Die beiden Dianen. Александр Дюма

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Die beiden Dianen - Александр Дюма

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ganze Interesse dieser Sitzung lag wie gewöhnlich in dem Spiel der einander feindlichen ehrgeizigen Bestrebungen der Häuser Montmorency und Lothringen, welche an diesem Tag im Rath durch den Connetable selbst und den Cardinal vertreten wurden.

      »Sire,« sprach der Cardinal von Lothringen, »die Gefahr ist dringend, der Feind steht vor unseren Thoren. Ein furchtbares Heer organisiert sich in Flandern und morgen kann Philipp unser Gebiet überfallen und Marie von England Euch den Krieg erklären. Sire, Ihr braucht hier einen unerschrockenen, jungen, kräftigen General, der kühn zu handeln vermag und dessen Namen allein schon ein Gegenstand des Schreckens für den Spanier ist und ihn an neue Niederlagen erinnert.«

      »Wie der Name Eures Bruders des Herrn von Guise zum Beispiel,« sagte Montmorency ironisch.

      »In der That, wie der Name meines Bruders,« erwiderte muthig der Cardinal, »wie der Name des Siegers von Metz, von Renty und von Valenza. Ja, Sire, es ist nothwendig, den Herzog von Guise rasch aus Italien zurückzurufen, wo ihm die Mittel fehlen, wo er die Belagerung von Civitella aufzuheben genöthigt gewesen ist, und wo seine Gegenwart und die seines Heeres, welche gegen die Invasion nützlich wären, für die Eroberung unnütz werden.«

      Der König wandte sich nachlässig gegen Herrn von Montmorency um, als wollte er sagen: Die Reihe ist an Euch.

      »Sire,« sprach der Connetable, »es sei, ruft das Heer zurück, da diese pomphafte Eroberung Italiens, wie ich es vorhergesagt habe, auf eine so lächerliche Weise endigt. Doch wozu bedürft Ihr des Generals? – Erwägt die letzten Nachrichten vom Norden: die Grenze der Niederlande ist ruhig: Philipp II. zittert und Marie von England schweigt. Ihr könnt noch einen Waffenstillstand schließen, Sire, oder die Bedingungen des Friedens dictiren. Es ist nicht ein abenteuerlicher Feldherr, was Ihr braucht, sondern ein erfahrener weiser Minister, den das Ungestüm des Alters nicht verblendet, für den der Krieg nicht der Einsatz eines unersättlichen Ehrgeizes ist, und der mit Ehre und Würde für Frankreich den Grund zu einem dauerhaften Frieden legen kann.«

      »Wie Ihr selbst zum Beispiel, Herr Connetable,« unterbrach ihn voll Bitterkeit der Cardinal von Lothringen.

      »Wie ich selbst,« versetzte mit stolzem Tone Anne von Montmorency, »und ich rathe dem König offen, sich nicht mit den Wechselfällen eines Krieges zu beschäftigen, den man nur machen wird, wenn er es will und wann er es will. Die inneren Angelegenheiten, der Zustand der Finanzen, die Interessen der Religion nehmen noch viel dringender unsere Sorge in Anspruch, und ein kluger Verwalter ist heute hundertmal mehr werth, als der unternehmendste General.«

      »Und er hat hundertmal mehr Anspruch auf die Gunst Seiner Majestät, nicht wahr?« sagte mit scharfem Tone der Cardinal von Lothringen.

      »Seine Eminenz vollendet meinen Gedanken,« fuhr Montmorency kalt fort, »und da sie die Frage auf dieses Gebiet gebracht hat, nun wohl! so wage ich es, Seine Majestät zu bitten, den Beweis zu geben, daß ihr meine friedlichen Dienste gefallen.«

      »Was ist das?« versetzte seufzend der König.

      »Sire, ich beschwöre Eure Majestät, öffentlich die Ehre zu erklären, welche sie meinem Hause zu erweisen die Gnade hat, indem sie meinem Sohn die Hand von Frau von Angoulême bewilligt. Ich bedarf dieser officiellen Kundgebung und dieses feierlichen Versprechens, um fest auf meinem Pfade zu wandeln, ohne daß ich die Zweifel meiner Freunde und das Gekreisch meiner Feinde zu befürchten habe.«

      Diese kühne Forderung wurde trotz der Gegenwart des Königs mit Bewegungen der Billigung oder der Mißbilligung, je nachdem die Räthe zu der einen oder der andern Partei gehörten, aufgenommen.

      Gabriel erbleichte und bebte. Doch er faßte wieder etwas Muth, als er den Cardinal von Lothringen rasch erwidern hörte:

      »Die Bulle des heiligen Vaters, welche die Ehe von Franz von Montmorency und von Jeanne von Fienne aufhebt, ist noch nicht angekommen, soviel ich weiß, und kann gar nicht ankommen.«

      »Man kann sie entbehren,« sprach der Connetable, »ein Edict vermag die heimlichen Ehen nichtig zu erklären.«

      »Doch ein Edict hat keine Rückwirkung,« antwortete der Cardinal.

      »Man würde ihr eine geben, nicht wahr, Sire? Sprecht es laut aus, ich beschwöre Euch, um Denjenigen, welche mich angreifen, und mir selbst, Sire, ein sicheres Zeugniß der Billigung zu geben, die Ihr meinen Absichten gewähren wollt. Sagt, daß Euer königliches Wohlwollen diesem gerechten Edict sogar eine Rückwirkung verleihen würde.«

      »Ohne Zweifel könnte man sie ihm verleihen,« erwiderte der König, dessen gleichgültige Schwäche dieser festen Sprache nachzugeben schien.

      Um nicht zu fallen, war Gabriel genöthigt, sich auf sein Schwert zu stützen.

      Der Blick des Connetable funkelte vor Freude. Die Partei des Friedens schien durch seine Unverschämtheit entschieden zu triumphieren.

      Doch in diesem Augenblick erscholl ein Lärm von Trompeten im Hof, die Melodie, welche sie spielten, war eine fremde Melodie; die Mitglieder des Raths schauten sich erstaunt an. Der Huissier trat beinahe in demselben Augenblick ein und sprach, nachdem er sich tief verbeugt:

      »Sir Edward Flaming, Herold von England, bittet um die Ehre, vor Seine Majestät gelassen zu werden.«

      »Laßt den Herold von England eintreten,« erwiderte der König erstaunt, aber ruhig.

      Heinrich machte ein Zeichen; der Dauphin und die Prinzen stellten sich um ihn, und um die Prinzen die übrigen Mitglieder des Rathes. Der Herold, den nur zwei Wappenträger begleiteten, wurde eingeführt. Er verbeugte sich vor dem König, der von dem Stuhle, auf dem er sitzen blieb, nur leicht den Kopf senkte.

      Der Herold sprach sodann:

      »Marie, Königin von England und von Frankreich, dem König Heinrich von Frankreich. Dafür, daß er Verbindung und Freundschaft mit den englischen Protestanten, den Feinden unserer Religion und unseres Staates, unterhalten, und daß er ihnen Schutz und Beistand gegen die gerechten, an ihnen ausgeübten, Verfolgungen angeboten und versprochen hat, erklären Wir, Marie von England, Heinrich von Frankreich den Krieg zu Wasser und zu Land. Und zum Zeichen dieser Aufforderung werfe ich, Edward Flaming, Herold von England, meinen Schlachthandschuh hier auf die Erde.«

      Auf eine Gebärde des Königs hob der Vicomte d’Ermès den Handschuh von Sir Flaming auf. Heinrich sprach sodann einfach und kalt zu dem Herold:

      »Ich danke!«

      Hierauf machte er das prachtvolle Halsband los, das er trug, ließ es ihm durch Gabriel übergeben und fügte mit einem neuen Zeichen des Kopfes bei:

      »Ihr könnt Euch nun entfernen.«

      Der Herold verbeugte sich tief und ging hinaus. Einen Augenblick nachher hörte man abermals die englischen Trompeten erschallen und nun erst brach der König das Stillschweigen.

      »Mein Vetter von Montmorency,« sagte er zum Connetable, »mir scheint, Ihr habt Euch ein wenig zu sehr beeilt, uns den Frieden und die gute Gesinnung der Königin Marie zu versprechen. Dieser angeblich den englischen Protestanten verliehene Schutz ist ein frommer Vorwand, der die Liebe unserer Schwester von England für ihren jungen Gemahl, Philipp II., verbirgt. Der Krieg mit den beiden Gatten, es sei! ein König von Frankreich fürchtet ihn nicht mit Europa, und wenn uns die Grenze der Niederlande ein wenig Zeit läßt, uns zu besinnen . . . Nun! was gibt es denn? Was ist denn wieder, Florimond?«

      »Sire,« sprach der Huissier eintretend, »ein außerordentlicher Eilbote vom Herrn Gouverneur der Picardie mit dringenden Depechen.«

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