Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма

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Die Mohicaner von Paris - Александр Дюма

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Lebens oder des Todes, im Herzen eines jungen,Mannes gekeimt?

      Diese Kraft der Aufmerksamkeit, das Entzücken des Mädchens während dieser Revue der Wunder der Schöpfung, welche so rasch und fast ohne mehr Spuren zu hinterlassen, als der Stern, den sie hatten hinschweben sehen, vorübergezogen, was war es denn, wenn nicht die Offenbarung der ersten Liebe?

      Und fügt dieser Gemüthsverfassung von siebzehn Jahren bei der Einen, von zweiundzwanzig Jahren beim Andern bei, daß der Tag stürmisch gewesen, daß die Luft lau und von Wohlgerüchen erfüllt war, und daß bei dem Strahlen der Sonne, bei der Liebkosung dieser Lüfte ein ganzes Rosenfeld am Morgen in Knospen, am Abend in Blumen stand!

       XXXIX

      Das Grab der la Vallière

      An diesem Abend also, berauscht durch den Wohlgeruch der Rosen, der sie umhüllte, wie jene duftende Wolle, worin Virgil seine Göttinnen verbirgt, unter diesem leuchtenden Himmel, dessen Sterne sich verliebt wie eben so viele Apollos und Daphnes zu verfolgen schienen, in dieser durch den Regen des Tages abgekühlten Atmosphäre, mit einem Worte, in dieser ersten ruhigen, heiteren, balsamischen Frühlingsnacht erschlossen sich die Herzen der zwei jungen Leute der Liebe, wie sich dem befeuchtenden Thau am Abend der Kelch der Blumen erst schloß.

      Nachdem sie Mitternacht schlagen hörten, als sie die hellen Glockenklänge bis zwölf zählten, bebten sie, gaben einen Schrei von sich, wechselten einen raschen guten Abend und gingen zitternd wie Schuldige hinauf.

      Nachdem sie zum zweiten Stocke gelangt waren, blieben sie stehen. Das Fenster des Bodens war offen; der Mond beleuchtete schweigsam und melancholisch das von Rosen umgebene Grab.

      »Was für ein Grab ist das?« fragte Carmelite,während sie sich mit dem Ellenbogen auf das Fenstergesims stützte.

      »Es ist das Grab von Mademoiselle de la Vallière,« antwortete der junge Mann, der sich neben ihr in dem engen durch die Oeffnung des Fenster gegebenen Raume auflehnte.

      »Wie, das Grab von Mademoiselle de la Vallière findet sich hier?« fragte Carmelite.

      »Alle diese Terrains, die Sie hier sehen,« antwortete Colombau, bildeten einst den Garten eines dem Orden, dessen poetischen Namen Sie führen, gehörenden Klosters; mitten in diesem Garten war eine Kirche, nach den alten lutecischen Sagen auf den Ruinen eines Tempels der Ceres erbaut; man kennt nicht genau die Epoche der Stiftung dieser Kapelle; nur glaubt man, sie datiere aus der Zeit der Regierung von Robert dem Frommen; gewiß ist, daß sie schon am Ende des zehnten Jahrhunderts Benedictiner-Mönche der Abtei von Marmoutier inne hatten, welche sie als Priorei bis zum Jahre 1604 besaßen, wo sie den Carmeliterinnen von der Reform der heiligen Therese abgetreten wurde. – Catharina von Orleans, Herzogin von Longueville, erhielt, angetrieben von einigen Devoten, die ihr den Titel Stifterin anboten, vom König, durch die Unterstützung von Maria von Medici, alle für die Gründung dieser Anstalt nötigen Vollmachten. Mit der Erlaubniß von König Heinrich IV. und dem Gutheißen von Papst Clemens VIII. ließ man von Avila nach Paris sechs Cameliterinnen kommen, welche durch die seraphische Heilige Therese de Cepedes formiert worden waren. Diese sechs Nonnen waren die ersten ihres Ordens in Frankreich; sie bewohnten das Kloster, welches hier war und nicht mehr existiert; beteten, sangen, starben in dieser Kirche, von der nur noch das Grab übrig ist, nach dessen Namen Sie fragen.«

      »Oh! wie interessant ist das!« rief Carmelite in ihrem Erstaunen über die Offenbarung dieser Geheimnisse der ewigen Natur und der ephemeren Vergangenheit. »Und weiß man, wie die sechs Nonnen hießen?«

      »Ich weiß es,« erwiderte lächelnd der junge Bretagner; »denn ich bin der Mann der Legenden. Sie hießen Anna von Jesus, Anna von St. Bartholomäus, Isabella von den Engeln, Beatrix von der Empfängniß, Isabella von St. Paul und Eleonora von St. Bernhard. Die Herzogin non Longueville ging ihnen entgegen und wollte, daß ihr Einzug in die Priorei durch ein Fest gefeiert werde.—

      Alles dies war nicht so interessant, als Carmelite sagte und Colombau es zugab; doch die armen Kinder belogen einander, denn sie wollten nur einen Vorwand finden, um sich nicht zu verlassen. Alles war gut in diesem Falle; das mystische Gespräch nahm auch seinen Fortgang.

      »Oh! wie gern hätte ich ein Fest von jener Zeit sehen mögen!« sagte Carmelite.

      »Wohl, mein Fräulein, hören Sie,« erwiderte Colombau: »bleiben, Sie wo Sie sind; schließen Sie,die Augen, setzen Sie die Einbildungskraft an die Stelle des Gesichtes, stellen Sie sich vor, Sie haben zu Ihrer Linken ein düsteres Kloster mit hohen Mauern; dort, Ihnen gegenüber, die Kirche, – und warten Sie . . . «

      Der junge Mann ging rasch in sein Zimmer.

      »Wohin gehen Sie?« fragte Carmelite.

      »Ich will ein Buch holen,« rief der junge Mann aus dem Innern seiner Wohnung.

      »Und er kam nach fünf Minuten, ein Buch in der Hand haltend zurück.

      »Schließen Sie nun die Augen,« sagte er.

      »Sie sind geschlossen.«

      »Sehen Sie das Kloster links?«

      »Ja.«

      »Sehen Sie die Kirche Ihnen gegenüber?«

      »Ja.«

      Colombau öffnete das Buch.

      Der Mond glänzte strahlend in seinem Zenith und warf auf diese ganze ruhige, stille Natur ein so reines Licht, daß Colombau wie am hellen Tage lesen konnte.

      Er las.

      ›Am Mittwoch dem 24. August, am Tage des heiligen Bartholomäus, wurde in Paris eine neue und feierliche Procession den Schwestern-Cameliterinnen gemacht, welche an diesem Tage von ihrem Hause Besitz ergriffen; das Volk strömte in großer Menge herbei als wollte es Ablaß gewinnen; die Nonnen gingen in schöner Ordnung, angeführt vom Doctor Duval, der ihnen, einen Stab in der Hand haltend, als Pedell diente und eine gewaltige Aehnlichkeit mit einem Wehrwolf hatte.

      ›Doch das Unglück wollte, daß dieses große und heilige Mysterium durch zwei Geigen, welche eine Bergamasque zu spielen anfingen, gestört und unterbrochen wurde; was diese armen Leute vertrieb und sie veranlaßte, sich ganz erschrocken mit ihrem Anführer, dem Wehrwolf, in ihre Kirche zurückzuziehen; sobald sie hier, als an einem Orte der Freiheit und Sicherheit, angelangt waren, begannen sie das Te Deum laudamus zu singen.«

      »Haben Sie gesehen?« fragte Colombau.

      »Ja, doch etwas Anderes als das, was ich zusehen hoffte,« erwiderte lächelnd Carmelite.

      »Man sieht nicht immer, was man zu sehen glaubt, wenn man die Augen offen hat, geschweige denn, wenn man sie geschlossen hat.«

      »Und in dieses Kloster zog sich Mademoiselle de la Vallière zurück?«

      »In dieses Kloster, wo sie sechsunddreißig Jahre unter fortwährenden Uebungen einer immer mehr erbaulichen Frömmigkeit zubrachte und am 6. Juni des Jahres 1710 starb.«

      »Und hier, in diesem Grabe,« fragte das Mädchen, »ruht der Leib der armen Herzogin?«

      »Dieses behaupten hieße viel sagen.«

      »Sie ist also ausgegraben worden?«

      »Im Jahre 1790 hob ein Dekret der Nationalversammlung das Kloster auf; man brach die Kirche ab . . . Wer

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