er studiert, wann er kann, wo er kann. Als wir in den Hof eintraten, hörten wir Sie; wir näherten uns, und durch die Scheiben dieses Fensters sahen wir Sie weinen.«
Der junge Mann gab einen Seufzer von sich.
Salvator fuhr fort:
»Was auch die Ursache Ihres Schmerzes sein mag, Ihre Thränen haben uns tief bewegt, und wir sind gekommen, um Ihnen unsere Börse anzubieten, wenn Sie dürftig sind, unsern Arm. wenn Sie schwach sind, unser Herz wenn Sie betrübt sind.«
Die Augen des Violoncellisten befeuchteten sich mit Thränen; diesmal waren es aber Thränen der Dankbarkeit.
Es war in den Worten von Salvator, in dem Tone mit dem sie gesagt worden, in der Physiognomie, die sie begleitete, in der ganzen Person des edlen jungen Mannes eine solche Redlichkeit, eine solche Größe, eine so tiefe Zärtlichkeit für seines Gleichen, daß man sich sympathetisch zu ihm hingezogen fühlte.
Hingetrieben durch diese unwiderstehliche Anziehungskraft, reichte ihm der Violoncellist beide Hände, und er sprach:
»Ich beklage diejenigen, welche ihre Wunde vor den Menschen verbergen, besonders, wenn sie blutet! Brüdern seine Wunden zeigen heißt sie dieselben vermeiden lehren. – Setzet Euch, Brüder, und hört mich an.«
Die zwei jungen Leute machten es sich jeder nach seinem Gefallen bequem, das heißt. Jean Robert streckte sich in einem Fauteuil aus, und Salvator lehnte sich stehend an die Wand an.
Der Mann mit dem Violoncell begann.
XIII
Der Zögling und sein Professor
Und nun erlaube uns der Leser, unsere Erzählung an die Stelle von der den Violoncellisten zu setzen; die Erzählung wird vollständiger werden, da wir die Fähigkeit haben, von diesen vortrefflichen Manne, den wir in Scene gebracht, zu sagen, was seine Bescheidenheit ihm selbst zu sagen nie erlauben würde.
Sieben Jahre vor dem Tage, wo sich der Perstyl der riesigen Geschichte geöffnet hat, in welche einzugehen wir uns durchaus nicht gefürchtet, glich das Zimmer, das der Violoncellist bewohnte, und über das die zwei jungen Leute so sehr erstaunt gewesen waren, entfernt nicht dem, welchen wir in seiner reizenden Einfachheit beschrieben haben.
Statt den weißen Mousselinvorhanges, der das Bett umgab und dem Alcoven das Ansehen einer kleinen Kapelle verlieh; statt der auf dem Kantine stehenden Jungfrau von Stuck, die ihre beiden Arme über die Bewohner diesen Zimmern wie einen ewigen Segen ausstreckte; statt der zwei Leuchter mit ihren rosenfarbigen Kerzen, welche wie der Mousseline des Bettes und der Statuette der Jungfrau diesem Aufenthaltsorte einen Duft von Ruhe und Sammlung gaben, war es eine Art von niedriger, geplatteter, enger, kalter, feuchter Stube, ohne wohlriechende Blumen, ohne singende Vögel, Ihm Tapeten.
Die einzigen Zierathen der Wände bestanden in alten Stiche in geätzter Manier die Melancholie von Albrecht Dürer vorstellend, und dem Stiche gegenüber in einem kleinen Spiegel mit gelbem Holzrahmen, über dem zwei Buchszweige im Kreuze angebracht waren; der Hintergrund der Stube war verborgen durch einen großen Vorhang von grüner Sarsche, der mit Nägeln an den Balken der Decke befestigt, bis auf die Platten herabfiel, welche als Fußboden dienten: das war ohne Zweifel ein Schleier von befreundeten Händen vorgezogen, um vor dem Besuche das schmerzliche Schauspiel eines dürftigen Lagers zu verdecken.
Diese Stube war, mit einem Worte, die elendste traurigste Wohnung, die man sich möglicher Weise vorstellen kann; man fühlte sein Herz tief bewegt, wenn man umherschaute, denn man würde vergebens einen einzigen Punkt gesucht haben, wo das Auge angenehm hätte ausruhen können: die Wände schwitzten Nothdurft; die Balken der Stubendecke, die sich unter der Last bogen, welche sie vielleicht seit dreihundert Jahren trugen, drohten Untergang; die Atmosphäre war schwer, verdorben.
Erblickte man die Klappe, die man an der Thüre angebracht hatte, so schauerte man, wie wenn man einen Kerker besucht.«
Es war weniger die Zelle eines strengen Venobiten, als die Kammer eines armen Narren.«
Mit Ausnahme eines alten eichenen Tisches einer schwarz ungemalten hölzernen Tafel, um Demonstrationen mit der Kreide darauf zu machen, eines Pultes, auf dem ein dicker Band, ohne Zweifel die Werke von Händel oder die Psalmen von Marcello enthaltend. lag; mit Ausnahme einer ziemlich langen Bank, auf der acht bis zehn Personen Platz hatten, eines hohen Schemels und eines Strohstuhls, wer das Innere der Stube so kahl als die Wände.
Derjenige, welcher diese Stube bewohnte, war ein armer Schulmeister des Quartier Saint-Jacques.
Zu jener Zeit, nämlich im Jahre 1820, war es ihm durch große Geduld gelungen, eine kleine Kinderschule zu gründen.
Gegen die mäßige Summe von fünf Franken monatlich, die man ihm nicht immer pünktlich bezahlte lehrte er, nach seinem Programm, das Lesen. das Schreiben, die heilige Geschichte und die vier Species des Rechnens, in Wirklichkeit lehrte er aber viel mehr, als sein Programm versprach.
Der Sohn eines armen Pächters der Provinz, war er in einem Alter von zehn Jahren in das Collége Louis-le-Grund geschickt worden; kaum hatte man die Bücher vor ihm geöffnet, da erkannte der verständige Professor, dessen Sorge er anvertraut worden; in dem Knaben ungewöhnliches Geschick und seltene Anlagen.
Dieser Professor, ein bescheidener, wackerer Mann, alt an Jahren, jung an Herz, ein Baum, der in der Sonne der Welt steige getrieben und Früchte getragen hätte, der aber, der warmen Luft und der belebenden