Die beiden Dianen. Александр Дюма

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Die beiden Dianen - Александр Дюма

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von Avallon ersetzen sollte, der heute so unglücklich gestorben ist; doch ich sehe, er wird einen würdigen Nachfolger haben«

      »Eure Majestät . . .«

      »Ihr nehmt es an? es ist abgemacht. Tretet morgen in Function. Wir kehren nun in den Louvre zurück. Ihr werdet mir noch des Breiteren über die Einzelheiten dieses Krieges in Italien Mittheilung machen.«

      Gabriel verbeugte sich.

      Heinrich gab Befehl zum Aufbruch. Die Menge zerstreute sich unter dem Geschrei: Es lebe der König! Diana befand sich wie durch einen Zauber wieder einen Augenblick in der Nähe von Gabriel.

      »Morgen im Cercle der Königin,« flüsterte sie ihm zu.

      Sie verschwand von ihrem Ritter weggeführt; doch sie ließ im Herzen ihres alten Freundes eine göttliche Hoffnung zurück.

      IX.

      Man kann nicht an seinem Geschicke vorübergehen, ohne es kennen zu lernen

      Der Cercle bei der Königin fand gewöhnlich nach dem Abendbrode statt; hiervon unterrichtete man Gabriel, indem man ihm zugleich mittheilte, seine Eigenschaft als neuer Kapitän der Leibwachen ermächtige ihn nicht nur, sondern verpflichte ihn sogar, sich dabei einzufinden. Er hütete sich wohl, gegen diese Pflicht zu verstoßen, und es war seine einzige Sorge, daß er vierundzwanzig Stunden warten sollte, ehe er sie erfüllen konnte. Man sieht, daß in Betreff des Eifers und des Muthes Herr von Avallon gut ersetzt war.

      Doch es handelte sich darum, eine nach der andern diese vierundzwanzig ewige Stunden zu tödten, welche Gabriel vom ersehnten Augenblick trennten. Der junge Mann, den die Freude erquickte und der Paris kaum von einem Lager in das andere ziehend gesehen hatte, fing an, die Stadt mit Martin-Guerre zu durchlaufen, um eine anständige Wohnung zu suchen. Er hatte das Glück, die Wohnung, welche sein Vater der Graf von Montgommery einst innegehabt, leer zu finden. Er miethete sie, ob sie gleich etwas glänzend für einen einfachen Kapitän bei den Garden war. Doch Gabriel durfte nur an seinen treuen Elyot schreiben und ihn beauftragen ihm eine Summe von Montgommery zu schicken. Er würde auch seine gute Amme Aloyse auffordern zu ihm zu kommen.

      Das erste Ziel von Gabriel war erreicht. Er war nun kein Kind mehr, sondern ein Mann, der schon seine Proben abgelegt, und mit dem man rechnen mußte; dem Glanz, der ihm von seinen Ahnen zukam, hatte er einen Ruhm der ihm persönlich war, beizugesellen gewußt. Allein und ohne eine andere Unterstützung, als die seines Muthes, war er mit vierundzwanzig Jahren zu einem hohen Grade gelangt. Er konnte sich endlich stolz derjenigen, welche ihn liebte, und denen, welche er hassen mußte, bieten. Diese zu erkennen, dazu vermöchte ihm Aloyse behilflich zu sein; jene hatte ihn erkannt.

      Gabriel entschlummerte mit zufriedenem Herzen.

      Am anderen Tage sollte er sich bei Herrn von Boisy, dem Oberstallmeister von Frankreich, einfinden, um seine Adelsproben zu übergeben. Herr von Boisy, ein redlicher Mann, war der Freund des Grafen von Montgommery gewesen. Er begriff die Gründe von Gabriel, einen wahren Titel verborgen zu halten, und verpfändete sein Ehrenwort, das Geheimniß zu bewahren. Hierauf stellte ihn der Herr Marschall d’Amville seiner Compagnie vor. Gabriel fing unmittelbar seinen Dienst damit an, daß er die Staatsgefängnisse von Paris besuchte und inspizierte, ein peinlicher Auftrag, der einmal in jedem Monat von ihm zu versehen war.

      Er begann mit der Bastille und endigte mit dem Chatelet.

      Der Gouverneur übergab ihm die Liste seiner Gefangenen, nannte ihm diejenigen, welche gestorben, krank, versetzt oder freigelassen waren, und ließ sie dann vor ihm die Revue passieren, eine traurige Revue, ein düsteres Schauspiel. Er glaubte geendigt zu haben, als ihm der Gouverneur des Chatelet in seinem Register eine beinahe weiße Seite zeigte, welche nur folgende seltsame, für Gabriel sehr auffallende Note enthielt.

      Nro. 21. X . . . Gefangener in geheimem Gewahrsam. Versucht er es nur, bei dem Besuch des Gouverneur oder des Kapitäns der Leibwachen zu sprechen, so hat man ihn in einen tieferen, härteren, Kerker zu bringen.

      »Wer ist dieser so wichtige Gefangene? Darf man es wissen?« fragte Gabriel Herrn von Salvoison, den Gouverneur des Chatelet.

      »Niemand weiß es,« antwortete der Gouverneur, »ich habe ihn von meinem Vorgänger übernommen, wie dieser ihn von dem seinigen übernommen hat. Ihr seht auf dem Register, daß das Datum seines Eintrittes weiß gelassen ist. Man muß ihn unter der Regierung von Franz I. gebracht haben. Zwei- oder dreimal hat er es, wie man mir sagt, versucht, zu sprechen. Doch beim ersten Wort muß der Gouverneur, bei den schwersten Strafen, die Thüre seines Gefängnisses schließen und ihn in einen härteren Kerker bringen lassen, was auch geschehen ist. Es ist nun nur noch ein Kerker übrig, der schrecklicher wäre, als der seinige, und dieser Kerker wäre der Tod. Man wollte es wahrscheinlich dahin kommen lassen, doch der Gefangene schweigt jetzt. Ohne Zweifel ist es ein furchtbarer Verbrecher. Er bleibt beständig gefesselt, und um sogar der Möglichkeit einer Entweichung zuvor zukommen, geht sein Schließer jede Minute in sein Gefängniß.«

      »Doch er hat mit dem Schließer gesprochen?« sagte Gabriel.

      »Oh! man hat einen Taubstummen für ihn genommen, der im Chatelet geboren ist und dieses nie verlassen hat.«

      Gabriel schauerte. Dieser so völlig von der Welt der Lebenden getrennte Mensch, der jedoch lebte und dachte, flößte ihm ein Mitleid ein, das mit einem gewissen Abscheu gemischt war. Welcher Gedanke oder welcher Gewissensbiß welche Furcht vor der Hölle oder welches Vertrauen zum Himmel konnten ein so unglückliches Wesen abhalten, sich die Hirnschale an den Mauern seines Kerkers zu zerschmettern? War es eine Hoffnung oder eine Rache, was ihn noch an das Leben kettete?

      Gabriel empfand eine Art von unruhiger Begierde, diesen Menschen zu sehen; sein Herz schlug, wie es bis jetzt nur in den Augenblicken geschlagen hatte, wo er Diana wiedersehen sollte. Er hatte hundert Gefangene mit einem alltäglichen Mitleid besucht. Doch dieser zog ihn an und rührte ihn mehr als alle Andere, und die Angst schnürte ihm seine Brust zusammen, indem er an dieses grabartige Dasein dachte.

      »Gehen wir in Nro. 21,« sprach er mit seltsam bewegtem Tone zu dem Gouverneur.

      Sie stiegen mehrere schwarze, feuchte Treppen hinab und durchschritten verschiedene Gewölbe, den gräßlichen Spiralen der Hölle von Dante ähnlich. Dann blieb der Gouverneur vor einer eisernen Thüre stehen und sprach:

      »Es ist hier. Ich sehe den Wächter nicht, ohne Zweifel ist er im Gefängniß; doch ich habe doppelte Schlüssel. Treten wir ein.«

      Er öffnete in der That, und sie traten beim Schimmer einer Laterne, welche ein Schließer in der Hand hielt, ein.

      Gabriel sah nun ein schweigsames, furchtbares Gemälde, wie man es nur beim Alpdrücken des Deliriums sieht.

      Als Wände überall Stein, schwarzer, moosiger, übelriechender Stein; denn dieser finstere Ort war tiefer ausgehöhlt als das Bett der Seine, und das Wasser erfüllte ihn halb bei größerem Steigen. Auf diesen dunkeln Wänden krochen klebrige Thiere; die eisige Luft wiederhallte von keinem Geräusch, wenn nicht von dem eines Wassertropfens, der regelmäßig und dumpf von dem häßlichen Gewölbe herabfiel.

      Etwas weniger als dieser Wassertropfen, etwas mehr als diese unbeweglichen Schnecken lebten hier zwei menschliche Geschöpfe, das eine das andere bewachend, Beide düster und stumm.

      Der Schließer, eine Art von Simpel, ein Riese mit dummem Auge und bleicher Gesichtsfarbe stand im Schatten und betrachtete mit albernem Blick den Gefangenen, der in einer Ecke, die Hände und die Füße mit einer in die Mauer genieteten Kette gefesselt, auf einem elenden Strohlager ausgestreckt lag. Es war ein Greis mit weißem Bart

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