Die beiden Dianen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die beiden Dianen - Александр Дюма страница 36
»Jesus! mein Kind würde sterben!« rief Aloyse.
»Es wäre wenigstens Gefahr vorhanden, daß wieder eine Hirnentzündung einträte,« sprach Nostradamus. »Doch es gibt immer Mittel, vor seinen Augen einen Schimmer der Hoffnung glänzen zu lassen. Er würde nach der entferntesten, nach der flüchtigsten Möglichkeit greifen und wäre gerettet.«
»Dann wird er gerettet,« sprach Aloyse mit düsterer Miene, »ich werde meineidig, doch er wird gerettet sein. Herr Nostradamus, ich danke Euch.«
Es verging eine Woche und Gabriel schien seinen Geist, wenn nicht zu finden, doch wenigstens zu suchen. Seine noch irren und ausdruckslosen Augen befragten die Gesichter und die Gegenstände; dann fing er an die Bewegungen zu unterstützen, die zu denen man ihm helfen wollte, sich allein aufzurichten, und den Trank zu nehmen, den ihm Nostradamus reichte.
Aloyse stand unermüdlich zu seinen Häupten und wartete.
Nach Verlauf einer weiteren Woche konnte Gabriel sprechen. Es war noch nicht völlig Licht in dem Chaos seines Verstandes; er sprach nur unzusammenhängende Worte ohne Folge, welche jedoch Bezug auf Thatsachen seines vergangenen Lebens hatten. Mehr noch, Aloyse zitterte, wenn der Arzt da war, er könnte eines von seinen Geheimnissen erraten.
Sie täuschte sich nicht gänzlich in ihren Befürchtungen, und eines Tags rief Gabriel in seinem fieberhaften Schlafe in Gegenwart von Nostradamus:
»Sie glauben, ich heiße Vicomte d’Ermès. Nein, nein, nehmt Euch in Acht! Ich bin der Graf von Montgommery.«
»Der Graf von Montgommery!« sprach Nostradamus von einer Erinnerung berührt.
»Stille!« sagte Aloyse, indem sie einen Finger an ihre Lippen legte.
Doch Nostradamus ging weg, ohne daß Gabriel ein Wort beigefügt hatte, und da am andern Tag und an den folgenden Tagen der Arzt nicht mehr von den dem Kranken entschlüpften Worten sprach, so befürchtete Aloyse, darauf zurückkehrend, seine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was Gabriel zu verbergen ein Interesse haben konnte. Dieser Vorfall schien daher für Beide vergessen.
Bei Gabriel ging es immer besser; er erkannte Aloyse und Martin-Guerre; er verlangte nach dem, was er brauchte, er sprach mit einer traurigen Weichheit, welche glauben ließ, er habe seine Vernunft endlich wieder erlangt.
Eines Morgens, an dem Tag, wo er zum ersten Male aufstand, sprach er zu Aloyse:
»Amme, der Krieg?«
»Welcher Krieg?«
»Der Krieg gegen Spanien und England?«
»Oh! gnädiger Herr, man hört nur klägliche Erzählungen davon. Durch zwölftausend Mann Engländer verstärkt sind die Spanier, wie man sagt, in der Picardie eingefallen. Man schlägt sich auf der ganzen Grenze.«
»Desto besser,« versetzte Gabriel.
Aloyse schrieb diese Antwort einem Rest vom Delirium zu. Am andern Tag aber sprach Gabriel mit vollkommener Geistesgegenwart:
»Ich habe Dich gestern nicht gefragt, ob Herr von Guise aus Italien zurückgekommen ist?«
»Er ist unter Weges, gnädiger Herr,« antworte Aloyse erstaunt.
»Das ist gut. Welchen Tag des Monats haben wir heute?«
»Dienstag den vierten August, gnädiger Herr.«
»Am siebenten ist es also zwei Monate, daß ich mich auf mein Schmerzensbette niedergelegt habe.«
»Oh! wie erinnert sich der gnädige Herr dessen?« rief Aloyse zitternd.
»Ja, ich erinnere mich, Aloyse, ich erinnere mich; aber,« fügte er traurig bei, »wenn ich nichts vergessen habe, so scheint es mir dagegen, daß man mich vergessen hat; Niemand ist gekommen, um sich nach mir zu erkundigen, Aloyse?«
»Doch, gnädiger Herr,« erwiderte mit zitternder Stimme Aloyse, welche ängstlich auf dem Gesichte ihres jungen Gebieters die Wirkung ihrer Worte verfolgte, »eine Zofe Namens Jacinthe kam zweimal jeden Tag, um sich nach Eurem Befinden zu erkundigen. Aber seit vierzehn Tagen, seitdem sich eine merkliche Besserung erklärt hat, kommt sie nicht mehr.«
»Sie kommt nicht mehr! . . . und weißt Du warum, Amme?«
»Ja, gnädiger Herr. Ihre Gebieterin hat, wie mir Jacinthe das letzte Mal sagte, vom König die Erlaubniß erhalten, sich wenigstens bis zum Ende des Krieges in ein Kloster zurückzuziehen.«
»Wahrhaftig!« sagte Gabriel mit einem sanften, schwermüthigen Lächeln.
Und während eine Thräne, die erste, die er seit zwei Monaten vergoß, langsam über seine Wange floß, fügte er bei:
»Theure Diana!«
»Oh! gnädiger Herr,« rief Aloyse außer sich vor Freude, »Ihr habt diesen Namen ausgesprochen, ohne eine Erschütterung, ohne darüber ohnmächtig zu werden. Meister Nostradmus hat sich getäuscht. Der gnädige Herr ist gerettet, der gnädige Herr wird leben, und ich brauche meinen Schwur nicht zu brechen.«
Man sieht, daß die arme Amme vor Freude verrückt war, aber Gabriel verstand zum Glück nur ihre letzten Worte. Mit einem bittern Lächeln erwiderte er:
»Ja, ich bin gerettet, und dennoch, meine gute Aloyse, werde ich nicht leben.«
»Wie so, gnädiger Herr?« fragte Aloyse, an allen Gliedern zitternd.
»Der Körper hat muthig Widerstand geleistet,« antwortete Gabriel, »doch die Seele, Aloyse, glaubst Du, die Seele sei nicht tödtlich verletzt? Es ist wahr, ich werde mich von dieser langen Krankheit erholen, und ich lasse mich heilen, wie Du siehst. Doch zum Glück schlägt man sich auf der Grenze, ich bin Kapitän der Garden, und mein Platz ist da, wo man sich schlägt. Sobald ich zu Pferde steigen kann gehe ich dahin, wo mein Platz ist . . . Und in der ersten Schlacht, die ich mitmache, Aloyse, werde ich es so einrichten, daß ich nicht mehr zurückzukommen brauche.«
»Heilige Jungfrau! Ihr werdet Euch tödten lassen! Und warum dies, gnädiger Herr, warum dies?«
»Warum? weil Frau von Poitiers geschwiegen hat, Aloyse, weil Diana vielleicht meine Schwester ist, und weil ich Diana liebe; weil der König vielleicht meinen Vater hat ermorden lassen, und weil ich den König nicht ohne eine Gewißheit bestrafen kann. Da ich nun weder meinen Vater rächen, noch meine Schwester heirathen kann, so weiß ich nicht, was ich auf der Welt zu thun hätte. Deshalb will ich sie verlassen.«
»Nein, Ihr werdet sie nicht verlassen,« sprach Aloyse mit dumpfem Tone und düsterer Miene. »Ihr werdet sie nicht verlassen, gerade weil Ihr viel zu thun habt, weil Euch ein schreckliches Geschäft obliegt, dafür stehe ich Euch. Doch hiervon werde ich mit Euch erst an dem Tag sprechen, wo Ihr völlig wiederhergestellt seid, und wo mir Meister Nostradamus die Versicherung gibt, daß Ihr mich hören könnt, und daß Ihr Kraft dazu habt.«
Dieser Tag kam am Dienstag der darauf folgenden Woche. Gabriel ging seit drei Tagen aus, um sein Feldgeräth in Ordnung bringen zu lassen und Vorbereitungen zu seiner Abreise zu treffen, und Nostradamus hatte