Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма страница 31
Balsamo lächelte als ein Mann, der den Menschen kennt und weiß, daß es keine Entfernung gibt, die das Herz nicht überspringt, und wäre diese Entfernung ein Abgrund.
»Und was macht er unten an der Treppe?«
»Warten Sie, er trennt die Hände von seiner Stirne, er klammert sich an dem Geländer an, er erhebt sich, er steigt aufwärts.«
»Wohin geht er?«
»Hierher. Es ist gleichgültig, er wird es nicht wagen, einzutreten.«
»Warum wird er es nicht wagen, einzutreten?«
»Weil er Furcht hat,« sprach Andrée mit einem Lächeln der Verachtung.
»Aber er wird horchen.«
»Gewiß; er nähert sein Ohr der Thüre, er horcht.«
»Er ist Ihnen wohl lästig?«
»Ja, weil er hören kann, was ich sage.«
»Und ist er im Stande, Mißbrauch davon zu machen, selbst gegen Sie, die er liebt?«
»Ja, in einem Augenblick des Zornes oder der Eifersucht; oh! ja, in einem solchen Augenblick ist er zu Allem fähig,«
»Dann entledigen wir uns seiner,« sprach Balsamo.
Und er ging geräuschvoll auf die Thüre zu.
Ohne Zweifel war die Stunde des Muthes für Gilbert noch nicht gekommen, denn bei dem Geräusch der Tritte von Balsamo schwang er sich aus Furcht, ertappt zu werden, rittlings auf das Geländer und ließ sich bis zur Erde hinabgleiten.
Andrée stieß einen schwachen Schrei des Schreckens aus.
»Hören Sie auf, nach jener Seite zu sehen,« sprach Balsamo, zu Andrée zurückkehrend. »Gewöhnliche Verliebtheiten sind Dinge von geringer Wichtigkeit. Sprechen Sie mir vom Baron von Taverney, wollen Sie?«
»Ich will Alles, was Sie wollen,« sagte Andrée mit einem Seufzer.
»Er ist also sehr arm, der Baron?«
»Sehr arm.«
»Zu arm, um Ihnen eine Zerstreuung zu gewähren?«
»So ist es.«
»Sie langweilen sich also in diesem Schlosse?«
»Zum Sterben.«
»Sie haben vielleicht Ehrgeiz?«
»Nein.«
»Sie lieben Ihren Vater?«
»Ja,« sprach das Mädchen mit einem gewissen Zögern.
»Gestern Abend kam es mir jedoch vor, als läge eine Wolke über dieser kindlichen Liebe?« versetzte Balsamo lächelnd.
»Ich grolle ihm, daß er auf eine tolle Weise das ganze Vermögen meiner Mutter verschwendet hat, so daß der arme Maison-Rouge in der Garnison verschmachtet und den Namen unserer Familie nicht mehr würdig führen kann.«
»Wer ist Maison-Rouge?«
»Mein Bruder Philipp.«
»Warum nennen Sie ihn Maison-Rouge?«
»Weil dies der Name eines uns gehörigen Schlosses ist, oder vielmehr war, und die Aeltesten der Familie diesen Namen bis zum Tode ihres Vaters führten; dann heißen sie Taverney.«
»Und Sie lieben Ihren Bruder?«
»Oh ja! sehr! sehr!«
»Mehr als Alles?«
»Mehr als Alles.«
»Und warum lieben Sie ihn so leidenschaftlich, während Sie Ihren Vater nur mäßig lieben?«
»Weil er ein edles Herz ist, weil er sein Leben für mich geben würde.«
»Während Ihr Vater?« . . .
Andrée schwieg.
»Sie antworten nicht?«
»Ich will nicht antworten.«
Ohne Zweifel hielt es Balsamo nicht für geeignet, den Willen des Mädchens zu zwingen. Vielleicht wußte er auch schon über den Baron Alles, was er wissen wollte.
»Und wo ist in diesem Augenblick der Chevalier von Maison-Rouge?«
»Sie fragen mich, wo Philipp sei?«
»Ja.«
»Er ist in Garnison in Straßburg.«
»Sehen Sie ihn in diesem Augenblick?«
»Wo dies?«
»In Straßburg.«
»Ich sehe ihn nicht.
»Kennen Sie die Stadt?«
»Nein.«
»Ich kenne sie; suchen wir mit einander, wollen Sie?«
»Gewiß will ich.«
»Ist er im Schauspiel?«
»Nein.«
»Ist er im Café de la Place, mit den andern Officieren?«
»Nein.«
»Ist er in sein Zimmer zurückgekehrt? Sie sollen das Zimmer Ihres Bruders sehen.«
»Ich sehe nichts. Ich glaube, er ist nicht mehr in Straßburg.«
»Kennen Sie den Weg?«
»Nein.«
»Gleichviel! ich kenne ihn; verfolgen wir denselben. Ist er in Saverne?«
»Nein.«
»Ist er in Saarbrück?«
»Nein.«
»Ist er in Nancy?«
»Warten Sie, warten Sie!«
Andrée sammelte sich; ihr Herz schlug, daß die Brust hätte zerspringen sollen.
»Ich sehe! ich sehe!« sprach sie mit einem freudigen Ausbruche; »oh! lieber Philipp, welch’ ein Glück!«
»Was gibt es denn?«
»Lieber Philipp!« fuhr Andrée fort, deren Augen vor Freude funkelten.
»Wo ist er?«
»Er reitet durch eine Stadt, die ich vollkommen kenne.«
»Durch welche Stadt?«
»Nancy! Nancy! wo ich im Kloster war.«
»Sind