Die beiden Dianen. Александр Дюма

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Die beiden Dianen - Александр Дюма

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ich erinnere mich nun, ich erinnere mich ganz und gar. Ach! mein Gott! mein Gott! ich erinnere mich.«

      »Irgend ein großer Kummer hat sich Eurer bemächtigt, nicht wahr?« Versetzte Maria. »Oh! ja, denn nur bei der Erinnerung an das, was Ihr gelitten habt, seid Ihr jetzt viel bleicher als je. Stützt Euch auf meinen Arm, ich bin stark. Ich will rufen und Euch Leute geben, die Euch nach Hause führen.«

      »Ich danke Euch, Madame,« sagte Gabriel, seine Kräfte und seine Energie zusammenraffend »Ich fühle die nothwendige Stärke in mir, um allein nach Hause zu gehen. Seht, ich gehe ohne Hilfe und festen Schrittes. Doch ich danke Euch darum nicht minder, und ich werde mich, so lange ich lebe, Eurer rührenden Güte erinnern, Madame. Ihr seid mir wie ein tröstender Engel in einer Krise meines Schicksals erschienen. Nur der Tod kann das in meinem Herzen verwischen.«

      »O mein Gott! was ich gethan habe, ist ganz natürlich, Herr d’Ermès. Ich hätte es für jedes leidende Geschöpf gethan, und um so mehr für Euch, von dem ich weiß, daß Ihr der ergebene Freund meines Oheims von Guise seid. Dankt mir nicht für so wenig.«

      »Dieses Wenige, Madame, war Alles in dem verzweifelten Schmerz, in welchem ich zu Boden lag. Ihr wollt nicht, daß man Euch dankt, doch ich, ich will mich erinnern.«

      »Gott befohlen, Herr d’Ermès, pflegt Euch gut und sucht Euch zu trösten.«

      Sie reichte ihm die Hand, Gabriel küßte sie ehrfurchtsvoll, dann ging sie nach der einen Seite, während er sich in der entgegengesetzten Richtung entfernte.

      Als er aus dem Louvre war, folgte er dem Rande des Wassers, und nach einer halben Stunde befand er sich in der Rue des Jardins. Er hatte nicht einen einzigen Gedanken, sondern nur ein großes Leiden in seinem Gehirn.

      Aloyse erwartete ihn voll Angst.

      »Nun?« fragte sie ihn.

      Gabriel bewältigte eine Blendung, die abermals sein Gesicht verschleierte. Er hätte gern geweint, doch er konnte nicht. Mit bebender Stimme»antwortete er:

      »Ich weiß nichts, Aloyse! Alles ist stumm gewesen, diese Frauen und mein Herz; ich weiß nichts, wenn nicht, daß meine Stirne eisig ist, und daß ich dennoch brenne. Mein Gott! mein Gott!«

      »Muth, gnädiger Herr!« sprach Aloyse.

      »Muth,« erwiderte Gabriel, »ich habe Muth. Gott sei Dank, ich sterbe.«

      Und er fiel abermals rücklings auf den Boden, doch diesmal kam er nicht zu sich.

      XVII.

      Das Horoskop

      »Der Kranke wird leben, Frau Aloyse. Die Gefahr war groß, und die Wiederherstellung wird lange dauern. Alle diese Aderlässe haben den armen jungen Mann geschwächt, doch er wird leben, zweifelt durchaus nicht daran, und dankt Gott, daß die Vernichtung des Körpers den Schlag geschwächt hat, den seine Seele empfing; denn solche Wunden heilen wir nicht, und die seinige hätte können tödtlich sein, und kann es vielleicht noch sein.«

      Der Doktor, welcher so sprach, war ein Mann von hoher Gestalt, mit großer gewölbter Stirne und durchdringendem tiefen Augen. Das Volk nannte ihn Meister Nostredame; er unterzeichnete für die Gelehrten Nostradamus. Er schien nicht über vierzig Jahre alt zu sein.

      »Aber, Jesus! seht ihn doch an, mein Herr,« erwiderte Frau Aloyse, »so liegt er hier seit dem siebenten Juni Abends, wir haben heute den zweiten Juli und während dieser ganzen Zeit sprach er kein Wort, schien er mich weder zu sehen, noch zu kennen. Ach! er ist schon wie todt. Ihr berührt seine Hand, und er bemerkt es nicht einmal!«

      »Desto besser, ich wiederhole es, Frau Aloyse, möchte er so spät als möglich zum Gefühle seiner Leiden zurückkehren; kann er, wie ich hoffe, noch einen ganzen Monat in dieser Lähmung ohne Bewußtsein und ohne Gedanken verharren, so ist er gänzlich gerettet.«

      »Gerettet!« sprach Aloyse, indem sie die Augen zum Himmel aufschlug, als wollte sie Gott danken.

      »Er ist es jetzt schon, wenn nicht ein Rückfall eintritt, und Ihr könnt es der hübschen Zofe sagen, welche sich zweimal täglich nach ihm erkundigt; unter dem Allem steckt eine Leidenschaft einer vornehmen Dame, nicht wahr? Das ist zuweilen reizend, zuweilen unselig.«

      »Oh! hier ist es unselig, Ihr habt Recht, Meister Nostredame,« sprach seufzend Aloyse.

      »Gott wolle, daß er sich aus der Leidenschaft wie aus der Krankheit herausreiße, Frau Aloyse, wenn nicht Krankheit und Leidenschaft dieselben Wirkungen und dieselben Ursachen haben. Ich würde für die eine stehen und nicht für die andere.«

      Nostradamus öffnete die weiche, träge Hand, die er in der seinigen hielt, und betrachtete mit einer träumerischen Aufmerksamkeit die innere Fläche dieser Hand. Er spannte sogar die Haut über dem Zeigefinger und dem Mittelfinger aus; er schien nicht ohne eine gewisse Anstrengung in seinem Gedächtnis eine Erinnerung zu suchen.

      »Das ist sonderbar,« sagte er halblaut und wie zu sich selbst, »ich studire wiederholt diese Hand, und es ist mir, als hätte ich sie schon zu einer andern Zeit untersucht. Doch welche Zeichen waren mir damals aufgefallen? Die Mensallinie ist günstig, die mittlere ist zweifelhaft, doch die Lebenslinie ist vollkommen. Im Uebrigen nichts als Gewöhnliches. Die vorherrschende Eigenschaft dieses jungen Mannes muß ein fester, strenger Wille sein, ein Wille, so unversöhnlich als der von einer sichern Hand abgeschossene Pfeil. Das ist es nicht, was mich einst in Erstaunen setzte. Und dann sind meine Erinnerungen zu verworren, um nicht einer älteren Zeit anzugehören, und Euer Herr, Frau Aloyse, ist wohl noch nicht fünfundzwanzig Jahre alt.«

      »Er ist vierundzwanzig.«

      »Also ist er im Jahr 1533 geboren; wißt Ihr an welchem Tage, Frau Aloyse?«

      »Am 6. März.«

      »Doch Ihr wißt nicht, ob am Morgen oder am Abend?«

      »Verzeiht, ich war bei seiner Mutter, der ich bei ihren Geburtswehen beistand. Der gnädige Herr Gabriel ist auf den Schlag halb sieben Uhr Morgens geboren.«

      Nostradamus schrieb sich das auf und sagte dann:

      »Ich werde sehen, wie an diesem Tag und zu dieser Stunde der Stand des Himmels war. Doch wenn der Vicomte d’Ermès zwanzig Jahre älter wäre, so würde ich schwören, daß ich seine Hand schon in der meinigen gehalten. Uebrigens ist wenig daran gelegen! nicht der Zauberer wie mich das Volk zuweilen nennt, hat hier zu thun, sondern der Arzt, und ich wiederhole Euch, Frau Aloyse, der Arzt steht nun für den Kranken.«

      »Verzeiht, Meister,« sprach Aloyse traurig, »Ihr habt gesagt, Ihr stündet für die Krankheit, doch Ihr stündet nicht für die Leidenschaft.«

      »Die Leidenschaft!« murmelte Nostradamus lächelnd, »ei! mir däucht, der Umstand, daß die kleine Zofe täglich zweimal hier erscheint, beweist, daß sie keine verzweifelte ist.«

      »Im Gegentheil, Meister, im Gegentheil,« rief Aloyse voll Schrecken.

      »Geht doch, Dame Aloyse! reich, brav, jung und schön wie der Vicomte d’Ermès, wird man nicht lange von den Damen in einer Zeit, wie die unsrige ist, zurückgestoßen; man wird höchstens zuweilen vertagt.«

      »Nehmt jedoch an, es sei dem nicht so, Meister. Nehmt an, wenn der gnädige Herr wieder zum Leben und zur Vernunft zurückkehrt, sei der erste, der einzige Gedanke, der diese wiedererweckte Vernunft berührt, der: »Die Frau welche ich liebe, ist unwiderruflich für mich verloren.« Was

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