Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма страница 24
Der Graf von Vouillé war außer sich.
»Aber wie soll ich es anfangen? Ich bin halb von Sinnen —«
»Aber nicht vor Freude, wie es scheint,« sagte die Herzogin.
»Vor Schrecken, Madame.«
»O, Sie übertreiben die Gefahren der Situation.«
»Bedenken Sie doch, Madame, daß ich den Präfecten von Poitiers und den Maire von Châtellerault am Tische habe.«
»Sie stellen mich den Herren vor.«
»Aber unter welchem Titel?«
»Unter dem Namen einer Cousine. Sie haben doch gewiß irgend eine Cousine, die fünfzig Meilen von hier wohnt?«
»Es ist wahr, Madame, ich habe in Toulouse eine Cousine, die Gräfin La Myre —«
Das trifft sich ja schön; ich bin also die Gräfin La Myre.«
Dann trat sie wieder an den Wagen und reichte einem alten Herrn von sechzig bis fünfundsechzig Jahren die Hand.
»Kommen Sie, Herr de La Myre,« sagte sie, »wir bereiten unserm Vetter eine Ueberraschung, daß wir gerade zum Geburtstage seiner Frau kommen. Geben Sie mir Ihren Arm, lieber Vetter.«
Der Graf von Vouillé mußte sich entschließen, das Abenteuer zu bestehen.
»Ich bitte mich nicht zu vergessen,« rief der Baron de Lussac aus dem Wagen, wo er seine blaue Livrée gegen einen schwarzen Ueberrock vertauschte, »ich bin den Augenblick fertig.«
»Wer willst Du denn seyn?« fragte der Graf von: Vouillé.
»Der Baron de Lussac, und mit der Erlaubniß Ihrer Hoheit der Cousin deiner Cousine.«
»Herr Baron,« sagte der bejahrte Begleiter der Herzogin, »mich dünkt, Sie nehmen sich viele Freiheiten.«
»Wir sind auf dem Lande,« sagte die Herzogin entschuldigend.
Der Baron de Lussac hatte sieh unterdessen im Wagen umgekleidet, und der kleine Zug, von dem Hausherrn geführt, begab sich ins Haus.
Die Neugier der Gäste und die Unruhe der Dame vom Hause war im hohen Grade erregt worden, da sich die Abwesenheit des Grafen über alle Erwartung verlängerte. Als die Thür aufging, wandten sich alle Blicke zu den Ankommenden.
Aber die handelnden Personen verloren die Fassung, nicht, wie schwierig auch ihre Rollen waren.
»Ich habe Dir oft von einer unweit Toulouse wohnenden Cousine erzählt,« sagte der Herr vom Hause zu seiner Frau.
»Madame de La Myre,« fiel ihm die Gräfin ins Wort.
»Ganz recht, sie ist auf der Durchreise nach Nantes und wollte nicht vorüberfahren ohne deine Bekanntschaft zu machen. Der Zufall will, daß sie an einem Festtage kommt; ich hoffe, daß es ihr Glück bringen wird.«
»Liebe Cousine!« sagte die Herzogin, die Arme ausbreitend.
Die beiden Damen umarmten sich.
Die beiden Herren stellte der Herr vom Hause als »Herr de La Myre« – »Herr Baron de Lussac« vor.
Man verneigte sich.
»Jetzt,« sagte der Graf, »müssen wir den neuen Gästen Plätze besorgen; auf der Reise hat man guten Appetit.«
Die Gäste rückten zusammen, der Tisch war groß, es fand sich daher leicht noch Raum für die drei neuen Gäste.
»Lieber Vetter,« sagte die Herzogin, »Sie sagten mir, der Herr Präfect aus Poitiers sey hier.«
»Ja wohl, Madame, es ist der Herr zur Rechten der Gräfin, mit der Brille, der weißen Cravate und der Rosette der Ehrenlegion im Knopfloch.«
»Stellen Sie mich ihm doch vor.«
Der Graf von Vouillé hatte die Komödie muthig begonnen; er meinte, daß er sie auch zu Ende spielen müsse.
Er ging auf den Präfecten zu, der sich mit Würde auf seinem Sessel zurücklehnte.
»Herr Präfect,« sagte er, »meine Cousine hält in ihrer ererbten Ehrfurcht vor der Amtsgewalt eine allgemeine Vorstellung Ihnen gegenüber für ungenügend und wünscht Ihnen besonders vorgestellt zu werden.«
»Und sogar officiell, lieber Vetter,« setzte die Herzogin hinzu.
»Privatim oder officiell,« erwiderte der galante Präfect, »Madame wird stets willkommen seyn.«
»Das freut mich unendlich,« sagte die Herzogin.
»Sie reisen nach Nantes, Madame?« sagte der Präfect, um etwas zu sagen.
»Ja, und von da nach Paris – wie ich wenigstens hoffe.«
»Es ist wohl nicht das erste Mal, daß Sie die Hauptstadt besuchen?«
»Nein, ich habe zwölf Jahre in Paris gewohnt.«
»Und Sie haben Paris verlassen?«
»Ja, sehr ungern.«
»Schon seit langer Zeit?«
»Im Juli werden es zwei Jahre.«
»Ich finde es ganz begreiflich, wenn man in Paris gewohnt hat – «
»Wünscht man wieder hin; es freut mich, daß Sie es begreiflich finden.«
»O Paris – Paris!« sagte der Präfect.
»Sie haben Recht,« erwiderte die Herzogin, »es ist das Paradies der Welt.«
Sie wandte sich schnell ab, denn sie fühlte, daß eine Thräne an ihren Wimpern zitterte.
»Zu Tische!« sagte der Herr vom Hause.
»Lieber Vetter,« sagte die Herzogin, indem sie einen Blick auf den ihr bestimmten Platz warf, »lassen Sie mich bei dem Herrn Präfecten; er hat mir seine Wünsche so aufrichtig ausgesprochen, daß ich ihn bereits zu meinen Freunden zähle.«
Der Präfect, über das Compliment sehr erfreut, rückte schnell seinen Stuhl, und die Herzogin wurde, zum Nachtheil der Person; welcher dieser Ehrenplatz zugedacht war, an seine linke Seite gesetzt.
Die beiden Herren nahmen die ihnen angewiesenen Plätze ohne Widerrede ein, und zumal de Lussac ließ sich's wohl schmecken.
Alle Gäste folgten diesem Beispiel, und es entstand eine feierliche Stille, wie sie im Anfange eines ungeduldig erwarteten Schmauses einzutreten pflegt.
Die Herzogin brach zuerst das Schweigen: ihr abenteuerlicher Geist fühlte sich wie der Meervogel vorzüglich im Sturme wohl.
»Unsere Ankunft,« sagte sie, »scheint das Gespräch unterbrochen zu haben. Ein stummes Diner finde ich unheimlich; man glaubt in den Tuilerien zu sitzen, wo Niemand den Mund aufthun durfte, ehe der König gesprochen hatte. – Wovon war vor unserer Ankunft die Rede?«
»Liebe