Die beiden Dianen. Александр Дюма

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Die beiden Dianen - Александр Дюма

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sich mit Gabriel allein fand, sprach sie:

      »Habt Ihr über den äußersten Entschluß, den Ihr gefaßt, nachgedacht, und beharrt Ihr bei diesem Entschluß?«

      »Ich beharre dabei.«

      »Ihr wollt Euch also tödten?«

      »Ich will mich tödten lassen.«

      »Weil Ihr kein Mittel mehr habt, um zu erfahren, ob Frau von Castro Eure Schwester ist oder nicht ist, sterbt Ihr?«

      »Aus diesem Grunde.«

      »Was sagte ich Euch, um Euch auf die Spur dieses furchtbaren Geheimnisses zubringen? Erinnert Ihr Euch?«

      »Gewiß! Gott in der andern Welt und zwei Personen in dieser wären allein in dieses Geheimniß eingeweiht gewesen. Die zwei menschlichen Geschöpfe wären Diana von Poitiers und der Graf von Montgommery mein Vater. Ich habe Frau von Valentinois gebeten, beschworen, bedroht, doch ich bin unsicherer und trostloser als je von ihr weggegangen.«

      »Aber Ihr fügtet bei, gnädiger Herr: müßtet Ihr in das Grab Eures Vaters hinabsteigen, um ihm das Geheimniß zu entreißen, Ihr würdet hinabsteigen, ohne zu erbleichen.«

      »Oh! ich weiß nicht einmal, wo dieses Grab ist.«

      »Ich auch nicht, doch man sucht es, gnädiger Herr.«

      »Und wenn ich es auch gefunden hättet« rief Gabriel, »würde Gott für mich ein Wunder thun? Die Todten sprechen nicht, Aloyse.«

      »Die Todten, nein; die Lebenden, ja.«

      »Großer Gott! was willst Du damit sagen?« rief Gabriel erbleichend.

      »Daß Ihr nicht, wie Ihr in Eurem Delirium wiederholtet, der Graf von Montgommery sondern nur der Vicomte von Montgommery seid, weil Euer Vater, der Graf von Montgommery noch leben muß.«

      »Himmel und Erde! Du weißt, daß er, daß mein Vater noch lebt?«

      »Ich weiß es nicht, gnädiger Herr, doch ich vermuthe und hoffe es, denn es war eine starke, muthige Natur, wie die Eurige, die sich mächtig gegen das Leiden und das Unglück anstemmte. Wenn er noch lebt, wird er nicht, wie Frau Diana, den Aufschluß über das Geheimniß verweigern, von dem Euer Glück abhängt!«

      »Doch wo ihn finden? von wem ihn verlangen? Aloyse, im Namen des Himmels, sprich!«

      »Das ist eine schreckliche Geschichte, gnädiger Herr, und ich hatte, auf den Befehl Eures Vaters, meinem Mann geschworen, sie Euch nie zu enthüllen; denn sobald Ihr sie wißt, werdet Ihr Euch in furchtbare Gefahren stürzen, gnädiger Herr, Ihr werdet Feinden, welche hundertmal stärker sind, als Ihr, den Krieg erklären. Doch die verzweifeltste Gefahr ist immer noch besser, als ein gewisser Tod. Ihr waret entschlossen zu sterben, und ich weiß, daß Ihr in Eurem Entschluß nicht gewankt hättet. Ich will Euch lieber den Wechselfällen des verwegenen Kampfes preisgeben, den Euer Vater für Euch fürchtete. Euer Tod ist so minder sicher und wird immerhin etwas verzögert werden. Ich will Euch also Alles sagen, gnädiger Herr, und Gott wird mir vielleicht meinen Eidbruch vergeben.«

      »Ja, gewiß, meine gute Aloyse . . . Mein Vater! mein Vater lebt! . . . sprich geschwinde!«

      Doch in diesem Augenblick klopfte Jemand bescheiden an die Thüre und Nostradamus erschien.

      »Ah, ah! Herr d’Ermès,« sagte er zu Gabriel, »Wie munter und belebt finde ich Euch! Das gefällt mir, Ihr waret nicht so vor einem Monat. Mir scheint, Ihr seid nun völlig bereit, zu Feld zu ziehen!«

      »Wirklich zu Feld zu ziehen!« sprach Gabriel, indem er mit funkelndem Auge Aloyse anschaute.

      »Ich sehe also, daß der Arzt nichts mehr hier zu thun hat,« versetzte Nostradamus.

      »Nichts mehr, als meinen Dank, Meister, und den Preis für Eure Dienste, wenn ich dies sagen darf, zu empfangen, denn in gewissen Fällen bezahlt man das Leben nicht.«

      Und er drückte dem Doctor die Hand und legte in diese Hand eine Rolle Gold.

      »Ich danke, Herr Vicomte d’Ermès,« sprach Nostradamus. »Doch erlaubt mir, Euch ebenfalls ein Geschenk zu machen, von dem ich glaube, daß es für Euch von Werth ist.«

      »Was ist das, Meister?«

      »Ihr wißt, gnädiger Herr, daß ich mich nicht allein damit beschäftigt habe, die Krankheiten der Menschen kennen zu lernen. Ich wollte weiter und höher sehen, ich wollte ihre Geschicke ergründen, eine Aufgabe voll von Zweifeln und Schatten; doch in Ermangelung von Licht habe ich, wie mir scheint, zuweilen den Schimmer gesehen. Gott hat, davon bin ich fest überzeugt, zweimal den breiten, mächtigen Plan des Schicksals von jedem Menschen geschrieben: einmal in die Gestirne des Himmels, in sein Vaterland, zu dem er so oft die Augen erhebt, und dann in die Linien seiner Hand, ein verworrenes Zauberbuch, das er beständig bei sich trägt, welches er jedoch ohne zahllose Studien nicht einmal zu buchstabieren vermag. Viele Tage und viele Nächte; hindurch habe ich in diese zwei Wissenschaften, welche bodenlos sind, wie das Faß der Daumen, in die Chiromantie und die Astrologie einzudringen gesucht. Ich habe alle Jahre der Zukunft vor mich heraufbeschworen, und in tausend Jahren werden die Menschen, die dann leben, vielleicht manchmal über meine Prophezeiungen staunen. Aber ich weiß nichtsdestoweniger, daß die Wahrheit nur durch Blitze leuchtet; denn wenn ich zuweilen sehe, so zweifle ich leider viel öfter. Dessen ungeachtet weiß ich, daß ich in Zwischenräumen Stunden der Hellsichtigkeit habe, die mich sogar erschrecken, gnädiger Herr. In einer von diesen Stunden sah ich vor fünfundzwanzig Jahren das Geschick eines Edelmannes am Hofe von König Franz klar in den Gestirnen, welche bei seiner Geburt herrschten, und in den verwickelten Linien seiner Hand geschrieben. Dieses seltsame gefahrvolle Geschick fiel mir ungemein auf. Beurtheilt mein Erstaunen, als ich in Eurer Hand und in den Gestirnen Eurer Geburt ein Horoskop dem ähnlich, welches mich einst so sehr in Erstaunen gesetzt hatte, herauszufinden glaubte. Doch ich konnte es nicht so klar unterscheiden wie einst, und ein Zwischenraum von fünfundzwanzig Jahren verwirrte meine Erinnerungen. Im vorigen Monat, gnädiger Herr, sprachet Ihr endlich in Eurem Fieber einen Namen aus; ich hörte nur diesen Namen, doch er ergriff mich. Es war der Name des Grafen von Montgommery!«

      »Des Grafen von Montgommery?« rief Gabriel erschrocken.

      »Ich wiederhole Euch, gnädiger Herr, daß ich nur diesen Namen gehört habe; am Uebrigen war mir wenig gelegen. Denn dieser Name war der des Mannes, dessen Schicksal mir leuchtend wie der helle Mittag erschienen war. Ich lief nach Hause, durchwühlte meine alten Papiere und fand das Horoskop des Grafen von Montgommery wieder. Doch es ist seltsam und mir in den dreißig Jahren, seitdem ich studiere, noch nicht vorgekommen. Ihr müßt mit dem Grafen von Montgommery in geheimnißvollen Beziehungen, in seltsamer Verwandtschaft stehen, und Gott, der nie zwei Menschen zwei gleiche Geschicke gegeben hat, hatte Euch Beide ohne Zweifel zu denselben Ereignissen vorbehalten. Denn ich hatte mich nicht getäuscht: die Linien der Hand und die Gestirne des Himmels waren für Euch Beide dieselben. Ich will übrigens nicht sagen, es finde keine Verschiedenheit in den einzelnen Umständen von Eurer Beider Leben statt, die vorherrschende Thatsache aber, welche es charakterisiert, ist dieselbe. Ich habe den Grafen von Montgommery einst aus dem Auge verloren, dennoch aber weiß ich, daß eine von meinen Weissagungen sich für ihn verwirklicht hat. Er hat den König mit einem Feuerbrand an der Stirne verwundet. Ob sein übriges Geschick in Erfüllung gegangen ist, weiß ich nicht. Ich kann nur behaupten, daß das Unglück und der Tod, wodurch er bedroht war, auch Euch bedrohen!«

      »Ist es möglich?« sagte Gabriel.

      »Hier, gnädiger Herr,« sprach Nostradamus, indem er dem Vicomte d’Ermès ein

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