Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Mohicaner von Paris - Александр Дюма страница 24

Die Mohicaner von Paris - Александр Дюма

Скачать книгу

kam aus dem Zimmer, auf das dieses Fenster ging, die Melodie.

      Salvator zog die Läden an sich sie waren innen nicht angehakt und gaben nach.

      Da erblickten sie durch eine Oeffnung des Vorhangs einen jungen Mann von ungefähr dreißig Jahren, der auf einem ziemlich hohen Tabouret saß und Violoncell spielte.

      Obschon ein Musikheft auf einem Pulte, der vor ihm stand, geöffnet war, schien doch der junge Mann seine zum Himmel aufgeschlagenen Augen nie auf die Blätter zu senken; er schien sogar nicht einmal das Bewußtsein des Stückes, das er spielte, zu haben, seine Haltung war die eines Menschen, der der tiefsten Seelenpein preisgegeben ist; seine Hand führte maschinenmäßig den Bogen, doch seine Gedanken waren anderswo.

      Es fand offenbar in ihm ein entsetzlicher Kampf statt, ohne Zweifel der Kampf des Willens gegen den Schmerz, denn von Zeit zu Zeit verdüsterte sich seine Stirne, und während er die traurigsten Accorde aus seinem Instrumente hervorgehen ließ, schloß er die Augen, als ob er, die äußeren Dinge nicht mehr sehend, mit ihnen das Gefühl seines inneren Schmerzes verloren hätte. Endlich schien das Instrument wie ein Mensch im Todeskampfe, einen herzzerreißenden Schrei auszustoßen, und der Bogen entfiel den Händen des Musikers.

      War die Seele besiegt, der Mensch weinte!i

      Zwei große stille Thränen flossen über seine Wangen.

      Der Musiker nahm sein Taschentuch. wischte sich langsam die Augen ab, steckte das Taschentuch wieder ein, neigte sich, hob den Bogen auf, setzte ihn aus die Saiten seines Violoncells und nahm seinen Gesang gerade da wieder auf, wo er ihn unterbrochen hatte.

      Das Herz war besiegt; die Seele schwebte über dem Schmerze mit den Flügeln der Stärke.

      Die zwei jungen Leute hatten eine tiefe Aufmerksamkeit und ein mächtiges Interesse dem einsamen Drama gewidmet, das vor ihren Augen in Erfüllung gegangen.

      »Nun?« sagte Salvator mit fragendem Tone.

      »Es ist unglaublich!« erwiderte Jean Robert, eine Thräne trocknend, die am Winkel seines Auges perlte.

      »Das ist der Roman, den Sie suchten. mein lieber Dichter; er ist hier in diesem armseligen Hause, in diesem Menschen, der leidet. in diesem Violoncell, das weint.«

      »Kennen Sie diesen Menschen?« fragte Jean Robert.

      »Ich? Ganz und gar nicht,« antwortete Salvator; »ich weiß seinen Namen nicht; ich habe ihn nie gesehen; doch ich brauche ihn nicht zu kennen, um ihnen zu sagen. daß in ihm eines der düstersten Blätter vom Buche des menschlichen Herzens ist. Der Mann, der seine Thränen abwischt und mit dieser Einfachheit wieder zum Werke schreitet, ist ein starker Mann, das schwöre ich Ihnen, und daß dieser Mann geweint hat muß sein Schmerz ungeheuer sein. Treten wir ein und bitten wir ihn, uns seine Geschichte zu erzählen.«

      »Was denken Sie?« versetzte Jean Robert. Indem er stehen blieb.

      »Ich denke sogar nur hieran.« antwortete Salvator.während er auf die Thüre zuschritt und den Klopfer oder die Glocke suchte.

      »Und Sie glauben, fragte Jean Robert, der seinen Gefährten zum zweiten Male zurückhielt. »Sie glauben, dieser Mann werde sein Unglück dem Ersten dem Besten, der ihn darum ersucht, erzählen?«

      »Einmal sind wir, nicht die Ersten die Besten, Herr Jean Robert: wir sind . . . ‹

      Salvator unterbrach sich. Jean Robert hoffte einen Blitz entschlüpfen zu sehen, mit dessen Hilfe er im vergangenen Leben seines Gefährten lesen oder wenigstens buchstabieren würde.

      »Wir sind Philosophen,« fuhr Salvator fort.

      »Ah! ja, Philosophe.« versetzte Jean Robert ein wenig verdrießlich.

      »Überdies sehen wir weder wie betrunkene Magister, noch wie muthwillige Studenten, noch wie neugierige Spießbürger aus; unser Diplom als ehrliche Leute ist auf unsere Stirne geschrieben. Ich weiß nicht welche Meinung Sie beim ersten Anblick von mir gehabt haben, doch ich bin im Stande, zu behaupten, daß Jeder, der Sie sieht, und wäre es auch nur einmal, bereit sein wird, Ihnen sein Geheimnis zu geben, wie ich Ihnen meine Hand gebe.

      Hierbei reichte Salvator dem jungen Manne die Hand, als ein Patent der Redlichkeit einem redlichen Menschen gegeben

      »Treten wir also mit hoher Stirne ein; alle Menschen sind Brüder und sich Beistand schuldig, alle Leiden sind Schwestern und sich Hilfe schuldig.«

      Diese Worte wurden mit einem Gefühle unbeschreiblicher Schwermuth ausgesprochen.

      »Vorwärts also, da Sie es wollen!« sagte Jean Robert.

      »Habe ich nicht alle Ihre Bedenklichkeiten gehoben, und haben Sie mir noch eine Einwendung zu machen?«

      »Nein, Gleichwohl bin ich nicht so sicher als Sie, daß uns der Musiker günstig aufnehmen wird.«

      »Er leidet, also ist es für ihn Bedürfniß. zu klagen, sprach Salvator; »wir werden für ihn providentielle Wesen, Abgesandte Gottes werden. Der verzweifelte Mensch hat nichts zu verlieren, er kann nur gewinnen, daß man seinen Kummer theilt. Treten wir also muthig ein, und bleibt Ihnen ein Schatten von Zaudern, so sage ich Ihnen, daß es nun nicht mehr die Neugierde ist, was mich antreibt, sondern die Pflicht.«

      Und ohne die Antwort von Jean Robert abzuwarten, that Salvator, der weder Klopfer noch Glocke gefunden, drei kleine Schläge auf die Weise der Freimaurer an die Thüre.

      Während dieser Zeit studierte Jean Robert durch die Scheibe die Wirkung welche diese Unterbrechung auf den Violoncellisten hervorbringen würde.

      Dieser stand auf, legte seinen Bogen auf das Tabouret, lehnte sein Instrument an die Wand an und öffnete die Thüre, ohne das geringste Zeichen des Erstaunens von sich gegeben zu haben.

      Diese Ruhe war vollkommen im Einklang mit der von Salvator ausgesprochenen Meinung.

      Entweder erwartete dieser Mann Jemand. – und wen konnte er erwarten, wenn nicht einen Tröster?

      Oder er war genug abgelöst von den Dingen, dieser Welt, daß ihn fortan nicht,. was von der Welt kam, in Erstaunen setzte, und dann mußte er ohne Vergnügen, aber auch ohne Aerger die zwei jungen Leute empfangen.

      »Mit wem habe ich die Ehre, zu sprechen?« fragte er, als er Salvator und Jean Robert erblickte.

      »Mit unbekannten Freunden,« antwortete Salvator.

      Dieses Wort genügte dem Violoncellisten.

      »Treten Sie ein,« sagte er, ohne sich mehr um den seltsamen Besuch und die Stunde der Nacht, in der er gemacht wurde, zu bekümmern.

      Die beiden jungen Leute folgten ihm; Jean Robert, der zuletzt eintrat, schloß die Thüre hinter sich.

      Sie befanden sich nun in eben dem Zimmer, wo sie den Musiker durch die Fensterscheiben gesehen hatten.

      Es war ein Zimmer. das durch seine Einfachheit in Erstaunen setzte und entzückte; nicht einmal ein Zimmer, ein Stübchen, jedoch köstlich, reinlich und weiß von oben bis unten; eine wahre Nonnenzelle, was die Spärlichkeit der Meubles betrifft; ein wahrer Mädchenpalast hinsichtlich des zarten, bescheidenen Geschmacks, der ihre Wahl dictirt hatte. Man war, wenn man eintrat ganz erstaunt, einen jungen Mann in diesem Zimmer zu sehen; die Röthe würde Euch zu gleicher Zeit zu Gesichte gestiegen sein, da Euch der Gedanke gekommen wäre, der junge Mann hätte diesem keuschen Neste Gewalt

Скачать книгу