Die Heirath im Omnibus. Уилки Коллинз

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Die Heirath im Omnibus - Уилки Коллинз

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Wollen Sie mir einen Vorwurf daraus machen, daß ich spreche, wie ich denke?«

      Sie gab keine Antwort.

      »Gesetzt, dieser Unterschied des Ranges, den Sie unglücklicher Weise zum Einwande benutzen, bestünde nicht, würden Sie mir dann eben so kalt wie jetzt sagen, daß ich nicht hoffen soll? daß ich mich enthalten soll, mit Ihnen zu sprechen?

      Ich hätte diese Frage nicht an sie stellen sollen. Sie war zwecklos, denn der Unterschied des Range bestand, deswegen nicht weniger.

      »Vielleicht bin ich Ihnen zu spät begegnet. Vielleicht sind Sie schon –«

      »Nein, o nein!«.

      Sie schwieg, nachdem diese Worte ihren Lippen entschlüpft waren.

      Dasselbe lebendige Incarnat, welches ich schon auf ihrem Antlitze gesehen, kam in diesem Augenblicke wieder zum Vorscheine. Offenbar fühlte sie, daß sie diese Worte thörigter Weise gesprochen und daß sie mir eine Antwort in einem Falle gewährt, wo ich den Regeln des weiblichen Liebes-Codex zufolge nicht das Recht hatte, eine zu erwarten.

      In diesem Augenblicke war die Schönheit ihres Gesichts eine so bezaubernde, daß ich, ganz in ihren Anblick versunken, nicht sprechen konnte. Sie brach zuerst das Schweigen mit der Bitte, daß ich mich entfernen möchte und indem sie mich beschuldigte – hier ward aber ihre Stimme matt und gebrochen – dadurch, daß ich mich bei ihr eingeschlichen, eine Indelicatesse begangen zu haben, welche sie von mir nicht erwartet hätte.

      »Ich werde Ihre Achtung wiedergewinnen,« sagte ich, indem ich rasch die günstige Deutung ihrer letzten Worte erfaßte, »wenn ich Sie das nächste Mal und zwar fortan immer mit der Erlaubniß Ihres Vaters besuche.«

      Sie sah mich an und gleichzeitig malte sich eine gewisse Unruhe in ihren Augen.

      »Ja, Margarethe,« fuhr ich fort, »denn ich muß Sie Margarethe nennen, vielleicht wird es mir bald gestattet sein, theure Margarethe zu sagen – noch heute werde ich an Ihren Vater schreiben, um ihn um eine Unterredung unter vier Augen zu bitten. Ich werde ihm genau sagen, was ich Ihnen gesagt habe. Er soll wissen, mit welcher vollkommenen Würde Sie meine ersten Eröffnungen aufgenommen haben, aber es gab kein anderes Mittel, mich zu erklären. Ich werde ihm sagen, daß Sie in Folge Ihrer Schönheit, Ihrer Herzensgüte und alles Dessen, was die reinsten Huldigungen der Männer erwecken und ihr Glück sichern kann, einen Rang einnehmen, der hoch über dem meinigen steht und der übrigens auch der einzige ist, den ich mit Neid betrachte.«

      Ein Lächeln, welches sie sich vergebens bemühte zu unterdrücken, umspielte ihre Lippen.

      »Ja, das werde ich thun,« hob ich wieder an.

      »Sehen Sie vielleicht voraus, wie seine Antwort lauten wird? Ich werde nicht eher Abschied von ihm nehmen als bis ich eine günstige erlangt habe, und wie wird dann die Ihrige lauten? Ein Wort, Margarethe, ein einziges Wort und ich verlasse Sie.«

      Ich versuchte zum zweiten Male ihre Hand zu ergreifen, aber sie machte sie rasch wieder los, sah mir eine Secunde lang in’s Gesicht – wie beredt war dieser Blick! – und eilte dann schnell in das Haus hinein.

      Was konnte ich mehr wünschen? Konnten die natürliche Zurückhaltung und Bescheidenheit eines jungen Mädchens mir mehr gewähren? Sobald ich wieder nach Hause zurückgekehrt war, schrieb ich an Mr. Sherwin. Auf der Adresse stand das Wort »Eigenhändig«, und ich ersuchte ihn ganz einfach, eine passende Stunde zu bestimmen, um mit mir über einen wichtigen Gegenstand zu sprechen.

      Da ich diesen Brief nicht mit der Post abschicken wollte, so vertraute ich ihn einem Boten an – nicht einem unserer Diener – dies verbot mir die Klugheit – und sagte meinem Manne, daß er die Antwort und, im Falle von Mr. Sherwin’s Abwesenheit, die Rückkunft desselben erwarten solle.

      Nach einer langen Frist – lang für mich, denn meine Ungeduld verwandelte die Minuten in Stunden – empfing ich eine Antwort auf Papier mit Goldsehnitt und von gemeiner Hand geschrieben, wenigstens ließ sich dies aus den Verzierungen schließen, mit denen die Schrift. überladen war.

      Mr. Sherwin grüßte mich darin ehrerbietigst und antwortete mir, daß er die Ehre haben werde, mich den nächstfolgenden Tag um fünf Uhr Nachmittags in der Nordvilla zu empfangen, wenn mir diese Zeit gelegen sei.

      Ich faltete den Brief wieder sorgfältig zusammen.

      Er war mir beinahe eben so kostbar als ein Billet von Margarethen selbst. Ich verbrachte eine schlaflose Nacht, indem ich bei mir alle möglichen Eventualitäten in Bezug auf meine morgende Besprechung überlegte. Ich kannte Mr. Sherwin’s Charakter nicht im Mindesten, und dennoch mußte ich ihm ein Geheimniß anvertrauen, welches ich nicht einmal meinem eigenen Vater zu enthüllen wagte.

      In Bezug auf den Namen, den ich trug, und auf den Rang meines Vaters ließ jeder Vorschlag, seiner Tochter den Hof zu machen, anfangs nur ungünstige Vermuthungen aufkommen.

      Von welcher Art von Heirath sollte zwischen uns die Rede sein?

      Eine öffentliche, anerkannte Vermählung war ein Ding der Unmöglichkeit. Von einer geheimen Vermählung sprechen, war eine kritische Eröffnung, deren Folgen verderblich sein konnten.

      Vergebens dachte ich über das Problem nach. Die einzige Lösung, die ich dafür fand, war, daß es auf jede Gefahr hin das Beste sein würde, die Sprache der Aufrichtigkeit zu reden. Und konnte es mir wohl schwer fallen, aufrichtig zu sein, wenn ich meiner Leidenschaft gemäß sprach?

      Nachdem einmal diesen Entschluß gefaßt begann ich meine. Phantasie mit den Gedanken zu bezaubern welche Margarethens Bild in mir erweckte, Gedanken, die erfüllt waren von blinder Hoffnung und fieberhafter Freude, und die meinen Geist mit Ausschluß aller anderen beschäftigten.

      Erst am nachfolgenden Tage beim Herannahen der von Mr. Sherwin zu unserer Unterredung festgesetzten Stunde beschäftigten mich endlich Gedanken, die einer praktischen Richtung angehörten.

      Indem ich den Eindruck bedachte, den selbst mein Aeußeres auf ihn machen könnte, verwendete ich auf meine Toilette ganz ungewöhnliche Sorgfalt.

      Dies war aber noch nicht Alles. Ich wendete mich an einen Freund, denn ich für so discret hielt, daß er keine Fragen an mich richten würde, um ihn zu bitten, mich in einem seiner Wagen nach der Nordvilla fahren zu lassen; denn ich kannte jene den Leuten von Mr. Sherwin Classe so gemeinsame Schwäche, ein ungewöhnlich großes Gewicht auf Rang und Vermögen zu legen, und selbst von dieser Schwäche wollte ich den für mich vortheilhaftesten Nutzen ziehen.

      Mein Freund stellte mir seine Equipage sehr gern zur Verfügung, und sie holte mich meiner Instruction gemäß an der Thür eines Handelshauses ab, wohin ich mich sehr oft begab.

      Hätte ich zu diesem Zwecke den Wagen meines Vaters oder den meiner Schwester verlangt, so hätte ich zu unseren Dienern mehr Vertrauen haben müssen als ich geneigt war, ihnen zu schenken.

      Die Ereignisse, welche ich so eben erzählt, nahmen eine ganze Woche in Anspruch.

      Ward ich während dieser Zeit von neuen Befürchtungen, von neuen Ahnungen unter unserem Dach behelligt? Nein. Beschäftigte ich mich mit Dem, was Clara fühlen konnte, indem sie eine solche Veränderung in meinen Gewohnheiten gegen sie bemerkte? Nein. Während dieser ganzen Zeit liehen Hoffnung und« Eitelkeit der Liebe ihre bereitwillige Mitwirkung, und der Dunst ihres Weihrauches wiegte mein Herz in Vergessenheit aller äußeren Einflüsse, selbst ohne Ausnahme jenes süßen und solange geliebten Einflusses des Familienlebens.

      Ich stand aber noch im ersten Acte des düstern Drama’s, welches

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