Die beiden Dianen. Александр Дюма
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Es war ihm verboten, zu sprechen; doch dieser furchtbare und zugleich herrliche Blick sprach. Gabriel war bezaubert davon. Der Gouverneur untersuchte mit dem Schließer alle Winkel des Kerkers. Wie an den Boden genagelt, rührte sich Gabriel nicht von der Stelle; er blieb ganz niedergeschmettert durch diese Flammenaugen und konnte sich nicht davon losmachen, während sich zu gleicher Zeit eine ganze Welt seltsame unaussprechlicher Gedanken in ihm regte.
Der Gefangene schien seinen Besuch ebenfalls nicht gleichgültig zu betrachten, und es gab einen Augenblick, wo er eine Gebärde machte und den Mund öffnete, als wollte er reden; doch der Gouverneur hatte sich umgewendet, er erinnerte sich zu rechter Zeit des Gesetzes, das ihm vorgeschrieben war, und seine Lippen sprachen nur durch ein bitteres Lächeln. Er schloß dann die Augen wieder und versank in seine steinerne Unbeweglichkeit.
»Oh! gehen wir von hier weg,« sprach Gabriel zum Gouverneur. »Ich bitte, gehen wir weg, ich muß Luft einathmen und die Sonne sehen.«
Er erlangte in der That seine Ruhe und so zu sagen sein Leben erst wieder, als er sich auf der Straße, mitten unter dem Geräusch der Menge fand. Auch da war die düstere Erscheinung noch in seinem Innern, und sie verfolgte ihn den ganzen Tag, während er nachdenkend die Grève entlang ging.
Irgend ein Etwas sagte ihm, das Schicksal dieses unglücklichen Gefangenen stehe mit dem seinigen in Berührung und er sei an einem großen Ereigniß seines Lebens hingegangen. Ermüdet endlich durch diese geheimnißvollen Ahnungen, wandte er sich, als der Abend herannahte, den Tournelles zu. Die Turniere des Tages, an denen Gabriel nicht hatte Theil nehmen wollen, endigten sich. Gabriel konnte Diana erschauen und wurde von ihr erschaut, und dieser doppelte Blick zerstreute den Schatten aus seinem Herzen, wie ein Sonnenstrahl die Wolken zerstreut. Gabriel vergaß den düsteren Gefangenen den er am Tage gesehen, um nur noch an die blendende Jungfrau zu denken, die er am Abend sehen sollte.
X.
Elegie während der Komödie
Es war ein Herkommen aus der Zeit der Regierung von Franz I. Wenigstens dreimal in der Woche versammelten sich der König, die Herren und alle Damen des Hofes am Abend im Gemach der Königin. Hier unterhielt man sich über die Ereignisse des Tages mit aller Freiheit, zuweilen auch mit aller Ausschweifung. Während des allgemeinen Gespräches bildeten sich Privatunterredungen und, »da sich hier eine Truppe menschlicher Göttinnen fand,« sagt Brantôme, »so unterhielt jeder der hohen Herren und jeder Edelmann diejenige, welche er am meisten liebte.« Oft gab es auch Ball oder Schauspiel.
Bei einer Versammlung dieser Art sollte an demselben Abend sich unser Freund Gabriel einfinden, und gegen seine Gewohnheit putzte und parfümierte er sich, um nicht zu unvortheilhaft in den Augen derjenigen zu erscheinen, welche er, um immer mit Brantôme zu sprechen, am meisten liebte.
Die Freude von Gabriel war indessen nicht frei von einer Mischung von Unruhe, und gewisse unbestimmte, übel klingende Worte, die man um ihn her über die nahe bevorstehende Heirath von Diana geflüstert hatte, versetzten ihn in eine nicht zu beschwichtigende innere Bewegung. Ganz dem Glücke sich hingebend, das er empfunden, als er Diana wiedersah und in ihren Blicken die Zärtlichkeit einer früheren Zeit wiederzufinden glaubte, hatte er Anfangs beinahe den Brief des Cardinals von Lothringen vergessen, der ihn doch zu einem so schnellen Aufbruch veranlaßt; doch die in der Luft kreisenden Gerüchte, die vereinigten Namen von Diana von Castro und von Franz von Montmorency, die er nur zu deutlich gehört hatte, gaben seiner Leidenschaft das Gedächtnis wieder. Würde Diana sich zu dieser verhaßten Heirath herbeilassen? Würde sie diesen Franz lieben? Martervolle Zweifel, welche die Zusammenkunft am Abend vielleicht nicht gänzlich zu zerstreuen vermöchte.
Gabriel beschloß, hierüber Martin-Guerre zu befragen, der schon mehr als eine Bekanntschaft gemacht hatte, und in seiner Eigenschaft als Stallmeister viel tiefer unterrichtet sein mußte, als die Herren. Denn es ist eine allgemeine akustische Beobachtung, daß die Geräusche aller Art viel stärker unten halten und daß es kaum anderswo als in den Thälern Echos gibt. Der Vicomte d’Ermès hatte um so mehr seinen Entschluß zu rechter Zeit gefaßt, als es ebenfalls Vorsatz bei Martin-Guerre war, seinen Herrn zu befragen, dessen Unruhe ihm nicht entging, während er doch, streng genommen, nicht das Recht hatte, etwas von seinen Handlungen oder seinen Gefühlen einem fünfjährigen treuen Diener und einem Retter, was noch mehr ist, zu verbergen.
Aus diesem gegenseitigen Entschluß und aus dem Gespräch, das darauf folgte, ging für Gabriel hervor, daß Diana von Castro Franz von Montmorency nicht liebte, und für Martin-Guerre, daß Gabriel Diana von Castro liebte.
Dieser doppelte Schluß erfreute den Einen und den Andern so sehr, daß Gabriel eine Stunde vor der Eröffnung der Pforten in den Louvre kam, und daß Martin-Guerre, um der königlichen Geliebten des Vicomte Ehre zu machen, auf der Stelle zum Hofschneider ging und sich einen Leibrock von braunem Tuch und Strumpfhosen von gelbem Tricot kaufte. Er bezahlte Alles bar, und zog sogleich seine neue Kleidung an, um sie schon am Abend in den Vorzimmern des Louvre zu zeigen, wo er seinen Herrn erwarten sollte.«
Der Schneider war sehr erstaunt, als er nach einer halben Stunde Martin-Guerre wieder erscheinen sah, und zwar in andern Kleidern. Er machte ihm hierüber eine Bemerkung. Martin-Guerre erwiderte, der Abend sei ihm etwas frisch vorgekommen, und er habe es für geeignet erachtet, sich wärmer zu kleiden. Uebrigens sei er immer noch so sehr mit dem Leibrock und mit den Strumpfhosen zufrieden, daß er komme, um den Schneider zu bitten, ihm einen Leibrock von demselben Tuch und demselben Schnitt zu kaufen oder zu machen. Vergebens bemerkte der Kleiderhändler Martin-Guerre, er würde das Aussehen haben, als trüge er beständig denselben Anzug, und es wäre besser für ihn, wenn er ein anderes Costume bestellte, einen gelben Leibrock und braune Strumpfhosen zum Beispiel, da er diese Farben zu lieben scheine; Martin-Guerre wollte nicht von seinem Gedanken abgehen, und der Schneider mußte ihm versprechen, nicht einmal die Nuance der Kleider zu verändern, die er ihm schleunigst machen sollte, da er keine fertige hatte. Nur verlangte er für diese zweite Bestellung ein wenig Credit. Er hatte den ersten Einkauf hübsch bezahlt, er war Stallmeister beim Vicomte d’Ermès, dem Kapitän der Leibwachen des Königs; der Schneider besaß jenes heldenmüthige Vertrauen, das zu jeder Zeit die geschichtliche Apanage der Leute seines Standes gewesen ist; er willigte daher auch ein und versprach am nächsten Tag das zweite Costume vollständig zu liefern.
Die Stunde, welche Gabriel vor den Pforten seines Paradieses hatte umhergehen müssen, war indessen abgelaufen, und er konnte mit vielen anderen Herren und Damen in die Gemächer der Königin dringen.
Mit dem ersten Blick gewahrte Gabriel Diana; sie saß bei der Dauphine Königin, wie man von da an Maria Stuart nannte.
Sie auf der Stelle anzureden, wäre für einen Neuangekommenen sehr kühn und ohne Zweifel ein wenig unklug gewesen. Gabriel entschloß sich also, einen günstigen Augenblick abzuwarten, den Augenblick, wo das Gespräch sich beleben und die Geister zerstreuen würde. Er plauderte mittlerweile mit einem bleichen jungen Herrn von zartem Aussehen, den der Zufall in seine Nähe führte. Doch nachdem er sich eine Zeit lang über Gegenstände unterhalten hatte, welche so unbedeutend waren, als seine Person zu sein schien, fragte der junge Cavalier Gabriel:
»Mit wem habe ich zu sprechen die Ehre?«
»Ich bin der Vicomte d’Ermès,« antwortete Gabriel. »Darf ich es wagen, mein Herr, dieselbe Frage an Euch zu richten?« fügte er bei.
Der junge Mann schaute ihn mit erstaunter Miene an und erwiderte:
»Ich bin Franz von Montmorency.«
Hätte er gesagt: »Ich bin der Teufel!« Gabriel konnte sich nicht mehr Schrecken und Hast von ihm entfernt haben. Franz, der keinen sehr lebhaften Geist besaß, war ganz verwundert,