Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
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»Ich habe Sie holen lassen, mein Freund, weil die Frau, die Sie hier liegen sehen, wie vom Blitze getroffen durch den Bruch von einem der großen Gefäße des Herzens, eine so gute Christin, eine so fromme Frau sie auch war, ohne Beichte gestorben ist.«
»Es geziemt Gott allein, und nicht den Menschen, zu beurtheilen, in welcher Verfassung sie gestorben ist,« antwortete der Mönch. »Beten wir!«
Und er kniete oben am Bette nieder.
Colombau, da er wußte, daß eine Wärterin bei der Tochter war und ein Priester bei der Mutter, konnte nun für die Beerdigung Sorge tragen.
Im Vorübergehen erkundigte er sich nach Carmelite.
Ganz erschöpft, war das Mädchen unter dem Einflusse eines vom Arzte verschriebenen Schlaftrunkes entschlummert.
Colombau nahm alles Geld, was er hatte, und ordnete mit der Kirche, mit dem Leichengepränge, mit dem Conservator des Friedhofes alle Einzelheiten von diesem fünften Acte des Lebens.
Am Abend um sieben Uhr kam er nach Hause zurück. Er fand Dominique, wenn nicht im Gebete, doch wenigstens in der Meditation beim Bette der Verstorbenen.
Der Mann Gottes hatte nicht einen Augenblick das Leichenzimmer verlassen.
Colombau verlangte von ihm-, daß er etwas Nahrung zu sich nehme. Der Mönch schien den gewöhnlichen Bedürfnissen des Lebens nicht unterworfen; er gehorchte jedoch der Aufforderung seines Freundes; nach zehn Minuten war er aber zurück und nahm wieder seinen Platz am Bette der Todten ein.
Carmelite war mit einem verdoppelten Delirium erwacht.
Der Armen, da sie nicht das Bewußtsein ihres Zustandes hatte, blieb wenigstens Alles, was um sie hervorging, unbekannt.
Im Ganzen genommen waren die brennenden Schmerzen des Leibes besser, als die tiefen Bangigkeiten der Seele.
Die Nachbarinnen übernahmen die frommen Sorgen der Beerdigung; ein Schreiner brachte den Sarg; Nägel wurden durch Schrauben ersetzt, damit in der tiefe ihres Deliriurns die arme Carmelite nicht die Schläge auf den Sarg ihrer Mutter höre.
Der Tod war plötzlich gewesen; erst am zweiten Tage wurde der Leichnam nach Saint-Jacques-du-Haut-Pas getragen.
Bruder Dominique las die Todtenmesse in einer besonderen Kapelle.
Dann wurde der Leib nach dem West-Friedhofe gebracht.
Colombau begleitete den Leichnam mit zwei Arbeitern, die sich entschloßen, ihren Tagelohn zu verlieren, um diese fromme Pflicht zu erfüllen.
Die Gehirnentzündung von Carmelite verfolgte ihren Laufs bewunderungswürdig durch den Arzt behandelt, war sie genötigt, Schritt für Schritt vor der Wissenschaft zurückzuweichen.
Nach Verlauf von acht Tagen kam Carmelite wieder zum Bewußtsein, nach zehn Tagen verbürgte sich der Arzt für ihre Erhaltung; am vierzehnten Tage stand sie auf.
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Ihre Thränen floßen; – sie war gerettet!
Die Schwäche der Armen war aber Anfangs so groß, daß sie kaum einen Ton articuliren konnte.
Als sie die Augen wieder öffnete, erblickte sie an ihrem Bette das redliche Gesicht von Colombau; das letzte Gesicht, das sie die Augen schließend gesehen, das erste, das sie dieselben wieder öffnend sah.
Sie winkte mit dem Kopfes um Erkennung und Dank zu bezeichnen; dann that sie ihre durch das Fieber abgemagerte Hand aus den Betttüchern und reichte sie dem jungen Manne, der sie, statt sie zu drücken, achtungsvoll küßte, als ob das auf die Stirne des Mädchens gepreßte Siegel des Schmerzen in den Augen des edlen Bretagners ein Titel der Ehrfurcht wäre, der für den Moment so groß als die Krone auf der Stirne einer Königin.
Die Wiedergenesung von Carmelite erforderte einen Monat; am Anfange des März nahm sie wieder ihr Zimmer, und Colombau kehrte in das seinige zurück. Von diesem Tage an wurde die Vertraulichkeit, welche unter den zwei jungen Leuten begonnen hatte, unterbrochen.
Colombau bewahrte in einer Falte seines Gedächtnisses die Erinnerung an die Schönheit und die Güte des Mädchens.
Carmelite bewahrte in einem Winkel ihres Herzens eine grenzenlose Dankbarkeit und eine ergebene Zuneigung für Colombau.
Doch sie hätten auf sich anders zu sehen, als wie zwei auf demselben Boden wohnende Nachbarn, das, heißt in seltenen Zwischenräumen.
Begegnete matt sich, so entspann sich eitle kleine Plauderei vor der Thüre, doch das war Alles: nie überschritt das Eine die Schwelle des Andern.
Es kam der Monat Mai; der Garten von Colombau stieß an den von Carmelite an: eine einfache Syringenhecke erhob sich zwischen diesen beiden Gärten, welche so weniger getrennt waren, als die von Pyramos und Thisbe, die eine Mauer trennte.
Die jungen Leute waren also gewisser Maßen in demselben Garten, weil, wenn der Wind die Syringen bewegte, die Hacke sich aufthat, als wollte sie den Plaudereien Durchgang gewähren, und die Blumen sich bald zum Einen, bald zum Andern zerstreuten.
Eines Abends, auf die Bitte von Carmelite, öffnete der junge Mann das Klavier wieder und entlockte, diesem lange geschlossenen, lange wie sein Herz stummen Instrumente tausend harmonische Noten, weiche, durch die Fenster seines Zimmers entschlüpfend, in der ruhigen Luft der Abenddämmerung vibrierten und dann, durch die benachbarten Fenster eindringend, das Mädchen in seinem Bette liebkosten wie die erfrischenden Strömungen des Frühlings.
Es war also zugleich Wohlgeruch und Melodie.
Dann, im Grunde von Allem dem, Traurigkeit, tiefe Traurigkeit!
Die arme Carmelite! sie war in der besten oder in der schlechtesten Stimmung, um zu lieben, je nachdem Sie, guter Leser, aus der Liebe einen Schmerz oder eine Freude, ein Unglück oder ein Glück machen wollen.
Was wird nun aus dieser kränklichen Gemüthsverfassung werden?
In einem der vorhergehenden Kapitel sagten wir, alle auf der rechten Seite dieses Theils der Rue du Val-de-Grace und der Rue Saint-Jacques liegenden Häuser haben zu reizenden Gärten geführt.
Von diesen Fenstern der jungen Leute, aus denen so viel Harmonie hervorkam, und wo so viele Wohlgerüche eindrangen, entrollte sich in der That folgendes Panorama vor den Augen.
Rechts, nördlich, ein ungeheures Gehege mit Pappeln und großen Bäumen bepflanzt.
Links, südlich, eine Reihenfolge von Gärten, bepflanzt mit Acacien, Syringen, Jasminsträuchen und Bohnenbäumen mit den gelben traubenförmigen Blüthen.
Am Horizont, westlich, wie eine Hängematte von Grün, worin die Sonne unterging, der Gipfel der Bäume des Luxembourg.
Im Centrum dieser drei Hauptpunkte eines der schönsten Schauspiele, die sich den Augen eines Dichters oder eines Verliebten bieten können.
Man denke sich ein zwanzig bis fünfundzwanzig Morgen großes Feld von blühenden Rosen um ein kleines Grabmahl, erbaut im siebzehnten Jahrhundert und seiner Form nach ziemlich ähnlich den Kapellen, welche die Erben auf dem Père- Lachaise über der Gruft ihres Erblassers errichten lassen.
Und