Der Mondstein. Уилки Коллинз

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Der Mondstein - Уилки Коллинз

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style="font-size:15px;">      »Vater,« sagte Penelope ernsthaft, »es giebt nur eine Erklärung für die Sache Rosanna hat sich beim ersten Anblick in Herrn Franklin Blake verliebt.« Daß junge Mädchen sich beim ersten Anblick eines Mannes sterblich in denselben verlieben, ist nichts unerhörtes. Aber ein Hausmädchen aus einer Besserungs-Anstalt, mit einem häßlichen Gesicht und einer verwachsenen Schulter, das sich beim ersten Anblick in einen Herrn verliebt, der in das Haus ihrer Herein kommt, um dieser einen Besuch abzustatten, – etwas so Absurdes würde Einer doch in allen Erzählungen der gesamten Christenheit vergebens suchen. Ich lachte, daß mir die Thränen über die Backen herabliefen. Penelope schien meine Heiterkeit merkwürdig unangenehm zu berühren. »Ich habe nie gewußt, daß Du so grausam sein könntest, Vater,« sagte sie mit sanfter Stimme und ging hinaus. Diese Worte meiner Tochter wirkten auf mich, wie wenn mich Jemand mit kaltem Wasser übergossen hätte. Ich war angehalten über mich selber, daß mich ihre Worte in dem Augenblick, wo sie sie ausgesprochen, so unangenehm berührt hatten – aber es war einmal so. Ich denke, meine Leser werden nichts dagegen haben, wenn ich diesen Gegenstand wieder verlasse. Ich bedaure, daß ich mich habe hinreißen lassen, überhaupt auf denselben einzugehen, und das nicht ohne Grund, wie meine Leser bald sehen werden.

      Der Mittag kam heran, und die Mittagsglocke erklang, bevor Herr Franklin von Frizinghall zurückgekehrt war. Ich brachte das warme Wasser, das ihm bei seiner Toilette vor Tisch dienen sollte, selbst auf sein Zimmer, in der Erwartung, von ihm zu hören, was die auffallende Verzögerung seiner Rückkehr verursacht habe. Zu meiner größten Enttäuschung (und ohne Zweifel auch zur Enttäuschung meiner Leser) war nichts Besonderes vorgefallen. Er war weder auf dem Hin-, noch auf dem Rückwege den Indiern begegnet. Er hatte den Mondstein in der Bank deponirt, indem er denselben nur als einen sehr kostbaren Gegenstand bezeichnete, und hatte den Empfangschein dafür unversehrt in der Tasche. Ich ging wieder hinunter, in dem Gefühl, daß dies ein ziemlich flauer Abschluß all’ unserer Aufregung vom Vormittage in Betreff des Diamanten sei.

      Ueber das Wiedersehen Herrn Franklins mit seiner Tante und seiner Nichte kann ich nichts sagen.

      Ich hätte viel darum gegeben, an jenem Tage bei Tische aufwarten zu dürfen. Aber in meiner Stellung im Hause bei großen Festlichkeiten bei Tisch aufwarten, hätte meine Würde in den Augen der übrigen Dienstboten herabsetzen geheißen, und zu einer solchen Herabsetzung fand mich Mylady schon ohnedies nur zu geneigt. Die Nachrichten, die an jenem Abend aus den oberen Regionen zu mir gelangten, erhielt ich durch Penelope und den Diener. Penelope bemerkte, daß sie Fräulein Rachel nie so eigen auf ihre Frisur und nie so hübsch und freundlich gesehen habe, als da sie an jenem Tage in das Wohnzimmer trat, um Herrn Franklin zu empfangen. Der Diener berichtet, daß ihm in seinem ganzen Dienst noch nie zwei so schwer zu vereinbarende Dinge vorgekommen seien, wie die Beobachtung einer ehrfurchtsvollen Haltung in Gegenwart seiner Herrschaft und die Bedienung Herrn Franklin Blake’s bei Tische. Später am Abend spielten und sangen sie Duette, Herr Franklin mit hoher, Fräulein Rachel mit noch höherer Stimme. Mylady begleitete sie am Clavier und folgte ihnen so zu sagen über Stock und Stein und brachte sie in einer Weise glücklich ans Ziel, die auf der Terrasse durch das geöffnete Fenster höchst lieblich anzuhören war. Noch später ging ich ins Rauchzimmer, wo Herr Franklin mit seinem Sodawasser und Cognac vor sich saß, und wie ich fand durch Fräulein Rachel von seinem Gedanken an den Diamanten völlig abgebracht war. »Sie ist das reizendste Mädchen, das ich gesehen habe, seit ich nach England zurückgekehrt bin,« war Alles, was aus ihm herauszubringen war, als ich es versuchte, die Unterhaltung auf ernstere Gegenstände zu lenken.

      Gegen Mitternacht ging ich, begleitet von meinem Adjutanten (dem Diener Samuel) wie gewöhnlich durch das Haus, um die Thüren zu verschließen. Als so alle Thüren, mit Ausnahme der auf die Terrasse führenden Seitenthür, geschlossen waren, schickte ich Samuel zu Bett und ging hinaus, um noch etwas frische Luft zu schöpfen, bevor ich selbst zu Bette ging. Die Nacht war still und der Mond stand voll am Himmel. Es war draußen so ruhig, daß ich von Zeit zu Zeit ganz schwach und leise das Rauschen des Meeres hörte, wie sich die Wellen über die Sandbank an der Mündung unserer kleinen Bucht ergossen. Nach der Lage des Hauses war die Seite nach der Terrasse hin im tiefen Schatten, aber das volle Mondlicht fiel auf den Kiesweg, der dicht neben der Terrasse hinführte. Als ich auf diesem Weg hinaus sah, nachdem ich zuvor zum Himmel hinaufgeblickt hatte, bemerkte ich den Schatten einer Person, der von der Ecke der hinteren Seite des Hauses her durch das Mondlicht geworfen wurde. Alt und schlau wie ich bin, hütete ich mich wohl zu rufen, da ich aber auch leider alt und schwerfällig bin, so verriethen mich meine Fußtritte auf dem Kies. Bevor ich mich, wie ich es beabsichtigte, rasch um die Ecke hatte stehlen kennen, hörte ich leisere Fußtritte als die meinigen, und wie mir vorkam von mehr als Einem Paar Füßen, sich eilig entfernen. In dem Augenblick wo ich die Ecke erreicht hatte, waren die Eindringlinge, wer sie auch gewesen sein mochten, ins Gebüsch an der anderen Seite des Weges gelaufen und wurden durch die dort stehenden dicken Bäume und Büsche verdeckt. Aus dem Gebüsch konnten sie leicht über unser Stacket auf die Landstraße gelangen. Wenn ich vierzig Jahre jünger gewesen wäre, wäre es mir vielleicht gelungen, sie zu fassen, bevor sie unsern Grund und Boden verlassen hätten. So aber ging ich zurück, um ein Paar jüngere Beine als die meinigen in Bewegung zu setzen. Ohne irgend Jemand zu stören, nahmen Samuel und ich ein Paar Gewehre und durchsuchten die Umgebungen des Hauses und das Gebüsch. Nachdem wir uns vergewissert hatten, daß kein Mensch sich mehr auf unserm Grund und Boden herumtreibe, kehrten wir zurück. Als wir wieder über den Weg kamen, aus dem ich den Schatten gesehen hatte, bemerkte ich jetzt zum ersten Male einen kleinen, auf dem reinlichen Kies liegenden, im Mondlicht glänzenden Gegenstand. Ich nahm denselben auf und fand, daß es eine kleine Flasche war, welche eine dicke, süßriechende und tintenschwarze Flüssikeit enthielt.

      Ich sagte Samuel nichts davon. Aber dessen eingedenk, was Penelope mir über die Jongleurs erzählt, wie sie Tinte in die hohle Hand des Knaben gegossen hatten, argwöhnte ich auf der Stelle, daß ich die drei Indier nächtlicher Weile um das Haus herumlungernd, bei der Ausführung ihres heidnischen Planes, den Diamanten ausfindig zu machen, aufgestört hatte.

      Achtes Capitel

      Hier finde ich es nöthig, einen Augenblick in meiner Erzählung inne zu halten.

      Meine eigenen Erinnerungen und Penelopes Tagebuch, das ich zu Rathe gezogen habe, machen es zulässig, über die Zeit zwischen Herrn Franklin Blakes Ankunft und Fräulein Rachels Geburtstag rasch hinwegzugehen. Denn während dieser Zeit gingen die Tage meistentheils ohne bemerkenswerthe Ereignisse vorüber.

      Mit der gütigen Erlaubniß des Lesers werde ich also hier unter Penelopes Beihilfe nur einige Daten verzeichnen; und behalte mir die Wiederaufnahme der tageweisen Erzählung der Geschichte bis zu dem Zeitpunkte vor, wo die Mondstein-Affaire die wichtigste Angelegenheit für Jedermann in unserem Hause wurde.

      Nachdem ich das vorangeschickt habe, können wir jetzt wieder fortfahren, indem wir zunächst auf die Flasche mit süßriechender Tinte, die ich in jener Nacht aus dem Kieswege fand, zurückkommen.

      Am nächsten Morgen (den 26.) zeigte ich dieses Jongleurding Herrn Franklin und erzählte ihm davon, was dem Leser bereits bekannt ist. Nach seiner Meinung hatten die Indier es bei ihrem Herumtreiben nicht nur auf den Diamanten abgesehen, sondern waren wirklich thörigt genug, an ihren eigenen Zauber zu glauben, womit er das Bestreichen des Kopfes und das Ausgießen der Tinte in der Hand des Knaben meinte, welches diesen befähigen sollte, Dinge und Personen zu sehen, die für ein gewöhnliches Auge nicht sichtbar seien. Herr Franklin belehrte mich, daß es nicht nur im Orient, sondern auch in unserem eigenen Lande Leute gebe, die diesen sonderbaren Hokuspokus (wenn auch ohne die Tinte) treiben und denselben mit einem französischen Namen bezeichnen, der ungefähr so viel bedeutet wie Hellseherei.

      »Ganz gewiß,« sagte Herr Franklin, »rechneten die Indier fest darauf, daß wir den Diamanten hier behalten würden, und brachten darum den clairvoyanten Jungen her, damit er ihnen die Stelle zeige, wo der Diamant liege, für den Fall, daß es ihnen in voriger Nacht gelingen sollte, sich in das Haus zu schleichen.«

      »Glauben

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