Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
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Es war also, wie gesagt, nicht ein mit Klee oder Luzerne bepflanztes Feld, sondern ein wahres Rosenfeld, das die Luft auf zwei Stunden in der Runde mit seinen Wohlgerüchen erfüllte.
Alle Gegenden der Welt schienen in diesen Garten, um dieses Grab, als hätte dieses Grab die Reliquien eines Heiligen enthalten, die schönsten Rosen ihres Landes gebracht zu haben.
Man hätte glauben sollen, es seien die kolorierten Blätter der Monographie der Rose, zu jener Zeit durch den Engländer Lindley veröffentlicht.
Nichts fehlte hierbei, keine Gattung, keine Varietät; die fünf Welttheile figurierten hier in ihren schönsten Blumen verkörpert. Es war die Kaukasische Rose, die Kamtschatalische Rose, die gesprenkelte Rose von China, die Caroliner Rose, die glänzende Rose der Vereinigten Staaten, die Mai-Rose, die Schwedische Rose, die Alpen-Rose, die Sibirische Rose, die gelbe Rose der Levante, die Rose von Rankin, die Damascener Rose, die Bengalische Rose, die Provencer Rose, die Champagner Rose, die Rose von St. Cloud, die Provinser-Rose, – von der die Legende behauptet, sie sei von Syrien nach Provins durch einen Grafen von Brie bei der Rückkehr von den Kreuzzügen gebracht worden; – kurz, es war die, weil sie vollständig, vielleicht einzige Sammlung der zu jener Zeit bekannten zwei- bis dreitausend Varietäten von Rosen, eine Zahl, die sich noch alle Tage vermehrt, eine Progression, worüber wir den Kunstgärtnern nicht genug Lob zu spenden vermöchten.
»Der Titel Königin der Blumen, den die Rose verdient, ist durch zu häufige Wiederholung abgedroschen geworden.« sagt der Gute Gärtner; »die Rose vereinigt alle Arten von Vollkommenheiten, die matt bei einer Blume wünschen kann: die verführerische Coquetterie ihrer Knospen, die zierliche Disposition ihrer leicht geöffneten Blätter, die anmuthigen Umrisse ihrer ganz aufgegangenen Blüthen geben ihr die Vollkommenheit der Formen; es gibt keinen süßeren und lieblicheren Wohlgeruch, als den ihrigen; ihr Incarnat ist das der vollkommensten Schönheit; mit lebhafteren Nuancen ahmt sie dem feurigen Teint der Bacchantin nach und ihre Weiße wird ein Emblem der Unschuld und der Reinheit.«
Diese Definition der Rose, eine Definition gefärbt wie ein altes Pastellgemälde aus der Zeit von Ludwig XV., wird uns als natürlicher Übergang dienen, um zur frischen Schönheit unserer Heldin zu gelangen; in der That, einige Werte dem Portrait beigefügt, das der Gute Gärtner von der souveränen Blume entworfen hat, werden genügen, um Carmelite zu malen.
Sie war groß und biegsam von Gestalt, mit sehr dunkel kastanienbraunen Haaren, welche so reichlich und kräftig wuchsen, daß sie dem Auge rauh zu sein schienen, aber beim Berühren weich wie Seide waren.
Saphirblaue Augen, korallenrothe Lippen, perlenweiße Zähne vollendeten das Ganze dieses schönen, köstlichen Geschöpfs.
Eines Tags, gegen das Ende des Monats Mai, waren Colombau und Carmelite, schauend und athmend, jedes an seinem Fenster; das Mädchen war wie geblendet von dem Schauspiel, wie berauscht von dem Wohlgeruche.
Den ganzen Tag war die Hitze erstickend gewesen; es hatte drei bis vier Stunden geregnet, und gegen sieben Uhr Abends, als sie ihr Fenster öffnete, war Carmelite erstaunt, da sie ganz in Blumen dieses Rosenfeld sah, welches sie am Morgen in Knospen gesehen hatte. Sie begriff ebenso wenig dieses plötzliche Aufblühen der Pflanzen, als sie an einem Schmerzenstage, dessen Andenken ihrem Geiste immer gegenwärtig war, den plötzlichen Übergang vorn Leben zum Tod begriffen hatte.
Als am Abend Beide in den Garten hinabgegangen und nur durch die Hecke der schon verblühten Syringen von einander getrennt waren, befragte auch Carmelite Colombau über diese rasche Verwandlung der Knospen in Blumen.
Carmelite war sehr unwissend in der Botanik; denn in der Zeit, wo die Ereignisse vorgehen, die wir erzählen, wurde diese Wissenschaft als ziemlich überflüssig beider Erziehung eines Mädchens betrachtet. Colombau der mehr als einmal Gelegenheit gehabt hatte, diese Unwissenheit wahrzunehmen, fing nun, immer durch die bewegliche grüne Mauer, einen Cursus der Pflanzenphysiologie an, wobei er dieses reizende Studium von den genauen, aber, für die Frauen besonders, unverständlichen Worten befreite, mit denen es die Gelehrten überhäuft haben.
Er beschrieb ihr die Organisation der Pflanzen auf eine höchst einfache Art, indem er sie auf die drei Elementarorgane zurückführte, welche durch ihre Vereinigung alle Pflanzengewebe konstituieren, Gewebe vergleichbar im Princip einer Gummiauflösung, die sich verdichtend ihre feinen Fasern mit einander verwickelt, in welchen Fasern sich allmählich zahllose Zellen bilden; er machte ihr begreiflich, diese drei Elementarorgane enthalten den inkrustirenden Stoff des Holzes, die kristallisierten Säfte, das Salzmehl, den Klebestoff, die flüchtigen Oele und die verschiedenen Färbestoffe, unter denen der bedeutendste der grüne Stoff.
Von den Elementarorganen kam er zu den zusammengesetzten Organen, indem er von der Haut sprach, die ihnen als Uebergang diente er nahm eine Pflanze im embryonären Zustand, in der Periode, wo sie, kaum geboren, noch am mütterlichen Stängel hängt, und ließ sie alle Phasen des Wachsthums bis zu dem Augenblicke verfolgen, wo diese Pflanze, fähig, sich von ihrem Stamme loszumachen, sich selbst reproduziert.
Nachdem er so seiner jungen Nachbarin eine rasche und klare Definition von allen Organen der Pflanzen, – Wurzeln, Stängel, Blätter, Knospen, – gegeben hatte, erklärte er ihr die Verwandlungen, bei mehreren von diesen Vegetabilien, gewisser Organe von ihnen in Dorne, – wie bei den Disteln, den Sauerdornen, den falschen Acacien, – oder in Ranken, wie bei der Rebe, den Erbsen und den Passionsblumen.
Er machte sie mit der zwischen allen Reichen der Natur bestehenden Solidarität bekannt; wie der Mensch ebenso wenig der Pflanze entbehren kann, als die Pflanze des Menschen; wie Alles in dieser Welt auf eine so harmonische Weise eingerichtet ist, daß das Eine unter der Abwesenheit des Andern leiden würde; er entdeckte ihr die Geheimnisse der Nahrung bei den Pflanzen; er sagte ihr, wie sie zugleich durch die Wurzel und die Blätter im Boden und in der Luft die für ihre Entwickelung nothwendigen Elemente schöpfen; er setzte ihr auseinander, wie der Saft, – der nichts Anderes ist als die Circulation des Blutes bei den Pflanzen, – sich von unten nach oben erhebt, und ließ sie durch einen frisch abgeschnittenen Zweig eines Weinstocks den Ausfluß des Saftes genannt die Thränen der Rebe sehen; er lehrte sie endlich, daß die Pflanzen schlafen, athmen, sich wieder erzeugen wie die Thiere, und er erfüllte ihren jungen Verstand mit Erstaunen, da er ihr enthüllte, gewisse Pflanzen haben natürliche Bewegungen, welche mit der gewöhnlichen Unbeweglichkeit der Vegetabilien contrastiren.
Zehnmal wollte er sich unterbrechen, aus Furcht, sie zu ermüden oder wenigstens zu langweilen; doch hätten nicht die Nacht und das Blätterwerk das Gesicht von Carmelite verschleiert, so würde er im Gegentheil darin das tiefste Entzücken gelesen haben.
Plötzlich, als man einen Stern vorüberziehen sah, kam man von der Pflanzenphysiologie auf die Astronomie; man ließ die von den Menschen allen diesen unbekannten Welten, Gegenständen ihrer ewigen Neugierde, gegebenen mythologischen Namen die Revue passieren; der Himmel, die Erde, das Meer, die modernen Zeiten, das Altertum, Griechenland, Aegypten, Indien wurden in Contribution gesetzt, um diese ersten Stunden der Vertraulichkeit zwischen zwei jungen Leuten in einer Frühlingsnacht zu feiern.
Sie dachten nicht an die Menschen; sie dachten nicht einmal an sich selbst; sie ahnten nicht einen Augenblick, daß die Blumen, die Welten, die Wolken, die Sterne, die Lüfte, auf denen sie seit der Abenddämmerung reisten, sie unfehlbar allmählich in die ätherischen Regionen der platonischen Liebe führen mußten.
Und was war denn dieser leidenschaftliche, glühende