Die Heirath im Omnibus. Уилки Коллинз
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Читать онлайн книгу Die Heirath im Omnibus - Уилки Коллинз страница 16
»Nein, kommen Sie nicht hierher, Sir, ich bitte Sie! Ich hätte Ihnen überhaupt Nichts sagen sollen.«
»Fürchtet Nichts; Ihr sollt nicht bereuen, mir es gesagt zu haben. Ich verspreche Euch Alles, was ich vorhin versprochen habe, jetzt nochmals. Auf Wiedersehen! und Vergeßt nicht, jetzt kein Wort zu Miß Margarethen zu sagen, so lange ich sie nicht gesehen habe.«
Während ich mich nun beeilte, nach Hause zurückzukehren, hörte ich die Köchin einige Schritte mir nachlaufen, dann stehen bleiben, umkehren und die Gartenthür leise hinter sich verschließen. Augenscheinlich hatte sie sich noch ein Mal an Miß Miargarethe’s Stelle gedacht, und jeder Gedanke, den Widerstand weiter zutreiben, hatte sie verlassen.
Niemals war Clara mir freundlicher aufmerksamer erschienen als an diesem Morgen, wo wir uns alle drei, mein Vater, sie und ich, am Frühstückstische vereinigt sahen. Gegenwärtig entsinne ich mich mit Beschämung – und ich mache mir bittere Vorwürfe darüber – der geringen Aufmerksamkeit, die ich ihr erwies, der wenigen Worte, die ich an sie richtete, und der Schroffheit, mit welcher ich mich weigerte, sie diesen Nachmittag in Gesellschaft zu begleiten.
Mein Vater war in die Betrachtung irgend einer Geschäftsangelegenheit versenkt. Meine Schwester wollte ihn nicht stören und richtete daher an mich mit ihrer sanften Stimme jene gewohnten Fragen und Bemerkungen, die der Morgen mit sich brachte.
Ich hörte kaum darauf und antwortete in ausweichender Weise.
Als das Frühstück beendet war, verließ ich das Haus, ohne weiter ein Wort zu sagen. Als ich die die Stufen des kleinen Perrons vor dem Hause hinunterging, wendete ich mechanisch den Kopf nach dem Fenster des Speisezimmers.
Clara stand daran und sah mir nach. Derselbe Ausdruck träumerischer Unruhe, welchen ich schon am Abende vorher in ihren Zügen bemerkt, war denselben auch jetzt wieder aufgeprägt. Sie lächelte, als ihre Augen den meinigen begegneten, aber dieses peinliche und ein wenig erzwungene Lächeln gab ihr eine ganz andere Miene als welche sie gewöhnlich hatte. Sie machte in diesem Augenblicke keinen Eindruck auf mich; denn mein Herz mein Urtheil, mein ganzes Gemüth waren nur auf mein bevorstehendes Zusammentreffen mit Margarethen gerichtet Nach dieser Richtung hin fühlte ich eine Uberfülle von Leben und Feuer in mir, gegen alles Andere war ich kalt, stumpfsinnig und gleichgültig.
Beinahe eine Stunde vor der bestimmten Zeit war ich schon in Hollyoak Square. Von Ungeduld gefoltert, gönnte ich mir keinen Augenblick Ruhe.
Ich schritt auf dem Platze hin und her und machte lange Umwege durch die nächstgelegenen Gassen, während ich alle Viertelstunden auf der Uhr einer benachbarten Kirche schlagen hörte, und mechanisch beschleunigte ich den Schritt, so wie die erwartete Stunde heranrückte.
Endlich hörte ich den ersten Schlag jener für mein Schicksal ewig denkwürdigen Stunde. Ehe noch der elfte erscholl, stand ich der Eingangsthür der Nordvilla gegenüber.
Es vergingen fünf Minuten, dann zehn aber Niemand kam zum Vorscheine. In meiner Ungeduld hätte ich gern heftig die Klingel gezogen, um trotz der Begegnungen, die mir vielleicht bevorstanden, und alles Dessen, was geschehen konnte, in’s Haus zu dringen.
Es schlug ein Viertel auf Zwölf, und in diesem Augenblicke hörte ich die Thür sich öffnen und sah Margarethen mit der Dienerin, mit welcher ich gesprochen, die kleine Terrasse herabkommen.
Sie durchschritten langsam die Gartenthür und gingen über den Square in einer meinem Standorte entgegengesetzten Richtung; aber ich hatte Zeit, den verstohlenen Blick zu erhaschen, den die Dienerin mir zuwarf.
Die junge Dame schien mich nicht gesehen zu haben.
Im ersten Augenblicke bemächtigte sich meiner eine solche Aufregung, daß ich buchstäblich nicht im Stande war, die Füße fortzusetzen. Nach wenigen Augenblicken jedoch gewann ich den Gebrauch meiner Glieder wieder und eilte den Beiden schnell nach, bevor sie sich in einem belebten Theile der Nachbarschaft befanden.
Als ich ihnen ganz nahe war, drehte Margarethe sich rasch um und sah mich mit Augen an, in welchen sich eben so viel Zorn als Erstaunen malte.
Einen Augenblick später ward ihr reizendes Gesichts von« einer lebhaften glühenden Röthe überzogen. ihr Kopf senkte sich ein wenig. Sie schien zu zögern, dann begann sie mit noch»rascherem Schritte weiterzugehen. Dachte sie an mich? Schon diese Vermuthung machte mich dreist und –
Nein, ich, kann nicht die Worte niederschreiben, welche ich an sie richtete. Seht, wenn ich bedenke, wohin diese verhängnisvolle Begegnung führte, fühle ich seine mit Entsetzen gemischte Scham, welche mich abhält die Worte, mit welchen ich ihr meine Liebe erklärte, Andern wieder zusagen oder ihnen eine dauernde Form zu geben. Vielleicht ist es verletzter, krankhafter, elender Stolz, aber er beherrscht mich.
Nach Dem, was geschehen ist, scheue ich mich, mit der Feder und in Gedanken mir selbst Alles zu wiederholen, was ich zu Margarethen sagte. Bis jetzt habe ich mich mit strengem Freimuthe ausgesprochen. Ich habe mir zur Pflicht gemacht, meine Eigenliebe der Wahrhaftigkeit meiner Bekenntnisse zu opfern. So wie ich weiterkommen werde und überall – ausgenommen an dieser Stelle meiner Geschichte – bin ich sicher, daß ich vor Nichts zurückbeben, sondern vielmehr in alle nothwendige Einzelheiten eingehen und meiner Eigenliebe Zwang anthun werde.
Hier aber, auf dem Punkte, wo ich jetzt mit meiner Erzählung stehe, wo, wie es scheint, mir die geringsten Einzelheiten am leichtesten in die Erinnerung zurückkehren und von mir ohne Anstrengung erzählt werden müßten, hier muß ich zum ersten und zum letzten Male abkürzen und schnell darüberhin gehen.
Ich behaupte nicht, daß ich diesen Widerwillen durch gute Gründe rechtfertigen könnte, aber ich kann und will diese nicht analysiren.
Ich ließ es auf jede Gefahr ankommen und redete Margarethen an. Meine Worte konnten verworren sein, aber es war unmöglich, darin die Stimme des Herzens zu verkennen.
In Zeit von wenigen Minuten theilte ich ihr Alles mit, was ich hier mühsam auf so viele Blätter niedergeschrieben – ich sagte ihr noch mehr. Ich bediente mich meines Namens, meines gesellschaftlichen Ranges – die Gluth der Scham steigt mir jetzt noch in die Wangen, wenn ich daran denke – um ihrer mädchenhaften Eitelkeit zu schmeicheln, um sie zu bestimmen, meinem Bekenntnisse aus Rücksicht aus meinen Rang, wenn nicht aus Rücksicht für meine Leidenschaft, Gehör zu leihen, obgleich diese Leidenschaft sich auf vollkommen ehrenwerthe Weise kund gab.
Niemals vorher hatte ich Etwas aus so gemeine Weise berechnet; niemals hatte ich die Vorzüge meiner Geburt benutzt, um Etwas zu erlangen, das ich nicht durch mich selbst erlangen zu können fürchtete.
Man hat Recht, wenn man sagt, daß die Liebe höher erhebt als andere Leidenschaften, aber es ist auch wahr, daß sie tiefer erniedrigen kann.
Auf all’ meine feurigen Worte gab Margarethe verworrene, nichtssagende, ziemlich erkältende Antworten. Ich setzte sie in Erstaunen; ich schreckte sie Es sei, sagte sie, unmöglich, daß sie solche Worte aus dem Munde eines Mannes anhöre, der ihr vollständig fremd sei. Es sei Unrecht von mir, sie aus diese Weise anzureden, und Unrecht von ihr, daß sie stehen bleibe, um mich zu hören. Ich solle des Anstands eingedenk sein, den ein Mann wie ich stets achte. Ich dürfe solche Erklärungen ihr gegenüber nicht wieder erneuern. Ich wisse ja Nichts von ihr und es wäre unmöglich, daß sie sich in so kurzer Zeit meines Gemüthes in diesem Grade bemächtigt hätte. Sie bäte mich daher, sie ihren Weg ungehindert weiter fortsetzen zu lassen.
So sprach sie, indem sie bald stehen blieb, bald wieder