Die beiden Dianen. Александр Дюма

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Die beiden Dianen - Александр Дюма

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Recht nicht zu, ein zärtliches Gefühl von mir zu fordern; ich habe genug gelebt für das allgemeine Wohl, kann ich nicht auch ein wenig für mich selbst leben? Habe ich mein Glück nicht theuer genug errungen? Wenn sich mir eine junge und leidenschaftliche Ergebenheit böte, wäre es ein Verbrechen von mir, sie nicht zurückzustoßen, Gabriel?«

      Die Blicke von Catharina erläuterten ihre Worte. Doch der Geist von Gabriel war anderswo. Seitdem die Königin nicht mehr von seinem Vater sprach, hörte er nicht mehr, er träumte. Diese Träumerei, welche Catharina in dem Sinn erklärte, den sie wünschte, mißfiel ihr nicht; doch Gabriel brach bald das Stillschweigen.

      »Eine letzte Erleuchtung Madame, und zwar die wichtigste,« sagte er. »Ihr seid so vortrefflich gegen mich! Wahrhaftig, ich wußte wohl, als ich zu Euch kam, daß ich befriedigt von hinnen gehen würde. Ihr habt von Ergebenheit gesprochen, zählt auf die meinige, Madame. Doch ich bitte, vollendet Euer Werk! Da Ihr die einzelnen Umstände des finsteren Abenteuers des Grafen von Montgommery gekannt habt, wißt Ihr, ob man zur Zeit daran zweifelte daß Frau von Castro, welche einige Monate nach dem Verschwinden des Grafen geboren wurde, wirklich die Tochter des Königs war? Hat die üble Nachrede, sagen wir sogar die Verleumdung, nicht einen Verdacht in dieser Hinsicht geäußert und Herrn von Montgommery die Vaterschaft von Diana zugeschrieben?«

      Catharina von Medicis schaute Gabriel eine Zeit lang stillschweigend an, als wollte sie sich Rechenschaft von der Absicht geben, welche seine Worte dictirt hatte. Sie glaubte diese Absicht gefunden zu haben und erwiderte lächelnd:

      »Ich habe in der That wahrgenommen, daß Ihr auf Frau von Castro aufmerksam waret und ihr beständig den Hof machtet. Ich kenne nun Eure Beweggründe. Ihr wollt nur, ehe Ihr weiter geht, Euch versichern nicht wahr? daß Ihr keinen falschen Weg verfolgt, und daß Ihr Eure Huldigungen wirklich einer Königstochter zuwendet? Nachdem Ihr die legitimierte Tochter von Heinrich II. geheirathet, wollt Ihr nicht eines Tags durch eine unerwartete Entdeckung finden, daß Ihr zur Frau den Bastard des Grafen von Montgommery habt. Mit einem Wort, Ihr seid ehrgeizig, Herr d’Ermès. Vertheidigt Euch nicht, ich schätze Euch darum nur um so mehr, und das kann überdies den Plänen, die ich mit Euch habe, nicht nur nicht in den Weg treten, sondern sie vielmehr unterstützen. Ihr seid ehrgeizig nicht wahr?«

      »Ah! Madame,« versetzte Gabriel verlegen, »vielleicht . . .«

      »Es ist gut, ich sehe, daß ich Euch erraten habe, mein edler Herr,« sprach die Königin. »Nun wohl! wollt Ihr einer Freundin glauben? Gerade im Interesse Eurer Entwürfe entsagt Euren Absichten auf diese Diana. Ich weiß in Wahrheit nicht, ob sie die Tochter des Königs oder die Tochter des Grafen ist, und die letzte Hypothese könnte wohl die wahre sein; aber wäre sie auch vom König geboren, so ist es doch nicht die Frau und die Stütze, die Ihr braucht. Frau von Angoulême ist eine schwache, weichliche Natur, ganz Gefühl, – Liebreiz, wenn Ihr wollt, – doch ohne Kraft, ohne Energie, ohne Muth. Sie hat die Gunst des Königs zu gewinnen gewußt, das gebe ich zu, doch sie wird sie nicht zu benützen verstehen. Was ihr zur Verwirklichung Eurer großen Chimären braucht, Gabriel, ist ein Männliches, mächtiges Herz, das Euch hilft, wie es Euch liebt, das Euch dient und sich Eurer bedient, und das zu gleicher Zeit Eure Seele und Euer Leben erfüllt. Dieses Herz habt Ihr gefunden, ohne es zu wissen, Vicomte d’Ermès.«

      Er schaute sie erstaunt an. Sie fuhr hingerissen fort.«

      »Hört: unser Loos muß uns Königinnen von den gewöhnlichen Convenienzen freisprechen, wollen wir, hochgestellt wie wir sind, daß eine zärtliche Leidenschaft uns erreiche, so müssen wir ihr einen Schritt entgegenthun und ihr die Hand bieten. Gabriel, Ihr seid schön, brav, glühend und stolz! von dem ersten Augenblick, wo ich Euch gesehen, regte sich in mir für Euch ein unbekanntes Gefühl, und, habe ich mich getäuscht? Eure Worte, Eure Blicke, sogar dieser Schritt heute, der vielleicht nur ein geschickter Umschweif ist, Alles hat mich vermuthen lassen, daß ich keinem Undankbaren begegnet bin!«

      »Madame! . . .« sagte Gabriel erschrocken.

      »Ja, Ihr seid bewegt und erstaunt, ich sehe es,« versetzte Catharina mit ihrem süßesten Lächeln. »Nicht wahr, Ihr urtheilt nicht zu streng über meine nothwendige Offenherzigkeit? Ich wiederhole Euch, die Königin muß der Frau zur Entschuldigung dienen. Ihr seid schüchtern, wenn gleich ehrgeizig, Herr d’Ermès, und durch Bedenklichkeiten, welche unter mir stehen, hätte ich eine kostbare Ergebenheit verlieren können. Ich wollte lieber zuerst sprechen. Beruhigt Euch, erhebt Euch! bin ich denn so furchtbar?«

      »Oh! ja,« murmelte Gabriel bleich und bestürzt.

      Doch die Königin, die ihn hörte, täuschte sich abermals im Sinn seiner Ausrufung.

      »Auf! auf!« sagte sie mit einem freudigen Zweifel, »ich habe Euch die Vernunft noch nicht so sehr verlieren gemacht, wie mir scheint, daß Ihr Eure Interessen darüber vergessen hättet, und die Auskunft, um die Ihr mich über Frau von Angoulême batet, dient wohl ein wenig zum Beweis hiefür. Doch seid unbesorgt, ich sage Euch noch einmal, ich will nicht Eure Erniedrigung, sondern Eure Größe. Gabriel, ich habe mich bis jetzt in den zweiten Rang gestellt, doch wißt, ich werde bald im ersten glänzen: Frau Diana von Poitiers ist nicht mehr in einem Alter, um lange ihre Schönheit und ihre Macht zu behalten. Von dem Tage an, wo das Zauberwerk dieser Frau verschwindet, beginnt meine Regierung, und vernehmt, daß ich zu regieren wissen werde, Gabriel: die Herrscherinstinkte, die ich in mir fühle, sind mir Gewährschaft hierfür, und überdies fließt in mir das Blut der Medicis. Der König wird eines Tags einsehen, daß er keinen gewandteren, geschickteren, erfahreneren Rath hat, als mich, und dann Gabriel, worauf wird dann nicht der Mann Anspruch machen können, der sein Glück mit dem meinigen verbunden hat, als das meinige noch dunkel war? der in mir die Frau und nicht die Königin geliebt hat? Wird die Gebieterin des Königreiches nicht würdig denjenigen belohnen wollen, welcher Catharina ergeben ist? Dieser Mann, wird er nicht ihr zweiter, ihr rechter Arm, der wahre König unter einem Phantom von einem König sein? Wird er nicht in seiner Hand alle Würden und alle Kräfte Frankreichs halten? Ein schöner Traum, nicht wahr, Gabriel? Nun! Gabriel, wollt Ihr dieser Mann sein?«

      Sie reichte ihm muthig die Hand.

      Gabriel setzte, ein Knie auf die Erde und küßte diese so weiße und so reizende Hand. Doch sein Charakter war zu redlich und zu gerade, um sich zu den Listen und Lügen einer geheuchelten Liebe zu leihen. Zwischen einen Betrug und eine Gefahr gestellt, war er zu offenherzig und zu entschlossen, um zu zögern, und sein männliches Gesicht erhebend, sprach er:

      »Madame, der demüthige Edelmanm der zu Euren Füßen liegt, bittet Euch, ihn als den ehrfurchtsvollsten Eurer Diener, und als den ergebensten Eurer Unterthanen zu betrachten. Aber . . .«

      »Aber,« unterbrach ihn Catharina mit einem Lächeln, »es sind nicht die Ausdrücke der Verehrung, was man von Euch fordert, mein edler Cavalier.«

      »Und dennoch, Madame,« fuhr Gabriel fort, »kann ich mich, indem ich mit Euch spreche, keiner süßerem zärtlicheren Worte bedienen, denn verzeiht! diejenige, welche ich liebte, ehe ich Euch nur kannte, ist wirklich Frau Diana von Castro, und keine Liebe, wäre es auch die Liebe einer Königin, vermöchte Platz in diesem Herzen zu finden, das ganz von einem andern Bilde erfüllt ist.«

      »Ah!« war das einzige, was Catharina, die Stirne bleich und die Lippen an einander gepreßt, von sich zu geben vermochte.

      Mit gesenktem Haupte, jedoch ohne zu zittern, erwartete Gabriel den Sturm der Entrüstung und Verachtung, der über ihn losbrechen sollte. Verachtung und Entrüstung ließen nicht lange auf sich warten, und nachdem sie einige Minuten geschwiegen hatte, sprach Catharina von Medicis, welche nur mit großer Mühe ihre Stimme und ihren Zorn bewältigt.«

      »Wißt Ihr, Herr d’Ermès, daß ich Euch keck, um nicht zu sagen unverschämt finde? Wer sprach mit Euch von Liebe, mein Herr? Woraus schließt Ihr, daß man Eure so scheue Tugend versuchen wollte?

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